Bergseen & Der Scheiterhaufen des Teufels
20.09.13 05:00 Abgelegt in: California

Foto: Jürgen am Silver Lake, June Lake Loop Road, CA
Gabi hat mir freundlicherweise das Bett am geöffneten Fenster überlassen. Richtig so, dann werde ich als erstes von den Bären gefressen und sie wird über Nacht nicht gestört. Ich verspreche auch, ganz leise zu sein - wenn die Bären nicht schmatzen wird sie nicht gestört werden. Außerdem habe ich ja meinen Karl May gelesen und weiß, wie man mit Bären fertig wird. Nun habe ich weder Henrystutzen noch Bärentöter, aber Old Shatterhand hat es ja auch oft genug ohne geschafft. Also lade ich mir schnell noch die Bowie-Knife App aus dem AppStore herunter, mein iPhone liegt ja auch nachts immer griffbereit. Wie war das noch gleich? 3 cm über dem zweiten Rippenbogen? Egal …
Was ich genommen habe? Nichts! Naja, 2 Glas Wein - aber kleine!! Jedenfalls werden wir heute morgen beide wach und keiner ist gefressen worden. Zum Frühstück gibt es hier ja nichts (eigentlich unverschämt bei dem Zimmerpreis) und so sagen wir per Skype kurz auf der Freiheitsstrasse guten Mittag, verabschieden uns von unseren amerikanischen Freunden und fahren schnell gegenüber volltanken. Um 08:30 Uhr haben wir dann wieder die CA-#395 unter den Rädern und fahren gen Süden.
Eigentlich wären wir heute schon nach gut 30 Minuten am Ziel in Mammoth Lakes (jap, der Name kommt vom Mammut - weiß nicht warum). Aber wir nehmen den Umweg über den „Scenic Byway“, die June Lake Loop Road. Das ist eine Straße, die von der #395 abbiegt, einige Meilen durch die Berge führt - vorbei an traumhaften Bergseen wie z.B. dem Grant Lake, Silver Lake, Gull Lake und eben dem June Lake. Sehr, sehr empfehlenswert!! Besonders bei strahlend blauem Himmel wie heute. Draussen sind es noch nur 9 Grad Celsius - wir sind ja immer noch sehr hoch unterwegs und die Sonne hat noch (!) keine Kraft.
Am Silver Lake lockt ein Schild: „Cafe open!“. Sieht sehr nett aus und wir denken, dass wir hier mal schnell einen Coffee to go fangen. Pustekuchen! Wir warten ja schon seit Tagen auf eine gute Gelegenheit, amerikanisch zu frühstücken - hier ist sie: Wir hatten noch gar nichts und diese Mischung aus amerikanischer Frühstückseatery und Anglerheim hat es uns gleich angetan. Zeit haben wir ja auch genug heute, also ran an den Speck!
Wir nehmen an der Theke des Silver Lake Cafe Platz und bekommen natürlich sofort „bottomless Coffee“ in zwei urige Humpen gefüllt („bodenlos“ heißt in dem Zusammenhang, dass ständig nachgefüllt wird). Die Auswahl fürs Frühstück ist schwer, zu verlockend sind die Angebote. Schließlich entscheide ich mich für ein Omelette mit dem unglaublichen Namen „The Garbage“. Wörtlich übersetzt heißt das ganz einfach „Der Müll“. Die Beschreibung verspricht aber, dass es das beliebteste Omelette des Hauses ist und einfach „alles“ enthält - „our favorite and most popular - contains almost everything!“ Auf dem Teller finde ich dann ein Omelette aus drei Rancheiern vor, das gefüllt ist mit Schinken, Bacon, Würstchen, Tomaten, Möhren, Zucchini, Sellerie, Pilzen, roten Zwiebeln, Spinat, Cheddar & Jack Cheese (innendrin und obendrauf), verschiedene Gewürze, red pepper und Pepperoni. „Getoppt“ wird das Ganz noch mit Sour-Creme, Sprossen und Avocado. Dazu reicht man eine große Portion Bratkartoffeln (natürlich mit Speck), 2 große Scheiben Toast mit Butter und einen Schnitzen Honigmelone. Gabi bekommt „Silver Lake Special“: 2 special Buttermilk Flapjacks (2 fette Buttermilchpfannkuchen), dazu Ahornsirup & Butter, 2 Spiegeleier mit Bacon und ebenfalls Honigmelone. Es bleibt kein Krümel über, was ausschließlich daran liegt, dass es so unglaublich gut schmeckt. Anschließend benötige ich eigentlich einen Arzt und einen Wellnesstag mit regelmäßigen Grappaaufgüssen - beides ist aber nicht im Angebot.
So kugeln wir an den See und machen noch ein paar Aufnahmen fürs Familienalbum. Das hier wäre definitiv etwas für Christian: Mit dem Boot in dieser unglaublichen Bergkulisse bei strahlend blauem Himmel auf den Silver Lake hinausfahren, große Fische fangen und zwischendurch im Cafe Anglerlatein verzapfen und die Speisenkarte erkunden.
Vorbei an weiteren schönen Seen erreichen wir wieder die #395, die wir aber nach einigen Meilen schon wieder verlassen, um über eine (diesmal gut befahrbare) Gravel Road zum „Obsidian Dome“ zu gelangen. Das ist ein gigantischer Lava Flow, der aus riesigen schwarzen Felsbrocken - z.T. aus Glasbasalt - besteht. Viel Lava fürs Auge, aber für den Nichtgeologen eher unspektakulär. Dafür parkt unser „kleiner Schwarzer“ traumschön unter 4 großen Bäumen. Guckt mal bei den Fotos, das sah sehr nett aus.
Um 11 Uhr sind wir schon am Visitor Center in Mammoth Lakes, lassen uns kurz beraten und beziehen dann unser Nachtquartier im Motel 6 an der Mainstreet. So haben wir unsere Habseligkeiten wieder unter Dach und Fach (und zwar ALLE - auch hier ist besondere Vorsicht vor den Bären geboten, sogar die Mülltonnen draussen sind bärensicher verschlossen) und können gegen 12 Uhr aufbrechen zu unserem Wandertag in und um die Bergseen von Mammoth Lakes.
Als erstes fahren wir über die Minaret Road weiter in die Berge hinein über einen Pass (3.200 m) zum „Devils Postpiles NM“ - das ist der Scheiterhaufen des Teufels! Säulenbasalt bildet hier eine Formation, die wir so noch nicht gesehen haben. Vor sehr vielen Jahren (genauer: vor 100.000 Jahren) war hier ein Lavasee und als der erkaltete, ergaben sich durch irgendwelche Gegebenheiten (Zusammenspiel des langsamen Erkaltens der Lava mit der mineralischen Zusammensetzung des Materials) die sechseckigen Säulen. Darüber schmirgelten dann Jahre später mehrere Eiszeiten, so dass sich oben ein Fußboden wie in einer Kirche (lauter Sechsecke mit exakten 120-Grad-Winkeln) bildete. Die hier ständig auftretenden Erdbeben und Erosion sorgten dafür, dass einige der Säulen umkippten und nun den „Scheiterhaufen“ davor bilden. Auch hier hilft ein Blick auf die Fotoauswahl - dann bekommt ihr eine Vorstellung davon.
Apropos Erdbeben: Im Visitor Center wurden eben auf einem Computermonitor Graphen von Messstationen übertragen, die zeigen, dass hier täglich mehrere Erdbeben mit mindestens der Stärke 2 stattfinden.
Wir wandern also durch die wunderschöne Gegend mit Wald, Flüsschen und diesen merkwürdigen Basaltsäulen. Der Trail führt uns auch noch (japsend wegen der Höhenluft von fast 3.000 Metern) oben auf die Säulen. Wirklich sehenswert! Zurück am Auto fahren wir ein Stück weiter zum Trailhead des „Rainbow Fall Trail“. Auch hier überall Hinweise auf die Bären und dass man ihnen ihre „Wildheit“ unbedingt belassen muss. Daher: keine Sachen im Auto lassen und nicht anfüttern. Wir sehen aber nur Geschwader von Mini-Erdhörnchen, die hier über die Baumstämme flitzen. Der Wald ist z.T. ziemlich mitgenommen von einem Waldbrand, der hier vor 4 Jahren wütete. Die Brände sind im ökologischen Gleichgewicht aber wichtig, um den Boden frei zu machen und neuem Leben Platz zu geben.
Nach gut 2 Kilometern in schweißtreibender Hitze (trotz der Höhe - jetzt hat die Sonne ihre Muckis ausgepackt) erreichen wir den Wasserfall. Es rauscht kräftig, wir machen eine Pause. Dabei beobachten wir, wie 2 Ranger die Infotafeln abmontieren. Auf meine Frage erläutern sie, dass Sie die Gegend gerade „winterfertig“ machen, die Tafeln werden unter den Schneemassen nur leiden. Wann denn mit erstem Schnee zu rechnen sei, frage ich. „Maybe next weekend!“ Und wenn hier einmal Schnee liegt, geht nicht mehr viel. Spätestens im Oktober ist hier oben alles dicht.
Auf der Rückfahrt sehen wir noch einige Wildpferde und nehmen nun auch diverse Anlagen für den Skibetrieb wahr. Hier ist im Winter mit Sicherheit einiges los! Schon gestern bei unserer Kreuz- und Querfahrt durch die Sierra Nevada fielen uns die zahllosen 2 Meter-Stangen an den Straßenränden auf. Ein Mann erzählte uns, dass in der Ghosttown Bodie in einigen Jahren über 7 Meter Schnee lagen!
Zurück in Mammoth Lakes biegen wir noch auf die Lake Mary Road ab, fahren nochmal ein ganzes Stück in ein Seitental und haben dort fantastische Blicke auf Seen, die in verschiedenen Höhenlagen angeordnet sind. Wir lassen uns Zeit und kommen auch noch am Horseshoe Lake vorbei, der bekannt ist für die dort anzutreffenden Baumskelette - hervorgerufen durch die anhaltende vulkanische Aktivität mit porösem Boden und dem enorm hohen CO2-Gehalt hier. Einige Bereiche werden aufgrund der CO2-Gefahren zeitweise für den Zutritt gesperrt. Das gilt aber nicht für den Lake Mary, die Twin Lakes, den Mamies Lake, den Crystal Lake etc. Insgesamt ist das hier aber eine sehr schöne Gegend, die sich auch für einen längeren Urlaub sehr gut eignet.
Im Motel müssen wir erst mal duschen, die Trails waren schon sehr staubig. Dann schauen wir nach den Fotos und gehen nochmal um den Block. Ich habe überhaupt keinen Hunger - kein Wunder, bei dem Frühstück - Gabi benötigt auch nicht viel. Also holen wir und bei Subway ein leckeres Sandwich (fernsehen bildet doch: im September gibt es alle großen Sandwiche in den USA für 5$). Das teilen wir später auf dem Zimmer - dazu gibt es ein Glas Wein. So günstig haben wir noch nicht gespeist …
Nun kann Gabi kurz Korrektur lesen bevor wir alles hochladen, dann ist Feierabend für heute. Das war ein superschöner Tag und morgen geht es in die Alabama Hills, wo es tolle Felsformationen gibt und wo schon ganz viele Filme gedreht wurden. Wir freuen uns! Gute Nacht!
Tagesetappe: 138 km
Übernachtung: Motel 6, Mammoth Lakes, CA
Von sehr alten Bäumen und coolen Filmkulissen
21.09.13 05:50 Abgelegt in: California

Foto: Jürgen in den Alabama Hills, CA
Die Nacht war nicht gut. Ich hatte rasende Kopfschmerzen - kenne ich sonst gar nicht! Zuviel Sonne? Zu viel Höhenluft? Zu viel CO2? Keine Ahnung, die zweite Aspirin wirkt endlich und so geht die Nacht rum. Motel-6-typisch gibt es zum Kaffee nichts als Kaffee - diesmal sogar noch ohne „weißen Hai“ (s. 13.09. - Frühstück). Dafür scheint die Sonne und um halb 9 verlassen wir das sehr schöne Mammoth Lakes-Tal.
Das Navi will, dass wir einfach der #395 für rd. 180 km folgen - dann sind wir in Lone Pine. Zuerst tun wir das auch, auf der vierspurigen #395 geht das bei 65 Meilen/Std. fix. Schnurgerade geht es dahin und wir verlieren kräftig Höhe. Bei Big Pine sind wir auf knapp 1.000 m Höhe „gefallen“ - hier verlassen wir aber den geraden Weg nach Süden. Die #168 führt nach Osten und später wieder nach Norden - fast bis auf die Höhe von Bishop, das wir eben erst durchquert haben. Allerdings windet sich unsere Straße über eine Strecke von 23 Meilen wie eine Achterbahn in die Berge auf wieder über 3.000 m Höhe. So etwas gibt es auch nur hier im Wilden Westen (glaube ich). Man kann das einfach nicht beschreiben, sondern muss es mal erlebt haben. Solche Straßen kann man sich bei uns zu Hause überhaupt nicht vorstellen. Und dann noch diese Aussicht - atemberaubend. Wenn man zwischendurch vor sich - dort, wo die Straße wieder einen Buckel nach unten macht - nur den stahlblauen Himmel sieht und sich dann in einem Moment die weite Landschaft auftut während gleichzeitig der Jeep nach unten schießt, rein in die nächste Kurve: da kann mal schon mal einen Juchzer lassen …
Unser Ziel wird im Reiseführer (übrigens sehr zu empfehlen: „Reise Know How“ - 1. Der ganze Westen und 2. Kalifornien Süd und Zentral) so beschrieben: „Nur wenige Touristen wissen von den über 4.000 Jahre alten Grannenkiefern (Bristelcone Pines) im Ancient Bristlecone Pine Forest. Die Zufahrt zu diesem für Kenner sensationellen, wenn auch optisch durchaus schlichten Naturwunder erfolgt zunächst …“ „Optisch durchaus schlicht?“ Naja - uns hat der Schulman Grove Discovery Trail durch die ältesten Lebewesen dieser Erde einfach umgehauen. Auch wenn man schon viel gesehen hat: Dass diese Bäume hier lebten, bevor die Pyramiden gebaut wurden oder auch nur das erste menschliche Schriftzeichen erfunden wurde - und dass sie heute in dieser kargen Berglandschaft auf über 3.000 Metern immer noch leben - das berührt uns schon. Und wir finden, dass sie auch sehr, sehr fotogen sind, die Methusaleme unter den Bäumen. Sie sehen zum Teil aus wie abgestorben - das ist aber Teil ihrer Überlebensstrategie. Ihnen reicht ein kleiner Teil mit Borke und „Grün“, um den ganzen Baum lebendig zu halten.
In dem nach einem der hier populärsten Baumforscher „Dr. Edward Schulman“ benannten Visitor Center (niegelnagelneu, erst im September eröffnet). Führt uns der Ranger im kleinen Kino exklusiv einen 19minütigen Film zur Einführung vor. Danach sehen wir die Bäume mit ganz anderen Augen. Ich kann das alles gar nicht aufschreiben. Nur soviel: erläutert wurde u.a. die Technik zur Bestimmung des Alters der Bäume anhand der Jahresringe. Klingt unspektakulär, ist es aber nicht. Die Messungen an lebenden und toten Bäumen sind so exakt, dass sie auf das Jahr genau sind! Anhand dieser Erkenntnisse werden sogar die Geräte zur Radiokarbondatierung geeicht! Der älteste hier lebende Baum (und es ist das älteste bekannte Lebewesen weltweit) ist 4.773 Jahre alt. Da die Wissenschaftler die Baumringe lebender und auch abgestorbener Bäume durch die deutlich sichtbaren „Überlappungen“ der Jahresringe miteinander verlinken können, sind sie nun in der Lage, über 11.000 Jahre zurück in die Zeit zu gehen und die klimatischen Verhältnisse der jeweiligen Epochen abzulesen. Das ist super spannend!
Nach dem Film gehen wir den Trail ab und müssen uns wieder Zeit lassen - sehr, sehr dünne Luft, z.T. sehr steile Wege. Wir sind aber ganz begeistert und schießen viele Fotos. Anschließend führt uns die „Achterbahn“ wieder zurück zur #395 und kurze Zeit später (noch von 14 Uhr) erreichen wir Lone Pine, wo geschlagene 37 Grad Celsius und ein unglaublicher Wind herrschen. Wir sind hier unmittelbar an der Zufahrt zum Death Valley NP. Somit holen wir uns im Visitor Center schon mal die wichtigsten Infos für die morgige Durchquerung dieses riesigen Gebietes - das wird eine lange Fahrt.
Das Best Western in Lone Pine erwartet uns schon und wir bekommen ein riesiges Zimmer - das mit Abstand beste bisher. Da es noch recht früh ist, genießen wir erst mal das kühle Zimmer und ich kann mich einigen E-Mails widmen. Kurz machen wir auch die Augen zu - aber um 16 Uhr geht es wieder los. Diesmal in die Alabama Hills. Hier wurden bereits über 400 Filme, vor allem Western gedreht. Für uns aber viel interessanter: die roten Felsen. Sowas lieben wir ja und das Besondere hier ist, dass es keine festgelegten Anlaufpunkte gibt.
Jeder muss sich hier selbst seinen Weg suchen. Es gibt unzählige tolle Felsformationen, einige Arches (Bögen) - aber keine genauen Pläne. Wir hatten uns schon zu Hause im Internet orientiert. Dennoch finden wir uns hier überhaupt nicht zurecht. Man kann das Auto einfach nur parken und dann in die Wüste hineingehen und -klettern. Dabei sollte man aufpassen, denn die Felsen sind sehr rauh. Außerdem ist das hier der optimale Lebensraum für Skorpione und Klapperschlangen. Daher: „Watch your steps!“.
Wir haben erwartungsgemäß viel Spaß und machen einige nette Fotos. Gabi genießt es besonders, mit dem Jeep die unbefestigte Straße entlang zu pesen. Schade, dass wir keine bessere Orientierung haben. Wir fahren in der untergehenden Sonne noch kreuz und quer über holprige Sandpisten, landen auch noch bei einigen Aussteigern und Felskletterern, die hier in Schlafsäcken unter freiem Himmel campen und beenden dann unseren Besuch für heute - das Licht ist weg. Für uns steht aber fest, dass wir hier irgendwann auch mal viel mehr Zeit verbringen sollten. Mal sehen, vielleicht fahren wir morgen früh noch mal eine Runde dort vorbei? Könnte aber strapaziös werden, denn die Fahrt morgen ist ohnehin schon sehr lang.
Nun kaufen wir noch neue Lebensmittel ein. Das Wasser ist alle (und morgen werden wir einiges brauchen - es gibt nichts Dümmeres, als mit zu wenig Wasser durchs Death Valley fahren zu wollen) und auch Wein kaufen wir, denn in Utah weiß man ja (aus Erfahrung mit den mormonischen Ansichten dort) nie… Doch, es geht noch dümmer: Ohne vollen Tank zu starten - deshalb statten wir auch noch der Fa. Chevron einen Besuch ab - nun ist alles gerichtet.
Ein Abendessen haben wir uns nun redlich verdient. Obst, Nussmischungen etc. waren tagsüber ganz nett, jetzt benötigen wir was Handfestes. Eine typische BBQ-Kneipe zieht uns magisch an. Gabi ordert einen Chicken-Burger und ich lasse mich zum „Friday special“ überreden. Ging schnell! Ich hatte nur ganz anderes erwartet: Unter „Prime Rib“ hatte ich (fälschlicherweise) Ribbs (also Spareribbs) auf Südwest-Art verstanden. Ich bekam aber sowas wie gekochtes Rindfleich. Die Scheibe war so gigantisch - das war eine halbe Kuh! 2 Finger dick und so groß wie ein Dessertteller. Mannomann - eigentlich nicht mein Ding, aber doch ganz lecker. Interessanterweise schmeckte die Kuh an verschiedenen Ecken dieses „Ribs“ sehr unterschiedlich.
Jetzt geht es auf 22 Uhr und gerne würde ich den großen Flachbildschirm mal starten. Freitagabend - da muss es doch einen amerikanischen Film geben, den wir noch zur Hälfte angucken können, bevor uns die Augen zufallen, oder? Gute Nacht!
Tagesetappe: 285 km
Übernachtung: Best Western Plus Frontier, Lone Pine, CA
Hiking Bryce Canyon NP …
24.09.13 06:50 Abgelegt in: Utah

Foto: Gabi auf dem Peek-A-Boo-Trail, Wall of Windows, Bryce Canyon NP, UT
Tja - wegen der roten Steine sind wir nach Utah gekommen und heute haben wir sie bekommen, vor blauem Himmel und unter allerbesten Bedingungen. Danke für einen grandiosen Tag!
„Frühstück“ konnte man den Kaffee und das Gebäck im Americas Best Value Inn Cedar City wirklich nicht nennen. Im Dennys nebenan hätten wir Prozente bekommen - das dauert uns aber auch zu lange. Das Motel war sehr ok, sauber und wir hatten ein großes Zimmer. Geschlafen haben wir dennoch nur mäßig. Ich versuche noch einmal, mit Festnetz-Unterstützung der netten Rezeptionistin, ein Quartier für das nächste Wochenende im Raum Kanab zu bekommen. Das ist derzeit leider aussichtslos. Also müssen wir uns ein paar Tage gedulden, es wieder versuchen und im Zweifel umplanen.
Die UT-14 bringt uns in atemberaubender Geschwindigkeit in die Berge. Wie sind begeistert. Ohne Zweifel gehören die UT-#12 (die wir später erreichen und die uns morgen begleitet) und UT-#24 (ebenfalls morgen) zu den allerschönsten Straßen, die wir kennen. Aber die UT-#14 muss sich gemeinsam mit ihrer Schwester, dem Scernic-Drive durch das Cedar Breaks NM nicht dahinter verstecken. Manoman - gerade jetzt, wo die Birken gelb und orange werden, ist das eine traumhafte Straße. Das findet auch die große Gruppe Radfahrer, die schon hier herauf geschnauft ist. Wann mögen die gestartet sein?
Es ist frisch am Visitorcenter und den Aussichtspunkten hier oben. Gerade mal 1 Grad Celsius und ein heftiger Wind treiben uns die Tränen in die Augen und die Gänsehaut auf die Beine - wir haben Shorts an. Sobald man windgeschützt in der Sonne steht ist alles gut - am Canyonrand pfeift aber der Wind. Unsere Fotostops sind entsprechend kurz. Dennoch ist das ein super Einstieg in den Tag, weil wir hier schon einen ersten Vorgeschmack auf den uns bekannten Bryce Canyon NP bekommen.
Die wunderbare Straße führt uns vorbei am Panguitch Lake auf die UT-#12 und hier geht dann richtig die Post ab: knallroter Fels leuchtet im Red Canyon in der Sonne - allein hier könnte man den Tag schon verbringen. Wir beschaffen uns Unterlagen und Wandervorschläge (zum Träumen daheim). Unser Ziel ist nämlich der Bryce Canyon und nach einem Kurzbesuch im Vistor Center steht fest: Wir werden heute planmäßig mal mehr zu Fuß unterwegs sein.
Der Shuttle-Bus bringt uns zum Sunset Point. Hier startet unsere aus mehreren Trails kombinierte Wanderung hinein in Herz des Bryce Canyon NP. 2011 hatten wir schon einen Miniabstecher hinein in die Hoodos gemacht - heute soll es deutlich mehr werden.
Der Queens Garden Trail führt uns zunächst oben am Rim entlang zum Sunrise Point (ein knapper Kilometer). Dann geht es hinunter in den Canyon mitten hinein in die Hoodo-Landschaft. Nach 2,7 km erreichen wir die Stelle, an der wir planmäßig wieder hinauf an den Canyonrand steigen müssten. Es lockt aber auch ein Abstecher zum Peek-A-Boo-Loop-Trail. Der ist bekanntermaßen aber wirklich extrem heftig - unzweifelhaft aber auch extrem schön beschrieben. Was soll’s? Wir sind jetzt hier, die Bedingungen sind optimal und so jung kommen wir nicht mehr her.
Wir nehmen also weitere gut 5 km unter die Füße und die haben es in sich. Der Weg geht ausschließlich auf steilsten Steigen ständig auf und ab. Dafür bietet er aber auch atemberaubende Ausblicke - vor dem blauen Himmel ein echter Hit. Je später es wird, um so mehr fangen die Felsen an zu glühen. Schaut euch bitte die Fotos an, es ist nur eine Auswahl, aber wir hoffen, sie geben einen kleinen Einblick. Hier zu wandern ist der Hit!
Nach 2 Stunden ist die Runde geschafft - und wir sind es auch. Vor uns liegt aber nun noch der gut 1 km lange Aufstieg über den Navajo-Trail. Schließlich müssen wir an den Canyonrand zurück! Wir kennen den Aufstieg von 2011 und nehmen es gelassen. Gut 30 Minuten später ist die Sache erledigt. Nun sind auch unsere Wasservorräte aufgebraucht - Nachschub wartet im Auto am Visitor Center, wohin uns der Shuttle-Bus schnell bringt.
Im Visitor-Center stauben wir noch eine kleine Belohnung ab, weil wir so viel gelaufen sind. Gegen entsprechende „Beweise“ in Form von Fotos bestimmter „Benchmarks“ erhalten wir jeder eine kleine Wandermedaille, die wir uns heute auch wirklich verdient haben. Gabi hat mich den ganzen Tag mit „Möhrchen“ gefüttert. Knackig und lecker - die hätten bestimmt auch den „Eselpferden“ gut geschmeckt. So hat Ella die Mulis am Sonntag beim skypen despektierlich genannt. Uns sind welche begegnet. Wenn man nämlich nicht selber laufen möchte, kann man die Runde auch reiten …
Da wir morgen viel durch „Niemandsland“ fahren, tanken wir (für 10$) unseren Jeep schnell noch voll (war noch 3/4 gefüllt). Dann erobern wir unser Zimmer in Tropic, das ich gestern auf den letzten Drücker bekommen habe. Duschen ist dringend angeraten - es war ein staubiger Tag. Außerdem haben wir kräftig Sonne abbekommen heute.
Danach haben wir wirklich Hunger. Clark’s Restaurant hat hier ein Monopol. Tropic besteht aus 2 Motels, einer Tankstelle und Clark’s Restaurant. Das kennen wir von 2011 und wir bekommen einen Platz draussen mit Blick auf das im Licht der untergehenden Sonne grell aufleuchtende Grand Staircase. Heute ist es so weit: ich bekomme meine ersten Ribbs (South-Western-Art), die ich letztes Jahr so schätzen gelernt habe. Ein Full-Rack bezeichnet eine komplette Schweinerippe. Das füllt den Teller und den Magen. Von den (leckeren) Fries und dem gedünsteten Gemüse kann ich dabei nur naschen. Gabis Steak war „well done“ statt „medium“ - sie bekommt ein neues und das ist sehr gut. Für mich gibts heute dazu ein „Hodoo-Kolsch Golden Ale“ aus einer hiesigen Brauerei vom Fass. Gut!!
Wieder im Zimmer schauen wir nochmal nach Quartieren für nächstes Wochenende - derzeit weiterhin unklar. Dann sichten wir im Internet die Möglichkeiten für morgen an der Hole-in-the-Rock-Road. Sehr gereizt hätte uns ja der Zebra-Slot - ein Slot-Canyon der Extraklasse, der aber sehr abgelegen ist und oft im Eingangsbereich nur schwimmend zu durchqueren ist. Dafür benötigt man Neopren oder starke Nerven - von den Viechern mal ganz abgesehen, die sich im Wasser tummeln könnten. Für nähere Informationen gibt es hier einen interessanten Bericht ...
Da es hier in der vergangenen Woche heftigst geregnet hat, wird das für uns definitiv ausfallen. Leider! Seien wir aber froh, dass das Wetter derzeit so toll ist. Im Regen wäre es hier nur halb so schön. Deshalb werden wir morgen das Programm etwas entspannter gestalten. In jedem Falle werden wir eine erstklassige Fahrstrecke haben: über die UT-#12 und UT-#24 durch den Capitol Reef NP nach Green River. Das ist unser Sprungbrett für übermorgen in den Arches NP - ein weiteres Highlight wartet. Wir freuen uns.
PS: Gabi schläft schon lange. Als wir heute Mittag aus dem Bryce herauskletterten und ich sie fragte, ob alles ok sei, antwortete sie ehrlich: „Tanzen gehen wir heute nicht mehr!“ Womit sie wieder mal Recht behielt! Gute Nacht!
Tagesetappe: 154 km
Übernachtung: Americas Best Value Inn, Tropic, UT
Staubige Piste & wunderbare Erlebnisse
25.09.13 07:47 Abgelegt in: Utah

Foto: Gabi im „Devils Garden“, Hole in the rock road, Grand Staircase Escalante NM, UT
Gäste im „Americas Best Value Inn Tropic“ frühstücken kostenlos in Clark’s Restaurant. Dort kann sich jede/r von einer Speisenkarte 4 Dinge aussuchen, die dann frisch zubereitet werden, z.B. Bacon, Eier (nach Wahl), Bagels mit Frischkäse, Pancakes mit Sirup etc. Guter Start in den Tag!
Kurz vor 9 Uhr sind wir unterwegs. Direkt „um die Ecke“ liegt der Kodachrome Basin SP, den wir schon aus 2011 kennen. Damals war das Wetter aber bedeckt - heute gibt es blitzeblauen Himmel. Da wir nicht abschätzen können, ob die „hole in the rock road“ bei Escalante überhaupt befahrbar ist, machen wir zunächst einen Abstecher zum Kodachrome Basin SP. Dort fanden wir damals schon den „Angels Palace Trail“ toll. Dieser führt über einige steile Anstiege hinauf auf ein Plateau, auf dem sich prima herumklettern lässt. Nebenbei bekommt man dort auch die schönsten Aussichten auf den SP. Wir machen ein erstes Fotoshooting im Morgenlicht. Sehr schön.
Dort oben treffen wir auch ein älteres Ehepaar aus Palo Alto bei San Francisco. Wie so oft ergibt sich eine sehr nette Unterhaltung. Die beiden sind mit einem nicht zu großen Wohnmobil unterwegs - was sie uns wärmstens empfehlen.
Nun nehmen wir „unsere“ Traumstraße UT-#12 unter die Räder, die später zur nicht weniger sehenswerten UT-#24 wird. Die reine Fahrtzeit bis Green River beträgt ab jetzt (es ist 10:45 Uhr) rd. 4 Stunden. Zuerst steht aber ein Besuch im Visitor Center Escalante auf dem Programm. Die Cottonwood Canyon Road war wegen der heftigen Unwetter der letzten Woche (die wir Gott sei Dank verpasst haben) gesperrt. Die hole-in-the-rock-road ist offen. Und die Rangerin hat einen guten Tipp für uns: wir sollen eine Stunde lang über 26 Meilen weit über diese unbefestigte Piste rumpeln und dann die unwegsamen „Slot Canyons of Dry Fork Coyote Gulch“ erkunden. Machen wir!
Zur Geschichte der „hole-in-the-rock-road“ schreibt Wikipedia:
„Insbesondere seit der Mitte des 19. Jahrhunderts drangen Siedler, welche meist Angehörige der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage waren aus dem Zentrum Utahs in den Randbereich des Siedlungsgebiets der Navajo und Ute im heutigen San Juan County im Südosten dieses heutigen Bundesstaates vor. Die Kirchenführer beschlossen 1878 die Errichtung dauerhafter Siedlungen im Grenzgebiet der Four Corners, als Ansiedlungsgebiet wurde das Tal des Montezuma Creek, eines nördlichen Nebenflusses des San Juan River auserkoren. Es wurden verschiedene Routen erkundet, um Zugang zu diesem Gebiet zu schaffen, unter anderem entlang des Old Spanish Trail und auch südlich des Grand Canyon. Die Expeditionsleitung entschied sich letztlich aber für den kürzesten, jedoch weitgehend unbekannten Weg entlang des Hochplateaus oberhalb des Escalante River, die Überquerung des Colorado River und entlang der Canyons und Mesas am östlichen Ufer des Flusses in Richtung der heutigen Stadt Bluff.
Im Herbst 1879 sammelten sich die rund 230 Expeditionsteilnehmer unter der Führung von Silas S. Smith und Platte D. Lyman an einer Quelle am Beginn des Fortymile Gulch auf dem Plateau zwischen dem Canyon des Escalante River und dem Kaiparowits Plateau mit ihren Wagen und ihrem Vieh. Ein Erkundungstrupp wurde ausgesandt, um eine Route durch den Glen Canyon und über den Colorado River zu finden. Nahe dem Cottonwood Canyon entdeckte dieser einen Erfolg versprechenden Weg am gegenüberliegenden Ufer des Flusses, am Westufer bot eine schmale Kluft die Möglichkeit, das Ufer des Flusses zu erreichen. Dieser Felsspalte - von den Expeditionsteilnehmern als Hole in the Rock bezeichnet, verdankt der Trail seinen Namen. Die Arbeit mehrerer Monate war nötig, diesen Weg für das Vieh und die Planwagen der Siedler gangbar zu machen, im unteren Teil entstanden hölzerne Schienen, welche es erlaubten, die Planwagen über einen mit losem Gestein gefüllten Graben hinweg zu bewegen. Verschiedene Ankerpunkte wurden geschaffen, um die Planwagen mittels Seilzügen in das Tal zu bringen. Am 26. Januar 1880 begann der Abstieg, alle Siedler und ihre Besitztümer erreichten das Ufer, wo eine von Charles Hall erbaute hölzerne Fähre für die Überfahrt bereitstand.“
Naja - und genau diese legendäre Straße befahren wir heute mit unserem Jeep - nicht bis zum Ende, aber immerhin eine Stunde lang bis zum Trailhead des „Dry Fork“. Es ist eine ganz schön anstrengende Sache, ein Auto mit ziemlichem Tempo (bis zu 50 Meilen/Std.) über diese Piste zu manövrieren. Ich muss zugeben, dass ich zwischendurch schweißnasse Hände hatte - insbesondere immer dann, wenn es durch sandige Engstellen ging, in denen ich stecken zu bleiben befürchtete, weil es steil hinab und wieder hinauf ging (Dip).
Zuerst laufen wir in die verkehrte Richtung. Wir haben nämlich nicht den Parkplatz am Trailhead gewählt - das letzte Stück der Straße dorthin schien uns dann doch zu riskant. Versuch macht klug und zurück am Auto nehmen wir die richtige Richtung. Dabei gabeln wir ein junges Pärchen aus Augsburg auf, die sich uns gerne anschließen. Gemeinsam erreichen wir den Trailhead. Wie es so manches Fahrzeug bis hierher geschafft hat, ist uns rätselhaft. Wir steigen jedenfalls über die Sandsteinplatten hinab in den Wash. Das ist teilweise ganz schön steil und wir erfreuen uns an den Reibungskoeffizienten unserer Sohlen. Nur wenn Sand auf dem Stein liegt ist allerhöchste Vorsicht geboten. Unten angekommen erreichen wir bald einen Eingang in einen Slotcanyon. Spannende Sache, so abseits der Touristenströme. Eine ganze Zeit lang wandern wir durch den engen Canyon, dessen Felswände sich rechts und links steil auftürmen. Unter den Sohlen: Matsch von der allerfeinsten Sorte mit Klebefaktor 10. Lustige Sache!
Uns war allerdings nicht klar, welchen Canyon der hier vorhandenen 4 Slot-Canyons wir denn nun erreicht haben. Meine GPS-Auswertung über die App „Trails“ brachte heute Abend aber die Erkenntnis: es war tatsächlich der „Dry Fork Canyon“!
Nach einem anstrengenden Wiederaufstieg und 2,5 Stunden allerfeinster Kletterei in unwegsamem Gelände fahren wir zurück und machen auf der Hälfte der Strecke noch ganz kurz Halt an „Devils Garden“. Den Metate-Arch hatten wir letztes Jahr schon fotografiert - aber viel früher morgens und da lag er im Schatten. Das geplante Wiederkommen hat sich gelohnt: er zeigt sich heute gegen 16 Uhr von der allerbesten Seite. Und auch sonst gelingen hier noch einige gute Schüsse mit der NIKON.
Jetzt aber los: eine weitere halbe Stunde über die unwegsame hole-in-the-rock-road und dann können wir endlich das Traumstück zwischen Escalante und Boulder auf der UT-#12 genießen, ebenso wie die Fortführung über die UT-#24. 4 Stunden Fahrzeit ab Devils-Garden - also kommen wir gegen 20 Uhr in Green River an. Aber: der Weg ist das Ziel und wer nicht einschätzen kann, welche Wirkung Licht (der untergehenden Sonne) auf Stimmungen in der Landschaft hat, der sollte uns die Tour unbedingt mal nachmachen. Die Fahrt durch den Dixie Forest mit dem bunten Laub, den Kühen und dem Rotwild am Wegesrand sowie durch den in allen Rot-, Orange- und Gelbtönen leuchtenden Capitol-Reef-NP auf der UT-#24 ist ein unvergessliches Erlebnis. Im allerletzten Dämmerlicht erreichen wir die Interstate 70 und nach weiteren 15 Minuten kurz vor 20 Uhr das Motel 6 in Green River.
Schnell aufs Zimmer. Gabi packt aus, ich fahre nochmal die 2 km zurück - da war eine Pizzeria. Keine 30 Minuten später steht eine „Combo-Spezial“ für 15$ auf unserem Tisch, der Wein ist schon gezapft. Natürlich ist die Pizza mit 8 sehenswerten Stücken zu groß - den Rest gibts morgen zu Frühstück.
Die nächsten Tage werden bestimmt auch toll. Wir haben nun nur verhältnismäßig kurze Distanzen zu fahren - morgen und übermorgen sind wir in Moab. Für den Arches NP muss ich mir dringend die Waden eincremen - noch so einen Tag machen die nicht mehr mit. Waren gestern schon verbrannt, die Zeit am Canyon heute hat ihnen den Rest gegeben. Da ist Pflege angesagt!
Tagesetappe: 451 km
Übernachtung: Motel 6, Green River, UT
Indianerland

Foto: Jürgen am Muley Point Overlook, Gravel Road an der UT-#211, UT
Gut geschlafen haben wir in der kleinen, süßen Cabin. Gabi ist zuerst wach und schnappt sich den Fotoapparat. Hinter unserer Cabin grasen tatsächlich wieder die Großohrhirsche. Gefroren hat es - wussten wir es doch: kalt ist es hier oben! Die Sonne ist aber schon da und wärmt den, der sich mit Schlafanzug und Fleecejacke zum Waschraum begibt. Neue Erfahrung: Zähneputzen mit der Fleecejacke. Unter die Dusche nehme ich sie dann aber doch nicht mit. Alles Gut! Erfrischt und fertig angezogen trete ich den Rückweg zur Cabin an. Dort ist von Gabi noch keine Spur, aber Bill hat das Frühstück schon hingestellt.
Ich packe ein bisschen zusammen und später decken wir den Tisch draußen vor der Cabin. Trotz der Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt können wir hier in der Sonne sitzen und uns Kaffee, O-Saft, Toast sowie Omelettes mit Käse und Schinken schmecken lassen. Sehr, sehr gut! Dann packen wir zusammen und fahren rüber zu Bill, um uns zu verabschieden. Dabei quatschen wir noch eine geschlagene halbe Stunde mit Bill, der uns sogar sein BBQ-Spare-Rips Geheimrezept verrät.
Nun aber los - in Blanding tanken wir wieder etwas auf und besorgen uns zwei mittlere Cappuccino to go. Ich habe das gerade mal umgerechnet: 20 oz sind 591,47 ml! Zum Preis von 1,59$ kann man damit einen ganze Strecke Autofahrt überbrücken. Es geht die #191 in südliche Richtung, nach nur einigen Meilen biegen wir aber schon auf die wunderschön zu fahrende #95 in westliche und wieder einige Zeit später auf die ebenso sehenswerte #261 in südliche Richtung ab. Diese Straße führt schnurstracks zum Moki Dugway, einer unbefestigten Piste, die sich aus luftiger Höhe hinab ins Valley of the Gods windet. Unmittelbar bevor die Serpentinen beginnen biegt rechts aber noch eine weitere dirt-road zum Muley Point Overlook ab. Von hier hat man spektakuläre Tiefblicke auf die Mäander des San Juan River, der sich hier durch die Jahrmillionen der Erdgeschichte gefräst hat. In großen Schleifen windet sich der Fluss dahin - der Fernblick zeigt schon das Monument Valley am Horizont. Tipp: nachdem man den Canyonrand erreicht hat und die ersten Ausblicke genommen hat, muss man unbedingt rechts weiterfahren, denn der vermeintliche Viewpoint ist erst der Vorbote. Der eigentliche Overlook befindet sich ein ganzes Stück weiter „rechts“ - beide anzufahren lohnt unbedingt.
Den Moki Dugway haben wir ganz für uns. Lediglich ein tschechisches Paar treffen wir an einer der Kehren. Ihnen können wir noch einige Hinweise zu den Trails im Arches NP geben, wohin die beiden morgen wollen.
Über den Hwy. #163 ist dann auch bald das Monument Valley erreicht. Dieses ist zwar ein National Monument - unserer Jahrespass gilt hier aber ausnahmsweise nicht, was uns bekannt war. Das Gebiet steht unter dem Regime der Navajo-Indianer und ich habe mich zu deren Auffassung von „Revanche am weißen Mann“ schon 2011 geäußert. In allen Parks zahlt man 5-7$ fürs Auto bis zu 8 Personen. Hier beträgt der Eintritt 5$ pro Person. Die Preise im Souvenirshop und die „Angebote“ für geführte Jeeptouren ins Tal hinunter sollte man lieber erst gar nicht zur Kenntnis nehmen.
Wir haben einen Jeep und wollen uns heute mal an der 17 Meilen langen „Scenic Road“ versuchen. Das Fahrzeug ist hierfür ohne Zweifel geeignet und bewältigt bekommen wir die Strecke auch. Ich muss allerdings sagen, dass es schon erwähnenswert ist, in welchem saumäßigen Zustand die Piste ist. Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass dies Masche ist, um möglichst viele Leute abzuschrecken, selbst hier hinein zu fahren. Statt dessen sollte man denn wohl eher einige 100$ für die von den Indianern organisierte Jeeptour ausgeben? Bill erzählte uns von französischen Gästen, die mit ihrem Wagen vor einigen Tagen dort festsaßen. Es gab zunächst keinerlei Bereitschaft, den beiden zu helfen. Schließlich bot man an, sie für 200$ herauszuziehen - eine Vorgehensweise, die auch Bill die Zornesröte ins Gesicht trieb.
Wir rumpeln also langsam ins Tal und nähern uns den aus vielen Filmen und Marlboro-Werbungen bekannten roten Felsen. Nach gut 30 Minuten gucken wir uns aber an und fragen uns laut, was wir hier eigentlich machen. Unzählige Fahrzeuge quälen sich hier entlang und immer wieder heizen die Indianerjeeps mit ihren eingestaubten Insassen (hier machen die Atemschutzmasken der Japaner endlich mal Sinn) vorbei. Wenn wir ehrlich sind: ok, hier sind Filme gedreht worden und das Tal hat weltweit einen berühmten Namen. Gesehen haben wir in den letzten Wochen aber so viele Redrocks, die viel schöner sind als die hiesigen. Allein die Fahrt heute morgen den Moki Dugway hinunter war so spannend und aussichtsreich …
So beschließen wir, dem Monument Valley und dem ganzen Treiben hier eine Absage zu erteilen. Wir wenden und zwingen unseren Jeep unter Stöhnen und Ächzen aus dem Tal heraus. Nee, das ist nicht unser Ding. Tschüss - wir fahren weiter.
Schnell sind wir in Kayenta und dort biegt der Hwy. #160 nach Tuba City ab. Der ist offensichtlich so entstanden: Straßenbauingenieure bekamen einst den Auftrag, Kayenta und Tuba City in Arizona mit einem Highway zu verbinden. Sie nahmen sich eine Landkarte, Lineal und Bleistift, zogen eine 111 km lange, schnurgerade Linie zwischen den beiden Orten, schüttelten sich die Hände, kauften sich jeder ein Sixpack Budweiser und feierten den Erfolg. Einer hatte noch schnell „Straße einfach dem Geländeprofil anpassen“ an den Rand gekritzelt. Am folgenden Tage fanden 2 Mitarbeiter der Kreativabteilung den Plan. Sie fanden ihn etwas schlicht und zeichneten einige ganz wenige Schnörkel an die Linie. Dass die Straße Tuba City danach nur noch streifte, störte sie nicht. Auch sie belohnten sich mit einem kühlen Blonden - oder zwei. Wie auch immer: so wurde die Straße gebaut und ich schwöre, dass auf den gesamten 111 km kaum gelenkt werden muss. Nach Tuba City muss man aber nun wirklich abbiegen - die #160 bildet ausnahmsweise nicht die Mainstreet …
Das Quality Inn Navajo Nation ist sehr nobel. Eben haben wir sehr gut mexikanisch gegessen im benachbarten Hogan-Restaurant. Das war sogar preislich angenehm! Die Indianer können also auch anders. Wir haben beim Essen diskutiert, ob wir morgen zum Grand Canyon fahren wollen (was nochmal eine ziemliche Mehrstrecke bedeutet) oder ob wir lieber Page und Kanab unsicher machen wollen. Im Internet haben wir gerade gesehen, dass die Straße von hier nach Page vor einigen Monaten weggebrochen ist (Felsrutsch) und derzeit gesperrt ist. Der Umweg wäre beträchtlich. Daher werden wir wohl zum Grand Canyon NP fahren und von dort direkt nach Kanab. Mal sehen, was der Tag morgen bringt. Liebe Grüße aus einem sehr feudalen Zimmer. Das hat unbestreitbar auch was für sich. Das Erlebnis bei Bill werden wir aber sicher nie vergessen.
Tagesetappe: 360 km
Übernachtung: Quality Inn Navajo Nation, Tuba City, AZ