Lake
Sunny Sunday @ Crater Lake NP
16.09.13 05:44 Abgelegt in: Oregon

Foto: Gabi & Jürgen auf dem Watchman Peak (2.442m), Crater Lake NP, OR
Da sitze ich nun im Maverick Motel in Klamath Falls an einem richtigen Schreibtisch in einem tollen Zimmer, neben mir steht eine kühle Dose Coors Light (710ml, großspurige Aufschrift: The Silver Bullet - When the mountains turn blue it’s as cold as the rockies) und ich schreibe Tagebuch. Es war ein wunderbarer Tag, aber fangen wir besser mal vorne an:
Da die „Büroarbeiten“ gestern Abend schon vollständig erledigt waren, sind wir heute morgen von der schnellen Truppe: ein paar Mails beantwortet und kurz mit Vater & Mutter geskypt, gesehen, dass Gladbach 1:0 hinten liegt und schon sind wir auf der Straße. Es ist kurz nach 8 Uhr, als wir Grants Pass verlassen. Das erste Wegstück führt über die I-5 North, dann wechseln wir auf die #234 und später auf den Crater Lake Scenic Hwy (#62). Die Sonne kommt raus, blauer Himmel zeigt sich und wir fahren durch die schöne Berglandschaft Oregons - Wald, so weit das Auge reicht. Es geht eine ganze Zeit an einem Fluss entlang (Rogue River) und aus den Lautsprechern singen und zupfen Johnny Cash (Ring of Fire), Santana (They all went to Mexico) und Mark Knopfler mit Emmylou Harris (This is us) - hört euch das mal an, schließt die Augen und stellt euch eine endlose lange Straße durch amerikanischen Herbstwald ohne jedweden anderen Verkehr vor. Tempomat rein, rollen lassen und mitsingen - ein Traum!
Zwischendurch halten wir am Fluss an und beobachten 2 Angler, die heute bestimmt noch Erfolg haben werden. Ich habe dort riesige Lachse komplett aus dem Wasser springen sehen, die sind so übermütig, dass sie bestimmt noch beißen …
Gegen 10:30 sind wir am Visitor Center des Crater Lake NP angekommen. Der einst 3.700 m hohe Mount Mazama stürzte nach einem Ausbruch vor 6.800 Jahren in sich zusammen und bildete einen Krater von 11 km Durchmesser. Im Laufe der Jahre füllte sich der Kessel mit Regen und Schmelzwasser: Crater Lake entstand. Der See ist bis zu 589 m tief. Die enorme Tiefe sorgt gemeinsam mit dem schwarzen Untergrund für die ungewöhnlich dunkelblaue Reflektion - ein sagenhafter Anblick! Und es gibt noch etwas besonderes: Als Folge eines jüngeren Ausbruchs innerhalb des Kraters erhob sich Wizard Island im Westen des Sees. Der heute noch sichtbare Teil der Insel ist die Spitze eines Vulkans im Vulkan. Schaut mal auf den Fotos - man kann den Krater auf Wizard Island gut erkennen!
Rund um den Kraterrand führt ein Rimdrive, der 53 km lang ist und über 30 Aussichtspunkte bietet. Wir fahren einmal um den See herum, halten aber nicht an jedem Viewpoint. Dafür machen wir einige Wanderungen: Zuerst geht es eine Stunde lang immer am Kraterrand entlang auf dem „Discovery Point Trail“ mit ersten atemberaubenden Panoramablicken. Anschließend besteigen wir den „Watchman Peak“ (2.442m) über den gleichnamigen Trail, eine ebenfalls rd. einstündige Wanderung. Zwischendurch naschen wir immer wieder Trauben, Möhrchen, Cracker und auch der über einen halben Liter große Pott „Coffee to go“ vom Vormittag hat eine lange Halbwertzeit. Wir lassen es uns gut gehen und fahren um den See, ohne zu hetzen.
Gegen 14:30 Uhr fahren wir die 7 Meilen Abstecher bis zum Pinnacles Trail, der uns weitere 30 Minuten beschäftigt. Die „Pinnacles“ sind komische Dinger: 30 Meter hoch ragen die Spitzen aus der Canyonwand: Es handelt sich um ehemalige Fumarolen (Dampfaustrittsstellen), bei denen die austretenden Gase Asche erzeugten, die später unter Druck zu solidem Fels wurden. Das umliegende Gestein erodierte und zum Vorschein kamen die lustigen Gesellen, die sich heute brav ablichten lassen. Apropos ablichten: Fotografieren macht bei dem tollen Wetter und den heutigen Lichtbedingungen natürlich noch mehr Spaß. Endlich nicht mehr mit den hohen ISO-Werten und kurzen Belichtungszeiten jonglieren, wie noch gestern in den Redwood-Wäldern …
Es sind nun noch knapp 1,5 Stunden bis Klamath Falls und die vergehen bei guter Musik und herrlicher Gegend wie im Fluge. Ehrlich: vom Crater Lake NP bis Klamath Falls habe ich nicht ein einziges Mal gebremst. Cruise Control an, 55 Meilen/Stunde eingestellt und laufen lassen. Die Straße ich teilweise über zig Kilometer so gerade, dass man das Lenkrad eigentlich festbinden und im Fond Platz nehmen könnte. Machen wir aber nicht. Statt dessen beobachten wir lieber, wie sich die Landschaft verändert: nach den Bergen kommt nun eine große, grasige Ebene, die nur am Horizont noch von Hügelketten begrenzt wird. Auf den endlosen, saftig grünen Weiden grasen unzählige glückliche Steaks. Auf den Speisekarten haben wir in den letzten Tagen häufig gelesen: „We only serve meat from gras fed Angus!“.
Unser Zimmer im Mavericks Motel ist groß, wirklich sehr schön, sauber und lila. Die Dame im Office war super nett und empfahl fürs Dinner das „Thai Orchid“ gleich um die Ecke oder den Mexikaner 7 Blocks entfernt. Thai finden wir super für heute, „um die Ecke“ auch! Vorher müssen wir aber unbedingt unter die Dusche, denn das war ein staubiger Tag heute.
Pad Thai, Red Curry und als Vorspeise Garnelen im Teigmantel schmecken prima, auch wenn es mir ob der Schärfe des (medium hot!) Curry manchmal die Schädeldecke anhebt. Alles gut! Hier ist sonst nix los und so machen wir uns an die Arbeit: Fotos sichern, sortieren, hochladen, Tagebuch schreiben und dem jungen Pärchen von heute Mittag das Foto mailen, das ich von Ihnen auf dem Watchman Peak gemacht habe (die beiden hatten tatsächlich nur eine Mini-Einwegkamera dabei, freuten sich aber sehr über mein Angebot, ihnen ein nettes Foto zu machen).
So, morgen geht es nach Sacramento, der Hauptstadt von Kalifornien, in der bis vor Kurzem Arnie Schwarzenegger noch große Politik machte. Groß ist hier im Zimmer der Flat-TV und dort läuft doch gerade Terminator 3 - wie passend. Wir hören uns morgen; gute Nacht!
Tagesetappe: 325 km
Übernachtung: Maverick Motel, Klamath Falls, OR
Goldrush ...
18.09.13 05:44 Abgelegt in: California

Foto: Jürgen beim Goldwaschen, Marshall Gold Discovery SHP, CA
Puh - spät ist es heute schon und das liegt allein daran, dass der Tag wieder sehr gut ausgefüllt war. Begonnen hatte alles mit einem reibungslosen Ablauf: Aufwachen, duschen, Mails checken, kurz mit Kleve telefonieren, mit Ella, Aurelia und Andrea skypen, Vater und Mutter kurz Bericht erstatten, zusammenpacken und das Auto beladen. In der Lobby gibt es ein mittleres Frühstück - gar nicht schlecht. Gabi genießt wieder einmal Waffelteig zum selberzapfen, rein ins Eisen, drehen, 2 Minuten warten, Ahornsirup drauf - fertig!
Es ist noch nicht ganz 8 Uhr, da fahren wir schon los. Die rush-hour bremst uns nur mäßig aus. Zügig geht es auf dem Hwy. #50 Richtung Lake Tahoe. Eine Option war es, in Folsom in der Sutter Street zu frühstücken. Hat sich erledigt, denn die Bäuche sind voll. Andere Option: in Folsom das Premium Outlet mit über 80 Geschäften fürs garantierte Schnäppchen besuchen. Das liegt direkt an der Autobahn und eben hatten sie im Fernsehen (beim Frühstück) dafür geworben. Die machen aber erst um 10 Uhr auf und das ist uns zu spät. Also fahren wir vorbei, was sich später als absolut richtig erweist, denn wir benötigen die Zeit für andere - gemütliche - Dinge.
In Placerville machen wir erst mal Halt. Das Nest ist durch den Goldrush groß geworden und trug früher den netten Namen „Hangtown“. Man kann sich denken, warum. Immerhin gibt es hier heute noch die in den ganzen USA seit 1850 einzige durchgängig erscheinende Tageszeitung und den ältesten Laden im Westen der USA, der seit 1850 durchgängig geöffnet hat: den Hardware-Store. Dort müssen wir rein und ich kann bestätigen: es gibt absolut nichts, was es hier nicht gibt. Jeder deutsche Baumarkt, Eisenwarenladen, Souvenirshop, Haushaltswarenladen, Grillzubehörladen, Bastelladen etc. würde im Vergleich extrem alt aussehen. Und wie sagte uns später ein Einheimischer: was du hier nicht siehst, kramen sie vom Lager hervor: es gibt einfach ALLES! Wir finden natürlich einige Mitbringsel, u.a. einen Fishfinder für Christian …
Hier in Placerville kreuzt der von Nord nach Süd verlaufende Hwy. #49 den Hwy. #50. Und der ist benannt nach dem Jahr 1849, als hier der Goldrush begann. Entlang dieser Straße findet man heute noch viele Örtchen, die unmittelbar mit dem Gold der ersten Siedler verbunden sind. Unser Plan ist es, die Stelle aufzusuchen, wo alles begann: den Marshall Gold Discovery State Historic Park. Wie sagte die Dame heute morgen im Vistor Center Placerville? „Because of John Marshall and his Gold discovery we are today here - without him we were not!“
Also wenden wir uns nach Norden, kurven wieder einmal heftig durch die Berge und erreichen 30 Minuten später den Ort des historischen Geschehens. Das Visitor Center ist sehr informativ, los ist hier fast nichts. In wenigen Minuten, also um 11 Uhr beginnt eine geführte Tour, bei der alles über die spannende Zeit berichtet wird. Die beiden Brüder (einer war in Bitburg bei der Army und freut sich, dass Mutter in Trier geboren ist), die uns schon ein paar Goldklumpen gezeigt haben, müssen uns nicht lange überreden - da simmer dabei! Bis 11 Uhr sind wir auch mit dem Guide alleine, dann stößt doch noch ein älteres Pärchen aus Stuttgart dazu. Beide sprechen kaum Englisch und verstehen kein Wort. Ich übersetze zur Begeisterung des Guides seinen kompletten Text und versuche hier aus der Erinnerung mal die Kurzform der echt interessanten Geschichte:
Hier in dieser Gegend lebten damals natürlich die „native Indians“, sehr friedliche Indianer, die am nahen Fluss fischten, Getreide und Mais anbauten, das sie in Felsvertiefungen mit anderen Steinen mahlten, wuschen, zu Brei verarbeiteten und sich so ernährten. Sie lebten im Freien, lediglich im Winter bezogen sie ihre Tippies, die sie aus Baumrinden und Fellen errichteten. So weit - so gut! Leider nimmt die Geschichte bezüglich der Indianer keinen guten Verlauf, wie wir wissen: Die Siedler, die von New York aus durch die Plaines gezogen waren, hatten dort schlechte Erfahrungen mit den da aggressiveren Indianerstämmen gemacht und verfuhren nicht sehr zimperlich mit den friedlichen Leutchen hier. Viel schlimmer war jedoch, dass diese den Krankheiten, die die Weißen einschleppten, nichts entgegen zu setzen hatten - sie hatten einfach nicht das nötige Immunsystem. So starben hier allen von 1800 - 1900 über 90% (!) der Indianer an Seuchen, die der „weiße Mann“ eingeschleppt hatte.
Nun hatte der Schweizer John (Johann) Sutter ja 1839 Fort Sutter und damit Sacramento begründet (da waren wir gestern - passend!). Er arbeitete mit Indianern zusammen und zog 1847 los, um in den Bergen Holz zu schlagen und zu sägen. Zusammen mit seinem Partner John Marshall begann er exakt hier damit, eine Sägemühle zu bauen. Außer den beiden waren ca. 15 Weiße und zusätzlich indianische Hilfskräfte mit von der Partie. Die Sägemühle wurde am American River errichtet, einen Nachbau zeigte uns der Guide. Es gab 3 Gründe dafür, genau hier mit dem Bauvorhaben zu beginnen: 1. hatte der Fluss hier das richtige Gefälle und damit die Kraft, die Mühle anzutreiben, 2. wuchsen hier die Pondarose Pines, jene Kiefern, die sehr gerade wachsen und sich prima zur Weiterverarbeitung eignen und 3. war der Platz ordentlich erschlossen. Die gesägten Bretter einfach den Fluss bis Sacramento hinab treiben zu lassen erwies sich als unmöglich wegen der Stromschnellen, in denen sich die Ware immer verkeilte. Das Beste war es, die Bohlen mit Ochsenkarren nach Sacramento zu bringen.
Es ist schon enorm, was die damals mit ihren Händen geschaffen haben! Das Sägewerk konnte von nur 2 Männern betrieben werden. Dann schauen wir uns die Stelle an, an der man vor vielen Jahren die Fundamente der alten Sutter-Säge gefunden hat. Heute steht hier ein Mahnmal. Ein Teil der Fundamente liegt immer noch hier im Fluss - für die nachfolgenden Generationen. Der American River machte hier eine Schleife und Sutter baute die Mühle auf einer Sandbucht, durch die er einen Kanal zum Antrieb des Wasserrades graben ließ.
Der 24. Januar 1848 war ein Sonntag und damit arbeitsfrei. Am Samstag Abend hatte man den Bauplatz gesäubert und überflüssiges Material abgespült. Der Schutt sammelte sich etwas weiter flussabwärts. John Marshall schaute sich das am Sonntag Vormittag an und wollte sehen, was am Montag als Erstes zu tun war. Dabei entdeckte er, das die Spülerei das Flussbett an dieser Stelle komplett ausgewaschen hatte. In den Felsritzen am Flussbett schimmerten goldene Klümpchen. Gold? Er brach es heraus und machte den Härtetest mit dem Hammer - kein Katzengold! Dann zeigte er seinen Fund der einzigen Frau, die im Team für das leibliche Wohl sorgte und die den Goldrush in Georgia mitgemacht hatte. Sie stellte auch Seife her und legte das Gold über Nacht in Lauge - es war morgens noch da. GOLD!!
Die Freude war sicher groß - doch fanden Sutter und Marshall, das sie das besser für sich behalten sollten, damit ihre Mühle in Ruhe weiter betrieben werden kann. Sie hatten die Rechnung aber ohne ihren Mitarbeiter Branning gemacht, der alles an Werkzeug aufkaufte, was sich zum Goldschürfen eignete, nach San Francisco ging und dort verkündete, dass in den Bergen vor Placerville Gold gefunden worden war und ER das nötige Werkzeug verkaufe - der erste Millionär des Goldrausches war gesetzt.
Kurz darauf fielen rd. 1.000 Amerikaner über dieses Gebiet her und stellten fest, dass das Gold breit gefächert in allen Flüssen zu finden war. Soweit noch kein großes Problem (es lebten derzeit nur rd. 10.000 „Amerikaner“ - ohne die „Indianer“ in Kalifornien). Wie es der Zufall so wollte, ging aber nur 8 Tage nach dem Goldfund der mexikanische Krieg zu Ende. Bis dahin war die Gegend hier mexikanisch, nun erhielten Kalifornien, Arizona, Nevada, Teile von Utah etc. ihre eigenen Staatsrechte. Und die kalifornische Militärhoheit stellte fest: 1. Der Vertrag zwischen Sutter/Marshall und den Indianern (Überlassung der Schürfrechte gegen Kleidung und Lebensmittel) ist ungültig, weil das Land den Indianern nicht gehört und sie es damit auch nicht vertraglich weitergeben können und es 2. JEDERMANN in der freien Welt erlaubt ist, hier in Kalifornien auf eigene Rechnung zu schürfen. Um das „wasserdicht“ zu machen wurden auch gleich einige Proben des Goldes samt Kartenmaterial nach Washington DC gebracht, von wo aus die frohe Kunde hinaus in die Welt ging. Die Folge: Bis Ende 1848 (also in 11 Monaten) kamen 90.000 Chinesen, Australier, Neuseeländer, Deutsche, Franzosen, Iren etc. nach Kalifornien und 1850 noch einmal 90.000.
Aus den 15 Personen rund um Sutter & Marshall wurden also in knapp 2 Jahren 200.000. Nur 5% waren erfolgreich. Viele schämten sich ob ihres Misserfolges und kehrten niemals Heim - sondern blieben in Kalifornien. Von den 200.000 waren 92% junge Männer - man kann sich gut vorstellen, wie die Frauen beschaffen sein mussten, um hier zu bestehen. Schöne Geschichte: eine junge Frau brachte es 1850 in einem Jahr allein mit einer Wäscherei und Bäckerei auf 20.000$.
Nach 5 Jahren war das Goldwaschen aber ineffektiv geworden und man suchte die Quelle des Goldes: Alle Flüsse fließen hier von Ost nach West durch die Sierra Nevada. Das „Mutterflöz Gold“ erstreckt sich rd. 180 Meilen vom Yosemite NP nordwärts. Man kam auf die Idee, das Gold im Bergbau abzubauen. Der Goldrush industrialisierte sich. Das Gestein wurde gefördert und in von Wasserkraft oder Dampf angetriebenen Maschinen zerkleinert. Gebunden wurde der Goldstaub mit Quecksilber - nicht sehr gesund. Später nutzte man sogar Hochdruckwerfer, die mit Wasserkraft Gestein gen Tal beförderten, damit dieses dort weiter verarbeitet werden konnte.
Alles in allem muss das eine wilde Zeit gewesen sein. Auf Golddiebstahl stand „Hängen am Strang“.
Es war eine wirklich sehr interessante Führung, die aufgrund der Originalschauplätze und der gezeigten Maschinen etc. sehr lebendig war. Im Anschluss daran besuchten wir den Blacksmith, der Gabi und mir eine Sonderprobe seines Könnens gab - Erinnerungsschmiedearbeit inklusive. Nach einer kleinen Stärkung (Obst und Cracker) stand dann die „Schulstunde“ im Goldwaschen auf dem Programm. Und siehe da, wir waren erfolgreich. Mit ganz viel Mühe und der richtigen Technik kann man hier auch heute noch winzige Goldkörnchen waschen. Wir wissen jetzt, wie es geht ...
Gegen 14 Uhr fahren wir weiter Richtung Lake Tahoe (#49, dann #50). Gut, dass wir so viel Zeit hatten hier. Ich bin dermaßen müde, dass Gabi mich kurz darauf beim Fahren ablösen muss. Die Strecke ist sehr schön. Es geht über einige Pässe oberhalb 2.000 Meter immer durch dichten Wald. Und dann liegt er plötzlich unter uns: der dunkelblaue Lake Tahoe. Schöner Anblick. Im Big Pines Mountain House beziehen wir unser erstaunlich günstiges Zimmer, um gleich darauf wieder aufzubrechen. Wir wollen noch ein wenig in die Berge fahren, um ein paar schöne Fotos zu machen. Da läuft uns ein Coyote über die Straße - das geht ja gut los.
Dabei kommen wir durch große Waldgebiete und plötzlich sehen wir vor uns Blaulicht und Autos am Wegesrand. Gabis Reflex: „Ein Bär!“ Falsch: „Zwei Bären“ - und zwar eine Mutter mit ihrem Jungen. Etwas weit weg im Wald zwar - für ein paar Fotos reicht es aber! Neben mir steht eine ältere Dame, die mir mit Blick auf meine Nikon ihre Visitenkarte gibt und um ein Foto per Mail bittet. iPhone hin oder her - damit hatte sie keine Chance. Sie hat ihr Bild eben per E-Mail bekommen.
In den Bergen finden wir noch einen schönen Aussichtspunkt (Emerald Bay) auf den See. Als wir wieder zurück im Motel sind, stehen gut 40 Kilometer mehr auf dem Tacho. Nun ziehen wir uns lange Hosen, Schuhe und Jacken an, denn am See ist es doch ziemlich frisch. Dort finden wir aber das nette „Beach House“, in dem es zur Happy Hour Wein, Bier, Fish-Tacos und Live-Music gibt. Prima Sundowner!
Auf die Dauer wird es hier aber doch zu kalt, wir wechseln auf die andere Seite der Main Street. Hier gibt es Geschäfte und Restaurants im Überfluss. Wir setzen uns im „Base Camp“ draussen hin, hüllen uns in Decken, ordern Pizza und Nudeln, Bier (das tolle „Lost Coast Bewery - Tangerine Wheat“ aus Eureka) und „bottomless“ Diet Coke (sprich: Cola bis zum Abwinken) und lauschen dem sehr talentierten jungen Gitarristen, der sich erst einen Loop einspielt und dann dazu toll singt und Gitarre spielt. Kann man schwer erklären, ist einfach klasse und gekonnt …
Als wir nach 20 Uhr ins Zimmer kommen, springen wir erst mal unter die Dusche - es war doch ziemlich frisch draussen. Dann geht es los mit der Sichtung der Fotos und dem Tagebuch. Gabi schläft schon lange, es ist nun 23:35 Uhr und ich mache auch mal Schluss. Lade das alles hier noch hoch, den Mac wieder auf und sichere das Geschriebene und Fotografierte auf der externen Hard-Disk. Morgen geht es zum Mono-Lake, aber vorher zu einer echten Geisterstadt: Bodie - ich freue mich schon. Gute Nacht!
Tagesetappe: 253 km
Übernachtung: Big Pines Mountain House Motel, South Lake Tahoe, CA
Dirt Road to Ghosttown Bodie ...
19.09.13 05:00 Abgelegt in: California | Nevada

Foto: Ghosttown Bodie SHP, Bodie, CA
Heute Abend muss ich mich dringend kürzer fassen, also los:
Die letzte Nacht war sehr, sehr gut und wir schlafen bis deutlich nach 7 Uhr. Vielleicht liegt es an der frischen Luft? Oder an der Höhe? Wir wunderten uns ja, wie frisch es gestern Abend wurde. Eine kleine Erkundigung zur Höhenlage an der Rezeption bringt die Erleuchtung: der Lake Tahoe liegt auf über 2.000 Metern! Hier ist alles auch auf Wintersport ausgerichtet - der Name „Squaw Valley“ ist auch heute noch mit den olympischen Winterspielen 1960 verknüpft. Das Frühstück ist ok, wir genehmigen uns frisch aufgetoastete Bagels mit Butter und Marmelade, frisch gepressten O-Saft und natürlich Kaffee. Es ist 08:50 Uhr, als wir losfahren. Hier waren wir bestimmt nicht zum letzten Mal!
Das Motel lag so nah an der Staatengrenze zu Nevada, dass wir heute überlegen, ob wir gestern Abend vielleicht in Nevada zu Abend gegessen haben. Auf der Straße #207 geht es hinauf in die Berge und nach wenigen 100 Metern haben wir Kalifornien hinter uns gelassen - allerdings nur für ein paar Meilen, dann sind wir wieder zurück im Land des Goldrausches. Es geht ganz schön bergauf und dann auf der anderen Seite wieder hinunter auf den Hwy. #395, der uns heute bis Lee Vining am Mono Lake begleitet.
In der Ebene kommen wir an vielen Ranchen vorbei und überall grasen Kühe. Unterwegs fangen wir einen sehr guten Coffee to go im verschlafenen Nest „Walker“. Später biegen wir dann auf die Straße #270 Richtung Osten ab - es sind noch 8 Meilen bis Bodie, unserem ersten Ziel für heute. Die letzten 3 Meilen ist die Straße nicht mehr geteert und sie ist dort in einem wirklich hundsmiserablen Zustand. Wir müssen wirklich höllisch aufpassen, den tiefen Löchern auszuweichen und über Stock und vor allem Stein werden wir kräftig durchgeschüttelt.
Bodie ist klasse und hier verbringen wir fast 1,5 Stunden damit, uns die alte Geisterstadt anzuschauen und Fotos zu machen. Es handelt sich hier um einen State Historic Park im Grenzgebiet zu Nevada. Die einstige Boomtown entstand aus einem Goldrausch um 1870, verlor aber seine Bevölkerung von über 10.000 nach und nach ganz und wurde in den 1930er Jahren ganz verlassen. Allein hier wurde Gold im Wert von 100 Millionen Dollar geschürft (allein von 1877-1888 insgesamt 35 Millionen!). Dank geringer Luftfeuchtigkeit blieben viele Gebäude und Gerätschaften relativ gut erhalten. Seit 1962 wird Bodie nun im vorgefundenen Zustand konserviert und ist so eine Art Mittelding zwischen echter Geisterstadt und einem „Living Museum“. Uns gefällt es echt gut. Auffällig ist nur, dass wir ganz schön schnaufen beim herumgeistern - aber wir wissen diesmal auch, warum: Rund 2.700 Meter hoch sind wir hier in den Bergen, dünne Luft …
Zurück geht es über die holprige Straße und schon bald liegt der Mono Lake unter uns. Wieder ein toller Anblick! Der Mono Lake im gleichnamigen Basin ist mit 150 qkm der weltgrößte Kratersee. Umstritten ist die exzessive Entnahme von Wasser für die Metropole Los Angeles, die den Wasserspiegel von 1941 bis 1982 um 15 Meter gesenkt hat. Heute liegt der Wasserspiegel wieder 3 Meter über dem historischen Tiefststand von 1982 - ein Erfolg des Mono Lake Committee. Bekannt ist der See für seine „Skulpturen“ aus Tuffstein, die in einigen Uferregionen sehr ausgeprägt sind. Gleich bei Ankunft am See erkunden wir den County Park auf einem Boardwalk bis ans Wasser.
Ein Besuch beim Visitor Center in Lee Vining verschafft uns bereits Informationen für den morgigen Tag in Mammoth Lakes (die nächsten Seen rufen!). Außerdem sind alle Informationen rund um den See hier sehr gut aufbereitet - interessant!
Wir erreichen die Lake View Lodge und beziehen unser riesiges Zimmer im Obergeschoss. Das Motel ist super schön gelegen und hat einen sehr netten Garten. Hier können wir auch draussen sitzen. Schnell machen wir aber noch einen kleinen Ausflug zur sog. „South Tufa Area“. Hier kann man ganz nah ran an die Kalksteingebilde - die Fotoauswahl sagt m.E. alles (gilt auch für Bodie!).
Wieder am Motel unterhalten wir uns noch mit einem älteren amerikanischen Paar, lernen das neue Wort „dicy“ (heißt in etwa >mulmig<) und tauschen uns über unsere bisherigen Erlebnisse aus. Dann setzen wir uns vor die Zimmertür, öffnen eine Dose Bier und beginnen mit den Arbeiten an Fotos und Tagebucheinträgen. Gegen 19 Uhr schwingen wir uns ins benachbarte BBQ-Restaurant, verputzen 2 super leckere Burger mit Salat, Riesenpommes und allem, was dazugehört (der Grillmeister packt hier sicherheitshalber je 250 g bestes Rinderhackfleisch in seine Burger) und kugeln dann zurück zum Zimmer.
Frühstück wird es morgen hier nicht geben. In der Rezeption gibt es einen Zettel, der alle Gäste verbindlich verpflichtet, sämtliche (!!) Lebensmittel aus den Autos zu nehmen und im Zimmer zu verstauen. Hier sind aktuell 2 Bären unterwegs, die nicht davon zurückschrecken, Autos für Leckerbissen zu knacken. Was das mit unserem Frühstück zu tun hat? Nun: den Frühstücksraum der Lake View Lodge haben die beiden Bären aufgebrochen und komplett zerlegt. Der ist übrigens schräg gegenüber unseres Zimmers. Ob wir nach den beiden Bären vom Lake Tahoe nochmal welche zu sehen bekommen? Wer weiß! Gute Nacht!!
Tagesetappe: 251 km
Übernachtung: Lake View Lodge, Lee Vining, CA
Bergseen & Der Scheiterhaufen des Teufels
20.09.13 05:00 Abgelegt in: California

Foto: Jürgen am Silver Lake, June Lake Loop Road, CA
Gabi hat mir freundlicherweise das Bett am geöffneten Fenster überlassen. Richtig so, dann werde ich als erstes von den Bären gefressen und sie wird über Nacht nicht gestört. Ich verspreche auch, ganz leise zu sein - wenn die Bären nicht schmatzen wird sie nicht gestört werden. Außerdem habe ich ja meinen Karl May gelesen und weiß, wie man mit Bären fertig wird. Nun habe ich weder Henrystutzen noch Bärentöter, aber Old Shatterhand hat es ja auch oft genug ohne geschafft. Also lade ich mir schnell noch die Bowie-Knife App aus dem AppStore herunter, mein iPhone liegt ja auch nachts immer griffbereit. Wie war das noch gleich? 3 cm über dem zweiten Rippenbogen? Egal …
Was ich genommen habe? Nichts! Naja, 2 Glas Wein - aber kleine!! Jedenfalls werden wir heute morgen beide wach und keiner ist gefressen worden. Zum Frühstück gibt es hier ja nichts (eigentlich unverschämt bei dem Zimmerpreis) und so sagen wir per Skype kurz auf der Freiheitsstrasse guten Mittag, verabschieden uns von unseren amerikanischen Freunden und fahren schnell gegenüber volltanken. Um 08:30 Uhr haben wir dann wieder die CA-#395 unter den Rädern und fahren gen Süden.
Eigentlich wären wir heute schon nach gut 30 Minuten am Ziel in Mammoth Lakes (jap, der Name kommt vom Mammut - weiß nicht warum). Aber wir nehmen den Umweg über den „Scenic Byway“, die June Lake Loop Road. Das ist eine Straße, die von der #395 abbiegt, einige Meilen durch die Berge führt - vorbei an traumhaften Bergseen wie z.B. dem Grant Lake, Silver Lake, Gull Lake und eben dem June Lake. Sehr, sehr empfehlenswert!! Besonders bei strahlend blauem Himmel wie heute. Draussen sind es noch nur 9 Grad Celsius - wir sind ja immer noch sehr hoch unterwegs und die Sonne hat noch (!) keine Kraft.
Am Silver Lake lockt ein Schild: „Cafe open!“. Sieht sehr nett aus und wir denken, dass wir hier mal schnell einen Coffee to go fangen. Pustekuchen! Wir warten ja schon seit Tagen auf eine gute Gelegenheit, amerikanisch zu frühstücken - hier ist sie: Wir hatten noch gar nichts und diese Mischung aus amerikanischer Frühstückseatery und Anglerheim hat es uns gleich angetan. Zeit haben wir ja auch genug heute, also ran an den Speck!
Wir nehmen an der Theke des Silver Lake Cafe Platz und bekommen natürlich sofort „bottomless Coffee“ in zwei urige Humpen gefüllt („bodenlos“ heißt in dem Zusammenhang, dass ständig nachgefüllt wird). Die Auswahl fürs Frühstück ist schwer, zu verlockend sind die Angebote. Schließlich entscheide ich mich für ein Omelette mit dem unglaublichen Namen „The Garbage“. Wörtlich übersetzt heißt das ganz einfach „Der Müll“. Die Beschreibung verspricht aber, dass es das beliebteste Omelette des Hauses ist und einfach „alles“ enthält - „our favorite and most popular - contains almost everything!“ Auf dem Teller finde ich dann ein Omelette aus drei Rancheiern vor, das gefüllt ist mit Schinken, Bacon, Würstchen, Tomaten, Möhren, Zucchini, Sellerie, Pilzen, roten Zwiebeln, Spinat, Cheddar & Jack Cheese (innendrin und obendrauf), verschiedene Gewürze, red pepper und Pepperoni. „Getoppt“ wird das Ganz noch mit Sour-Creme, Sprossen und Avocado. Dazu reicht man eine große Portion Bratkartoffeln (natürlich mit Speck), 2 große Scheiben Toast mit Butter und einen Schnitzen Honigmelone. Gabi bekommt „Silver Lake Special“: 2 special Buttermilk Flapjacks (2 fette Buttermilchpfannkuchen), dazu Ahornsirup & Butter, 2 Spiegeleier mit Bacon und ebenfalls Honigmelone. Es bleibt kein Krümel über, was ausschließlich daran liegt, dass es so unglaublich gut schmeckt. Anschließend benötige ich eigentlich einen Arzt und einen Wellnesstag mit regelmäßigen Grappaaufgüssen - beides ist aber nicht im Angebot.
So kugeln wir an den See und machen noch ein paar Aufnahmen fürs Familienalbum. Das hier wäre definitiv etwas für Christian: Mit dem Boot in dieser unglaublichen Bergkulisse bei strahlend blauem Himmel auf den Silver Lake hinausfahren, große Fische fangen und zwischendurch im Cafe Anglerlatein verzapfen und die Speisenkarte erkunden.
Vorbei an weiteren schönen Seen erreichen wir wieder die #395, die wir aber nach einigen Meilen schon wieder verlassen, um über eine (diesmal gut befahrbare) Gravel Road zum „Obsidian Dome“ zu gelangen. Das ist ein gigantischer Lava Flow, der aus riesigen schwarzen Felsbrocken - z.T. aus Glasbasalt - besteht. Viel Lava fürs Auge, aber für den Nichtgeologen eher unspektakulär. Dafür parkt unser „kleiner Schwarzer“ traumschön unter 4 großen Bäumen. Guckt mal bei den Fotos, das sah sehr nett aus.
Um 11 Uhr sind wir schon am Visitor Center in Mammoth Lakes, lassen uns kurz beraten und beziehen dann unser Nachtquartier im Motel 6 an der Mainstreet. So haben wir unsere Habseligkeiten wieder unter Dach und Fach (und zwar ALLE - auch hier ist besondere Vorsicht vor den Bären geboten, sogar die Mülltonnen draussen sind bärensicher verschlossen) und können gegen 12 Uhr aufbrechen zu unserem Wandertag in und um die Bergseen von Mammoth Lakes.
Als erstes fahren wir über die Minaret Road weiter in die Berge hinein über einen Pass (3.200 m) zum „Devils Postpiles NM“ - das ist der Scheiterhaufen des Teufels! Säulenbasalt bildet hier eine Formation, die wir so noch nicht gesehen haben. Vor sehr vielen Jahren (genauer: vor 100.000 Jahren) war hier ein Lavasee und als der erkaltete, ergaben sich durch irgendwelche Gegebenheiten (Zusammenspiel des langsamen Erkaltens der Lava mit der mineralischen Zusammensetzung des Materials) die sechseckigen Säulen. Darüber schmirgelten dann Jahre später mehrere Eiszeiten, so dass sich oben ein Fußboden wie in einer Kirche (lauter Sechsecke mit exakten 120-Grad-Winkeln) bildete. Die hier ständig auftretenden Erdbeben und Erosion sorgten dafür, dass einige der Säulen umkippten und nun den „Scheiterhaufen“ davor bilden. Auch hier hilft ein Blick auf die Fotoauswahl - dann bekommt ihr eine Vorstellung davon.
Apropos Erdbeben: Im Visitor Center wurden eben auf einem Computermonitor Graphen von Messstationen übertragen, die zeigen, dass hier täglich mehrere Erdbeben mit mindestens der Stärke 2 stattfinden.
Wir wandern also durch die wunderschöne Gegend mit Wald, Flüsschen und diesen merkwürdigen Basaltsäulen. Der Trail führt uns auch noch (japsend wegen der Höhenluft von fast 3.000 Metern) oben auf die Säulen. Wirklich sehenswert! Zurück am Auto fahren wir ein Stück weiter zum Trailhead des „Rainbow Fall Trail“. Auch hier überall Hinweise auf die Bären und dass man ihnen ihre „Wildheit“ unbedingt belassen muss. Daher: keine Sachen im Auto lassen und nicht anfüttern. Wir sehen aber nur Geschwader von Mini-Erdhörnchen, die hier über die Baumstämme flitzen. Der Wald ist z.T. ziemlich mitgenommen von einem Waldbrand, der hier vor 4 Jahren wütete. Die Brände sind im ökologischen Gleichgewicht aber wichtig, um den Boden frei zu machen und neuem Leben Platz zu geben.
Nach gut 2 Kilometern in schweißtreibender Hitze (trotz der Höhe - jetzt hat die Sonne ihre Muckis ausgepackt) erreichen wir den Wasserfall. Es rauscht kräftig, wir machen eine Pause. Dabei beobachten wir, wie 2 Ranger die Infotafeln abmontieren. Auf meine Frage erläutern sie, dass Sie die Gegend gerade „winterfertig“ machen, die Tafeln werden unter den Schneemassen nur leiden. Wann denn mit erstem Schnee zu rechnen sei, frage ich. „Maybe next weekend!“ Und wenn hier einmal Schnee liegt, geht nicht mehr viel. Spätestens im Oktober ist hier oben alles dicht.
Auf der Rückfahrt sehen wir noch einige Wildpferde und nehmen nun auch diverse Anlagen für den Skibetrieb wahr. Hier ist im Winter mit Sicherheit einiges los! Schon gestern bei unserer Kreuz- und Querfahrt durch die Sierra Nevada fielen uns die zahllosen 2 Meter-Stangen an den Straßenränden auf. Ein Mann erzählte uns, dass in der Ghosttown Bodie in einigen Jahren über 7 Meter Schnee lagen!
Zurück in Mammoth Lakes biegen wir noch auf die Lake Mary Road ab, fahren nochmal ein ganzes Stück in ein Seitental und haben dort fantastische Blicke auf Seen, die in verschiedenen Höhenlagen angeordnet sind. Wir lassen uns Zeit und kommen auch noch am Horseshoe Lake vorbei, der bekannt ist für die dort anzutreffenden Baumskelette - hervorgerufen durch die anhaltende vulkanische Aktivität mit porösem Boden und dem enorm hohen CO2-Gehalt hier. Einige Bereiche werden aufgrund der CO2-Gefahren zeitweise für den Zutritt gesperrt. Das gilt aber nicht für den Lake Mary, die Twin Lakes, den Mamies Lake, den Crystal Lake etc. Insgesamt ist das hier aber eine sehr schöne Gegend, die sich auch für einen längeren Urlaub sehr gut eignet.
Im Motel müssen wir erst mal duschen, die Trails waren schon sehr staubig. Dann schauen wir nach den Fotos und gehen nochmal um den Block. Ich habe überhaupt keinen Hunger - kein Wunder, bei dem Frühstück - Gabi benötigt auch nicht viel. Also holen wir und bei Subway ein leckeres Sandwich (fernsehen bildet doch: im September gibt es alle großen Sandwiche in den USA für 5$). Das teilen wir später auf dem Zimmer - dazu gibt es ein Glas Wein. So günstig haben wir noch nicht gespeist …
Nun kann Gabi kurz Korrektur lesen bevor wir alles hochladen, dann ist Feierabend für heute. Das war ein superschöner Tag und morgen geht es in die Alabama Hills, wo es tolle Felsformationen gibt und wo schon ganz viele Filme gedreht wurden. Wir freuen uns! Gute Nacht!
Tagesetappe: 138 km
Übernachtung: Motel 6, Mammoth Lakes, CA
Hiking Bryce Canyon NP …
24.09.13 06:50 Abgelegt in: Utah

Foto: Gabi auf dem Peek-A-Boo-Trail, Wall of Windows, Bryce Canyon NP, UT
Tja - wegen der roten Steine sind wir nach Utah gekommen und heute haben wir sie bekommen, vor blauem Himmel und unter allerbesten Bedingungen. Danke für einen grandiosen Tag!
„Frühstück“ konnte man den Kaffee und das Gebäck im Americas Best Value Inn Cedar City wirklich nicht nennen. Im Dennys nebenan hätten wir Prozente bekommen - das dauert uns aber auch zu lange. Das Motel war sehr ok, sauber und wir hatten ein großes Zimmer. Geschlafen haben wir dennoch nur mäßig. Ich versuche noch einmal, mit Festnetz-Unterstützung der netten Rezeptionistin, ein Quartier für das nächste Wochenende im Raum Kanab zu bekommen. Das ist derzeit leider aussichtslos. Also müssen wir uns ein paar Tage gedulden, es wieder versuchen und im Zweifel umplanen.
Die UT-14 bringt uns in atemberaubender Geschwindigkeit in die Berge. Wie sind begeistert. Ohne Zweifel gehören die UT-#12 (die wir später erreichen und die uns morgen begleitet) und UT-#24 (ebenfalls morgen) zu den allerschönsten Straßen, die wir kennen. Aber die UT-#14 muss sich gemeinsam mit ihrer Schwester, dem Scernic-Drive durch das Cedar Breaks NM nicht dahinter verstecken. Manoman - gerade jetzt, wo die Birken gelb und orange werden, ist das eine traumhafte Straße. Das findet auch die große Gruppe Radfahrer, die schon hier herauf geschnauft ist. Wann mögen die gestartet sein?
Es ist frisch am Visitorcenter und den Aussichtspunkten hier oben. Gerade mal 1 Grad Celsius und ein heftiger Wind treiben uns die Tränen in die Augen und die Gänsehaut auf die Beine - wir haben Shorts an. Sobald man windgeschützt in der Sonne steht ist alles gut - am Canyonrand pfeift aber der Wind. Unsere Fotostops sind entsprechend kurz. Dennoch ist das ein super Einstieg in den Tag, weil wir hier schon einen ersten Vorgeschmack auf den uns bekannten Bryce Canyon NP bekommen.
Die wunderbare Straße führt uns vorbei am Panguitch Lake auf die UT-#12 und hier geht dann richtig die Post ab: knallroter Fels leuchtet im Red Canyon in der Sonne - allein hier könnte man den Tag schon verbringen. Wir beschaffen uns Unterlagen und Wandervorschläge (zum Träumen daheim). Unser Ziel ist nämlich der Bryce Canyon und nach einem Kurzbesuch im Vistor Center steht fest: Wir werden heute planmäßig mal mehr zu Fuß unterwegs sein.
Der Shuttle-Bus bringt uns zum Sunset Point. Hier startet unsere aus mehreren Trails kombinierte Wanderung hinein in Herz des Bryce Canyon NP. 2011 hatten wir schon einen Miniabstecher hinein in die Hoodos gemacht - heute soll es deutlich mehr werden.
Der Queens Garden Trail führt uns zunächst oben am Rim entlang zum Sunrise Point (ein knapper Kilometer). Dann geht es hinunter in den Canyon mitten hinein in die Hoodo-Landschaft. Nach 2,7 km erreichen wir die Stelle, an der wir planmäßig wieder hinauf an den Canyonrand steigen müssten. Es lockt aber auch ein Abstecher zum Peek-A-Boo-Loop-Trail. Der ist bekanntermaßen aber wirklich extrem heftig - unzweifelhaft aber auch extrem schön beschrieben. Was soll’s? Wir sind jetzt hier, die Bedingungen sind optimal und so jung kommen wir nicht mehr her.
Wir nehmen also weitere gut 5 km unter die Füße und die haben es in sich. Der Weg geht ausschließlich auf steilsten Steigen ständig auf und ab. Dafür bietet er aber auch atemberaubende Ausblicke - vor dem blauen Himmel ein echter Hit. Je später es wird, um so mehr fangen die Felsen an zu glühen. Schaut euch bitte die Fotos an, es ist nur eine Auswahl, aber wir hoffen, sie geben einen kleinen Einblick. Hier zu wandern ist der Hit!
Nach 2 Stunden ist die Runde geschafft - und wir sind es auch. Vor uns liegt aber nun noch der gut 1 km lange Aufstieg über den Navajo-Trail. Schließlich müssen wir an den Canyonrand zurück! Wir kennen den Aufstieg von 2011 und nehmen es gelassen. Gut 30 Minuten später ist die Sache erledigt. Nun sind auch unsere Wasservorräte aufgebraucht - Nachschub wartet im Auto am Visitor Center, wohin uns der Shuttle-Bus schnell bringt.
Im Visitor-Center stauben wir noch eine kleine Belohnung ab, weil wir so viel gelaufen sind. Gegen entsprechende „Beweise“ in Form von Fotos bestimmter „Benchmarks“ erhalten wir jeder eine kleine Wandermedaille, die wir uns heute auch wirklich verdient haben. Gabi hat mich den ganzen Tag mit „Möhrchen“ gefüttert. Knackig und lecker - die hätten bestimmt auch den „Eselpferden“ gut geschmeckt. So hat Ella die Mulis am Sonntag beim skypen despektierlich genannt. Uns sind welche begegnet. Wenn man nämlich nicht selber laufen möchte, kann man die Runde auch reiten …
Da wir morgen viel durch „Niemandsland“ fahren, tanken wir (für 10$) unseren Jeep schnell noch voll (war noch 3/4 gefüllt). Dann erobern wir unser Zimmer in Tropic, das ich gestern auf den letzten Drücker bekommen habe. Duschen ist dringend angeraten - es war ein staubiger Tag. Außerdem haben wir kräftig Sonne abbekommen heute.
Danach haben wir wirklich Hunger. Clark’s Restaurant hat hier ein Monopol. Tropic besteht aus 2 Motels, einer Tankstelle und Clark’s Restaurant. Das kennen wir von 2011 und wir bekommen einen Platz draussen mit Blick auf das im Licht der untergehenden Sonne grell aufleuchtende Grand Staircase. Heute ist es so weit: ich bekomme meine ersten Ribbs (South-Western-Art), die ich letztes Jahr so schätzen gelernt habe. Ein Full-Rack bezeichnet eine komplette Schweinerippe. Das füllt den Teller und den Magen. Von den (leckeren) Fries und dem gedünsteten Gemüse kann ich dabei nur naschen. Gabis Steak war „well done“ statt „medium“ - sie bekommt ein neues und das ist sehr gut. Für mich gibts heute dazu ein „Hodoo-Kolsch Golden Ale“ aus einer hiesigen Brauerei vom Fass. Gut!!
Wieder im Zimmer schauen wir nochmal nach Quartieren für nächstes Wochenende - derzeit weiterhin unklar. Dann sichten wir im Internet die Möglichkeiten für morgen an der Hole-in-the-Rock-Road. Sehr gereizt hätte uns ja der Zebra-Slot - ein Slot-Canyon der Extraklasse, der aber sehr abgelegen ist und oft im Eingangsbereich nur schwimmend zu durchqueren ist. Dafür benötigt man Neopren oder starke Nerven - von den Viechern mal ganz abgesehen, die sich im Wasser tummeln könnten. Für nähere Informationen gibt es hier einen interessanten Bericht ...
Da es hier in der vergangenen Woche heftigst geregnet hat, wird das für uns definitiv ausfallen. Leider! Seien wir aber froh, dass das Wetter derzeit so toll ist. Im Regen wäre es hier nur halb so schön. Deshalb werden wir morgen das Programm etwas entspannter gestalten. In jedem Falle werden wir eine erstklassige Fahrstrecke haben: über die UT-#12 und UT-#24 durch den Capitol Reef NP nach Green River. Das ist unser Sprungbrett für übermorgen in den Arches NP - ein weiteres Highlight wartet. Wir freuen uns.
PS: Gabi schläft schon lange. Als wir heute Mittag aus dem Bryce herauskletterten und ich sie fragte, ob alles ok sei, antwortete sie ehrlich: „Tanzen gehen wir heute nicht mehr!“ Womit sie wieder mal Recht behielt! Gute Nacht!
Tagesetappe: 154 km
Übernachtung: Americas Best Value Inn, Tropic, UT