California
Begegnung mit Coyote Carl & Aliens
22.09.13 05:50

Foto: Coyote im Death Valley NP, CA
Die Sache mit dem Film gestern Abend hat noch prima geklappt: Nicole Kidman in „Bewiched“ - amerikanischer geht es nicht. Was uns letzte Tage schon auffiel: hier im amerikanischen Fernsehen wird noch viel, viel mehr geworben als bei uns. 1.000 Programme - überall Werbung. Und ein Film läuft immer max. 10 Minuten, bevor wieder eine Werbeunterbrechung kommt. Irgendwann wird es zu doof und wir schalten aus.
Gut geschlafen, schnell geduscht (ganz neu: mit Drehbrausekopf, der quirlt den Staub vom Körper), zusammengepackt und auf zum Frühstück. Das Best Western hält, was es verspricht: ein wirklich erstklassiges Frühstück mit allem, was das Herz begehrt, sogar Bratkartoffeln, Mini-Hamburgerpatties, Omelettes mit Käse, Joghurt etc. Wir hätten sogar draussen in der Grünanlage frühstücken können - sehen wir hinterher. So ist es halt der Frühstücksraum mit all den Filmhelden, die in den Alabama Hills gedreht haben. Klasse Tagesbeginn.
Der Mount Whitney (4.418m hoch und damit höchster Berg der USA - ohne Alaska) strahlt in der Morgensonne. Wir verabschieden uns vom Best Western und sind nach 2 Minuten auf der Zufahrt zum Death Valley NP. Die Hwys. #136 und #190 führen uns ostwärts. 2 hohe Gebirgsketten müssen wir noch überqueren, bevor wir im Tal des Todes angekommen sind. Plötzlich geht Gabi in die Bremsen: am Straßenrand steht ein Coyote und schaut uns interessiert an. Die Kamera klickt und er scheint noch neugieriger auf uns zu sein als wir auf ihn. Manchmal habe ich den Eindruck, dass er förmlich post vor meiner Kamera, die ich vorsichtshalber aus dem Auto heraus bediene. Obwohl: ich muss gestehen, dass es mich gejuckt hat, auszusteigen - tut man aber nicht: wildes Tier, mag es auch noch so harmlos aussehen. ich freue mich aber sehr über 18 wirklich gelungene neue „Wildlife-Fotos“ in meiner Sammlung.
Die Bergketten sind ein Grund dafür, dass das Ökosystem „Death Valley“ existiert: Die vom Pazifik heranwehenden Regenwolken laden ihre feuchte Last immer schon an der Sierra Nevada ab und dann kommen noch die erwähnten 2 weiteren Barrieren. Bis ins Death Valley kommt quasi kein Niederschlag. Darüber hinaus liegt es tiefer als der Meeresspiegel und wird auch von Westen her durch Bergketten begrenzt. Die Sonne fängt sich in diesem Kessel und lässt die Luft bis zu Rekordwerten von 134 Grad Fahrenheit (56,6 Grad Celsius - heißeste je gemessene Temperatur weltweit) heiß werden. Hier wurden schon Bodentemperaturen von über 93 Grad (Celsius!) gemessen.
Unser erster längerer Stop gilt den Mesquite Flat Sand Dunes, einer Dünenlandschaft, die auch schon als Drehort für so manchen Film diente. So wurden hier z.B. die Wüstenszenen aus dem ersten Star Wars Film (Star Wars IV - wir erinnern uns: R2D2 und C3PO auf Tatuin) aufgenommen. Heute sind außer uns noch ein paar Leutchen da, die auch nur Fotos machen möchten und dann wieder schnell im gekühlten Auto verschwinden.
Das Vistor Center an der Furnache Creek Ranch ist ganz neu. Vor 2 Jahren stand hier noch ein Container. Auch der Zabriskie Point ist wieder ein paar Fotos wert. Sagenhafte Berg-Wüstenkulisse! Das Foto mit dem einsamen Wanderer gefällt mir besonders gut. Hier auf einer der Bergkuppen weht der Wind schon sehr heftig.
Das ist aber nicht zu vergleichen mit dem Orkan, der über die Klippen von Dantes View tobt. Wir glauben wirklich, vom Gipfelgrad gepustet zu werden. Hier sind wir zum ersten Mal. 13 Meilen ist der Abstecher in die Berge hinein lang (one-way!). Von hier oben hat man einen Blick ins Badwater-Basin, der schon fast wie eine Satellitenperspektive anmutet. Dort unten, am tiefsten Punkt der USA, sind wir 2011 über die Salzkruste spazieren gegangen - man, war das heiß! Jetzt trotzen wir dem Wind, der hier von Osten auf den Grat trifft und von dort ins Tal gesogen wird. Wir bleiben „standhaft“.
Nun heißt es schon Abschied nehmen von diesem Nationalpark, der uns mit seinen spektakulären Straßenführungen und Ausblicken wieder mal begeistert hat. Wir fahren Richtung Las Vegas und wollen heute ja noch Utah erreichen. Das ist eine sehr lange Tour von 619 Kilometern inkl. aller Abstecher. Auf den Highways und Freeways hier ist das aber sehr gut zu machen. Für uns hat das den großen Vorteil, dass die nächsten Tage wieder mehr im Zeichen der Trails stehen können. Lieber einen Tag weit fahren und dann wieder gemütliche Strecken zurücklegen …
An der Kreuzung #373 und #95 haben wir wieder mal eine Begegnung der besonderen Art: das „Area 51 Alien Center“ an der Kreuzung mitten in der Wüste hatten wir gar nicht auf der Rechnung. Plötzlich taucht es da in seiner ganzen grünen Herrlichkeit vor uns auf. Massenhaft Harleyfahrer scheinen hier eingekehrt zu sein - den Maschinen zufolge. Die berühmt-berüchtigte Area 51 in hier in der Nähe und deshalb feiert man hier die grünen Männchen - abgefahren! Als wir wieder abfahren, haben wir 2 Coffee to go in neuen Geschmacksrichtungen in den Halterungen und ich ein Alien auf dem Beifahrersitz. Schaut euch einfach die Fotos an …
Las Vegas lassen wir südlich liegen, tanken an der Nordtangente aber kurz (und günstig) auf. Hier funktioniert der Trick mit dem ZIP-Code 90210 mal wieder nicht. Das ist so an den Tankstellen, dass man meist seine Kreditkarte einfach in die Zapfsäule steckt, dann tankt, eine Quittung ausdruckt (Receipt? YES!) und dann weiter fahren kann. Die Zapfsäule verlangt aber einen ZIP-Code (Postleitzahl). Unsere von zu Hause funktioniert meist nicht - oft aber die 90210 (ZIP-Code von Beverly Hills). Habe ich mal irgendwo gelesen, dass man die nehmen kann und das geht auch gut. Wenn das mal nicht klappt, merkt man sich die Zapfsäulennummer (Pump 16), geht zum Cashier (Tankwart) und bezahlt dann per Vorkasse. Man muss dann schon ungefähr wissen, was man will. Heute wusste ich, dass 10 Gallonen wohl nicht reinpassen, aber rd. 35 $ kosten würden. Also habe ich 30 $ angegeben. Die werden dann auf der Kreditkarte vorbelastet und anschließend vom Tankwart für „Pump 16“ freigegeben. Passt das - alles gut. Passt weniger in den Tank, so dass man die 30 $ nicht hinein bekommt, muss man wieder hin und die Kreditkartenbelastung wird korrigiert. Klingt kompliziert - ist aber hier „business as usual“ und wenn man das ein paar mal gemacht hat, gehts wie von selbst. Klasse ist es, wenn die Bezahlung gleich an der Säule funktioniert - unkomplizierter geht es nicht!
Um 17:40 Uhr sind wir nach einer tollen Fahrt auf der I-15 durch die ersten Red Rocks in Utah (Saint George) angekommen. Die Straßen von 4 Staaten haben wir heute unsicher gemacht: California, Nevada, Arizona, Utah. Das Zimmer ist günstig und sehr ok, ab mit dem Wein ins Eisfach. Gegenüber ist ein Asiate, der chinesisches Essen und frischeste Sushi anbietet. Ganz großes Kino! ich weiß nicht, ob wir schon mal so gut asiatisch gegessen haben. Meeresfrüchte und Riesengarnelen mit frischem Gemüse, „hot soup“ - einfach köstlich. Von dort können wir fast ins Zimmer fallen, versorgen die Fotos und schreiben Tagebuch. Zwischendurch klingeln die Eltern per Skype durch und nun ist der Bericht zu Ende - gute Nacht!
Tagesetappe: 619 km
Übernachtung: EconoLodge, Saint George, UT
Von sehr alten Bäumen und coolen Filmkulissen
21.09.13 05:50

Foto: Jürgen in den Alabama Hills, CA
Die Nacht war nicht gut. Ich hatte rasende Kopfschmerzen - kenne ich sonst gar nicht! Zuviel Sonne? Zu viel Höhenluft? Zu viel CO2? Keine Ahnung, die zweite Aspirin wirkt endlich und so geht die Nacht rum. Motel-6-typisch gibt es zum Kaffee nichts als Kaffee - diesmal sogar noch ohne „weißen Hai“ (s. 13.09. - Frühstück). Dafür scheint die Sonne und um halb 9 verlassen wir das sehr schöne Mammoth Lakes-Tal.
Das Navi will, dass wir einfach der #395 für rd. 180 km folgen - dann sind wir in Lone Pine. Zuerst tun wir das auch, auf der vierspurigen #395 geht das bei 65 Meilen/Std. fix. Schnurgerade geht es dahin und wir verlieren kräftig Höhe. Bei Big Pine sind wir auf knapp 1.000 m Höhe „gefallen“ - hier verlassen wir aber den geraden Weg nach Süden. Die #168 führt nach Osten und später wieder nach Norden - fast bis auf die Höhe von Bishop, das wir eben erst durchquert haben. Allerdings windet sich unsere Straße über eine Strecke von 23 Meilen wie eine Achterbahn in die Berge auf wieder über 3.000 m Höhe. So etwas gibt es auch nur hier im Wilden Westen (glaube ich). Man kann das einfach nicht beschreiben, sondern muss es mal erlebt haben. Solche Straßen kann man sich bei uns zu Hause überhaupt nicht vorstellen. Und dann noch diese Aussicht - atemberaubend. Wenn man zwischendurch vor sich - dort, wo die Straße wieder einen Buckel nach unten macht - nur den stahlblauen Himmel sieht und sich dann in einem Moment die weite Landschaft auftut während gleichzeitig der Jeep nach unten schießt, rein in die nächste Kurve: da kann mal schon mal einen Juchzer lassen …
Unser Ziel wird im Reiseführer (übrigens sehr zu empfehlen: „Reise Know How“ - 1. Der ganze Westen und 2. Kalifornien Süd und Zentral) so beschrieben: „Nur wenige Touristen wissen von den über 4.000 Jahre alten Grannenkiefern (Bristelcone Pines) im Ancient Bristlecone Pine Forest. Die Zufahrt zu diesem für Kenner sensationellen, wenn auch optisch durchaus schlichten Naturwunder erfolgt zunächst …“ „Optisch durchaus schlicht?“ Naja - uns hat der Schulman Grove Discovery Trail durch die ältesten Lebewesen dieser Erde einfach umgehauen. Auch wenn man schon viel gesehen hat: Dass diese Bäume hier lebten, bevor die Pyramiden gebaut wurden oder auch nur das erste menschliche Schriftzeichen erfunden wurde - und dass sie heute in dieser kargen Berglandschaft auf über 3.000 Metern immer noch leben - das berührt uns schon. Und wir finden, dass sie auch sehr, sehr fotogen sind, die Methusaleme unter den Bäumen. Sie sehen zum Teil aus wie abgestorben - das ist aber Teil ihrer Überlebensstrategie. Ihnen reicht ein kleiner Teil mit Borke und „Grün“, um den ganzen Baum lebendig zu halten.
In dem nach einem der hier populärsten Baumforscher „Dr. Edward Schulman“ benannten Visitor Center (niegelnagelneu, erst im September eröffnet). Führt uns der Ranger im kleinen Kino exklusiv einen 19minütigen Film zur Einführung vor. Danach sehen wir die Bäume mit ganz anderen Augen. Ich kann das alles gar nicht aufschreiben. Nur soviel: erläutert wurde u.a. die Technik zur Bestimmung des Alters der Bäume anhand der Jahresringe. Klingt unspektakulär, ist es aber nicht. Die Messungen an lebenden und toten Bäumen sind so exakt, dass sie auf das Jahr genau sind! Anhand dieser Erkenntnisse werden sogar die Geräte zur Radiokarbondatierung geeicht! Der älteste hier lebende Baum (und es ist das älteste bekannte Lebewesen weltweit) ist 4.773 Jahre alt. Da die Wissenschaftler die Baumringe lebender und auch abgestorbener Bäume durch die deutlich sichtbaren „Überlappungen“ der Jahresringe miteinander verlinken können, sind sie nun in der Lage, über 11.000 Jahre zurück in die Zeit zu gehen und die klimatischen Verhältnisse der jeweiligen Epochen abzulesen. Das ist super spannend!
Nach dem Film gehen wir den Trail ab und müssen uns wieder Zeit lassen - sehr, sehr dünne Luft, z.T. sehr steile Wege. Wir sind aber ganz begeistert und schießen viele Fotos. Anschließend führt uns die „Achterbahn“ wieder zurück zur #395 und kurze Zeit später (noch von 14 Uhr) erreichen wir Lone Pine, wo geschlagene 37 Grad Celsius und ein unglaublicher Wind herrschen. Wir sind hier unmittelbar an der Zufahrt zum Death Valley NP. Somit holen wir uns im Visitor Center schon mal die wichtigsten Infos für die morgige Durchquerung dieses riesigen Gebietes - das wird eine lange Fahrt.
Das Best Western in Lone Pine erwartet uns schon und wir bekommen ein riesiges Zimmer - das mit Abstand beste bisher. Da es noch recht früh ist, genießen wir erst mal das kühle Zimmer und ich kann mich einigen E-Mails widmen. Kurz machen wir auch die Augen zu - aber um 16 Uhr geht es wieder los. Diesmal in die Alabama Hills. Hier wurden bereits über 400 Filme, vor allem Western gedreht. Für uns aber viel interessanter: die roten Felsen. Sowas lieben wir ja und das Besondere hier ist, dass es keine festgelegten Anlaufpunkte gibt.
Jeder muss sich hier selbst seinen Weg suchen. Es gibt unzählige tolle Felsformationen, einige Arches (Bögen) - aber keine genauen Pläne. Wir hatten uns schon zu Hause im Internet orientiert. Dennoch finden wir uns hier überhaupt nicht zurecht. Man kann das Auto einfach nur parken und dann in die Wüste hineingehen und -klettern. Dabei sollte man aufpassen, denn die Felsen sind sehr rauh. Außerdem ist das hier der optimale Lebensraum für Skorpione und Klapperschlangen. Daher: „Watch your steps!“.
Wir haben erwartungsgemäß viel Spaß und machen einige nette Fotos. Gabi genießt es besonders, mit dem Jeep die unbefestigte Straße entlang zu pesen. Schade, dass wir keine bessere Orientierung haben. Wir fahren in der untergehenden Sonne noch kreuz und quer über holprige Sandpisten, landen auch noch bei einigen Aussteigern und Felskletterern, die hier in Schlafsäcken unter freiem Himmel campen und beenden dann unseren Besuch für heute - das Licht ist weg. Für uns steht aber fest, dass wir hier irgendwann auch mal viel mehr Zeit verbringen sollten. Mal sehen, vielleicht fahren wir morgen früh noch mal eine Runde dort vorbei? Könnte aber strapaziös werden, denn die Fahrt morgen ist ohnehin schon sehr lang.
Nun kaufen wir noch neue Lebensmittel ein. Das Wasser ist alle (und morgen werden wir einiges brauchen - es gibt nichts Dümmeres, als mit zu wenig Wasser durchs Death Valley fahren zu wollen) und auch Wein kaufen wir, denn in Utah weiß man ja (aus Erfahrung mit den mormonischen Ansichten dort) nie… Doch, es geht noch dümmer: Ohne vollen Tank zu starten - deshalb statten wir auch noch der Fa. Chevron einen Besuch ab - nun ist alles gerichtet.
Ein Abendessen haben wir uns nun redlich verdient. Obst, Nussmischungen etc. waren tagsüber ganz nett, jetzt benötigen wir was Handfestes. Eine typische BBQ-Kneipe zieht uns magisch an. Gabi ordert einen Chicken-Burger und ich lasse mich zum „Friday special“ überreden. Ging schnell! Ich hatte nur ganz anderes erwartet: Unter „Prime Rib“ hatte ich (fälschlicherweise) Ribbs (also Spareribbs) auf Südwest-Art verstanden. Ich bekam aber sowas wie gekochtes Rindfleich. Die Scheibe war so gigantisch - das war eine halbe Kuh! 2 Finger dick und so groß wie ein Dessertteller. Mannomann - eigentlich nicht mein Ding, aber doch ganz lecker. Interessanterweise schmeckte die Kuh an verschiedenen Ecken dieses „Ribs“ sehr unterschiedlich.
Jetzt geht es auf 22 Uhr und gerne würde ich den großen Flachbildschirm mal starten. Freitagabend - da muss es doch einen amerikanischen Film geben, den wir noch zur Hälfte angucken können, bevor uns die Augen zufallen, oder? Gute Nacht!
Tagesetappe: 285 km
Übernachtung: Best Western Plus Frontier, Lone Pine, CA
Bergseen & Der Scheiterhaufen des Teufels
20.09.13 05:00

Foto: Jürgen am Silver Lake, June Lake Loop Road, CA
Gabi hat mir freundlicherweise das Bett am geöffneten Fenster überlassen. Richtig so, dann werde ich als erstes von den Bären gefressen und sie wird über Nacht nicht gestört. Ich verspreche auch, ganz leise zu sein - wenn die Bären nicht schmatzen wird sie nicht gestört werden. Außerdem habe ich ja meinen Karl May gelesen und weiß, wie man mit Bären fertig wird. Nun habe ich weder Henrystutzen noch Bärentöter, aber Old Shatterhand hat es ja auch oft genug ohne geschafft. Also lade ich mir schnell noch die Bowie-Knife App aus dem AppStore herunter, mein iPhone liegt ja auch nachts immer griffbereit. Wie war das noch gleich? 3 cm über dem zweiten Rippenbogen? Egal …
Was ich genommen habe? Nichts! Naja, 2 Glas Wein - aber kleine!! Jedenfalls werden wir heute morgen beide wach und keiner ist gefressen worden. Zum Frühstück gibt es hier ja nichts (eigentlich unverschämt bei dem Zimmerpreis) und so sagen wir per Skype kurz auf der Freiheitsstrasse guten Mittag, verabschieden uns von unseren amerikanischen Freunden und fahren schnell gegenüber volltanken. Um 08:30 Uhr haben wir dann wieder die CA-#395 unter den Rädern und fahren gen Süden.
Eigentlich wären wir heute schon nach gut 30 Minuten am Ziel in Mammoth Lakes (jap, der Name kommt vom Mammut - weiß nicht warum). Aber wir nehmen den Umweg über den „Scenic Byway“, die June Lake Loop Road. Das ist eine Straße, die von der #395 abbiegt, einige Meilen durch die Berge führt - vorbei an traumhaften Bergseen wie z.B. dem Grant Lake, Silver Lake, Gull Lake und eben dem June Lake. Sehr, sehr empfehlenswert!! Besonders bei strahlend blauem Himmel wie heute. Draussen sind es noch nur 9 Grad Celsius - wir sind ja immer noch sehr hoch unterwegs und die Sonne hat noch (!) keine Kraft.
Am Silver Lake lockt ein Schild: „Cafe open!“. Sieht sehr nett aus und wir denken, dass wir hier mal schnell einen Coffee to go fangen. Pustekuchen! Wir warten ja schon seit Tagen auf eine gute Gelegenheit, amerikanisch zu frühstücken - hier ist sie: Wir hatten noch gar nichts und diese Mischung aus amerikanischer Frühstückseatery und Anglerheim hat es uns gleich angetan. Zeit haben wir ja auch genug heute, also ran an den Speck!
Wir nehmen an der Theke des Silver Lake Cafe Platz und bekommen natürlich sofort „bottomless Coffee“ in zwei urige Humpen gefüllt („bodenlos“ heißt in dem Zusammenhang, dass ständig nachgefüllt wird). Die Auswahl fürs Frühstück ist schwer, zu verlockend sind die Angebote. Schließlich entscheide ich mich für ein Omelette mit dem unglaublichen Namen „The Garbage“. Wörtlich übersetzt heißt das ganz einfach „Der Müll“. Die Beschreibung verspricht aber, dass es das beliebteste Omelette des Hauses ist und einfach „alles“ enthält - „our favorite and most popular - contains almost everything!“ Auf dem Teller finde ich dann ein Omelette aus drei Rancheiern vor, das gefüllt ist mit Schinken, Bacon, Würstchen, Tomaten, Möhren, Zucchini, Sellerie, Pilzen, roten Zwiebeln, Spinat, Cheddar & Jack Cheese (innendrin und obendrauf), verschiedene Gewürze, red pepper und Pepperoni. „Getoppt“ wird das Ganz noch mit Sour-Creme, Sprossen und Avocado. Dazu reicht man eine große Portion Bratkartoffeln (natürlich mit Speck), 2 große Scheiben Toast mit Butter und einen Schnitzen Honigmelone. Gabi bekommt „Silver Lake Special“: 2 special Buttermilk Flapjacks (2 fette Buttermilchpfannkuchen), dazu Ahornsirup & Butter, 2 Spiegeleier mit Bacon und ebenfalls Honigmelone. Es bleibt kein Krümel über, was ausschließlich daran liegt, dass es so unglaublich gut schmeckt. Anschließend benötige ich eigentlich einen Arzt und einen Wellnesstag mit regelmäßigen Grappaaufgüssen - beides ist aber nicht im Angebot.
So kugeln wir an den See und machen noch ein paar Aufnahmen fürs Familienalbum. Das hier wäre definitiv etwas für Christian: Mit dem Boot in dieser unglaublichen Bergkulisse bei strahlend blauem Himmel auf den Silver Lake hinausfahren, große Fische fangen und zwischendurch im Cafe Anglerlatein verzapfen und die Speisenkarte erkunden.
Vorbei an weiteren schönen Seen erreichen wir wieder die #395, die wir aber nach einigen Meilen schon wieder verlassen, um über eine (diesmal gut befahrbare) Gravel Road zum „Obsidian Dome“ zu gelangen. Das ist ein gigantischer Lava Flow, der aus riesigen schwarzen Felsbrocken - z.T. aus Glasbasalt - besteht. Viel Lava fürs Auge, aber für den Nichtgeologen eher unspektakulär. Dafür parkt unser „kleiner Schwarzer“ traumschön unter 4 großen Bäumen. Guckt mal bei den Fotos, das sah sehr nett aus.
Um 11 Uhr sind wir schon am Visitor Center in Mammoth Lakes, lassen uns kurz beraten und beziehen dann unser Nachtquartier im Motel 6 an der Mainstreet. So haben wir unsere Habseligkeiten wieder unter Dach und Fach (und zwar ALLE - auch hier ist besondere Vorsicht vor den Bären geboten, sogar die Mülltonnen draussen sind bärensicher verschlossen) und können gegen 12 Uhr aufbrechen zu unserem Wandertag in und um die Bergseen von Mammoth Lakes.
Als erstes fahren wir über die Minaret Road weiter in die Berge hinein über einen Pass (3.200 m) zum „Devils Postpiles NM“ - das ist der Scheiterhaufen des Teufels! Säulenbasalt bildet hier eine Formation, die wir so noch nicht gesehen haben. Vor sehr vielen Jahren (genauer: vor 100.000 Jahren) war hier ein Lavasee und als der erkaltete, ergaben sich durch irgendwelche Gegebenheiten (Zusammenspiel des langsamen Erkaltens der Lava mit der mineralischen Zusammensetzung des Materials) die sechseckigen Säulen. Darüber schmirgelten dann Jahre später mehrere Eiszeiten, so dass sich oben ein Fußboden wie in einer Kirche (lauter Sechsecke mit exakten 120-Grad-Winkeln) bildete. Die hier ständig auftretenden Erdbeben und Erosion sorgten dafür, dass einige der Säulen umkippten und nun den „Scheiterhaufen“ davor bilden. Auch hier hilft ein Blick auf die Fotoauswahl - dann bekommt ihr eine Vorstellung davon.
Apropos Erdbeben: Im Visitor Center wurden eben auf einem Computermonitor Graphen von Messstationen übertragen, die zeigen, dass hier täglich mehrere Erdbeben mit mindestens der Stärke 2 stattfinden.
Wir wandern also durch die wunderschöne Gegend mit Wald, Flüsschen und diesen merkwürdigen Basaltsäulen. Der Trail führt uns auch noch (japsend wegen der Höhenluft von fast 3.000 Metern) oben auf die Säulen. Wirklich sehenswert! Zurück am Auto fahren wir ein Stück weiter zum Trailhead des „Rainbow Fall Trail“. Auch hier überall Hinweise auf die Bären und dass man ihnen ihre „Wildheit“ unbedingt belassen muss. Daher: keine Sachen im Auto lassen und nicht anfüttern. Wir sehen aber nur Geschwader von Mini-Erdhörnchen, die hier über die Baumstämme flitzen. Der Wald ist z.T. ziemlich mitgenommen von einem Waldbrand, der hier vor 4 Jahren wütete. Die Brände sind im ökologischen Gleichgewicht aber wichtig, um den Boden frei zu machen und neuem Leben Platz zu geben.
Nach gut 2 Kilometern in schweißtreibender Hitze (trotz der Höhe - jetzt hat die Sonne ihre Muckis ausgepackt) erreichen wir den Wasserfall. Es rauscht kräftig, wir machen eine Pause. Dabei beobachten wir, wie 2 Ranger die Infotafeln abmontieren. Auf meine Frage erläutern sie, dass Sie die Gegend gerade „winterfertig“ machen, die Tafeln werden unter den Schneemassen nur leiden. Wann denn mit erstem Schnee zu rechnen sei, frage ich. „Maybe next weekend!“ Und wenn hier einmal Schnee liegt, geht nicht mehr viel. Spätestens im Oktober ist hier oben alles dicht.
Auf der Rückfahrt sehen wir noch einige Wildpferde und nehmen nun auch diverse Anlagen für den Skibetrieb wahr. Hier ist im Winter mit Sicherheit einiges los! Schon gestern bei unserer Kreuz- und Querfahrt durch die Sierra Nevada fielen uns die zahllosen 2 Meter-Stangen an den Straßenränden auf. Ein Mann erzählte uns, dass in der Ghosttown Bodie in einigen Jahren über 7 Meter Schnee lagen!
Zurück in Mammoth Lakes biegen wir noch auf die Lake Mary Road ab, fahren nochmal ein ganzes Stück in ein Seitental und haben dort fantastische Blicke auf Seen, die in verschiedenen Höhenlagen angeordnet sind. Wir lassen uns Zeit und kommen auch noch am Horseshoe Lake vorbei, der bekannt ist für die dort anzutreffenden Baumskelette - hervorgerufen durch die anhaltende vulkanische Aktivität mit porösem Boden und dem enorm hohen CO2-Gehalt hier. Einige Bereiche werden aufgrund der CO2-Gefahren zeitweise für den Zutritt gesperrt. Das gilt aber nicht für den Lake Mary, die Twin Lakes, den Mamies Lake, den Crystal Lake etc. Insgesamt ist das hier aber eine sehr schöne Gegend, die sich auch für einen längeren Urlaub sehr gut eignet.
Im Motel müssen wir erst mal duschen, die Trails waren schon sehr staubig. Dann schauen wir nach den Fotos und gehen nochmal um den Block. Ich habe überhaupt keinen Hunger - kein Wunder, bei dem Frühstück - Gabi benötigt auch nicht viel. Also holen wir und bei Subway ein leckeres Sandwich (fernsehen bildet doch: im September gibt es alle großen Sandwiche in den USA für 5$). Das teilen wir später auf dem Zimmer - dazu gibt es ein Glas Wein. So günstig haben wir noch nicht gespeist …
Nun kann Gabi kurz Korrektur lesen bevor wir alles hochladen, dann ist Feierabend für heute. Das war ein superschöner Tag und morgen geht es in die Alabama Hills, wo es tolle Felsformationen gibt und wo schon ganz viele Filme gedreht wurden. Wir freuen uns! Gute Nacht!
Tagesetappe: 138 km
Übernachtung: Motel 6, Mammoth Lakes, CA
Dirt Road to Ghosttown Bodie ...
19.09.13 05:00

Foto: Ghosttown Bodie SHP, Bodie, CA
Heute Abend muss ich mich dringend kürzer fassen, also los:
Die letzte Nacht war sehr, sehr gut und wir schlafen bis deutlich nach 7 Uhr. Vielleicht liegt es an der frischen Luft? Oder an der Höhe? Wir wunderten uns ja, wie frisch es gestern Abend wurde. Eine kleine Erkundigung zur Höhenlage an der Rezeption bringt die Erleuchtung: der Lake Tahoe liegt auf über 2.000 Metern! Hier ist alles auch auf Wintersport ausgerichtet - der Name „Squaw Valley“ ist auch heute noch mit den olympischen Winterspielen 1960 verknüpft. Das Frühstück ist ok, wir genehmigen uns frisch aufgetoastete Bagels mit Butter und Marmelade, frisch gepressten O-Saft und natürlich Kaffee. Es ist 08:50 Uhr, als wir losfahren. Hier waren wir bestimmt nicht zum letzten Mal!
Das Motel lag so nah an der Staatengrenze zu Nevada, dass wir heute überlegen, ob wir gestern Abend vielleicht in Nevada zu Abend gegessen haben. Auf der Straße #207 geht es hinauf in die Berge und nach wenigen 100 Metern haben wir Kalifornien hinter uns gelassen - allerdings nur für ein paar Meilen, dann sind wir wieder zurück im Land des Goldrausches. Es geht ganz schön bergauf und dann auf der anderen Seite wieder hinunter auf den Hwy. #395, der uns heute bis Lee Vining am Mono Lake begleitet.
In der Ebene kommen wir an vielen Ranchen vorbei und überall grasen Kühe. Unterwegs fangen wir einen sehr guten Coffee to go im verschlafenen Nest „Walker“. Später biegen wir dann auf die Straße #270 Richtung Osten ab - es sind noch 8 Meilen bis Bodie, unserem ersten Ziel für heute. Die letzten 3 Meilen ist die Straße nicht mehr geteert und sie ist dort in einem wirklich hundsmiserablen Zustand. Wir müssen wirklich höllisch aufpassen, den tiefen Löchern auszuweichen und über Stock und vor allem Stein werden wir kräftig durchgeschüttelt.
Bodie ist klasse und hier verbringen wir fast 1,5 Stunden damit, uns die alte Geisterstadt anzuschauen und Fotos zu machen. Es handelt sich hier um einen State Historic Park im Grenzgebiet zu Nevada. Die einstige Boomtown entstand aus einem Goldrausch um 1870, verlor aber seine Bevölkerung von über 10.000 nach und nach ganz und wurde in den 1930er Jahren ganz verlassen. Allein hier wurde Gold im Wert von 100 Millionen Dollar geschürft (allein von 1877-1888 insgesamt 35 Millionen!). Dank geringer Luftfeuchtigkeit blieben viele Gebäude und Gerätschaften relativ gut erhalten. Seit 1962 wird Bodie nun im vorgefundenen Zustand konserviert und ist so eine Art Mittelding zwischen echter Geisterstadt und einem „Living Museum“. Uns gefällt es echt gut. Auffällig ist nur, dass wir ganz schön schnaufen beim herumgeistern - aber wir wissen diesmal auch, warum: Rund 2.700 Meter hoch sind wir hier in den Bergen, dünne Luft …
Zurück geht es über die holprige Straße und schon bald liegt der Mono Lake unter uns. Wieder ein toller Anblick! Der Mono Lake im gleichnamigen Basin ist mit 150 qkm der weltgrößte Kratersee. Umstritten ist die exzessive Entnahme von Wasser für die Metropole Los Angeles, die den Wasserspiegel von 1941 bis 1982 um 15 Meter gesenkt hat. Heute liegt der Wasserspiegel wieder 3 Meter über dem historischen Tiefststand von 1982 - ein Erfolg des Mono Lake Committee. Bekannt ist der See für seine „Skulpturen“ aus Tuffstein, die in einigen Uferregionen sehr ausgeprägt sind. Gleich bei Ankunft am See erkunden wir den County Park auf einem Boardwalk bis ans Wasser.
Ein Besuch beim Visitor Center in Lee Vining verschafft uns bereits Informationen für den morgigen Tag in Mammoth Lakes (die nächsten Seen rufen!). Außerdem sind alle Informationen rund um den See hier sehr gut aufbereitet - interessant!
Wir erreichen die Lake View Lodge und beziehen unser riesiges Zimmer im Obergeschoss. Das Motel ist super schön gelegen und hat einen sehr netten Garten. Hier können wir auch draussen sitzen. Schnell machen wir aber noch einen kleinen Ausflug zur sog. „South Tufa Area“. Hier kann man ganz nah ran an die Kalksteingebilde - die Fotoauswahl sagt m.E. alles (gilt auch für Bodie!).
Wieder am Motel unterhalten wir uns noch mit einem älteren amerikanischen Paar, lernen das neue Wort „dicy“ (heißt in etwa >mulmig<) und tauschen uns über unsere bisherigen Erlebnisse aus. Dann setzen wir uns vor die Zimmertür, öffnen eine Dose Bier und beginnen mit den Arbeiten an Fotos und Tagebucheinträgen. Gegen 19 Uhr schwingen wir uns ins benachbarte BBQ-Restaurant, verputzen 2 super leckere Burger mit Salat, Riesenpommes und allem, was dazugehört (der Grillmeister packt hier sicherheitshalber je 250 g bestes Rinderhackfleisch in seine Burger) und kugeln dann zurück zum Zimmer.
Frühstück wird es morgen hier nicht geben. In der Rezeption gibt es einen Zettel, der alle Gäste verbindlich verpflichtet, sämtliche (!!) Lebensmittel aus den Autos zu nehmen und im Zimmer zu verstauen. Hier sind aktuell 2 Bären unterwegs, die nicht davon zurückschrecken, Autos für Leckerbissen zu knacken. Was das mit unserem Frühstück zu tun hat? Nun: den Frühstücksraum der Lake View Lodge haben die beiden Bären aufgebrochen und komplett zerlegt. Der ist übrigens schräg gegenüber unseres Zimmers. Ob wir nach den beiden Bären vom Lake Tahoe nochmal welche zu sehen bekommen? Wer weiß! Gute Nacht!!
Tagesetappe: 251 km
Übernachtung: Lake View Lodge, Lee Vining, CA
Goldrush ...
18.09.13 05:44

Foto: Jürgen beim Goldwaschen, Marshall Gold Discovery SHP, CA
Puh - spät ist es heute schon und das liegt allein daran, dass der Tag wieder sehr gut ausgefüllt war. Begonnen hatte alles mit einem reibungslosen Ablauf: Aufwachen, duschen, Mails checken, kurz mit Kleve telefonieren, mit Ella, Aurelia und Andrea skypen, Vater und Mutter kurz Bericht erstatten, zusammenpacken und das Auto beladen. In der Lobby gibt es ein mittleres Frühstück - gar nicht schlecht. Gabi genießt wieder einmal Waffelteig zum selberzapfen, rein ins Eisen, drehen, 2 Minuten warten, Ahornsirup drauf - fertig!
Es ist noch nicht ganz 8 Uhr, da fahren wir schon los. Die rush-hour bremst uns nur mäßig aus. Zügig geht es auf dem Hwy. #50 Richtung Lake Tahoe. Eine Option war es, in Folsom in der Sutter Street zu frühstücken. Hat sich erledigt, denn die Bäuche sind voll. Andere Option: in Folsom das Premium Outlet mit über 80 Geschäften fürs garantierte Schnäppchen besuchen. Das liegt direkt an der Autobahn und eben hatten sie im Fernsehen (beim Frühstück) dafür geworben. Die machen aber erst um 10 Uhr auf und das ist uns zu spät. Also fahren wir vorbei, was sich später als absolut richtig erweist, denn wir benötigen die Zeit für andere - gemütliche - Dinge.
In Placerville machen wir erst mal Halt. Das Nest ist durch den Goldrush groß geworden und trug früher den netten Namen „Hangtown“. Man kann sich denken, warum. Immerhin gibt es hier heute noch die in den ganzen USA seit 1850 einzige durchgängig erscheinende Tageszeitung und den ältesten Laden im Westen der USA, der seit 1850 durchgängig geöffnet hat: den Hardware-Store. Dort müssen wir rein und ich kann bestätigen: es gibt absolut nichts, was es hier nicht gibt. Jeder deutsche Baumarkt, Eisenwarenladen, Souvenirshop, Haushaltswarenladen, Grillzubehörladen, Bastelladen etc. würde im Vergleich extrem alt aussehen. Und wie sagte uns später ein Einheimischer: was du hier nicht siehst, kramen sie vom Lager hervor: es gibt einfach ALLES! Wir finden natürlich einige Mitbringsel, u.a. einen Fishfinder für Christian …
Hier in Placerville kreuzt der von Nord nach Süd verlaufende Hwy. #49 den Hwy. #50. Und der ist benannt nach dem Jahr 1849, als hier der Goldrush begann. Entlang dieser Straße findet man heute noch viele Örtchen, die unmittelbar mit dem Gold der ersten Siedler verbunden sind. Unser Plan ist es, die Stelle aufzusuchen, wo alles begann: den Marshall Gold Discovery State Historic Park. Wie sagte die Dame heute morgen im Vistor Center Placerville? „Because of John Marshall and his Gold discovery we are today here - without him we were not!“
Also wenden wir uns nach Norden, kurven wieder einmal heftig durch die Berge und erreichen 30 Minuten später den Ort des historischen Geschehens. Das Visitor Center ist sehr informativ, los ist hier fast nichts. In wenigen Minuten, also um 11 Uhr beginnt eine geführte Tour, bei der alles über die spannende Zeit berichtet wird. Die beiden Brüder (einer war in Bitburg bei der Army und freut sich, dass Mutter in Trier geboren ist), die uns schon ein paar Goldklumpen gezeigt haben, müssen uns nicht lange überreden - da simmer dabei! Bis 11 Uhr sind wir auch mit dem Guide alleine, dann stößt doch noch ein älteres Pärchen aus Stuttgart dazu. Beide sprechen kaum Englisch und verstehen kein Wort. Ich übersetze zur Begeisterung des Guides seinen kompletten Text und versuche hier aus der Erinnerung mal die Kurzform der echt interessanten Geschichte:
Hier in dieser Gegend lebten damals natürlich die „native Indians“, sehr friedliche Indianer, die am nahen Fluss fischten, Getreide und Mais anbauten, das sie in Felsvertiefungen mit anderen Steinen mahlten, wuschen, zu Brei verarbeiteten und sich so ernährten. Sie lebten im Freien, lediglich im Winter bezogen sie ihre Tippies, die sie aus Baumrinden und Fellen errichteten. So weit - so gut! Leider nimmt die Geschichte bezüglich der Indianer keinen guten Verlauf, wie wir wissen: Die Siedler, die von New York aus durch die Plaines gezogen waren, hatten dort schlechte Erfahrungen mit den da aggressiveren Indianerstämmen gemacht und verfuhren nicht sehr zimperlich mit den friedlichen Leutchen hier. Viel schlimmer war jedoch, dass diese den Krankheiten, die die Weißen einschleppten, nichts entgegen zu setzen hatten - sie hatten einfach nicht das nötige Immunsystem. So starben hier allen von 1800 - 1900 über 90% (!) der Indianer an Seuchen, die der „weiße Mann“ eingeschleppt hatte.
Nun hatte der Schweizer John (Johann) Sutter ja 1839 Fort Sutter und damit Sacramento begründet (da waren wir gestern - passend!). Er arbeitete mit Indianern zusammen und zog 1847 los, um in den Bergen Holz zu schlagen und zu sägen. Zusammen mit seinem Partner John Marshall begann er exakt hier damit, eine Sägemühle zu bauen. Außer den beiden waren ca. 15 Weiße und zusätzlich indianische Hilfskräfte mit von der Partie. Die Sägemühle wurde am American River errichtet, einen Nachbau zeigte uns der Guide. Es gab 3 Gründe dafür, genau hier mit dem Bauvorhaben zu beginnen: 1. hatte der Fluss hier das richtige Gefälle und damit die Kraft, die Mühle anzutreiben, 2. wuchsen hier die Pondarose Pines, jene Kiefern, die sehr gerade wachsen und sich prima zur Weiterverarbeitung eignen und 3. war der Platz ordentlich erschlossen. Die gesägten Bretter einfach den Fluss bis Sacramento hinab treiben zu lassen erwies sich als unmöglich wegen der Stromschnellen, in denen sich die Ware immer verkeilte. Das Beste war es, die Bohlen mit Ochsenkarren nach Sacramento zu bringen.
Es ist schon enorm, was die damals mit ihren Händen geschaffen haben! Das Sägewerk konnte von nur 2 Männern betrieben werden. Dann schauen wir uns die Stelle an, an der man vor vielen Jahren die Fundamente der alten Sutter-Säge gefunden hat. Heute steht hier ein Mahnmal. Ein Teil der Fundamente liegt immer noch hier im Fluss - für die nachfolgenden Generationen. Der American River machte hier eine Schleife und Sutter baute die Mühle auf einer Sandbucht, durch die er einen Kanal zum Antrieb des Wasserrades graben ließ.
Der 24. Januar 1848 war ein Sonntag und damit arbeitsfrei. Am Samstag Abend hatte man den Bauplatz gesäubert und überflüssiges Material abgespült. Der Schutt sammelte sich etwas weiter flussabwärts. John Marshall schaute sich das am Sonntag Vormittag an und wollte sehen, was am Montag als Erstes zu tun war. Dabei entdeckte er, das die Spülerei das Flussbett an dieser Stelle komplett ausgewaschen hatte. In den Felsritzen am Flussbett schimmerten goldene Klümpchen. Gold? Er brach es heraus und machte den Härtetest mit dem Hammer - kein Katzengold! Dann zeigte er seinen Fund der einzigen Frau, die im Team für das leibliche Wohl sorgte und die den Goldrush in Georgia mitgemacht hatte. Sie stellte auch Seife her und legte das Gold über Nacht in Lauge - es war morgens noch da. GOLD!!
Die Freude war sicher groß - doch fanden Sutter und Marshall, das sie das besser für sich behalten sollten, damit ihre Mühle in Ruhe weiter betrieben werden kann. Sie hatten die Rechnung aber ohne ihren Mitarbeiter Branning gemacht, der alles an Werkzeug aufkaufte, was sich zum Goldschürfen eignete, nach San Francisco ging und dort verkündete, dass in den Bergen vor Placerville Gold gefunden worden war und ER das nötige Werkzeug verkaufe - der erste Millionär des Goldrausches war gesetzt.
Kurz darauf fielen rd. 1.000 Amerikaner über dieses Gebiet her und stellten fest, dass das Gold breit gefächert in allen Flüssen zu finden war. Soweit noch kein großes Problem (es lebten derzeit nur rd. 10.000 „Amerikaner“ - ohne die „Indianer“ in Kalifornien). Wie es der Zufall so wollte, ging aber nur 8 Tage nach dem Goldfund der mexikanische Krieg zu Ende. Bis dahin war die Gegend hier mexikanisch, nun erhielten Kalifornien, Arizona, Nevada, Teile von Utah etc. ihre eigenen Staatsrechte. Und die kalifornische Militärhoheit stellte fest: 1. Der Vertrag zwischen Sutter/Marshall und den Indianern (Überlassung der Schürfrechte gegen Kleidung und Lebensmittel) ist ungültig, weil das Land den Indianern nicht gehört und sie es damit auch nicht vertraglich weitergeben können und es 2. JEDERMANN in der freien Welt erlaubt ist, hier in Kalifornien auf eigene Rechnung zu schürfen. Um das „wasserdicht“ zu machen wurden auch gleich einige Proben des Goldes samt Kartenmaterial nach Washington DC gebracht, von wo aus die frohe Kunde hinaus in die Welt ging. Die Folge: Bis Ende 1848 (also in 11 Monaten) kamen 90.000 Chinesen, Australier, Neuseeländer, Deutsche, Franzosen, Iren etc. nach Kalifornien und 1850 noch einmal 90.000.
Aus den 15 Personen rund um Sutter & Marshall wurden also in knapp 2 Jahren 200.000. Nur 5% waren erfolgreich. Viele schämten sich ob ihres Misserfolges und kehrten niemals Heim - sondern blieben in Kalifornien. Von den 200.000 waren 92% junge Männer - man kann sich gut vorstellen, wie die Frauen beschaffen sein mussten, um hier zu bestehen. Schöne Geschichte: eine junge Frau brachte es 1850 in einem Jahr allein mit einer Wäscherei und Bäckerei auf 20.000$.
Nach 5 Jahren war das Goldwaschen aber ineffektiv geworden und man suchte die Quelle des Goldes: Alle Flüsse fließen hier von Ost nach West durch die Sierra Nevada. Das „Mutterflöz Gold“ erstreckt sich rd. 180 Meilen vom Yosemite NP nordwärts. Man kam auf die Idee, das Gold im Bergbau abzubauen. Der Goldrush industrialisierte sich. Das Gestein wurde gefördert und in von Wasserkraft oder Dampf angetriebenen Maschinen zerkleinert. Gebunden wurde der Goldstaub mit Quecksilber - nicht sehr gesund. Später nutzte man sogar Hochdruckwerfer, die mit Wasserkraft Gestein gen Tal beförderten, damit dieses dort weiter verarbeitet werden konnte.
Alles in allem muss das eine wilde Zeit gewesen sein. Auf Golddiebstahl stand „Hängen am Strang“.
Es war eine wirklich sehr interessante Führung, die aufgrund der Originalschauplätze und der gezeigten Maschinen etc. sehr lebendig war. Im Anschluss daran besuchten wir den Blacksmith, der Gabi und mir eine Sonderprobe seines Könnens gab - Erinnerungsschmiedearbeit inklusive. Nach einer kleinen Stärkung (Obst und Cracker) stand dann die „Schulstunde“ im Goldwaschen auf dem Programm. Und siehe da, wir waren erfolgreich. Mit ganz viel Mühe und der richtigen Technik kann man hier auch heute noch winzige Goldkörnchen waschen. Wir wissen jetzt, wie es geht ...
Gegen 14 Uhr fahren wir weiter Richtung Lake Tahoe (#49, dann #50). Gut, dass wir so viel Zeit hatten hier. Ich bin dermaßen müde, dass Gabi mich kurz darauf beim Fahren ablösen muss. Die Strecke ist sehr schön. Es geht über einige Pässe oberhalb 2.000 Meter immer durch dichten Wald. Und dann liegt er plötzlich unter uns: der dunkelblaue Lake Tahoe. Schöner Anblick. Im Big Pines Mountain House beziehen wir unser erstaunlich günstiges Zimmer, um gleich darauf wieder aufzubrechen. Wir wollen noch ein wenig in die Berge fahren, um ein paar schöne Fotos zu machen. Da läuft uns ein Coyote über die Straße - das geht ja gut los.
Dabei kommen wir durch große Waldgebiete und plötzlich sehen wir vor uns Blaulicht und Autos am Wegesrand. Gabis Reflex: „Ein Bär!“ Falsch: „Zwei Bären“ - und zwar eine Mutter mit ihrem Jungen. Etwas weit weg im Wald zwar - für ein paar Fotos reicht es aber! Neben mir steht eine ältere Dame, die mir mit Blick auf meine Nikon ihre Visitenkarte gibt und um ein Foto per Mail bittet. iPhone hin oder her - damit hatte sie keine Chance. Sie hat ihr Bild eben per E-Mail bekommen.
In den Bergen finden wir noch einen schönen Aussichtspunkt (Emerald Bay) auf den See. Als wir wieder zurück im Motel sind, stehen gut 40 Kilometer mehr auf dem Tacho. Nun ziehen wir uns lange Hosen, Schuhe und Jacken an, denn am See ist es doch ziemlich frisch. Dort finden wir aber das nette „Beach House“, in dem es zur Happy Hour Wein, Bier, Fish-Tacos und Live-Music gibt. Prima Sundowner!
Auf die Dauer wird es hier aber doch zu kalt, wir wechseln auf die andere Seite der Main Street. Hier gibt es Geschäfte und Restaurants im Überfluss. Wir setzen uns im „Base Camp“ draussen hin, hüllen uns in Decken, ordern Pizza und Nudeln, Bier (das tolle „Lost Coast Bewery - Tangerine Wheat“ aus Eureka) und „bottomless“ Diet Coke (sprich: Cola bis zum Abwinken) und lauschen dem sehr talentierten jungen Gitarristen, der sich erst einen Loop einspielt und dann dazu toll singt und Gitarre spielt. Kann man schwer erklären, ist einfach klasse und gekonnt …
Als wir nach 20 Uhr ins Zimmer kommen, springen wir erst mal unter die Dusche - es war doch ziemlich frisch draussen. Dann geht es los mit der Sichtung der Fotos und dem Tagebuch. Gabi schläft schon lange, es ist nun 23:35 Uhr und ich mache auch mal Schluss. Lade das alles hier noch hoch, den Mac wieder auf und sichere das Geschriebene und Fotografierte auf der externen Hard-Disk. Morgen geht es zum Mono-Lake, aber vorher zu einer echten Geisterstadt: Bodie - ich freue mich schon. Gute Nacht!
Tagesetappe: 253 km
Übernachtung: Big Pines Mountain House Motel, South Lake Tahoe, CA
Mt. Shasta, eine Brücke und Arnie's Sacramento
17.09.13 05:44

Foto: Mt. Shasta (4.322m), Anblick auf dem Hwy. #96, CA
Mensch, heute war es richtig schwer, ein Foto für diesen Tagebucheintrag zu finden. Begonnen hat aber alles heute morgen mit den imposanten Ansichten des Mount Shasta auf unserer Fahrt von Klamath Falls nach Redding. Kurz vor 7 Uhr waren wir bereits wach, obwohl die Betten im sehr empfehlenswerten Mavericks Motel mit Tempur-Matrazen ausgestattet sind. Arnorld Schwarzenegger hat gestern Abend noch in Terminator 3 die Welt gerettet (lustigen Akzent hat er auf Englisch) und musste dann auf einem anderen Programm noch als „Eraser“ ran - das haben wir aber nicht mehr geschafft, da musste er halt alleine radieren …
Vom Frühstücksangebot nehmen wir einen Kaffee und Keks. Joghurt und Äpfel packen wir in die Ice-Box. Da unsere Vorräte schrumpfen, kaufen wir gegen 8 Uhr bei Safeways schnell noch frisches Obst und Nussmischungen ein, und - ja, ich gestehe: der Wein war auch alle …
Kaum sind wir raus aus Klamath Falls, ragt er schon vor uns auf: der 4.322 m hohe, schneebedeckte Mount Shasta nebst (rechts daneben) seiner kleinen Schwester Mount Shastina. Beide sind Teil der vulkanischen Cascadenkette, die sich von Mexico bis Kanada erstreckt. Auf unserem Weg heute nach Sacramento sehen wir viele Vulkane mit ihrer grauen Asche. Der Mt. Shasta ist schon aus einer Entfernung von 180 km zu sehen. Wirklich ein toller Anblick. Ansonsten heißt die Gegend hier „National Grasland“ und Gabi bemerkt nebenbei, dass hier nicht nur so mancher Hund, sondern auch noch alle Katzen begraben sind. Dafür poussiert das Squirrel mit seiner Halmsammlung ganz putzig.
Um 11:30 Uhr herum ist es Zeit für eine Rast - und die machen wir in Redding. Heute haben wir ja einen langen Fahrtweg, weil wir die Strecke, die wir in den vergangenen Tagen nordwärts gefahren sind, nun in „einem Rutsch“ wieder zurück fahren. Das wäre nicht zu machen, wenn es nicht schnurgerade über Hwy. #97 und Interstate 5 gehen würde. Tempomat auf 65 Meilen/Stunde (später in Kalifornien sogar auf 70) und rollen lassen … Wir hätten noch den Lassen Volcanic NP und das Lava Beds NM ins Programm einbauen können. Das hätte aber mindestens 2 weitere Übernachtungen auf dem Weg „gekostet“. Wir waren ja 2011 2,5 Tage im Yellowstone NP, der in Sachen Geysire und vulkanischer Aktivitäten weitaus aktiver ist. Außerdem ist der Lassen Volcanic NP nicht so gut zugänglich.
Wo war ich? Ach ja: in Redding: hier gibt es eine architektonisch sehenswerte Fußgängerbrücke „Sundial Bridge“ in der Turtle Bay über den Sacramento River, die nächstes Jahr 10jähriges feiert. Die liegt nur 5 Minuten von der I-5 entfernt und ist somit prima geeignet für einen 30-Minuten-Stopp. Beine vertreten, Fotos machen, wundern, dass hier auch Klapperschlangen durchs Gras schleichen (hätte ich hier gar nicht erwartet) - da bleiben wir mit unseren Sandalen und nackten Füßen lieber auf der Brücke. 24 Millionen $ hat das gute Stück gekostet. Der Glasboden ist was Besonderes. das Gewicht von 6.000 Leuten könnte sie halten - muss sie heute aber nicht. Mehr als 10 haben wir nicht gesehen, ein gemütlicher Tag für die Brücke! Was wir leider erst in Sacramento über Facebook erfahren: Sarah aus Nieukerk, die derzeit auch hier rumtourt, war exakt um diese Zeit auch in Redding (und ist da immer noch). Das wäre ein Ding gewesen, wenn wir uns da getroffen hätten - die Welt ist (für Nieukerker) wirklich zu klein.
Um 14:30 Uhr erreichen wir Sacramento, beziehen unser Zimmer und machen uns gleich wieder auf den Weg zur Stadtbesichtigung. Wir hatten ja schon einiges gelesen, sind aber doch sehr angenehm überrascht. Es handelt sich hier immerhin um die Hauptstadt von Kalifornien, das solche Metropolen wie San Francisco und Los Angeles zu bieten hat. Und wie ist Sacramento? Schnuckelig - und extrem übersichtlich!
Als erstes fahren wir den Capitol Park an. Nebenan ist ein Parkhaus. Nur 2$ für die halbe Stunde, dafür gibt man seinen Autoschlüssel einem freundlichen Helferlein, der das Auto irgendwo ins Parkhaus stellt. „Valet Parking“ heißt das und gehört hatte ich das bisher nur in Las Vegas. Mal sehen, ob der Jeep gleich wieder da ist. Der Capitol Park ist groß, sehr schön, luftig mit viel Platz und schönen Bäumen. Am Westende steht das California Capitol State Building und ich muss sagen: Arnold - Respekt! Einen schöneren Regierungssitz hättest du dir nicht aussuchen können. Dem Weißen Haus in Washington nachempfunden gehört dieses Gebäude zu den schönsten der Vereinigten Staaten, das können wir nur bestätigen.
Unseren Jeep bekommen wir unversehrt zurück. Nun geht es zu Sutter’s Fort, einem State Historical Park gut 20 Blocks weiter östlich. Die Orientierung ist extrem einfach, weil man hier - wie so oft - alle Straßen von Nord nach Süd alphabetisch (A-Street, B-Street, C-Street etc.) und von West nach Ost durchnummeriert (1st-Street, 2nd-Street, etc.) hat. Man muss daher nur mitzählen und schon ist man da. Wir sehen uns das Fort in Ruhe an und machen einige Fotos. Der Schweizer John (Johann) Sutter errichtete hier 1839 dieses Fort und gründete damit Sacramento. Schon häufiger in den vergangenen Tagen haben wir uns gefragt, wie sich die Siedler damals wohl gefühlt haben auf ihrem beschwerlichen Marsch - hier wird die Geschichte lebendig.
Noch einmal geht es für uns westwärts über die „J-Street“ bis ins (gigantische) Parkhaus der „Downtown Plaza“ an der Ecke zur „6th-Street“. Von hier aus spazieren wir bis zur Sacramento Old Town und tatsächlich: hier sieht es noch aus wie im Wilden Westen. Sogar ein Schaufelraddampfer liegt auf dem Sacramento River. Wir shoppen ein wenig und schießen Fotos, auch von der sehenswerten Tower-Bridge. Da hier um 17 Uhr alle Museen schließen (auch eines der besten Eisenbahnmuseen der USA) leert sich dieser Stadtteil aber nach 18 Uhr merklich. So wechseln wir hinüber in die Downtown Plaza, einen Einkaufskomplex der besonderen Art. So große Passagen findet man bei uns kaum - da ist selbst das Centro noch keine Konkurrenz. Entsprechend ist das Angebot an Essbarem: wir können uns dem aufdringlich freundlichen Winken von 3 Chinesen ohne Kontrabass, dafür mit Teriyaki-Häppchen zum „Anfüttern“ nicht entziehen.
Daher ordern wir „Mango-Chicken“ und „Teriyaki-Prawns“ im Pan Pazific und werden nicht enttäuscht. Gabi ist inzwischen offensichtlich dem amerikanischen way of life so nahe getreten, dass sie - ich kann nur staunen mit offenem Mund - auch noch 2 „diet Coke LARGE“ bestellt. Sie muss doch wissen, dass das Wort „large“ hier in Verbindung mit Essen und/oder Trinken absolut tödlich ist! Gut, sie hat sich davon leiten lassen, dass das Essen mit großem Getränk nur 1,79$ Aufschlag kostet - mit „mittlerem“ Getränk nur 1,59$. Der Unterschied ist nicht groß - aber was, bitte schön, soll ich mit einer Badewanne Cola light anfangen? Als ich schon ganz vollgeplunscht bin mit dem Zeug ist immer noch erst weniger als ein Viertel raus aus dem Styropormonstrum. Na gut, für den Rest der Reise benötigen wir keine Getränke mehr ...
Gar nicht so einfach, das Auto wieder zu finden - erst recht, wenn man durch einen der anderen zahlreichen Eingänge der Parallelstraße ins Parkhaus steigt. Um 19 Uhr sind wir aber wieder auf dem Zimmer und machen uns über Wein, Fotos, Tagebuch etc. her. Nun ist es 21:27 Uhr und wir sind fertig. Fix und fertig, um genau zu sein.
Morgen geht es gemütlich über einige Gold-Rush-Spuren zum Lake Tahoe. Ich hatte gestern ganz vergessen zu erwähnen, dass mit dem Crater Lake und dem Klamath Lake unsere „Seenreise“ begonnen hat: in den nächsten Tagen folgen noch der Lake Tahoe (morgen), der Mono-Lake (übermorgen) und June-Lake sowie Mamoth Lakes (danach) - ihr dürft also gespannt bleiben. Wir sind es und freuen uns schon ...
Bei Interesse: auch heute unbedingt wieder ein paar Fotos unserer Auswahl gucken ...
Tagesetappe: 481 km
Übernachtung: Days Inn Motel, Sacramento, CA
Im Nebelwald - Jurrassic Park II
15.09.13 04:44

Foto: Gabi im Fern Canyon, Redwood National & State Park, CA
Und wieder ist es eine Stunde später, als wir aufwachen - 7 Uhr, jetzt sind wir im Rhythmus. Während ich mich um den Tagebucheintrag von gestern kümmere pflegt Gabi zuerst sich und dann unsere Klamotten. Sie packt auch schon das Auto und beschafft uns aus der Lobby zwei Kaffee, dazu gibt es Müsliriegel.
Um 08:30 Uhr geht es los, über den Hwy. #101 Richtung Norden. In McKinleyville tanken wir und besorgen uns erst mal vernünftigen Kaffee. Damit können wir die nächsten Meilen unter die Räder nehmen. Es ist etwas kühl, leichter Nieselregen und der unverwechselbare Küstennebel hüllen uns zunächst ein. Als wir bei Orick die Redwood National- & Stateparks erreichen, hängt immer noch frische Feuchtigkeit in der Luft - es ist aber nicht mehr ungemütlich.
Für unser erstes Ziel des Tages biegen wir von der #101 ab und fahren in langen Serpentinen rd. 400 Höhenmeter in die Berge hinauf. Das Auto wird am Trailhead abgestellt, dann machen wir uns auf den „Lady Bird Johnson Grove Trail“. Es ist sehr einsam hier oben und spannend dazu. Schließlich wissen wir nie, ob uns nicht ein Bär, Mountain Lion oder ein Rudel Elche über den Weg springen - auf alle drei Artgenossen wurde am Trailhead hingewiesen, allerdings mit unterschiedlicher Intention.
Es ist sehr leise hier unter den höchsten Bäumen der Erde, die in diesem Teil des Nationalparks über 2.000 Jahre alt sind. Hier stehen wirklich die allerhöchsten weltweit - mehr geht nicht. Das feuchte Grün der Moose, Farne und Gräser leuchtet intensiv, ab und zu tropft es von weit oben herab. Überall hängen Spinnweben und Flechten. Die riesigen Redwoods stehen majestätisch überall, ein schmaler Weg windet sich hindurch. Es ist ein wunderschöner Morgenspaziergang von gut einer Stunde - und außer ein paar Vögeln und undefinierbaren Lauten anderer Tiere lassen uns die wirklich großen Vertreter der Tierwelt unbehelligt. Ach ja: eine Bananenschnecke (Banana Slug) klebt von außen am Toilettenhäuschen - hatten wir auch noch nicht.
Als wir wieder auf dem Hwy. #101 sind, erreichen wir bald Elk Meadows, eine Lichtung, auf der sich die Namengebenden Tiere häufig aufhalten. Wir haben Glück - eine ganze Herde grast hier und der Platzhirsch passt auf, dass keine seiner Frauen verloren geht. Vor den Elchen wird hier sogar im Radio gewarnt - mit denen ist wohl nicht gut Kirschen essen. Schilder weisen auch darauf hin, dass man Abstand halten soll - machen wir.
Nun steht noch ein besonderes Abenteuer auf dem Programm: 8 Meilen ist die unbefestigte Straße zum Fern Canyon lang - und die hat es in sich. Er rappelt nicht nur gewaltig unter den Rädern, es geht auch über Stock und Stein zunächst bergauf und bergab und dann am Meer entlang. Rund 3 km vor dem Trailhead quert ein kleiner Fluss die Straße. Das ist eigentlich halb so wild, aber die kleinen „Böschungen“ sehen uns nicht geheuer aus. Also: aussteigen und schauen ob und wo wir ungefährdet hinüber kommen. Es ist ja so, dass die Mietwagen auf unbefestigten Strecken nicht versichert sind - das unterschreibt man bei der Übernahme. Ungern wollen wir uns hier rausholen lassen müssen, wenn wir aufsetzen und stecken bleiben. Glücklicherweise kommt uns ein Fahrzeug entgegen, setzt über und wir sprechen kurz mit der Fahrerin: sie gibt Entwarnung und meint, dass unser Jeep das mühelos schafft. Tut er auch - braves Auto!
Am Trailhead stellen wir den Wagen ab und machen uns auf den Weg. Nun sind wir diejenigen, die manchen Wasserlauf balancierend auf Baumstämmen etc. überwinden müssen. Das gelingt, ist aber oft ganz schön kippelig. Schnell befinden wir uns im Fern Canyon, der vor einigen Jahren als Drehort für Jurassic Park II diente. Wer erinnert sich nicht an die Anfangsszenen, in denn die Dinos hier aus dem Unterholz brachen? Über 15 Meter hoch ragen die mit Farnen bewachsenen Wände hier empor. Tolle Atmosphäre, viel Wasser - kleines Abenteuer, großer Spaß.
Nun stehen noch die 8 Meilen zurück zum befestigten Hwy. #101 auf dem Programm, aber auch die bewältigen wir gut. Der Weg führt uns ständig durch dichten Wald mit Redwoods. Später wird es noch bergiger und dann erreichen wir Crecent City. Die Stadt am Pazifik hat einen kleinen Scenic Drive am Wasser, den wir abfahren. Beim Anblick des Lighthouse (Leuchtturm) steigen wir kurz aus und besuchen auch noch kurz das nebenan befindliche „Northcoast Marine Mammal Center“, wo verwaiste Seehunde gepflegt werden. Nun wird es aber Zeit, wir haben noch 1,5 Stunden zu fahren bis zum heutigen Zielort Grants Pass in Oregon.
Schnell zapfen wir uns noch zwei große Coffee to go bei Safeways, dann schwingen wir unser Auto auf den Hwy. #199 und ab geht es durch die Berge Richtung Oregon. Kaum ist das Staatenschild in Sicht, scheint die Sonne und strahlend blauer Himmel begrüßt uns im neuen Bundesstaat. Als wir fürs Begrüßungsfoto kurz aussteigen, trifft uns fast der Schlag, so schwül und heiß ist es hier: 98 Grad Fahrenheit sind 37 Grad Celsius! Der blaue Himmel und die Temperaturen bleiben uns erhalten. Nach zügiger und schöner Fahrt erreichen wir kurz nach 16 Uhr das Motel 6 in Grants Pass.
Als die Koffer auf dem Zimmer sind, düsen wir in die Old Town. Groß ist die nicht, aber es gibt schöne Geschäfte und tolle Restaurants hier. Eine Empfehlung der Dame im Office des Motel 6 (wir fragen eigentlich immer an der Rezeption nach Tipps) war das „Circle J“, in dem es die besten Burger geben soll. Das können wir nun bestätigen. Der Lonestar Burger und auch Gabis Cheddar Bacon Burger - jeweils mit leckerem Salat - waren richtig klasse. Und die Coconut-Prawns als Vorspeise haben uns ebenfalls sehr gut geschmeckt.
Dermaßen gestärkt können wir uns auf dem Zimmer unserem Wein widmen, den es heute erstmals aus richtigen Gläsern gibt. Die 3 Verkäuferinnen in der Old Town haben sich geradezu überschlagen, um uns bei der Suche nach einfachen und stabilen Gläsern zu unterstützen. Sogar gespült haben sie die Gläser, bevor wir sie mitnehmen durften. Nun ist auch der Tagebucheintrag von heute fertig. Was noch fehlt, sind die Fotos, mal sehen, ob das jetzt noch klappt. Ein Quartier für morgen haben wir eben gebucht - es geht zum Crater Lake NP und dann nach Klamath Falls - wir werden berichten, versprochen!
Tagesetappe: 299 km
Übernachtung: Motel 6, Grants Pass, OR
Redwoods & Oysters
14.09.13 06:00

Foto: Früstück am Pazifik, Hwy. No. 1, McKerricher SP, CA
Die Nacht war ok, heute ist es schon 6 Uhr, als der Tagebucheintrag von gestern verfasst wird. Wir skypen noch schnell mit Birgit, schauen in der Lobby vorbei und stellen fest, dass es hier im Motel 6 außer einem Kaffee im Styroporbecher nichts zum Frühstück gibt. Dafür schaut einem der weiße Hai beim Kaffeetrinken zu. Wir brechen im feinsten Sprühregen auf - Kommentar der Dame im Office: „It’s Fort Bragg!“.
Unser erster Weg führt uns ins benachbarte Safeways, wo wir Weintrauben, Pfirsiche und ein frisch gebasteltes Riesensandwich (komplettes Baguettebrot mit Truthahnbrust, Käse, Tomaten, Zwiebeln, Pickels, Pepperoni, Salat etc.) erstehen. Wir verstauen alles in unserer Icebox und nehmen uns vor, uns später einen schönen Picknickplatz fürs Frühstück zu suchen.
Der ist schneller gefunden, als wir ahnten: schon wenige Meilen nördlich von Fort Bragg kommen wir an einem Parkplatz mit unmittelbarem Strandzugang vorbei. Ein alter Baumstamm liegt da wie von uns bestellt und so genießen wir das leckere Sandwich vor tobender Wellenkulisse. Hatten wir so auch noch nicht!
So gestärkt, fahren wir weiter über den Hwy. No. 1, der sich wie gestern am Pazifik entlang durch die Berge windet. Schon hier sehen wir die ersten Redwoods, doch erst bei Legget wird es richtig spannend: Der Chandelier Tree etwas abseits der Straße kann durchfahren werden. Ich versuche mein Glück - der Jeep passt so gerade durch. Nun habe ich mal geschwitzt beim Autofahren, an den Spiegeln war rechts und links vielleicht noch 1 cm Platz. Ich hätte die ja einklappen können, aber man ist ja Sportsman …
Nun erreichen wir den Humbolt Redwoods SP mit der 31 Meilen langen „Avenue of the Giants“. Es ist ein wunderbarer Streckenabschnitt! Die Straße führt mitten durch die über 1.000 Jahre alten Redwoodbestände. Man kommt sich sehr klein vor hier. An einigen Stellen halten wir an und auch einige Kurzwanderungen stehen auf dem Programm: In der Nähe des Visitor Centers startet der „Fleishman Grove Trail“ und etwas weiter in der Dyervill Area der „Founders Loop Trail“. Tolle Wanderungen durch die Redwoods, die hier riesig sind. Einige sind umgefallen und auch die Wurzeln sind imposant. Fotografisch lässt sich das Erlebnis kaum festhalten, die Bäume beeindrucken durch ihre Größe und vor allem die enorme Höhe lässt sich nicht fotografieren. Hinzu kommen die Lichtverhältnisse im dämmrigen Wald. Das gleißende Sonnenlicht, das überall durch die Blätter bricht sorgt für Kontraste, die keine Kamera der Welt ohne weiteres einfangen kann. Hier wären HDR-Aufnahmen angezeigt, wobei mehrere unterschiedlich belichtete Fotos zu einem zusammengerechnet werden. Das ist für heute aber zu kompliziert.
Gegen 16 Uhr erreichen wir Eureka und das Townhouse Motel. Dieses ist ungewöhnlich gebaut: Die Zimmer sind alle im 1. Stock, darunter befindet sich eine Art Tiefgarage. Man kann aber vom Zimmergang oben in diese hinabschauen. Das Zimmer ist alt, aber wie bei den Bewertungen in Booking.com beschrieben wirklich sehr, sehr sauber.
Wir stellen nur kurz die Koffer ab und machen uns dann auf einen ausgiebigen Stadtrundgang. Besonders die Old Town mit ihren viktorianischen Häusern und vielen Geschäften und Restaurants hat es uns angetan. Die Fotos sagen alles.
Gegen 18 Uhr beschließen wir, noch eine Kleinigkeit zu essen und finden eine Minipizzeria, in der ein junges Paar mit ganzem Körpereinsatz Pizzen backt. Diese werden Stückweise verkauft und für insgesamt nur 8$ werden wir satt. Sehr gute Pizza! Meine Frage nach einer Empfehlung, irgendwo noch was leckeres zu trinken, führt uns in die benachbarte Tourist Information, wo wir sofort sehr nett begrüßt werden.
Die Touristeninformation ist hier nach einem ungewöhnlichen, aber sehr, sehr cleveren Konzept aufgebaut: neben der üblichen Information gibt es zunächst mal einige iPads zum surfen und stöbern. Im gleichen Raum befindet sich aber eine ansehnliche Bar und hier kann man die Spezialitäten der Region testen. Damit das gelingt, schlagen sich 5 (!) Bedienungen quasi darum, den Gästen einiges zu bieten. Wir wollten ja nur ein Gläschen trinken und nun dies:
Die Getränkekarte listet rund 10 lokale Weine auf, von denen Gabi im Laufe des Abends 3 probiert. Um das klarzustellen: hier gibt es keine Probiergläser, sondern jeweils ein richtig schönes Gläschen voll. Die Bierauswahl ist auch sehenswert und so flankiere ich Gabis Weinprobe mit einer Bierprobe. Eine Brauerei ist direkt nebenan und deren Weizenbier mit Zitrus- und Mandarinenaroma schmeckt unglaublich gut und frisch.
Wir hätten ja gar nicht so lange da gesessen, wenn sich die lieben Leutchen nicht so rührend um unser Wohl gekümmert hätten. Zudem gab es viel zu fragen und zu erzählen und auch die nette ältere Dame, das junge Pärchen und der schwarze Hühne (Jeff), der hier heute mit seiner Begleitung seinen Geburtstag in kleinster Runde feierte und dem wir zum Abschluss noch ein Ständchen brachten, taten ihres dazu.
Zunächst bekamen wir einen Ziegenkäse (Midnight Moon) zum Wein und Bier gereicht, der in Holland hergestellt wird, weil nur dort die Kapazitäten und Voraussetzungen dafür vorliegen. Das Rezept kommt aber aus Eureka und von hier aus wird er vertrieben. Sehr sahnig und mild! Meine Frage, ob es den auch bei uns nebenan (in Holland) zu kaufen gibt veranlasst den Kellner, unverzüglich den Generalmanager für die Käserei anzurufen. Antwort: nein, leider nicht, aber in England könnte man ihn kriegen.
Nun stellt die nette Kellnerin, die uns immer wieder ihr Lebensmotto „YOLO“ ans Herz legt („You only live once!) die Frage, ob wir nicht die fangfrischen Austern probieren möchten, die von ihrem Kollegen (einem der 5) in der Bucht angebaut werden (He’s the Oysterfarmer!). Es gibt 2 Sorten und das Stück kostet 2$. Also gut: wir sagen ja und so knackt sie 2 ganz frische Austern für uns: Gabi bekommt zuerst eine „Kumomoto“, ich eine „Bucksport“ Auster, die deutlich größer ist. Wir entscheiden uns für die sweet & Chili Soße und probieren unsere ersten Austern: gut! Aber die Soße überdeckt den Geschmack doch sehr. Also werden nochmal 2 geknackt und diesmal „ohne alles“ genossen - nur gewürzt von dem bisschen Meerwasser, das noch drinnen war. Interessante Erfahrung und durchaus aromatisch!
Das war mal wieder eines der unverhofften Erlebnisse, die wir nie vergessen werden. Super Idee, so das Wort Tourist Information zu interpretieren. Uns hat es 3 Stunden in dem Laden gefesselt. Danke!
Auf dem Zimmer können wir heute nur noch das Bett für die nächste Nacht buchen, dann geht nichts mehr. Gute Nacht!
Tagesetappe: 230 km
Übernachtung: Townhouse Motel, Eureka, CA
The long and winding road to Mendocino
13.09.13 04:51

Foto: Auf dem Hwy. No. 1, Fort Bragg, CA
Der Tag beginnt um 5 Uhr ganz ruhig: Tagebuch schreiben, ein paar Überlegungen zum Programm heute anstellen (doch einen Besuch im Charles M. Schulz Museum vorsehen?), die Klamotten ordnen und schließlich gegen 8 Uhr ins Office, um einen Kaffee zu trinken. Auch hier gibt es Saft, Toast, Frischkäse, Marmelade und Cornflakes - es tut sich was in der Frühstückskultur der Motels. Gut so!
Um 9 Uhr starten wir über den Hwy. #101 nach Santa Rosa, das wir kurz darauf erreichen. Da die Peanuts quasi auf dem Weg liegen, fahren wir kurz vom Hwy. ab und nehmen die 3 Blocks zum Museum. Uns ist klar, dass ein längerer Aufenthalt hier nicht in Frage kommt - die Türen öffnen sich eh erst um 11 Uhr. Trotzdem strolchen wir ein wenig herum, machen Fotos mit Charlie Brown, Snoopy und Woodstock und holen uns an Snoopy’s Ice Arena einen Coffee to go. Einige Eisläufer sind schon unterwegs - das sieht nach einen professionellen Eistanztraining aus. Leider ohne Snoopykostüm. Auch der Giftshop macht erst später auf. Das Museum ist bestimmt sehr nett, besonders der „Kite eating tree“ hätte mich interessiert.
So verlassen wir nach einiger Zeit das Sonoma Valley und fahren über die Berge und Sebastopol (#12) Richtung Pazifik. Unser nächstes Ziel heißt Bodega Bay, wo Alfred Hitchcock 1962 den Klassiker des Horrorfilms „Die Vögel“ gedreht hat. Noch lange bevor wir die Küste erreichen, sehen wir plötzlich die berühmte Kirche aus diesem Film am Wegesrand. Hier? Der Ort heißt beim näheren Hinschauen „Bodega“ und besteht nur aus ein paar Häusern. Offensichtlich haben die einen Großteil hier in den Bergen gedreht und den Rest am Hafen in Bodega Bay. Hätten wir bestimmt nicht gefunden, wären wir nicht von hier oben gekommen. Also: Auto abstellen und rumgucken. Das Schulhaus steht auch noch dort und wie auf Bestellung flattert ein ganzer Schwarm Vögel darüber hinweg. Die sind immer noch hier. Am General Store stehen noch einige Requisiten, wie z.B. die alte Telefonzelle. Lustig. Allein das Fire Departement sieht neu aus, das Meiste andere: ziemlich alt und in die Jahre gekommen.
Über den Hwy. No. 1 erreichen wir schließlich auch Bodega Bay, wo wir diverse Stops an der Bucht einlegen, zum ersten Mal tanken und bei einem Fischhändler ein Stück geräucherten „Albacore“ (was sich später als weißer Thunfisch entpuppt) erstehen. Essen wir später auf der Fahrt mit ein paar Crackern - sehr lecker! Der Film „Die Vögel“ ist hier sehr lebendig - gut, dass wir den vor der Abreise noch mal geguckt hatten.
Nun geht es 3 Stunden lang über den Hwy. No. 1 nordwärts. So kurvig und auf und ab kennen wir den noch nicht. Sagenhaft - die reinste Achterbahnfahrt. Dabei bieten sich immer wieder spektakuläre Blicke auf den schäumenden Pazifik. Oft ziehen gigantische Nebelschwaden herauf und hüllen uns ein - Gott sei Dank kommt aber regelmäßig auch die Sonne durch und lässt alles in hellstem Licht erstrahlen. Sehr abwechslungsreich, zum Teil mystisch und hier gilt ganz sicher: der Weg ist das Ziel!
Unerschrockene Surfer toben sich in den hohen Wellen aus, Viewpoints laden zu Stops ein - wir machen eifrig Gebrauch davon.
Schließlich erreichen wir den Fort Ross State Historic Park. Die Zufahrt ist versperrt von zwei Rollschranken - abgeschlossen ist aber nicht. Hinweisschilder, dass der Park geschlossen sein könnte, sehen wir nicht. Wir nehmen unseren Mut zusammen, rollen eine Schranke beiseite und fahren rein. Am nicht besetzten Eingangshäuschen füllen wir unser Permit aus (State Parks kosten extra), tun die verlangten 8$ in den zugehörigen Umschlag und werfen den ein (self registration). Dann fahren wir zum Parkplatz, auf dem schon einige Autos stehen - vermutlich auch von den Bauarbeitern, die am Visitor Center basteln, das nur an Wochenenden geöffnet ist.
Fort Ross ist ein richtiges altes Fort, das sehr gut erhalten ist. 1812 wurde es als der südlichste russische Stützpunkt im Westen der USA gebaut. Damit gehört es zu den ältesten Dingen, die man hier zu sehen bekommt (von Redwoods und Dinosaurierspuren etc. mal abgesehen). Wir verbringen einige Zeit hier und machen viele Fotos. Das Fort liegt als Befestigungsanlage direkt an der steil abfallenden Küstenlinie - strategisch gut ausgesucht. Es war seinerzeit Handelsstützpunkt und wurde von den Russen auch für den Schiffsbau und landwirtschaftlich genutzt. Neben der stabilen Befestigungsanlage mit Wachtürmen und Kanonen befinden sich hier noch einige Häuser und die alte orthodoxe Kapelle. Innen sind die Bauwerke z.T. entsprechend ihres damaligen Verwendungszwecks ausgestattet mit Möbeln, Werkzeugen, Waffen und Handelswaren.
Eine größere Gruppe Kinder mit Begleitern hält sich derzeit in historischen Kostümen hier auf. Das ist eine Schulklasse, die Projekttage hier veranstalten. Stolz erzählen uns die Kids, dass sie auch hier übernachten werden. Derzeit erkunden sie sehr kindgerecht das Fort mit seinen Funktionen. Da wird besprochen, an was man alles denken muss, wenn man so ein Fort plant (warum steht das genau hier?). Es wird Wasser gezapft und in Blecheimern über den Innenhof geschleppt, um dann in Zinkwannen gefüllt zu werden (bestimmt zum Waschen für heute Abend). Andere schnippeln Salat, erkunden die Trading Post oder bauen kleine Schemel aus Holz - echt gut!
Nun müssen wir aber weiter! Also: auf zum Auto und auf die Straße - geht nicht, die Tore sind nun mit Vorhängeschlössern verschlossen. Mist, das hat uns gefehlt. Hätten wir doch nicht reinfahren dürfen? Wenden, die Bauarbeiter suchen und auf einen kräftigen Anschiss gefasst sein. Die sind aber ganz relaxt: Nein, wir hätten nichts falsch gemacht, leider hätte nur irgendeiner das Tor nicht abschlossen gehabt - könnten wir ja nicht wissen. Freundlich fährt einer mit, lässt uns raus und will auf gar keinen Fall ein Trinkgeld.
Weiter kurven wir Richtung Norden, jetzt gewinnt die Sonne immer mehr die Oberhand - leider nur für eine gute Stunde, dann nebelt es wieder. Naja, es ist eigentlich mehr eine Mischung aus Gischt und Nebel. Wir nähern uns nun Mendocino, einer weiteren „Hauptstadt“ der Flower-Power-Zeit. Auch hier bummeln wir umher - kleines Nest, schön gelegen mit z.T. sehr netten Häuschen und überall Wassertürme im Garten. Kunsthandwerk wird hier heute noch groß geschrieben und überall malen Leute mit kleinen Staffeleien.
Von hier sind es nur noch ein paar Meilen bis Fort Bragg, wo das Motel 6 erwartungsgemäß an der Hauptdurchgangsstraße liegt (viel mehr gibt es hier auch nicht). Schnell einchecken und dann mit dem Auto noch einen letzten Abstecher zum „Glass Beach“ gemacht. Auch hier ist die Brandung famos. Wir klettern bis zum Wasser und finden auch gleich einige Glassteinchen. Leider passe ich nicht auf und - schwupps - stehe ich bis zu den Knien im Wasser. Na toll. Wir fahren zurück zum Motel, wurde eh Zeit dafür. Schuhe unter der Dusche ausspülen, dann einen Becher Wein und ein paar Chips. Dabei werden die Fotos gesichert und einige auf die Homepage geladen.
Um 7 Uhr gehen wir hinüber zu Angelina’s Grill. Gabi freut sich über den „Catch of the day“ (ein gigantisches, sehr leckeres Stück Fisch mit Folienkartoffel, Knoblauchbrot und Dünstgemüse aus Sellerie, Zucchini und Zwiebeln. Ich bekomme Fish Tacos - mexikanisch mit Reis und Bohnenmuß. Beides sehr gut!
Auch heute schließen wir gegen 9 die Augen, es hat doch nicht mehr gereicht, zum Karaoke-Abend in die Bar nebenan zu gehen.
Tagesetappe: 238 km
Übernachtung: Motel 6, Fort Bragg, CA
In den Weinbergen Kaliforniens
12.09.13 04:51

Foto: Gabi mit 2 Flaschen „Forth Wine“, Healdsburg, CA
Zum Frühstück gibt es heute Burgerpatties und Käsegefüllte Omelettes statt Rüherei und Bacon. Wir lassen es uns wieder gut schmecken - lecker!
Schnell sind die Sachen gepackt, die rush-hour ist vorbei und um 09:00 Uhr rollen wir vom Hof. Der Hwy #101 bringt uns schnurstracks über die Golden Gate Bridge zum nördlichen Viewpoint. Von hier haben wir einen schönen Blick auf die Brücke und auch einige deutsche Harleyfahrer sind schon hier. Es ist noch recht früh, die Sonne hat noch keine Kraft und so hängen Wolken über der Stadt. Das sieht auf den Fotos dramatischer aus, als es war - dennoch begreifen wir noch einmal unser Glück im letzten Jahr, als die schönste Brücke der Welt im gleißenden Sonnenlicht vor blauem Himmel lag.
Wir fahren wieder hinauf in die Marine Headlands. Dort gibt es noch einige schöne Blicke auf die Brücke. Diesmal verlängern wir die Fahrt aber über die kurvige Einbahnstraße bis zum Bonita Lighthouse. Hier dösen einige Seehunde auf Felsen in Küstennähe. Immer wieder steigen wir aus und laufen ein paar Schritte. Dabei kommen wir auch an den diversen Bunkeranlagen und Geschützstellungen vorbei, die früher eine wichtige strategische Rolle vor der SFO-Bay spielten. Kurze Zeit später erreichen wir wieder Sausalito und fahren an der Bay entlang durch diese schöne Stadt.
Dahinter verlassen wir den Hwy #1. Die Straße windet sich nun in engen Kurven bergauf. Das Ziel heißt Muir Woods NM - unsere erste Begegnung mit größeren Ansammlungen der riesigen Redwood-Bäume steht auf dem Programm. Die California Redwoods wachsen nur auf einem schmalen Streifen an der Küste auf den 500 mi zwischen Süd-Oregon und Big Sur. Bis zu 2.000 Jahre alt werden diese Bäume, bis zu 115 Meter hoch und 6,7 Meter breit. Hier im Muir Woods NM sind die ältesten 1.000 Jahre alt, 76 Meter hoch und 4,2 Meter breit. Die California Redwoods sind die höchsten Bäume der Erde. Artverwand sind die Giant Sequoias, die in den Höhenlagen der Sierra Nevada wachsen und die wir 2011 im Sequoia und Yosemite NP bewundert haben: diese werden nicht ganz so hoch (95 Meter), dafür aber bis zu 3.200 Jahre alt und über 12 Meter breit. Sie sind daher die Bäume mit dem größten Holzvolumen weltweit - und echt sehenswert!
Man merkt, dass dieser Park nahe an SFO liegt - es ist echt was los hier. Wir erstehen zunächst mal unseren „America the beautiful Anual-Pass“ (80$), der uns bis Ende September 2014 (!) freien Eintritt in allen NP, NM u.ä. in ganz Amerika gewährt. Dann schlendern wir über den Main Trail, der anfangs rollstuhlgerecht über einen Holzbohlenweg führt, mitten in die Redwoods hinein. Da wir die längere Variante wählen (3,6 km-Runde), sind wir später auch mehr allein. Man legt Wert darauf, dass man sich ruhig verhält hier und alle halten sich dran - klasse! So kann man unter den mächtigen Bäumen die Ruhe des Waldes genießen und auch die vielen kleinen Geräusche hören, die Wald und Lebewesen machen. Besonders der „Cathedral Grove“ (Kirchen Hain) hat einige Prachtexemplare in toller Atmosphäre zu bieten.
Zurück geht es auf der anderen Seite des Baches auf halber Höhe der Bäume - sehr schön, das gibt einen ganz anderen Blick. Eine Eule träumt verloren auf einem Ast und lässt sich ablichten. Danke! Nach 1,5 Stunden sind wir wieder am Auto. Schön, unser erster Trail dieses Jahr.
Über die Hwys #37, #12, #121 und #29 fahren wir nach Nappa ins „Wine Country“ - das Weinanbaugebiet der Kalifornier. In Nappa stellen wir das Auto ab und bummeln die Main Street entlang. In der Tourist Information bekommen wir eine kurze Einführung zu dieser Gegend. Das ganze Tal und ebenso das benachbarte Sonoma Valley sind klimatisch deutlich abgegrenzt zum eher rauheren Pazifikklima an der Küste. Die Berge stauen die Wärme und die Sonne gibt hier in diversen Regionen von Süd nach Nord den unterschiedlichen Rebsorten beste Bedingungen.
Die Fahrt Richtung Norden bis Calistoga ist sehr, sehr schön. Es geht mitten durch die Weinberge vorbei an den Weingütern, die hier wie Herrenhäuser imposant mit famosen Zufahrten angelegt sind - ganz nach dem Motto „my home ist my castle!“ Hinter Calistoga wechseln wir über die petrified forest road hinüber ins westliche Sonoma Valley. Unser Ziel für heute heißt Healdsburg. Ein Zimmer haben wir gestern Abend noch schnell über booking.com gebucht - wie wir es eigentlich meist machen.
Hier bei Healdsburg gibt es die „Forth Vinery“. Gabi hatte dieses vor einiger Zeit schon mal über Facebook kontaktet und auf ihren Mädchennamen „Forth“ hingewiesen. Leider haben wir auf unsere aktuelle Nachricht, heute mal vorbeischauen zu wollen, keine Rückmeldung bekommen. Eine Adresse haben wir auch nicht, nur die Angabe „Dry Creek Valley“. Die Weingüter unterwegs hatten meist bis 5 p.m. geöffnet, also sputen wir uns. Das Navi führt uns zur „Dry Creek Road“, die wir von der Abfahrt am Hwy zunächst Richtung Süden abfahren. Als es nicht mehr weiter geht, fragen wir einen jungen Mann, der mit seinem Hund spazieren geht. Von einer „Forth Vinery“ hat er noch nichts gehört, aber seine Freundin arbeitet in einer Weinhandlung und die ruft er sofort an. Treffer! Das „Forth Vineyard“ gehört zu den „Family Wineries“. Wir sollen die Straße einige Meilen zurück fahren bis zu einem großen, weißen General Store und dahinter muss es irgendwo sein. Gesagt - getan - gefunden!
Hier gibt es in den Weinbergen einen Tasting-Room der Family Wineries. Sieht verlassen aus, die Tür ist aber noch offen. Niemand zu sehen. Also sprechen wir jemanden von einem Weingut gegenüber an und der zaubert einen Herrn herbei, der sich als „Shaun, the tasting room manager“ entpuppt. Eigentlich ist schon geschlossen, aber unser Hinweis auf die lange Anreise vom Niederrhein, Germany extra (!) bis hierher öffnet uns die Tür und die Flaschen. Er präsentiert uns eine komprimierte Weinprobe der „Forth Wines“: ein weißer (Sauvignon Blanc), 2 Rose und 3 Rotweine, u.a. den „Syrah“ - aber auch eine Gemeinschaftsproduktion aller Söhne, die „All boys“ heißt, leider aber kein schönes Etikett hat.
Wir erstehen 2 Flaschen des edlen Getränkes sowie einige Mini-Souvenirs und müssen mal klären, ob wir die Weinflaschen gefüllt oder nur leer nach Germany einführen können und dürfen. In die USA darf man überhaupt keine Lebensmittel einführen, ja noch nicht einmal angeben, vorher auf einem Bauernhof gewesen zu sein. Umgekehrt könnte es aber leichter sein. Shaun hat immer mehr Spaß mit uns und unserer Begeisterung, die Schnitzeljagd heute gewonnen zu haben. Am Ende macht er noch ein Foto von uns fürs Familienalbum, dann fahren wir entspannt zum Motel.
Das America’s Best Value Inn Healdsburg ist schnell gefunden und rasch sind wir im Zimmer. Das Bad ist nicht 100% gesäubert nach dem letzten Gast - naja,
Auf dem Weg sind wir an einem McDonalds vorbeigekommen, aber da gehen wir ja nicht so gern hin. Also wird die App „around me“ nach Restaurationen in der Nähe befragt. Sie listet zuverlässig mehr als 10 Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme im Umkreis von 500 Metern auf, z.T. mit Bewertungen und Speisenkarte. Ganz in der Nähe: Das „Healdsburger“! Gefällt uns schon wegen des Namens und so machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Das machen die Amis ja nie, deshalb gibt es auch keinen Bürgersteig. Aber die 200 Meter sind schnell überbrückt.
Wir sitzen draussen und lassen uns den Bacon BBQ-Burger und den Buffallo-Cheeseburger schmecken. Dazu gibt es gemeinsam eine kleine Portion hausgeschnitzte Pommes, eine Diet Coke (free refill) und ein Becks Saphire mit 6% Alc. Klasse Abendessen!!
Wieder im Zimmer kümmern wir uns noch um die Fotos des Tages und buchen das Zimmer für die nächste Nacht. Zu mehr sind wir nicht in der Lage, uns fallen um kurz vor 21 Uhr schon die Augen zu. Tagebuch wird daher morgen sehr früh geschrieben, wir sind bestimmt um 5 Uhr wach (Vorhersage stimmte genau!).
Tagesetappe: 156 km
Übernachtung: America’s Best Value Inn, Healdsburg, CA
Golden Gate Park, Flower-Power & Downtown SFO
11.09.13 06:51

Foto: Gabi im Golden Gate Park am Conservatory of Flowers, San Francisco, CA
Der Tag beginnt mit einer Überraschung: Im Holiday Inn Express Pacifica gibt es nicht nur die Tageszeitung an die Zimmertür, sondern auch das allerbeste Frühstück, das wir je in einem Motel bekommen haben. Echt vom Feinsten: verschiedene Kaffeesorten, 4 verschiedene Säfte, eine automatische Pancake-Back-Maschine, frische Rühreier, knusprigen Bacon, Brote, Muffins, Marmeladen, Honig, Joghurts, verschiedene Milchsorten, Müsli u.v.m. Sensationell!
Wir machen ausgiebig vom Angebot Gebrauch, was uns später echt rettet, weil wir während der Citytour wieder mal kaum ans Essen denken. Nebenbei bekommen wir die News über Obama’s Syrienpolitik überdimensional auf Flat-TV und CNN. Das weckt gleich die Erinnerungen an Richard und den Vorabend.
Dermaßen gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, der uns zuerst zum Golden Gate Park führt. 2011 sind wir schon mal ein Stück hineingelaufen, mussten aber feststellen, dass man mindestens einen ganzen Tag benötigt, um den 5 km langen und 800 m breiten Park fußläufig zu erkunden. Also fahren wir einen Fahrradverleih am Ostrand des Parks (Lincon Cyclery, 772 Stanyan Street) an, finden gleich in der Nähe einen bezahlbaren bewachten Parkplatz und sitzen kurz nach 10 Uhr auf zwei recht guten Mountainbikes. Auf geht’s: 2 Stunden kreuz und quer durch den Park.
Am Conservatory of Flowers (nostalgisches Gewächshaus) blühen die Blumen. Eine Extrarunde drehen wir am architektonisch auffälligen De Young Museum of Fine Arts und der California Academy of Sciences (mit Aquarium, Rain Forest und Planetarium). Die beiden Bauten wären bestimmt auch mal einen Extratag wert. Wir bummeln aber lieber durch den Japanese Tea Garden, der gleich nebenan liegt (7$ Eintritt). Die Fotos sagen alles, insbesondere die steilste Brücke der Stadt ist sehr ungewöhnlich.
Nachdem wir noch eine schöne Runde durch den Park geradelt sind geben wir die Räder (16$ für 2 Stunden) wieder ab und machen uns auf nach Haight Ashbury, das gleich nebenan liegt. In den 60er-Jahren war dies hier die Hochburg der Hippiezeit und gleichzeitig der verschrieenste Stadtteil SFOs. Junge Menschen aus aller Welt kamen damals mit Blumen in den Haaren hierher. Eine ganze Reihe von ihnen sind noch hier. In den 70ern verkam der Stadtteil im Drogenrausch, heute findet sich hier ein Mix aus witzigen Läden, psychedelischen Souvenirs, Flower-Power und Fotomotiven. Wir genießen es sehr, hier herumzustrolchen, zu bummeln und wir erstehen erste Mitbringsel für die heranwachsende Flower-Power-Generation …
Quer durch die Stadt geht’s nun zur Waterfront. Die Suche nach einem Parkhaus unterhalb der Oakland-Bay-Bridge gestaltet sich schwierig, da sind einige Extrarunden und U-Turns fällig, die Gabi den Schweiß auf die Stirn zaubern. Als wir den Jeep endlich abgestellt haben, gehen wir zunächst zum Rincon Park, wo mit „Cupid’s Span“ ein interessantes Kunstwerk wartet, das sich prima eignet, die dahinter aufragenden Hochhäuser des Financial District fotografisch in Szene zu setzen. Aber auch der Brücke waren wir (von unten) noch nie so nah. Was für ein gigantisches Bauwerk! 8.300 m lang mit 2 übereinander liegenden Fahrdecks zu je 5 Fahrspuren (obere Richtung SFO, untere Richtung Oakland). Immer am Wasser entlang bummeln wir zum Ferry Building, wo die Fähren zu allen möglichen Zielen in und jenseits der Bay ablegen.
Noch einmal versetzen wir das Auto, diesmal ins Parkhaus unter dem Union Square, das wir schon aus 2012 kennen. Der Platz mitten in Downtown brummt wie eh und je - hier finden sich alle möglichen Geschäfte und Hotels. Wir haben uns den Platz aber ausgesucht, weil es von hier nur ein Katzensprung bis Chinatown ist. Hier klingt es in den Straßen überall wie zu Hause im Chinarestaurant, nur dass die Musik hier „live“ vom Katzenjammer-Straßenmusikanten kommt. Bunt ist es, viel zu entdecken gibt es und auch hier ist etwas Shopping angesagt.
Eigentlich wollen wir ja noch zu Fisherman’s Wharf und schauen, ob wir von dort noch eine (einstündige) Bootsfahrt in die Bay und zur Golden Gate Bridge buchen können. Die Anfahrt ist unglaublich - Straßen von SFO eben. So steil waren wir noch nie unterwegs! Wir kommen auch unmittelbar an der berühmten Lombard Street (croocedest road of the world) vorbei. Die hat „nur“ 16% Steigung - ist aber wirklich schön zu fahren wegen der Blumenrabatten und der vielen Windungen. Die umliegenden Straßen hat Gabi letztes Jahr schon kennen gelernt, als sie „um den Block“ fuhr, während ich Fotos machte. Nun sind wir beide hier unterwegs und es geht 30% (!) schnurgerade bergauf und bergab. Wie Achterbahn, nur im wahren Leben!!
An der Wharf sehen wir ein bekanntes Bild: strahlender Sonnenschein hier, Nebel Richtung Golden Gate. Also beschließen wir, die Bootsfahrt zu verschieben, steigen erst gar nicht aus und kurven noch ein wenig durch die Stadt - es ist auch spät genug und die Müdigkeit zieht langsam herauf.
Es ist rush-hour und so ist es etwas anstrengend, sich bis zur #101 durchzukämpfen. Gegen 18 Uhr sind wir wieder in Pacifica. Klasse: das Hotel hat mittags ein kleines Angebot im Frühstücksbereich als Aufmerksamkeit am Start: Saft, Kaffee, Wasser und einige Kekse sind jetzt genau richtig. Dann fahren wir noch kurz die 1,5 mi bis zum Einkaufszentrum mit Food-Court (2 Ampeln südlich auf dem Hwy #1).
Bei Safeways (wo wir seit 2010 „Member“ sind und deshalb die günstigen Preise bekommen) erhalten wir alles, was wir zunächst benötigen: frisches Obst, Baby-Möhrchen zum Knabbern, Müsliriegel, Studentenfutter in allen Mischungen, Kracker, unsere Icebox, 24er Palette Wasser, 5-Liter-Tetrapack Kalifornischen Chardonnay zum selber zapfen etc. Nebenan ordern wir eine gut belegte Pizza, steigen ins Auto und fahren ins Motel zurück.
Dort bekommen wir zunächst die Krise: unser kleiner Rimowa-Koffer, in dem sich derzeit u.a. der Mac, aber auch alles andere, was nicht Kleidung ist, befindet, lässt sich nicht mehr öffnen. Zahlenschloss defekt? Verstellt? Keine Ahnung, auch beim 100sten Mal Einstellen der richtigen Kombination geht das Mistding nicht auf. iPhone und Google befragen: das Problem hatten auch andere schon, z.T. hat es geholfen, alle 999 Kombinationsmöglichkeiten auszuprobieren. Also: Pizza stückchenweise aufwärmen und dabei Panzerknacker spielen. Erfolglos. Da bleibt nur eins: Leatherman raus, Säge ausgeklappt und nach einigen Bemühungen ist das Ding auf. Uff! Den Koffer werden wir reklamieren - das dürfte kein Problem sein bei der Marke und dem Preis ...
Nun sind wir aber zu nichts mehr in der Lage, der Tag war schon recht intensiv. Die Tagebucharbeit etc. verschieben wir auf den nächsten Morgen - erfahrungsgemäß ist die Nacht eh früh zu Ende (richtig: um 5 Uhr sind wir puppenlustig und wach).
Ach ja: der Wein schmeckt - wenn der morgen Abend gekühlt ist, wird’s noch besser.
Tagesetappe: 77 km
Übernachtung: Holiday Inn Express, Pacifica, CA
Als wären wir kaum weg gewesen ...
10.09.13 06:51

Foto: Gabi & Richard, Nick’s Bar in Pacifica, CA
Nach den guten Erfahrungen 2011 stand für uns fest: bei Abflug von Frankfurt verbringen wir die Nacht vorher wieder in einem Airporthotel. Gesagt getan: Gabi hat gestern noch gearbeitet, aber eine Stunde eher Schluss gemacht. So war sie pünktlich um 14:30 Uhr zu Hause und wir konnten die letzten Sachen klarmachen. Dabei wanderte auch der Soundtrack für die Autofahrten, den ich am Morgen zusammengestellt hatte, schnell noch auf Gabis iPhone. Kurze Verabschiedungsrunde und schon bringen Heiner & Margret uns zum Bahnhof nach Duisburg. Der ICE ist so fix, da kommt man nicht mit. 17:08 ab Duisburg - 18:34 schon am Airport in Frankfurt. Sensationell!!
Mit dem Shuttle geht’s rüber zum Terminal 2, wo Delta Airlines (wie alle amerikanischen Fluglinien!) leider keinen Vorabend-Check-In mehr anbietet. Also düsen wir mit dem Hotelshuttle zum Meininger Hotel und beziehen unser Zimmer im 7. Stock - mit Blick auf den Flughafen. 50 € fürs Zimmer: das ist mehr als fair! Sauber und gut ausgestattet, die Bar bietet kleine Mahlzeiten und Getränke für (im Vergleich zu anderen) kleines Geld. Wir entscheiden uns für Spaghetti Bolognese und eine Pizza Peperoni, die erstaunlich gut ist. Anschließend wandert eine gut gekühlte Flasche Weißwein (12 &euro

Die ist um halb 6 aber zu Ende, denn wir haben den Shuttle-Bus um 06:00 Uhr gebucht. Alles fluppt prima. Der Delta-Schalter macht um 06:30 Uhr auf und wenige Minuten später sind die Koffer weg. Wir verbringen die nächste Stunde auf extrem bequemen Liegestühlen, dösen und schauen auf dem Mac den Rest eines Trainingsvideos zur geschickten Dateiverwaltung unter Aperture. Klasse, da habe sogar ich noch was dazugelernt. 2 Cappuccino und ein kleines Frühstück, dann ist auch schon Boarding.
Pünktlich um 09:40 verlassen wir deutschen Boden und genießen den Service von Delta. Nicht nur genügend schmackhaftes für den Magen, auch großzügig Getränke sind im Angebot. Da kann man nicht meckern, wir hatten sogar 2 nette Pötte Wein. Und auch technisch hat die Fluggesellschaft aufgerüstet: nun gibt es in jeder Kopfstütze einen Monitor und Filme bis zum Abwinken zum selbstgestalteten Kinoprogramm.“Hänsel & Gretel - Die Hexenjäger!“ - was für ein Schwachsinn, die Gebrüder Grimm würden sich im Grabe rumdrehen. Der neue „Mission Impossible“ dagegen war ganz ok und selbst „Notting Hill“ auf Englisch hatte mal wieder was …
Die Einwanderungsprozedur in Detroit ging auch ruckzuck. Alles in Allem hat das nicht länger als 30 Minuten gedauert. Dafür haben die Amis jetzt wieder aktuelle Fotos von uns und wissen auch, dass wir noch alle 10 Finger haben. Der Airport ist überschaubar, kein Vergleich mit Atlanta! 12:45 Uhr war es, als wir zum dritten Mal in drei Jahren in den USA landeten (18:45 in Deutschland). Um 15:43 Uhr geht es weiter nach San Francisco - gleich ist schon wieder Boarding. Bis später …
Es geht pünktlich weg in Detroit, denken wir. Aber wir konnten ja nicht ahnen, dass der Pilot mit uns eine Flughafenrundfahrt macht. Der Airport ist doch viel größer, als ich vermutet habe. Wir kurven von Startbahn zu Startbahn und starten dann mit 50 Minuten Verspätung. Der Kapitän versichert uns aber, das Meiste wieder heraus zu holen und er soll recht behalten. Die Inlandsflüge unterscheiden sich bei Delta bezüglich des Service deutlich von den Langstrecken! Es gibt zwar wieder Softdrinks, Peanuts & Co., das Essen und auch die Spielfilme müsste man aber bezahlen. Nun ja. Hunger haben wir nicht und Filme hatten wir auch schon einige. Also: 5 Stunden dösen und Reiseführer lesen.
Gegen 18 Uhr sind wir dann endlich in San Francisco. Koffer aufnehmen, mit der „blue line“ des Skytrain zu den rental cars fahren und schon warten wir auf unser Auto. Mit uns warten noch 5 andere Paare, die kommen mit den Autos gar nicht so schnell nach. Wir sind aber die ersten, die ihren Wagen bekommen und wir kriegen, was wir bestellt haben: einen Midsize SUV: Jeep Compass in schwarz. Nunja, wir sind sehr verwöhnt aus den letzten Jahren, in denen wir immer ein kostenloses Upgrade auf die nächste Fahrzeuggröße bekamen und diese auch außerordentlich luxuriös ausgestattet waren. Der Jeep hat alles was wir benötigen und ist auch schön anzugucken. Überflüssigen Schnickschnack sehen wir auf den ersten Blick nicht. Aber der Praxistest kommt ja noch.
Die 21 Kilometer bis Pacifica sind schnell zurückgelegt. Als wir im Skytrain waren, sahen wir schon den berüchtigten Nebel über die bis dahin sonnendurchflutete Stadt ziehen. Jetzt sehen wir die Hand vor den Augen kaum. Eingecheckt ist schnell, das Mädel am Empfang ist super freundlich. Nun ist es kurz nach 7 und viel zu früh, ins Bett zu gehen. Also gehen wir schnell die paar Schritte bis zum Meer und werfen einen ersten Blick auf den schäumenden Pazifik. Da sind wir wieder - du hast dich nicht verändert.
Gleich nebenan ist „Nick’s Bar“ und dort kehren wir wieder ein. Gabi hat Lust auf einen Cocktail zum Urlaubsbeginn und bestellt sich einen „Marylin“ (Erdbeeren mit Vodka), für mich gibt’s ein gezapftes Bier. Nur zum Spaß teilen wir uns noch eine Portion „sweet & spicy chickenwings“ und schon sind wir mitten im Gespräch mit 2 Harleyfahrern, die sich gegenseitig aufziehen und „fetzen“. Sie beteuern, dass sie sich eigentlich mögen, aber „ganz normal“ anpflaumen müssen. Der eine von ihnen kommt aus Phoenix, der andere (Richard) aus Kalifornien. Richard hat mächtig getankt und ist mindestens so breit, wie seine Oberarme dick sind. Er knufft mich immer wieder in die Seite und nimmt mich bei jedem 2. Satz in den Arm (oder war es der Schwitzkasten?). Überflüssig zu erwähnen, dass beide und auch der Barmann Deutschland wie ihre Westentasche kennen. Richard war 1969 in Aurich bei der Army und hatte später einen Geschäftsfreund in München.
Als er auf amerikanischem Kauderwelsch „Eine Salzbrezel bitte“ lallt und ich ihm das richtig übersetze tanzt er durch die Bar, weil er stolz wie Bolle ist, dass wir das verstanden haben, obwohl er 15 Jahre nicht mehr in Deutschland war. Ab jetzt bin ich sein bester Freund. Wir reden über alles und schließlich muss er uns auch von seinen Waffen erzählen und davon, dass er nie eine mitnimmt, wenn er auch nur ein Glas Alkohol trinkt. Zum Beweis zeigt er das leere Holster (manchmal hat er wohl echt gute Ideen) und auch sein Weapon-Permit. Dass ich in Sachen „Sig Sauer“ und „Walther PPK“ mitreden kann lässt schließlich alle Schranken schwinden.
Nun werden wir in die Geheimnisse der Motorradgangs eingeweiht: er gehört zu den „Weasels“. Die haben eine Münze wie bei uns die Kegelclubs einen Kegel und müssen diese immer vorzeigen, wenn sie sich treffen. Ungewöhnliche Aufschrift: FYYFF (fuck you you fucking fucker). Spannend ist seine Erläuterung zu den historischen Wurzeln der „good old boys“ - auch dazu gibt es eine Münze. Sachen gibt’s. Und dann muss er auch noch über seinen Präsidenten herziehen und unsere Kanzlerin über den grünen Klee loben:
Richard: „Obama is week, he should be the leader of the free world, but what is he? A monkey! A baffoon (Blödmann, Witzbold, Clown)! He has Balls like peanuts! Angela Merkel has balls like this (zeigt die Größe einer Wassermelone). She supports Obama, she shows him, how to be big in this world. She’s a strong woman, I like her so much ….“
Nunja, er beteuert, kein Rassist zu sein (da habe ich so meine Zweifel) und ist deutlich enttäuscht, dass Obama nicht kräftig zuschlägt in Syrien. Ich habe ihm erklärt, dass ich es eher für ein Zeichen von Stärke als Schwäche halte, wenn man in so wichtigen Sachen mal nachdenkt und dann handelt. Fand er nicht - das war eher nicht sein Ding. Bei Asterix hätte er wahrscheinlich „Haudraufundschluss“ geheißen. Aber: so schnell kommt man nirgends ins Gespräch. Keine 2 Stunden hier und schon verbrüdert mit 2 harten Jungs. Wir hatten viel Spaß!
Gegen 22 Uhr fallen uns dann die Augen zu. In Deutschland ist es schon 7 Uhr morgens. Gute Nacht!
Tagesetappe: 21 km (mit dem Auto)
Übernachtung: Holiday Inn Express, Pacifica, CA