Flower-Power
Golden Gate Park, Flower-Power & Downtown SFO
11.09.13 06:51 Abgelegt in: California

Foto: Gabi im Golden Gate Park am Conservatory of Flowers, San Francisco, CA
Der Tag beginnt mit einer Überraschung: Im Holiday Inn Express Pacifica gibt es nicht nur die Tageszeitung an die Zimmertür, sondern auch das allerbeste Frühstück, das wir je in einem Motel bekommen haben. Echt vom Feinsten: verschiedene Kaffeesorten, 4 verschiedene Säfte, eine automatische Pancake-Back-Maschine, frische Rühreier, knusprigen Bacon, Brote, Muffins, Marmeladen, Honig, Joghurts, verschiedene Milchsorten, Müsli u.v.m. Sensationell!
Wir machen ausgiebig vom Angebot Gebrauch, was uns später echt rettet, weil wir während der Citytour wieder mal kaum ans Essen denken. Nebenbei bekommen wir die News über Obama’s Syrienpolitik überdimensional auf Flat-TV und CNN. Das weckt gleich die Erinnerungen an Richard und den Vorabend.
Dermaßen gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, der uns zuerst zum Golden Gate Park führt. 2011 sind wir schon mal ein Stück hineingelaufen, mussten aber feststellen, dass man mindestens einen ganzen Tag benötigt, um den 5 km langen und 800 m breiten Park fußläufig zu erkunden. Also fahren wir einen Fahrradverleih am Ostrand des Parks (Lincon Cyclery, 772 Stanyan Street) an, finden gleich in der Nähe einen bezahlbaren bewachten Parkplatz und sitzen kurz nach 10 Uhr auf zwei recht guten Mountainbikes. Auf geht’s: 2 Stunden kreuz und quer durch den Park.
Am Conservatory of Flowers (nostalgisches Gewächshaus) blühen die Blumen. Eine Extrarunde drehen wir am architektonisch auffälligen De Young Museum of Fine Arts und der California Academy of Sciences (mit Aquarium, Rain Forest und Planetarium). Die beiden Bauten wären bestimmt auch mal einen Extratag wert. Wir bummeln aber lieber durch den Japanese Tea Garden, der gleich nebenan liegt (7$ Eintritt). Die Fotos sagen alles, insbesondere die steilste Brücke der Stadt ist sehr ungewöhnlich.
Nachdem wir noch eine schöne Runde durch den Park geradelt sind geben wir die Räder (16$ für 2 Stunden) wieder ab und machen uns auf nach Haight Ashbury, das gleich nebenan liegt. In den 60er-Jahren war dies hier die Hochburg der Hippiezeit und gleichzeitig der verschrieenste Stadtteil SFOs. Junge Menschen aus aller Welt kamen damals mit Blumen in den Haaren hierher. Eine ganze Reihe von ihnen sind noch hier. In den 70ern verkam der Stadtteil im Drogenrausch, heute findet sich hier ein Mix aus witzigen Läden, psychedelischen Souvenirs, Flower-Power und Fotomotiven. Wir genießen es sehr, hier herumzustrolchen, zu bummeln und wir erstehen erste Mitbringsel für die heranwachsende Flower-Power-Generation …
Quer durch die Stadt geht’s nun zur Waterfront. Die Suche nach einem Parkhaus unterhalb der Oakland-Bay-Bridge gestaltet sich schwierig, da sind einige Extrarunden und U-Turns fällig, die Gabi den Schweiß auf die Stirn zaubern. Als wir den Jeep endlich abgestellt haben, gehen wir zunächst zum Rincon Park, wo mit „Cupid’s Span“ ein interessantes Kunstwerk wartet, das sich prima eignet, die dahinter aufragenden Hochhäuser des Financial District fotografisch in Szene zu setzen. Aber auch der Brücke waren wir (von unten) noch nie so nah. Was für ein gigantisches Bauwerk! 8.300 m lang mit 2 übereinander liegenden Fahrdecks zu je 5 Fahrspuren (obere Richtung SFO, untere Richtung Oakland). Immer am Wasser entlang bummeln wir zum Ferry Building, wo die Fähren zu allen möglichen Zielen in und jenseits der Bay ablegen.
Noch einmal versetzen wir das Auto, diesmal ins Parkhaus unter dem Union Square, das wir schon aus 2012 kennen. Der Platz mitten in Downtown brummt wie eh und je - hier finden sich alle möglichen Geschäfte und Hotels. Wir haben uns den Platz aber ausgesucht, weil es von hier nur ein Katzensprung bis Chinatown ist. Hier klingt es in den Straßen überall wie zu Hause im Chinarestaurant, nur dass die Musik hier „live“ vom Katzenjammer-Straßenmusikanten kommt. Bunt ist es, viel zu entdecken gibt es und auch hier ist etwas Shopping angesagt.
Eigentlich wollen wir ja noch zu Fisherman’s Wharf und schauen, ob wir von dort noch eine (einstündige) Bootsfahrt in die Bay und zur Golden Gate Bridge buchen können. Die Anfahrt ist unglaublich - Straßen von SFO eben. So steil waren wir noch nie unterwegs! Wir kommen auch unmittelbar an der berühmten Lombard Street (croocedest road of the world) vorbei. Die hat „nur“ 16% Steigung - ist aber wirklich schön zu fahren wegen der Blumenrabatten und der vielen Windungen. Die umliegenden Straßen hat Gabi letztes Jahr schon kennen gelernt, als sie „um den Block“ fuhr, während ich Fotos machte. Nun sind wir beide hier unterwegs und es geht 30% (!) schnurgerade bergauf und bergab. Wie Achterbahn, nur im wahren Leben!!
An der Wharf sehen wir ein bekanntes Bild: strahlender Sonnenschein hier, Nebel Richtung Golden Gate. Also beschließen wir, die Bootsfahrt zu verschieben, steigen erst gar nicht aus und kurven noch ein wenig durch die Stadt - es ist auch spät genug und die Müdigkeit zieht langsam herauf.
Es ist rush-hour und so ist es etwas anstrengend, sich bis zur #101 durchzukämpfen. Gegen 18 Uhr sind wir wieder in Pacifica. Klasse: das Hotel hat mittags ein kleines Angebot im Frühstücksbereich als Aufmerksamkeit am Start: Saft, Kaffee, Wasser und einige Kekse sind jetzt genau richtig. Dann fahren wir noch kurz die 1,5 mi bis zum Einkaufszentrum mit Food-Court (2 Ampeln südlich auf dem Hwy #1).
Bei Safeways (wo wir seit 2010 „Member“ sind und deshalb die günstigen Preise bekommen) erhalten wir alles, was wir zunächst benötigen: frisches Obst, Baby-Möhrchen zum Knabbern, Müsliriegel, Studentenfutter in allen Mischungen, Kracker, unsere Icebox, 24er Palette Wasser, 5-Liter-Tetrapack Kalifornischen Chardonnay zum selber zapfen etc. Nebenan ordern wir eine gut belegte Pizza, steigen ins Auto und fahren ins Motel zurück.
Dort bekommen wir zunächst die Krise: unser kleiner Rimowa-Koffer, in dem sich derzeit u.a. der Mac, aber auch alles andere, was nicht Kleidung ist, befindet, lässt sich nicht mehr öffnen. Zahlenschloss defekt? Verstellt? Keine Ahnung, auch beim 100sten Mal Einstellen der richtigen Kombination geht das Mistding nicht auf. iPhone und Google befragen: das Problem hatten auch andere schon, z.T. hat es geholfen, alle 999 Kombinationsmöglichkeiten auszuprobieren. Also: Pizza stückchenweise aufwärmen und dabei Panzerknacker spielen. Erfolglos. Da bleibt nur eins: Leatherman raus, Säge ausgeklappt und nach einigen Bemühungen ist das Ding auf. Uff! Den Koffer werden wir reklamieren - das dürfte kein Problem sein bei der Marke und dem Preis ...
Nun sind wir aber zu nichts mehr in der Lage, der Tag war schon recht intensiv. Die Tagebucharbeit etc. verschieben wir auf den nächsten Morgen - erfahrungsgemäß ist die Nacht eh früh zu Ende (richtig: um 5 Uhr sind wir puppenlustig und wach).
Ach ja: der Wein schmeckt - wenn der morgen Abend gekühlt ist, wird’s noch besser.
Tagesetappe: 77 km
Übernachtung: Holiday Inn Express, Pacifica, CA
The long and winding road to Mendocino
13.09.13 04:51 Abgelegt in: California

Foto: Auf dem Hwy. No. 1, Fort Bragg, CA
Der Tag beginnt um 5 Uhr ganz ruhig: Tagebuch schreiben, ein paar Überlegungen zum Programm heute anstellen (doch einen Besuch im Charles M. Schulz Museum vorsehen?), die Klamotten ordnen und schließlich gegen 8 Uhr ins Office, um einen Kaffee zu trinken. Auch hier gibt es Saft, Toast, Frischkäse, Marmelade und Cornflakes - es tut sich was in der Frühstückskultur der Motels. Gut so!
Um 9 Uhr starten wir über den Hwy. #101 nach Santa Rosa, das wir kurz darauf erreichen. Da die Peanuts quasi auf dem Weg liegen, fahren wir kurz vom Hwy. ab und nehmen die 3 Blocks zum Museum. Uns ist klar, dass ein längerer Aufenthalt hier nicht in Frage kommt - die Türen öffnen sich eh erst um 11 Uhr. Trotzdem strolchen wir ein wenig herum, machen Fotos mit Charlie Brown, Snoopy und Woodstock und holen uns an Snoopy’s Ice Arena einen Coffee to go. Einige Eisläufer sind schon unterwegs - das sieht nach einen professionellen Eistanztraining aus. Leider ohne Snoopykostüm. Auch der Giftshop macht erst später auf. Das Museum ist bestimmt sehr nett, besonders der „Kite eating tree“ hätte mich interessiert.
So verlassen wir nach einiger Zeit das Sonoma Valley und fahren über die Berge und Sebastopol (#12) Richtung Pazifik. Unser nächstes Ziel heißt Bodega Bay, wo Alfred Hitchcock 1962 den Klassiker des Horrorfilms „Die Vögel“ gedreht hat. Noch lange bevor wir die Küste erreichen, sehen wir plötzlich die berühmte Kirche aus diesem Film am Wegesrand. Hier? Der Ort heißt beim näheren Hinschauen „Bodega“ und besteht nur aus ein paar Häusern. Offensichtlich haben die einen Großteil hier in den Bergen gedreht und den Rest am Hafen in Bodega Bay. Hätten wir bestimmt nicht gefunden, wären wir nicht von hier oben gekommen. Also: Auto abstellen und rumgucken. Das Schulhaus steht auch noch dort und wie auf Bestellung flattert ein ganzer Schwarm Vögel darüber hinweg. Die sind immer noch hier. Am General Store stehen noch einige Requisiten, wie z.B. die alte Telefonzelle. Lustig. Allein das Fire Departement sieht neu aus, das Meiste andere: ziemlich alt und in die Jahre gekommen.
Über den Hwy. No. 1 erreichen wir schließlich auch Bodega Bay, wo wir diverse Stops an der Bucht einlegen, zum ersten Mal tanken und bei einem Fischhändler ein Stück geräucherten „Albacore“ (was sich später als weißer Thunfisch entpuppt) erstehen. Essen wir später auf der Fahrt mit ein paar Crackern - sehr lecker! Der Film „Die Vögel“ ist hier sehr lebendig - gut, dass wir den vor der Abreise noch mal geguckt hatten.
Nun geht es 3 Stunden lang über den Hwy. No. 1 nordwärts. So kurvig und auf und ab kennen wir den noch nicht. Sagenhaft - die reinste Achterbahnfahrt. Dabei bieten sich immer wieder spektakuläre Blicke auf den schäumenden Pazifik. Oft ziehen gigantische Nebelschwaden herauf und hüllen uns ein - Gott sei Dank kommt aber regelmäßig auch die Sonne durch und lässt alles in hellstem Licht erstrahlen. Sehr abwechslungsreich, zum Teil mystisch und hier gilt ganz sicher: der Weg ist das Ziel!
Unerschrockene Surfer toben sich in den hohen Wellen aus, Viewpoints laden zu Stops ein - wir machen eifrig Gebrauch davon.
Schließlich erreichen wir den Fort Ross State Historic Park. Die Zufahrt ist versperrt von zwei Rollschranken - abgeschlossen ist aber nicht. Hinweisschilder, dass der Park geschlossen sein könnte, sehen wir nicht. Wir nehmen unseren Mut zusammen, rollen eine Schranke beiseite und fahren rein. Am nicht besetzten Eingangshäuschen füllen wir unser Permit aus (State Parks kosten extra), tun die verlangten 8$ in den zugehörigen Umschlag und werfen den ein (self registration). Dann fahren wir zum Parkplatz, auf dem schon einige Autos stehen - vermutlich auch von den Bauarbeitern, die am Visitor Center basteln, das nur an Wochenenden geöffnet ist.
Fort Ross ist ein richtiges altes Fort, das sehr gut erhalten ist. 1812 wurde es als der südlichste russische Stützpunkt im Westen der USA gebaut. Damit gehört es zu den ältesten Dingen, die man hier zu sehen bekommt (von Redwoods und Dinosaurierspuren etc. mal abgesehen). Wir verbringen einige Zeit hier und machen viele Fotos. Das Fort liegt als Befestigungsanlage direkt an der steil abfallenden Küstenlinie - strategisch gut ausgesucht. Es war seinerzeit Handelsstützpunkt und wurde von den Russen auch für den Schiffsbau und landwirtschaftlich genutzt. Neben der stabilen Befestigungsanlage mit Wachtürmen und Kanonen befinden sich hier noch einige Häuser und die alte orthodoxe Kapelle. Innen sind die Bauwerke z.T. entsprechend ihres damaligen Verwendungszwecks ausgestattet mit Möbeln, Werkzeugen, Waffen und Handelswaren.
Eine größere Gruppe Kinder mit Begleitern hält sich derzeit in historischen Kostümen hier auf. Das ist eine Schulklasse, die Projekttage hier veranstalten. Stolz erzählen uns die Kids, dass sie auch hier übernachten werden. Derzeit erkunden sie sehr kindgerecht das Fort mit seinen Funktionen. Da wird besprochen, an was man alles denken muss, wenn man so ein Fort plant (warum steht das genau hier?). Es wird Wasser gezapft und in Blecheimern über den Innenhof geschleppt, um dann in Zinkwannen gefüllt zu werden (bestimmt zum Waschen für heute Abend). Andere schnippeln Salat, erkunden die Trading Post oder bauen kleine Schemel aus Holz - echt gut!
Nun müssen wir aber weiter! Also: auf zum Auto und auf die Straße - geht nicht, die Tore sind nun mit Vorhängeschlössern verschlossen. Mist, das hat uns gefehlt. Hätten wir doch nicht reinfahren dürfen? Wenden, die Bauarbeiter suchen und auf einen kräftigen Anschiss gefasst sein. Die sind aber ganz relaxt: Nein, wir hätten nichts falsch gemacht, leider hätte nur irgendeiner das Tor nicht abschlossen gehabt - könnten wir ja nicht wissen. Freundlich fährt einer mit, lässt uns raus und will auf gar keinen Fall ein Trinkgeld.
Weiter kurven wir Richtung Norden, jetzt gewinnt die Sonne immer mehr die Oberhand - leider nur für eine gute Stunde, dann nebelt es wieder. Naja, es ist eigentlich mehr eine Mischung aus Gischt und Nebel. Wir nähern uns nun Mendocino, einer weiteren „Hauptstadt“ der Flower-Power-Zeit. Auch hier bummeln wir umher - kleines Nest, schön gelegen mit z.T. sehr netten Häuschen und überall Wassertürme im Garten. Kunsthandwerk wird hier heute noch groß geschrieben und überall malen Leute mit kleinen Staffeleien.
Von hier sind es nur noch ein paar Meilen bis Fort Bragg, wo das Motel 6 erwartungsgemäß an der Hauptdurchgangsstraße liegt (viel mehr gibt es hier auch nicht). Schnell einchecken und dann mit dem Auto noch einen letzten Abstecher zum „Glass Beach“ gemacht. Auch hier ist die Brandung famos. Wir klettern bis zum Wasser und finden auch gleich einige Glassteinchen. Leider passe ich nicht auf und - schwupps - stehe ich bis zu den Knien im Wasser. Na toll. Wir fahren zurück zum Motel, wurde eh Zeit dafür. Schuhe unter der Dusche ausspülen, dann einen Becher Wein und ein paar Chips. Dabei werden die Fotos gesichert und einige auf die Homepage geladen.
Um 7 Uhr gehen wir hinüber zu Angelina’s Grill. Gabi freut sich über den „Catch of the day“ (ein gigantisches, sehr leckeres Stück Fisch mit Folienkartoffel, Knoblauchbrot und Dünstgemüse aus Sellerie, Zucchini und Zwiebeln. Ich bekomme Fish Tacos - mexikanisch mit Reis und Bohnenmuß. Beides sehr gut!
Auch heute schließen wir gegen 9 die Augen, es hat doch nicht mehr gereicht, zum Karaoke-Abend in die Bar nebenan zu gehen.
Tagesetappe: 238 km
Übernachtung: Motel 6, Fort Bragg, CA