Park
Mt. Shasta, eine Brücke und Arnie's Sacramento
17.09.13 05:44 Abgelegt in: Oregon | California

Foto: Mt. Shasta (4.322m), Anblick auf dem Hwy. #96, CA
Mensch, heute war es richtig schwer, ein Foto für diesen Tagebucheintrag zu finden. Begonnen hat aber alles heute morgen mit den imposanten Ansichten des Mount Shasta auf unserer Fahrt von Klamath Falls nach Redding. Kurz vor 7 Uhr waren wir bereits wach, obwohl die Betten im sehr empfehlenswerten Mavericks Motel mit Tempur-Matrazen ausgestattet sind. Arnorld Schwarzenegger hat gestern Abend noch in Terminator 3 die Welt gerettet (lustigen Akzent hat er auf Englisch) und musste dann auf einem anderen Programm noch als „Eraser“ ran - das haben wir aber nicht mehr geschafft, da musste er halt alleine radieren …
Vom Frühstücksangebot nehmen wir einen Kaffee und Keks. Joghurt und Äpfel packen wir in die Ice-Box. Da unsere Vorräte schrumpfen, kaufen wir gegen 8 Uhr bei Safeways schnell noch frisches Obst und Nussmischungen ein, und - ja, ich gestehe: der Wein war auch alle …
Kaum sind wir raus aus Klamath Falls, ragt er schon vor uns auf: der 4.322 m hohe, schneebedeckte Mount Shasta nebst (rechts daneben) seiner kleinen Schwester Mount Shastina. Beide sind Teil der vulkanischen Cascadenkette, die sich von Mexico bis Kanada erstreckt. Auf unserem Weg heute nach Sacramento sehen wir viele Vulkane mit ihrer grauen Asche. Der Mt. Shasta ist schon aus einer Entfernung von 180 km zu sehen. Wirklich ein toller Anblick. Ansonsten heißt die Gegend hier „National Grasland“ und Gabi bemerkt nebenbei, dass hier nicht nur so mancher Hund, sondern auch noch alle Katzen begraben sind. Dafür poussiert das Squirrel mit seiner Halmsammlung ganz putzig.
Um 11:30 Uhr herum ist es Zeit für eine Rast - und die machen wir in Redding. Heute haben wir ja einen langen Fahrtweg, weil wir die Strecke, die wir in den vergangenen Tagen nordwärts gefahren sind, nun in „einem Rutsch“ wieder zurück fahren. Das wäre nicht zu machen, wenn es nicht schnurgerade über Hwy. #97 und Interstate 5 gehen würde. Tempomat auf 65 Meilen/Stunde (später in Kalifornien sogar auf 70) und rollen lassen … Wir hätten noch den Lassen Volcanic NP und das Lava Beds NM ins Programm einbauen können. Das hätte aber mindestens 2 weitere Übernachtungen auf dem Weg „gekostet“. Wir waren ja 2011 2,5 Tage im Yellowstone NP, der in Sachen Geysire und vulkanischer Aktivitäten weitaus aktiver ist. Außerdem ist der Lassen Volcanic NP nicht so gut zugänglich.
Wo war ich? Ach ja: in Redding: hier gibt es eine architektonisch sehenswerte Fußgängerbrücke „Sundial Bridge“ in der Turtle Bay über den Sacramento River, die nächstes Jahr 10jähriges feiert. Die liegt nur 5 Minuten von der I-5 entfernt und ist somit prima geeignet für einen 30-Minuten-Stopp. Beine vertreten, Fotos machen, wundern, dass hier auch Klapperschlangen durchs Gras schleichen (hätte ich hier gar nicht erwartet) - da bleiben wir mit unseren Sandalen und nackten Füßen lieber auf der Brücke. 24 Millionen $ hat das gute Stück gekostet. Der Glasboden ist was Besonderes. das Gewicht von 6.000 Leuten könnte sie halten - muss sie heute aber nicht. Mehr als 10 haben wir nicht gesehen, ein gemütlicher Tag für die Brücke! Was wir leider erst in Sacramento über Facebook erfahren: Sarah aus Nieukerk, die derzeit auch hier rumtourt, war exakt um diese Zeit auch in Redding (und ist da immer noch). Das wäre ein Ding gewesen, wenn wir uns da getroffen hätten - die Welt ist (für Nieukerker) wirklich zu klein.
Um 14:30 Uhr erreichen wir Sacramento, beziehen unser Zimmer und machen uns gleich wieder auf den Weg zur Stadtbesichtigung. Wir hatten ja schon einiges gelesen, sind aber doch sehr angenehm überrascht. Es handelt sich hier immerhin um die Hauptstadt von Kalifornien, das solche Metropolen wie San Francisco und Los Angeles zu bieten hat. Und wie ist Sacramento? Schnuckelig - und extrem übersichtlich!
Als erstes fahren wir den Capitol Park an. Nebenan ist ein Parkhaus. Nur 2$ für die halbe Stunde, dafür gibt man seinen Autoschlüssel einem freundlichen Helferlein, der das Auto irgendwo ins Parkhaus stellt. „Valet Parking“ heißt das und gehört hatte ich das bisher nur in Las Vegas. Mal sehen, ob der Jeep gleich wieder da ist. Der Capitol Park ist groß, sehr schön, luftig mit viel Platz und schönen Bäumen. Am Westende steht das California Capitol State Building und ich muss sagen: Arnold - Respekt! Einen schöneren Regierungssitz hättest du dir nicht aussuchen können. Dem Weißen Haus in Washington nachempfunden gehört dieses Gebäude zu den schönsten der Vereinigten Staaten, das können wir nur bestätigen.
Unseren Jeep bekommen wir unversehrt zurück. Nun geht es zu Sutter’s Fort, einem State Historical Park gut 20 Blocks weiter östlich. Die Orientierung ist extrem einfach, weil man hier - wie so oft - alle Straßen von Nord nach Süd alphabetisch (A-Street, B-Street, C-Street etc.) und von West nach Ost durchnummeriert (1st-Street, 2nd-Street, etc.) hat. Man muss daher nur mitzählen und schon ist man da. Wir sehen uns das Fort in Ruhe an und machen einige Fotos. Der Schweizer John (Johann) Sutter errichtete hier 1839 dieses Fort und gründete damit Sacramento. Schon häufiger in den vergangenen Tagen haben wir uns gefragt, wie sich die Siedler damals wohl gefühlt haben auf ihrem beschwerlichen Marsch - hier wird die Geschichte lebendig.
Noch einmal geht es für uns westwärts über die „J-Street“ bis ins (gigantische) Parkhaus der „Downtown Plaza“ an der Ecke zur „6th-Street“. Von hier aus spazieren wir bis zur Sacramento Old Town und tatsächlich: hier sieht es noch aus wie im Wilden Westen. Sogar ein Schaufelraddampfer liegt auf dem Sacramento River. Wir shoppen ein wenig und schießen Fotos, auch von der sehenswerten Tower-Bridge. Da hier um 17 Uhr alle Museen schließen (auch eines der besten Eisenbahnmuseen der USA) leert sich dieser Stadtteil aber nach 18 Uhr merklich. So wechseln wir hinüber in die Downtown Plaza, einen Einkaufskomplex der besonderen Art. So große Passagen findet man bei uns kaum - da ist selbst das Centro noch keine Konkurrenz. Entsprechend ist das Angebot an Essbarem: wir können uns dem aufdringlich freundlichen Winken von 3 Chinesen ohne Kontrabass, dafür mit Teriyaki-Häppchen zum „Anfüttern“ nicht entziehen.
Daher ordern wir „Mango-Chicken“ und „Teriyaki-Prawns“ im Pan Pazific und werden nicht enttäuscht. Gabi ist inzwischen offensichtlich dem amerikanischen way of life so nahe getreten, dass sie - ich kann nur staunen mit offenem Mund - auch noch 2 „diet Coke LARGE“ bestellt. Sie muss doch wissen, dass das Wort „large“ hier in Verbindung mit Essen und/oder Trinken absolut tödlich ist! Gut, sie hat sich davon leiten lassen, dass das Essen mit großem Getränk nur 1,79$ Aufschlag kostet - mit „mittlerem“ Getränk nur 1,59$. Der Unterschied ist nicht groß - aber was, bitte schön, soll ich mit einer Badewanne Cola light anfangen? Als ich schon ganz vollgeplunscht bin mit dem Zeug ist immer noch erst weniger als ein Viertel raus aus dem Styropormonstrum. Na gut, für den Rest der Reise benötigen wir keine Getränke mehr ...
Gar nicht so einfach, das Auto wieder zu finden - erst recht, wenn man durch einen der anderen zahlreichen Eingänge der Parallelstraße ins Parkhaus steigt. Um 19 Uhr sind wir aber wieder auf dem Zimmer und machen uns über Wein, Fotos, Tagebuch etc. her. Nun ist es 21:27 Uhr und wir sind fertig. Fix und fertig, um genau zu sein.
Morgen geht es gemütlich über einige Gold-Rush-Spuren zum Lake Tahoe. Ich hatte gestern ganz vergessen zu erwähnen, dass mit dem Crater Lake und dem Klamath Lake unsere „Seenreise“ begonnen hat: in den nächsten Tagen folgen noch der Lake Tahoe (morgen), der Mono-Lake (übermorgen) und June-Lake sowie Mamoth Lakes (danach) - ihr dürft also gespannt bleiben. Wir sind es und freuen uns schon ...
Bei Interesse: auch heute unbedingt wieder ein paar Fotos unserer Auswahl gucken ...
Tagesetappe: 481 km
Übernachtung: Days Inn Motel, Sacramento, CA
Golden Gate Park, Flower-Power & Downtown SFO
11.09.13 06:51 Abgelegt in: California

Foto: Gabi im Golden Gate Park am Conservatory of Flowers, San Francisco, CA
Der Tag beginnt mit einer Überraschung: Im Holiday Inn Express Pacifica gibt es nicht nur die Tageszeitung an die Zimmertür, sondern auch das allerbeste Frühstück, das wir je in einem Motel bekommen haben. Echt vom Feinsten: verschiedene Kaffeesorten, 4 verschiedene Säfte, eine automatische Pancake-Back-Maschine, frische Rühreier, knusprigen Bacon, Brote, Muffins, Marmeladen, Honig, Joghurts, verschiedene Milchsorten, Müsli u.v.m. Sensationell!
Wir machen ausgiebig vom Angebot Gebrauch, was uns später echt rettet, weil wir während der Citytour wieder mal kaum ans Essen denken. Nebenbei bekommen wir die News über Obama’s Syrienpolitik überdimensional auf Flat-TV und CNN. Das weckt gleich die Erinnerungen an Richard und den Vorabend.
Dermaßen gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, der uns zuerst zum Golden Gate Park führt. 2011 sind wir schon mal ein Stück hineingelaufen, mussten aber feststellen, dass man mindestens einen ganzen Tag benötigt, um den 5 km langen und 800 m breiten Park fußläufig zu erkunden. Also fahren wir einen Fahrradverleih am Ostrand des Parks (Lincon Cyclery, 772 Stanyan Street) an, finden gleich in der Nähe einen bezahlbaren bewachten Parkplatz und sitzen kurz nach 10 Uhr auf zwei recht guten Mountainbikes. Auf geht’s: 2 Stunden kreuz und quer durch den Park.
Am Conservatory of Flowers (nostalgisches Gewächshaus) blühen die Blumen. Eine Extrarunde drehen wir am architektonisch auffälligen De Young Museum of Fine Arts und der California Academy of Sciences (mit Aquarium, Rain Forest und Planetarium). Die beiden Bauten wären bestimmt auch mal einen Extratag wert. Wir bummeln aber lieber durch den Japanese Tea Garden, der gleich nebenan liegt (7$ Eintritt). Die Fotos sagen alles, insbesondere die steilste Brücke der Stadt ist sehr ungewöhnlich.
Nachdem wir noch eine schöne Runde durch den Park geradelt sind geben wir die Räder (16$ für 2 Stunden) wieder ab und machen uns auf nach Haight Ashbury, das gleich nebenan liegt. In den 60er-Jahren war dies hier die Hochburg der Hippiezeit und gleichzeitig der verschrieenste Stadtteil SFOs. Junge Menschen aus aller Welt kamen damals mit Blumen in den Haaren hierher. Eine ganze Reihe von ihnen sind noch hier. In den 70ern verkam der Stadtteil im Drogenrausch, heute findet sich hier ein Mix aus witzigen Läden, psychedelischen Souvenirs, Flower-Power und Fotomotiven. Wir genießen es sehr, hier herumzustrolchen, zu bummeln und wir erstehen erste Mitbringsel für die heranwachsende Flower-Power-Generation …
Quer durch die Stadt geht’s nun zur Waterfront. Die Suche nach einem Parkhaus unterhalb der Oakland-Bay-Bridge gestaltet sich schwierig, da sind einige Extrarunden und U-Turns fällig, die Gabi den Schweiß auf die Stirn zaubern. Als wir den Jeep endlich abgestellt haben, gehen wir zunächst zum Rincon Park, wo mit „Cupid’s Span“ ein interessantes Kunstwerk wartet, das sich prima eignet, die dahinter aufragenden Hochhäuser des Financial District fotografisch in Szene zu setzen. Aber auch der Brücke waren wir (von unten) noch nie so nah. Was für ein gigantisches Bauwerk! 8.300 m lang mit 2 übereinander liegenden Fahrdecks zu je 5 Fahrspuren (obere Richtung SFO, untere Richtung Oakland). Immer am Wasser entlang bummeln wir zum Ferry Building, wo die Fähren zu allen möglichen Zielen in und jenseits der Bay ablegen.
Noch einmal versetzen wir das Auto, diesmal ins Parkhaus unter dem Union Square, das wir schon aus 2012 kennen. Der Platz mitten in Downtown brummt wie eh und je - hier finden sich alle möglichen Geschäfte und Hotels. Wir haben uns den Platz aber ausgesucht, weil es von hier nur ein Katzensprung bis Chinatown ist. Hier klingt es in den Straßen überall wie zu Hause im Chinarestaurant, nur dass die Musik hier „live“ vom Katzenjammer-Straßenmusikanten kommt. Bunt ist es, viel zu entdecken gibt es und auch hier ist etwas Shopping angesagt.
Eigentlich wollen wir ja noch zu Fisherman’s Wharf und schauen, ob wir von dort noch eine (einstündige) Bootsfahrt in die Bay und zur Golden Gate Bridge buchen können. Die Anfahrt ist unglaublich - Straßen von SFO eben. So steil waren wir noch nie unterwegs! Wir kommen auch unmittelbar an der berühmten Lombard Street (croocedest road of the world) vorbei. Die hat „nur“ 16% Steigung - ist aber wirklich schön zu fahren wegen der Blumenrabatten und der vielen Windungen. Die umliegenden Straßen hat Gabi letztes Jahr schon kennen gelernt, als sie „um den Block“ fuhr, während ich Fotos machte. Nun sind wir beide hier unterwegs und es geht 30% (!) schnurgerade bergauf und bergab. Wie Achterbahn, nur im wahren Leben!!
An der Wharf sehen wir ein bekanntes Bild: strahlender Sonnenschein hier, Nebel Richtung Golden Gate. Also beschließen wir, die Bootsfahrt zu verschieben, steigen erst gar nicht aus und kurven noch ein wenig durch die Stadt - es ist auch spät genug und die Müdigkeit zieht langsam herauf.
Es ist rush-hour und so ist es etwas anstrengend, sich bis zur #101 durchzukämpfen. Gegen 18 Uhr sind wir wieder in Pacifica. Klasse: das Hotel hat mittags ein kleines Angebot im Frühstücksbereich als Aufmerksamkeit am Start: Saft, Kaffee, Wasser und einige Kekse sind jetzt genau richtig. Dann fahren wir noch kurz die 1,5 mi bis zum Einkaufszentrum mit Food-Court (2 Ampeln südlich auf dem Hwy #1).
Bei Safeways (wo wir seit 2010 „Member“ sind und deshalb die günstigen Preise bekommen) erhalten wir alles, was wir zunächst benötigen: frisches Obst, Baby-Möhrchen zum Knabbern, Müsliriegel, Studentenfutter in allen Mischungen, Kracker, unsere Icebox, 24er Palette Wasser, 5-Liter-Tetrapack Kalifornischen Chardonnay zum selber zapfen etc. Nebenan ordern wir eine gut belegte Pizza, steigen ins Auto und fahren ins Motel zurück.
Dort bekommen wir zunächst die Krise: unser kleiner Rimowa-Koffer, in dem sich derzeit u.a. der Mac, aber auch alles andere, was nicht Kleidung ist, befindet, lässt sich nicht mehr öffnen. Zahlenschloss defekt? Verstellt? Keine Ahnung, auch beim 100sten Mal Einstellen der richtigen Kombination geht das Mistding nicht auf. iPhone und Google befragen: das Problem hatten auch andere schon, z.T. hat es geholfen, alle 999 Kombinationsmöglichkeiten auszuprobieren. Also: Pizza stückchenweise aufwärmen und dabei Panzerknacker spielen. Erfolglos. Da bleibt nur eins: Leatherman raus, Säge ausgeklappt und nach einigen Bemühungen ist das Ding auf. Uff! Den Koffer werden wir reklamieren - das dürfte kein Problem sein bei der Marke und dem Preis ...
Nun sind wir aber zu nichts mehr in der Lage, der Tag war schon recht intensiv. Die Tagebucharbeit etc. verschieben wir auf den nächsten Morgen - erfahrungsgemäß ist die Nacht eh früh zu Ende (richtig: um 5 Uhr sind wir puppenlustig und wach).
Ach ja: der Wein schmeckt - wenn der morgen Abend gekühlt ist, wird’s noch besser.
Tagesetappe: 77 km
Übernachtung: Holiday Inn Express, Pacifica, CA