15 September 2013
Von sehr alten Bäumen und coolen Filmkulissen
21.09.13 05:50 Abgelegt in: California

Foto: Jürgen in den Alabama Hills, CA
Die Nacht war nicht gut. Ich hatte rasende Kopfschmerzen - kenne ich sonst gar nicht! Zuviel Sonne? Zu viel Höhenluft? Zu viel CO2? Keine Ahnung, die zweite Aspirin wirkt endlich und so geht die Nacht rum. Motel-6-typisch gibt es zum Kaffee nichts als Kaffee - diesmal sogar noch ohne „weißen Hai“ (s. 13.09. - Frühstück). Dafür scheint die Sonne und um halb 9 verlassen wir das sehr schöne Mammoth Lakes-Tal.
Das Navi will, dass wir einfach der #395 für rd. 180 km folgen - dann sind wir in Lone Pine. Zuerst tun wir das auch, auf der vierspurigen #395 geht das bei 65 Meilen/Std. fix. Schnurgerade geht es dahin und wir verlieren kräftig Höhe. Bei Big Pine sind wir auf knapp 1.000 m Höhe „gefallen“ - hier verlassen wir aber den geraden Weg nach Süden. Die #168 führt nach Osten und später wieder nach Norden - fast bis auf die Höhe von Bishop, das wir eben erst durchquert haben. Allerdings windet sich unsere Straße über eine Strecke von 23 Meilen wie eine Achterbahn in die Berge auf wieder über 3.000 m Höhe. So etwas gibt es auch nur hier im Wilden Westen (glaube ich). Man kann das einfach nicht beschreiben, sondern muss es mal erlebt haben. Solche Straßen kann man sich bei uns zu Hause überhaupt nicht vorstellen. Und dann noch diese Aussicht - atemberaubend. Wenn man zwischendurch vor sich - dort, wo die Straße wieder einen Buckel nach unten macht - nur den stahlblauen Himmel sieht und sich dann in einem Moment die weite Landschaft auftut während gleichzeitig der Jeep nach unten schießt, rein in die nächste Kurve: da kann mal schon mal einen Juchzer lassen …
Unser Ziel wird im Reiseführer (übrigens sehr zu empfehlen: „Reise Know How“ - 1. Der ganze Westen und 2. Kalifornien Süd und Zentral) so beschrieben: „Nur wenige Touristen wissen von den über 4.000 Jahre alten Grannenkiefern (Bristelcone Pines) im Ancient Bristlecone Pine Forest. Die Zufahrt zu diesem für Kenner sensationellen, wenn auch optisch durchaus schlichten Naturwunder erfolgt zunächst …“ „Optisch durchaus schlicht?“ Naja - uns hat der Schulman Grove Discovery Trail durch die ältesten Lebewesen dieser Erde einfach umgehauen. Auch wenn man schon viel gesehen hat: Dass diese Bäume hier lebten, bevor die Pyramiden gebaut wurden oder auch nur das erste menschliche Schriftzeichen erfunden wurde - und dass sie heute in dieser kargen Berglandschaft auf über 3.000 Metern immer noch leben - das berührt uns schon. Und wir finden, dass sie auch sehr, sehr fotogen sind, die Methusaleme unter den Bäumen. Sie sehen zum Teil aus wie abgestorben - das ist aber Teil ihrer Überlebensstrategie. Ihnen reicht ein kleiner Teil mit Borke und „Grün“, um den ganzen Baum lebendig zu halten.
In dem nach einem der hier populärsten Baumforscher „Dr. Edward Schulman“ benannten Visitor Center (niegelnagelneu, erst im September eröffnet). Führt uns der Ranger im kleinen Kino exklusiv einen 19minütigen Film zur Einführung vor. Danach sehen wir die Bäume mit ganz anderen Augen. Ich kann das alles gar nicht aufschreiben. Nur soviel: erläutert wurde u.a. die Technik zur Bestimmung des Alters der Bäume anhand der Jahresringe. Klingt unspektakulär, ist es aber nicht. Die Messungen an lebenden und toten Bäumen sind so exakt, dass sie auf das Jahr genau sind! Anhand dieser Erkenntnisse werden sogar die Geräte zur Radiokarbondatierung geeicht! Der älteste hier lebende Baum (und es ist das älteste bekannte Lebewesen weltweit) ist 4.773 Jahre alt. Da die Wissenschaftler die Baumringe lebender und auch abgestorbener Bäume durch die deutlich sichtbaren „Überlappungen“ der Jahresringe miteinander verlinken können, sind sie nun in der Lage, über 11.000 Jahre zurück in die Zeit zu gehen und die klimatischen Verhältnisse der jeweiligen Epochen abzulesen. Das ist super spannend!
Nach dem Film gehen wir den Trail ab und müssen uns wieder Zeit lassen - sehr, sehr dünne Luft, z.T. sehr steile Wege. Wir sind aber ganz begeistert und schießen viele Fotos. Anschließend führt uns die „Achterbahn“ wieder zurück zur #395 und kurze Zeit später (noch von 14 Uhr) erreichen wir Lone Pine, wo geschlagene 37 Grad Celsius und ein unglaublicher Wind herrschen. Wir sind hier unmittelbar an der Zufahrt zum Death Valley NP. Somit holen wir uns im Visitor Center schon mal die wichtigsten Infos für die morgige Durchquerung dieses riesigen Gebietes - das wird eine lange Fahrt.
Das Best Western in Lone Pine erwartet uns schon und wir bekommen ein riesiges Zimmer - das mit Abstand beste bisher. Da es noch recht früh ist, genießen wir erst mal das kühle Zimmer und ich kann mich einigen E-Mails widmen. Kurz machen wir auch die Augen zu - aber um 16 Uhr geht es wieder los. Diesmal in die Alabama Hills. Hier wurden bereits über 400 Filme, vor allem Western gedreht. Für uns aber viel interessanter: die roten Felsen. Sowas lieben wir ja und das Besondere hier ist, dass es keine festgelegten Anlaufpunkte gibt.
Jeder muss sich hier selbst seinen Weg suchen. Es gibt unzählige tolle Felsformationen, einige Arches (Bögen) - aber keine genauen Pläne. Wir hatten uns schon zu Hause im Internet orientiert. Dennoch finden wir uns hier überhaupt nicht zurecht. Man kann das Auto einfach nur parken und dann in die Wüste hineingehen und -klettern. Dabei sollte man aufpassen, denn die Felsen sind sehr rauh. Außerdem ist das hier der optimale Lebensraum für Skorpione und Klapperschlangen. Daher: „Watch your steps!“.
Wir haben erwartungsgemäß viel Spaß und machen einige nette Fotos. Gabi genießt es besonders, mit dem Jeep die unbefestigte Straße entlang zu pesen. Schade, dass wir keine bessere Orientierung haben. Wir fahren in der untergehenden Sonne noch kreuz und quer über holprige Sandpisten, landen auch noch bei einigen Aussteigern und Felskletterern, die hier in Schlafsäcken unter freiem Himmel campen und beenden dann unseren Besuch für heute - das Licht ist weg. Für uns steht aber fest, dass wir hier irgendwann auch mal viel mehr Zeit verbringen sollten. Mal sehen, vielleicht fahren wir morgen früh noch mal eine Runde dort vorbei? Könnte aber strapaziös werden, denn die Fahrt morgen ist ohnehin schon sehr lang.
Nun kaufen wir noch neue Lebensmittel ein. Das Wasser ist alle (und morgen werden wir einiges brauchen - es gibt nichts Dümmeres, als mit zu wenig Wasser durchs Death Valley fahren zu wollen) und auch Wein kaufen wir, denn in Utah weiß man ja (aus Erfahrung mit den mormonischen Ansichten dort) nie… Doch, es geht noch dümmer: Ohne vollen Tank zu starten - deshalb statten wir auch noch der Fa. Chevron einen Besuch ab - nun ist alles gerichtet.
Ein Abendessen haben wir uns nun redlich verdient. Obst, Nussmischungen etc. waren tagsüber ganz nett, jetzt benötigen wir was Handfestes. Eine typische BBQ-Kneipe zieht uns magisch an. Gabi ordert einen Chicken-Burger und ich lasse mich zum „Friday special“ überreden. Ging schnell! Ich hatte nur ganz anderes erwartet: Unter „Prime Rib“ hatte ich (fälschlicherweise) Ribbs (also Spareribbs) auf Südwest-Art verstanden. Ich bekam aber sowas wie gekochtes Rindfleich. Die Scheibe war so gigantisch - das war eine halbe Kuh! 2 Finger dick und so groß wie ein Dessertteller. Mannomann - eigentlich nicht mein Ding, aber doch ganz lecker. Interessanterweise schmeckte die Kuh an verschiedenen Ecken dieses „Ribs“ sehr unterschiedlich.
Jetzt geht es auf 22 Uhr und gerne würde ich den großen Flachbildschirm mal starten. Freitagabend - da muss es doch einen amerikanischen Film geben, den wir noch zur Hälfte angucken können, bevor uns die Augen zufallen, oder? Gute Nacht!
Tagesetappe: 285 km
Übernachtung: Best Western Plus Frontier, Lone Pine, CA
Bergseen & Der Scheiterhaufen des Teufels
20.09.13 05:00 Abgelegt in: California

Foto: Jürgen am Silver Lake, June Lake Loop Road, CA
Gabi hat mir freundlicherweise das Bett am geöffneten Fenster überlassen. Richtig so, dann werde ich als erstes von den Bären gefressen und sie wird über Nacht nicht gestört. Ich verspreche auch, ganz leise zu sein - wenn die Bären nicht schmatzen wird sie nicht gestört werden. Außerdem habe ich ja meinen Karl May gelesen und weiß, wie man mit Bären fertig wird. Nun habe ich weder Henrystutzen noch Bärentöter, aber Old Shatterhand hat es ja auch oft genug ohne geschafft. Also lade ich mir schnell noch die Bowie-Knife App aus dem AppStore herunter, mein iPhone liegt ja auch nachts immer griffbereit. Wie war das noch gleich? 3 cm über dem zweiten Rippenbogen? Egal …
Was ich genommen habe? Nichts! Naja, 2 Glas Wein - aber kleine!! Jedenfalls werden wir heute morgen beide wach und keiner ist gefressen worden. Zum Frühstück gibt es hier ja nichts (eigentlich unverschämt bei dem Zimmerpreis) und so sagen wir per Skype kurz auf der Freiheitsstrasse guten Mittag, verabschieden uns von unseren amerikanischen Freunden und fahren schnell gegenüber volltanken. Um 08:30 Uhr haben wir dann wieder die CA-#395 unter den Rädern und fahren gen Süden.
Eigentlich wären wir heute schon nach gut 30 Minuten am Ziel in Mammoth Lakes (jap, der Name kommt vom Mammut - weiß nicht warum). Aber wir nehmen den Umweg über den „Scenic Byway“, die June Lake Loop Road. Das ist eine Straße, die von der #395 abbiegt, einige Meilen durch die Berge führt - vorbei an traumhaften Bergseen wie z.B. dem Grant Lake, Silver Lake, Gull Lake und eben dem June Lake. Sehr, sehr empfehlenswert!! Besonders bei strahlend blauem Himmel wie heute. Draussen sind es noch nur 9 Grad Celsius - wir sind ja immer noch sehr hoch unterwegs und die Sonne hat noch (!) keine Kraft.
Am Silver Lake lockt ein Schild: „Cafe open!“. Sieht sehr nett aus und wir denken, dass wir hier mal schnell einen Coffee to go fangen. Pustekuchen! Wir warten ja schon seit Tagen auf eine gute Gelegenheit, amerikanisch zu frühstücken - hier ist sie: Wir hatten noch gar nichts und diese Mischung aus amerikanischer Frühstückseatery und Anglerheim hat es uns gleich angetan. Zeit haben wir ja auch genug heute, also ran an den Speck!
Wir nehmen an der Theke des Silver Lake Cafe Platz und bekommen natürlich sofort „bottomless Coffee“ in zwei urige Humpen gefüllt („bodenlos“ heißt in dem Zusammenhang, dass ständig nachgefüllt wird). Die Auswahl fürs Frühstück ist schwer, zu verlockend sind die Angebote. Schließlich entscheide ich mich für ein Omelette mit dem unglaublichen Namen „The Garbage“. Wörtlich übersetzt heißt das ganz einfach „Der Müll“. Die Beschreibung verspricht aber, dass es das beliebteste Omelette des Hauses ist und einfach „alles“ enthält - „our favorite and most popular - contains almost everything!“ Auf dem Teller finde ich dann ein Omelette aus drei Rancheiern vor, das gefüllt ist mit Schinken, Bacon, Würstchen, Tomaten, Möhren, Zucchini, Sellerie, Pilzen, roten Zwiebeln, Spinat, Cheddar & Jack Cheese (innendrin und obendrauf), verschiedene Gewürze, red pepper und Pepperoni. „Getoppt“ wird das Ganz noch mit Sour-Creme, Sprossen und Avocado. Dazu reicht man eine große Portion Bratkartoffeln (natürlich mit Speck), 2 große Scheiben Toast mit Butter und einen Schnitzen Honigmelone. Gabi bekommt „Silver Lake Special“: 2 special Buttermilk Flapjacks (2 fette Buttermilchpfannkuchen), dazu Ahornsirup & Butter, 2 Spiegeleier mit Bacon und ebenfalls Honigmelone. Es bleibt kein Krümel über, was ausschließlich daran liegt, dass es so unglaublich gut schmeckt. Anschließend benötige ich eigentlich einen Arzt und einen Wellnesstag mit regelmäßigen Grappaaufgüssen - beides ist aber nicht im Angebot.
So kugeln wir an den See und machen noch ein paar Aufnahmen fürs Familienalbum. Das hier wäre definitiv etwas für Christian: Mit dem Boot in dieser unglaublichen Bergkulisse bei strahlend blauem Himmel auf den Silver Lake hinausfahren, große Fische fangen und zwischendurch im Cafe Anglerlatein verzapfen und die Speisenkarte erkunden.
Vorbei an weiteren schönen Seen erreichen wir wieder die #395, die wir aber nach einigen Meilen schon wieder verlassen, um über eine (diesmal gut befahrbare) Gravel Road zum „Obsidian Dome“ zu gelangen. Das ist ein gigantischer Lava Flow, der aus riesigen schwarzen Felsbrocken - z.T. aus Glasbasalt - besteht. Viel Lava fürs Auge, aber für den Nichtgeologen eher unspektakulär. Dafür parkt unser „kleiner Schwarzer“ traumschön unter 4 großen Bäumen. Guckt mal bei den Fotos, das sah sehr nett aus.
Um 11 Uhr sind wir schon am Visitor Center in Mammoth Lakes, lassen uns kurz beraten und beziehen dann unser Nachtquartier im Motel 6 an der Mainstreet. So haben wir unsere Habseligkeiten wieder unter Dach und Fach (und zwar ALLE - auch hier ist besondere Vorsicht vor den Bären geboten, sogar die Mülltonnen draussen sind bärensicher verschlossen) und können gegen 12 Uhr aufbrechen zu unserem Wandertag in und um die Bergseen von Mammoth Lakes.
Als erstes fahren wir über die Minaret Road weiter in die Berge hinein über einen Pass (3.200 m) zum „Devils Postpiles NM“ - das ist der Scheiterhaufen des Teufels! Säulenbasalt bildet hier eine Formation, die wir so noch nicht gesehen haben. Vor sehr vielen Jahren (genauer: vor 100.000 Jahren) war hier ein Lavasee und als der erkaltete, ergaben sich durch irgendwelche Gegebenheiten (Zusammenspiel des langsamen Erkaltens der Lava mit der mineralischen Zusammensetzung des Materials) die sechseckigen Säulen. Darüber schmirgelten dann Jahre später mehrere Eiszeiten, so dass sich oben ein Fußboden wie in einer Kirche (lauter Sechsecke mit exakten 120-Grad-Winkeln) bildete. Die hier ständig auftretenden Erdbeben und Erosion sorgten dafür, dass einige der Säulen umkippten und nun den „Scheiterhaufen“ davor bilden. Auch hier hilft ein Blick auf die Fotoauswahl - dann bekommt ihr eine Vorstellung davon.
Apropos Erdbeben: Im Visitor Center wurden eben auf einem Computermonitor Graphen von Messstationen übertragen, die zeigen, dass hier täglich mehrere Erdbeben mit mindestens der Stärke 2 stattfinden.
Wir wandern also durch die wunderschöne Gegend mit Wald, Flüsschen und diesen merkwürdigen Basaltsäulen. Der Trail führt uns auch noch (japsend wegen der Höhenluft von fast 3.000 Metern) oben auf die Säulen. Wirklich sehenswert! Zurück am Auto fahren wir ein Stück weiter zum Trailhead des „Rainbow Fall Trail“. Auch hier überall Hinweise auf die Bären und dass man ihnen ihre „Wildheit“ unbedingt belassen muss. Daher: keine Sachen im Auto lassen und nicht anfüttern. Wir sehen aber nur Geschwader von Mini-Erdhörnchen, die hier über die Baumstämme flitzen. Der Wald ist z.T. ziemlich mitgenommen von einem Waldbrand, der hier vor 4 Jahren wütete. Die Brände sind im ökologischen Gleichgewicht aber wichtig, um den Boden frei zu machen und neuem Leben Platz zu geben.
Nach gut 2 Kilometern in schweißtreibender Hitze (trotz der Höhe - jetzt hat die Sonne ihre Muckis ausgepackt) erreichen wir den Wasserfall. Es rauscht kräftig, wir machen eine Pause. Dabei beobachten wir, wie 2 Ranger die Infotafeln abmontieren. Auf meine Frage erläutern sie, dass Sie die Gegend gerade „winterfertig“ machen, die Tafeln werden unter den Schneemassen nur leiden. Wann denn mit erstem Schnee zu rechnen sei, frage ich. „Maybe next weekend!“ Und wenn hier einmal Schnee liegt, geht nicht mehr viel. Spätestens im Oktober ist hier oben alles dicht.
Auf der Rückfahrt sehen wir noch einige Wildpferde und nehmen nun auch diverse Anlagen für den Skibetrieb wahr. Hier ist im Winter mit Sicherheit einiges los! Schon gestern bei unserer Kreuz- und Querfahrt durch die Sierra Nevada fielen uns die zahllosen 2 Meter-Stangen an den Straßenränden auf. Ein Mann erzählte uns, dass in der Ghosttown Bodie in einigen Jahren über 7 Meter Schnee lagen!
Zurück in Mammoth Lakes biegen wir noch auf die Lake Mary Road ab, fahren nochmal ein ganzes Stück in ein Seitental und haben dort fantastische Blicke auf Seen, die in verschiedenen Höhenlagen angeordnet sind. Wir lassen uns Zeit und kommen auch noch am Horseshoe Lake vorbei, der bekannt ist für die dort anzutreffenden Baumskelette - hervorgerufen durch die anhaltende vulkanische Aktivität mit porösem Boden und dem enorm hohen CO2-Gehalt hier. Einige Bereiche werden aufgrund der CO2-Gefahren zeitweise für den Zutritt gesperrt. Das gilt aber nicht für den Lake Mary, die Twin Lakes, den Mamies Lake, den Crystal Lake etc. Insgesamt ist das hier aber eine sehr schöne Gegend, die sich auch für einen längeren Urlaub sehr gut eignet.
Im Motel müssen wir erst mal duschen, die Trails waren schon sehr staubig. Dann schauen wir nach den Fotos und gehen nochmal um den Block. Ich habe überhaupt keinen Hunger - kein Wunder, bei dem Frühstück - Gabi benötigt auch nicht viel. Also holen wir und bei Subway ein leckeres Sandwich (fernsehen bildet doch: im September gibt es alle großen Sandwiche in den USA für 5$). Das teilen wir später auf dem Zimmer - dazu gibt es ein Glas Wein. So günstig haben wir noch nicht gespeist …
Nun kann Gabi kurz Korrektur lesen bevor wir alles hochladen, dann ist Feierabend für heute. Das war ein superschöner Tag und morgen geht es in die Alabama Hills, wo es tolle Felsformationen gibt und wo schon ganz viele Filme gedreht wurden. Wir freuen uns! Gute Nacht!
Tagesetappe: 138 km
Übernachtung: Motel 6, Mammoth Lakes, CA
Dirt Road to Ghosttown Bodie ...
19.09.13 05:00 Abgelegt in: California | Nevada

Foto: Ghosttown Bodie SHP, Bodie, CA
Heute Abend muss ich mich dringend kürzer fassen, also los:
Die letzte Nacht war sehr, sehr gut und wir schlafen bis deutlich nach 7 Uhr. Vielleicht liegt es an der frischen Luft? Oder an der Höhe? Wir wunderten uns ja, wie frisch es gestern Abend wurde. Eine kleine Erkundigung zur Höhenlage an der Rezeption bringt die Erleuchtung: der Lake Tahoe liegt auf über 2.000 Metern! Hier ist alles auch auf Wintersport ausgerichtet - der Name „Squaw Valley“ ist auch heute noch mit den olympischen Winterspielen 1960 verknüpft. Das Frühstück ist ok, wir genehmigen uns frisch aufgetoastete Bagels mit Butter und Marmelade, frisch gepressten O-Saft und natürlich Kaffee. Es ist 08:50 Uhr, als wir losfahren. Hier waren wir bestimmt nicht zum letzten Mal!
Das Motel lag so nah an der Staatengrenze zu Nevada, dass wir heute überlegen, ob wir gestern Abend vielleicht in Nevada zu Abend gegessen haben. Auf der Straße #207 geht es hinauf in die Berge und nach wenigen 100 Metern haben wir Kalifornien hinter uns gelassen - allerdings nur für ein paar Meilen, dann sind wir wieder zurück im Land des Goldrausches. Es geht ganz schön bergauf und dann auf der anderen Seite wieder hinunter auf den Hwy. #395, der uns heute bis Lee Vining am Mono Lake begleitet.
In der Ebene kommen wir an vielen Ranchen vorbei und überall grasen Kühe. Unterwegs fangen wir einen sehr guten Coffee to go im verschlafenen Nest „Walker“. Später biegen wir dann auf die Straße #270 Richtung Osten ab - es sind noch 8 Meilen bis Bodie, unserem ersten Ziel für heute. Die letzten 3 Meilen ist die Straße nicht mehr geteert und sie ist dort in einem wirklich hundsmiserablen Zustand. Wir müssen wirklich höllisch aufpassen, den tiefen Löchern auszuweichen und über Stock und vor allem Stein werden wir kräftig durchgeschüttelt.
Bodie ist klasse und hier verbringen wir fast 1,5 Stunden damit, uns die alte Geisterstadt anzuschauen und Fotos zu machen. Es handelt sich hier um einen State Historic Park im Grenzgebiet zu Nevada. Die einstige Boomtown entstand aus einem Goldrausch um 1870, verlor aber seine Bevölkerung von über 10.000 nach und nach ganz und wurde in den 1930er Jahren ganz verlassen. Allein hier wurde Gold im Wert von 100 Millionen Dollar geschürft (allein von 1877-1888 insgesamt 35 Millionen!). Dank geringer Luftfeuchtigkeit blieben viele Gebäude und Gerätschaften relativ gut erhalten. Seit 1962 wird Bodie nun im vorgefundenen Zustand konserviert und ist so eine Art Mittelding zwischen echter Geisterstadt und einem „Living Museum“. Uns gefällt es echt gut. Auffällig ist nur, dass wir ganz schön schnaufen beim herumgeistern - aber wir wissen diesmal auch, warum: Rund 2.700 Meter hoch sind wir hier in den Bergen, dünne Luft …
Zurück geht es über die holprige Straße und schon bald liegt der Mono Lake unter uns. Wieder ein toller Anblick! Der Mono Lake im gleichnamigen Basin ist mit 150 qkm der weltgrößte Kratersee. Umstritten ist die exzessive Entnahme von Wasser für die Metropole Los Angeles, die den Wasserspiegel von 1941 bis 1982 um 15 Meter gesenkt hat. Heute liegt der Wasserspiegel wieder 3 Meter über dem historischen Tiefststand von 1982 - ein Erfolg des Mono Lake Committee. Bekannt ist der See für seine „Skulpturen“ aus Tuffstein, die in einigen Uferregionen sehr ausgeprägt sind. Gleich bei Ankunft am See erkunden wir den County Park auf einem Boardwalk bis ans Wasser.
Ein Besuch beim Visitor Center in Lee Vining verschafft uns bereits Informationen für den morgigen Tag in Mammoth Lakes (die nächsten Seen rufen!). Außerdem sind alle Informationen rund um den See hier sehr gut aufbereitet - interessant!
Wir erreichen die Lake View Lodge und beziehen unser riesiges Zimmer im Obergeschoss. Das Motel ist super schön gelegen und hat einen sehr netten Garten. Hier können wir auch draussen sitzen. Schnell machen wir aber noch einen kleinen Ausflug zur sog. „South Tufa Area“. Hier kann man ganz nah ran an die Kalksteingebilde - die Fotoauswahl sagt m.E. alles (gilt auch für Bodie!).
Wieder am Motel unterhalten wir uns noch mit einem älteren amerikanischen Paar, lernen das neue Wort „dicy“ (heißt in etwa >mulmig<) und tauschen uns über unsere bisherigen Erlebnisse aus. Dann setzen wir uns vor die Zimmertür, öffnen eine Dose Bier und beginnen mit den Arbeiten an Fotos und Tagebucheinträgen. Gegen 19 Uhr schwingen wir uns ins benachbarte BBQ-Restaurant, verputzen 2 super leckere Burger mit Salat, Riesenpommes und allem, was dazugehört (der Grillmeister packt hier sicherheitshalber je 250 g bestes Rinderhackfleisch in seine Burger) und kugeln dann zurück zum Zimmer.
Frühstück wird es morgen hier nicht geben. In der Rezeption gibt es einen Zettel, der alle Gäste verbindlich verpflichtet, sämtliche (!!) Lebensmittel aus den Autos zu nehmen und im Zimmer zu verstauen. Hier sind aktuell 2 Bären unterwegs, die nicht davon zurückschrecken, Autos für Leckerbissen zu knacken. Was das mit unserem Frühstück zu tun hat? Nun: den Frühstücksraum der Lake View Lodge haben die beiden Bären aufgebrochen und komplett zerlegt. Der ist übrigens schräg gegenüber unseres Zimmers. Ob wir nach den beiden Bären vom Lake Tahoe nochmal welche zu sehen bekommen? Wer weiß! Gute Nacht!!
Tagesetappe: 251 km
Übernachtung: Lake View Lodge, Lee Vining, CA
Goldrush ...
18.09.13 05:44 Abgelegt in: California

Foto: Jürgen beim Goldwaschen, Marshall Gold Discovery SHP, CA
Puh - spät ist es heute schon und das liegt allein daran, dass der Tag wieder sehr gut ausgefüllt war. Begonnen hatte alles mit einem reibungslosen Ablauf: Aufwachen, duschen, Mails checken, kurz mit Kleve telefonieren, mit Ella, Aurelia und Andrea skypen, Vater und Mutter kurz Bericht erstatten, zusammenpacken und das Auto beladen. In der Lobby gibt es ein mittleres Frühstück - gar nicht schlecht. Gabi genießt wieder einmal Waffelteig zum selberzapfen, rein ins Eisen, drehen, 2 Minuten warten, Ahornsirup drauf - fertig!
Es ist noch nicht ganz 8 Uhr, da fahren wir schon los. Die rush-hour bremst uns nur mäßig aus. Zügig geht es auf dem Hwy. #50 Richtung Lake Tahoe. Eine Option war es, in Folsom in der Sutter Street zu frühstücken. Hat sich erledigt, denn die Bäuche sind voll. Andere Option: in Folsom das Premium Outlet mit über 80 Geschäften fürs garantierte Schnäppchen besuchen. Das liegt direkt an der Autobahn und eben hatten sie im Fernsehen (beim Frühstück) dafür geworben. Die machen aber erst um 10 Uhr auf und das ist uns zu spät. Also fahren wir vorbei, was sich später als absolut richtig erweist, denn wir benötigen die Zeit für andere - gemütliche - Dinge.
In Placerville machen wir erst mal Halt. Das Nest ist durch den Goldrush groß geworden und trug früher den netten Namen „Hangtown“. Man kann sich denken, warum. Immerhin gibt es hier heute noch die in den ganzen USA seit 1850 einzige durchgängig erscheinende Tageszeitung und den ältesten Laden im Westen der USA, der seit 1850 durchgängig geöffnet hat: den Hardware-Store. Dort müssen wir rein und ich kann bestätigen: es gibt absolut nichts, was es hier nicht gibt. Jeder deutsche Baumarkt, Eisenwarenladen, Souvenirshop, Haushaltswarenladen, Grillzubehörladen, Bastelladen etc. würde im Vergleich extrem alt aussehen. Und wie sagte uns später ein Einheimischer: was du hier nicht siehst, kramen sie vom Lager hervor: es gibt einfach ALLES! Wir finden natürlich einige Mitbringsel, u.a. einen Fishfinder für Christian …
Hier in Placerville kreuzt der von Nord nach Süd verlaufende Hwy. #49 den Hwy. #50. Und der ist benannt nach dem Jahr 1849, als hier der Goldrush begann. Entlang dieser Straße findet man heute noch viele Örtchen, die unmittelbar mit dem Gold der ersten Siedler verbunden sind. Unser Plan ist es, die Stelle aufzusuchen, wo alles begann: den Marshall Gold Discovery State Historic Park. Wie sagte die Dame heute morgen im Vistor Center Placerville? „Because of John Marshall and his Gold discovery we are today here - without him we were not!“
Also wenden wir uns nach Norden, kurven wieder einmal heftig durch die Berge und erreichen 30 Minuten später den Ort des historischen Geschehens. Das Visitor Center ist sehr informativ, los ist hier fast nichts. In wenigen Minuten, also um 11 Uhr beginnt eine geführte Tour, bei der alles über die spannende Zeit berichtet wird. Die beiden Brüder (einer war in Bitburg bei der Army und freut sich, dass Mutter in Trier geboren ist), die uns schon ein paar Goldklumpen gezeigt haben, müssen uns nicht lange überreden - da simmer dabei! Bis 11 Uhr sind wir auch mit dem Guide alleine, dann stößt doch noch ein älteres Pärchen aus Stuttgart dazu. Beide sprechen kaum Englisch und verstehen kein Wort. Ich übersetze zur Begeisterung des Guides seinen kompletten Text und versuche hier aus der Erinnerung mal die Kurzform der echt interessanten Geschichte:
Hier in dieser Gegend lebten damals natürlich die „native Indians“, sehr friedliche Indianer, die am nahen Fluss fischten, Getreide und Mais anbauten, das sie in Felsvertiefungen mit anderen Steinen mahlten, wuschen, zu Brei verarbeiteten und sich so ernährten. Sie lebten im Freien, lediglich im Winter bezogen sie ihre Tippies, die sie aus Baumrinden und Fellen errichteten. So weit - so gut! Leider nimmt die Geschichte bezüglich der Indianer keinen guten Verlauf, wie wir wissen: Die Siedler, die von New York aus durch die Plaines gezogen waren, hatten dort schlechte Erfahrungen mit den da aggressiveren Indianerstämmen gemacht und verfuhren nicht sehr zimperlich mit den friedlichen Leutchen hier. Viel schlimmer war jedoch, dass diese den Krankheiten, die die Weißen einschleppten, nichts entgegen zu setzen hatten - sie hatten einfach nicht das nötige Immunsystem. So starben hier allen von 1800 - 1900 über 90% (!) der Indianer an Seuchen, die der „weiße Mann“ eingeschleppt hatte.
Nun hatte der Schweizer John (Johann) Sutter ja 1839 Fort Sutter und damit Sacramento begründet (da waren wir gestern - passend!). Er arbeitete mit Indianern zusammen und zog 1847 los, um in den Bergen Holz zu schlagen und zu sägen. Zusammen mit seinem Partner John Marshall begann er exakt hier damit, eine Sägemühle zu bauen. Außer den beiden waren ca. 15 Weiße und zusätzlich indianische Hilfskräfte mit von der Partie. Die Sägemühle wurde am American River errichtet, einen Nachbau zeigte uns der Guide. Es gab 3 Gründe dafür, genau hier mit dem Bauvorhaben zu beginnen: 1. hatte der Fluss hier das richtige Gefälle und damit die Kraft, die Mühle anzutreiben, 2. wuchsen hier die Pondarose Pines, jene Kiefern, die sehr gerade wachsen und sich prima zur Weiterverarbeitung eignen und 3. war der Platz ordentlich erschlossen. Die gesägten Bretter einfach den Fluss bis Sacramento hinab treiben zu lassen erwies sich als unmöglich wegen der Stromschnellen, in denen sich die Ware immer verkeilte. Das Beste war es, die Bohlen mit Ochsenkarren nach Sacramento zu bringen.
Es ist schon enorm, was die damals mit ihren Händen geschaffen haben! Das Sägewerk konnte von nur 2 Männern betrieben werden. Dann schauen wir uns die Stelle an, an der man vor vielen Jahren die Fundamente der alten Sutter-Säge gefunden hat. Heute steht hier ein Mahnmal. Ein Teil der Fundamente liegt immer noch hier im Fluss - für die nachfolgenden Generationen. Der American River machte hier eine Schleife und Sutter baute die Mühle auf einer Sandbucht, durch die er einen Kanal zum Antrieb des Wasserrades graben ließ.
Der 24. Januar 1848 war ein Sonntag und damit arbeitsfrei. Am Samstag Abend hatte man den Bauplatz gesäubert und überflüssiges Material abgespült. Der Schutt sammelte sich etwas weiter flussabwärts. John Marshall schaute sich das am Sonntag Vormittag an und wollte sehen, was am Montag als Erstes zu tun war. Dabei entdeckte er, das die Spülerei das Flussbett an dieser Stelle komplett ausgewaschen hatte. In den Felsritzen am Flussbett schimmerten goldene Klümpchen. Gold? Er brach es heraus und machte den Härtetest mit dem Hammer - kein Katzengold! Dann zeigte er seinen Fund der einzigen Frau, die im Team für das leibliche Wohl sorgte und die den Goldrush in Georgia mitgemacht hatte. Sie stellte auch Seife her und legte das Gold über Nacht in Lauge - es war morgens noch da. GOLD!!
Die Freude war sicher groß - doch fanden Sutter und Marshall, das sie das besser für sich behalten sollten, damit ihre Mühle in Ruhe weiter betrieben werden kann. Sie hatten die Rechnung aber ohne ihren Mitarbeiter Branning gemacht, der alles an Werkzeug aufkaufte, was sich zum Goldschürfen eignete, nach San Francisco ging und dort verkündete, dass in den Bergen vor Placerville Gold gefunden worden war und ER das nötige Werkzeug verkaufe - der erste Millionär des Goldrausches war gesetzt.
Kurz darauf fielen rd. 1.000 Amerikaner über dieses Gebiet her und stellten fest, dass das Gold breit gefächert in allen Flüssen zu finden war. Soweit noch kein großes Problem (es lebten derzeit nur rd. 10.000 „Amerikaner“ - ohne die „Indianer“ in Kalifornien). Wie es der Zufall so wollte, ging aber nur 8 Tage nach dem Goldfund der mexikanische Krieg zu Ende. Bis dahin war die Gegend hier mexikanisch, nun erhielten Kalifornien, Arizona, Nevada, Teile von Utah etc. ihre eigenen Staatsrechte. Und die kalifornische Militärhoheit stellte fest: 1. Der Vertrag zwischen Sutter/Marshall und den Indianern (Überlassung der Schürfrechte gegen Kleidung und Lebensmittel) ist ungültig, weil das Land den Indianern nicht gehört und sie es damit auch nicht vertraglich weitergeben können und es 2. JEDERMANN in der freien Welt erlaubt ist, hier in Kalifornien auf eigene Rechnung zu schürfen. Um das „wasserdicht“ zu machen wurden auch gleich einige Proben des Goldes samt Kartenmaterial nach Washington DC gebracht, von wo aus die frohe Kunde hinaus in die Welt ging. Die Folge: Bis Ende 1848 (also in 11 Monaten) kamen 90.000 Chinesen, Australier, Neuseeländer, Deutsche, Franzosen, Iren etc. nach Kalifornien und 1850 noch einmal 90.000.
Aus den 15 Personen rund um Sutter & Marshall wurden also in knapp 2 Jahren 200.000. Nur 5% waren erfolgreich. Viele schämten sich ob ihres Misserfolges und kehrten niemals Heim - sondern blieben in Kalifornien. Von den 200.000 waren 92% junge Männer - man kann sich gut vorstellen, wie die Frauen beschaffen sein mussten, um hier zu bestehen. Schöne Geschichte: eine junge Frau brachte es 1850 in einem Jahr allein mit einer Wäscherei und Bäckerei auf 20.000$.
Nach 5 Jahren war das Goldwaschen aber ineffektiv geworden und man suchte die Quelle des Goldes: Alle Flüsse fließen hier von Ost nach West durch die Sierra Nevada. Das „Mutterflöz Gold“ erstreckt sich rd. 180 Meilen vom Yosemite NP nordwärts. Man kam auf die Idee, das Gold im Bergbau abzubauen. Der Goldrush industrialisierte sich. Das Gestein wurde gefördert und in von Wasserkraft oder Dampf angetriebenen Maschinen zerkleinert. Gebunden wurde der Goldstaub mit Quecksilber - nicht sehr gesund. Später nutzte man sogar Hochdruckwerfer, die mit Wasserkraft Gestein gen Tal beförderten, damit dieses dort weiter verarbeitet werden konnte.
Alles in allem muss das eine wilde Zeit gewesen sein. Auf Golddiebstahl stand „Hängen am Strang“.
Es war eine wirklich sehr interessante Führung, die aufgrund der Originalschauplätze und der gezeigten Maschinen etc. sehr lebendig war. Im Anschluss daran besuchten wir den Blacksmith, der Gabi und mir eine Sonderprobe seines Könnens gab - Erinnerungsschmiedearbeit inklusive. Nach einer kleinen Stärkung (Obst und Cracker) stand dann die „Schulstunde“ im Goldwaschen auf dem Programm. Und siehe da, wir waren erfolgreich. Mit ganz viel Mühe und der richtigen Technik kann man hier auch heute noch winzige Goldkörnchen waschen. Wir wissen jetzt, wie es geht ...
Gegen 14 Uhr fahren wir weiter Richtung Lake Tahoe (#49, dann #50). Gut, dass wir so viel Zeit hatten hier. Ich bin dermaßen müde, dass Gabi mich kurz darauf beim Fahren ablösen muss. Die Strecke ist sehr schön. Es geht über einige Pässe oberhalb 2.000 Meter immer durch dichten Wald. Und dann liegt er plötzlich unter uns: der dunkelblaue Lake Tahoe. Schöner Anblick. Im Big Pines Mountain House beziehen wir unser erstaunlich günstiges Zimmer, um gleich darauf wieder aufzubrechen. Wir wollen noch ein wenig in die Berge fahren, um ein paar schöne Fotos zu machen. Da läuft uns ein Coyote über die Straße - das geht ja gut los.
Dabei kommen wir durch große Waldgebiete und plötzlich sehen wir vor uns Blaulicht und Autos am Wegesrand. Gabis Reflex: „Ein Bär!“ Falsch: „Zwei Bären“ - und zwar eine Mutter mit ihrem Jungen. Etwas weit weg im Wald zwar - für ein paar Fotos reicht es aber! Neben mir steht eine ältere Dame, die mir mit Blick auf meine Nikon ihre Visitenkarte gibt und um ein Foto per Mail bittet. iPhone hin oder her - damit hatte sie keine Chance. Sie hat ihr Bild eben per E-Mail bekommen.
In den Bergen finden wir noch einen schönen Aussichtspunkt (Emerald Bay) auf den See. Als wir wieder zurück im Motel sind, stehen gut 40 Kilometer mehr auf dem Tacho. Nun ziehen wir uns lange Hosen, Schuhe und Jacken an, denn am See ist es doch ziemlich frisch. Dort finden wir aber das nette „Beach House“, in dem es zur Happy Hour Wein, Bier, Fish-Tacos und Live-Music gibt. Prima Sundowner!
Auf die Dauer wird es hier aber doch zu kalt, wir wechseln auf die andere Seite der Main Street. Hier gibt es Geschäfte und Restaurants im Überfluss. Wir setzen uns im „Base Camp“ draussen hin, hüllen uns in Decken, ordern Pizza und Nudeln, Bier (das tolle „Lost Coast Bewery - Tangerine Wheat“ aus Eureka) und „bottomless“ Diet Coke (sprich: Cola bis zum Abwinken) und lauschen dem sehr talentierten jungen Gitarristen, der sich erst einen Loop einspielt und dann dazu toll singt und Gitarre spielt. Kann man schwer erklären, ist einfach klasse und gekonnt …
Als wir nach 20 Uhr ins Zimmer kommen, springen wir erst mal unter die Dusche - es war doch ziemlich frisch draussen. Dann geht es los mit der Sichtung der Fotos und dem Tagebuch. Gabi schläft schon lange, es ist nun 23:35 Uhr und ich mache auch mal Schluss. Lade das alles hier noch hoch, den Mac wieder auf und sichere das Geschriebene und Fotografierte auf der externen Hard-Disk. Morgen geht es zum Mono-Lake, aber vorher zu einer echten Geisterstadt: Bodie - ich freue mich schon. Gute Nacht!
Tagesetappe: 253 km
Übernachtung: Big Pines Mountain House Motel, South Lake Tahoe, CA
Mt. Shasta, eine Brücke und Arnie's Sacramento
17.09.13 05:44 Abgelegt in: Oregon | California

Foto: Mt. Shasta (4.322m), Anblick auf dem Hwy. #96, CA
Mensch, heute war es richtig schwer, ein Foto für diesen Tagebucheintrag zu finden. Begonnen hat aber alles heute morgen mit den imposanten Ansichten des Mount Shasta auf unserer Fahrt von Klamath Falls nach Redding. Kurz vor 7 Uhr waren wir bereits wach, obwohl die Betten im sehr empfehlenswerten Mavericks Motel mit Tempur-Matrazen ausgestattet sind. Arnorld Schwarzenegger hat gestern Abend noch in Terminator 3 die Welt gerettet (lustigen Akzent hat er auf Englisch) und musste dann auf einem anderen Programm noch als „Eraser“ ran - das haben wir aber nicht mehr geschafft, da musste er halt alleine radieren …
Vom Frühstücksangebot nehmen wir einen Kaffee und Keks. Joghurt und Äpfel packen wir in die Ice-Box. Da unsere Vorräte schrumpfen, kaufen wir gegen 8 Uhr bei Safeways schnell noch frisches Obst und Nussmischungen ein, und - ja, ich gestehe: der Wein war auch alle …
Kaum sind wir raus aus Klamath Falls, ragt er schon vor uns auf: der 4.322 m hohe, schneebedeckte Mount Shasta nebst (rechts daneben) seiner kleinen Schwester Mount Shastina. Beide sind Teil der vulkanischen Cascadenkette, die sich von Mexico bis Kanada erstreckt. Auf unserem Weg heute nach Sacramento sehen wir viele Vulkane mit ihrer grauen Asche. Der Mt. Shasta ist schon aus einer Entfernung von 180 km zu sehen. Wirklich ein toller Anblick. Ansonsten heißt die Gegend hier „National Grasland“ und Gabi bemerkt nebenbei, dass hier nicht nur so mancher Hund, sondern auch noch alle Katzen begraben sind. Dafür poussiert das Squirrel mit seiner Halmsammlung ganz putzig.
Um 11:30 Uhr herum ist es Zeit für eine Rast - und die machen wir in Redding. Heute haben wir ja einen langen Fahrtweg, weil wir die Strecke, die wir in den vergangenen Tagen nordwärts gefahren sind, nun in „einem Rutsch“ wieder zurück fahren. Das wäre nicht zu machen, wenn es nicht schnurgerade über Hwy. #97 und Interstate 5 gehen würde. Tempomat auf 65 Meilen/Stunde (später in Kalifornien sogar auf 70) und rollen lassen … Wir hätten noch den Lassen Volcanic NP und das Lava Beds NM ins Programm einbauen können. Das hätte aber mindestens 2 weitere Übernachtungen auf dem Weg „gekostet“. Wir waren ja 2011 2,5 Tage im Yellowstone NP, der in Sachen Geysire und vulkanischer Aktivitäten weitaus aktiver ist. Außerdem ist der Lassen Volcanic NP nicht so gut zugänglich.
Wo war ich? Ach ja: in Redding: hier gibt es eine architektonisch sehenswerte Fußgängerbrücke „Sundial Bridge“ in der Turtle Bay über den Sacramento River, die nächstes Jahr 10jähriges feiert. Die liegt nur 5 Minuten von der I-5 entfernt und ist somit prima geeignet für einen 30-Minuten-Stopp. Beine vertreten, Fotos machen, wundern, dass hier auch Klapperschlangen durchs Gras schleichen (hätte ich hier gar nicht erwartet) - da bleiben wir mit unseren Sandalen und nackten Füßen lieber auf der Brücke. 24 Millionen $ hat das gute Stück gekostet. Der Glasboden ist was Besonderes. das Gewicht von 6.000 Leuten könnte sie halten - muss sie heute aber nicht. Mehr als 10 haben wir nicht gesehen, ein gemütlicher Tag für die Brücke! Was wir leider erst in Sacramento über Facebook erfahren: Sarah aus Nieukerk, die derzeit auch hier rumtourt, war exakt um diese Zeit auch in Redding (und ist da immer noch). Das wäre ein Ding gewesen, wenn wir uns da getroffen hätten - die Welt ist (für Nieukerker) wirklich zu klein.
Um 14:30 Uhr erreichen wir Sacramento, beziehen unser Zimmer und machen uns gleich wieder auf den Weg zur Stadtbesichtigung. Wir hatten ja schon einiges gelesen, sind aber doch sehr angenehm überrascht. Es handelt sich hier immerhin um die Hauptstadt von Kalifornien, das solche Metropolen wie San Francisco und Los Angeles zu bieten hat. Und wie ist Sacramento? Schnuckelig - und extrem übersichtlich!
Als erstes fahren wir den Capitol Park an. Nebenan ist ein Parkhaus. Nur 2$ für die halbe Stunde, dafür gibt man seinen Autoschlüssel einem freundlichen Helferlein, der das Auto irgendwo ins Parkhaus stellt. „Valet Parking“ heißt das und gehört hatte ich das bisher nur in Las Vegas. Mal sehen, ob der Jeep gleich wieder da ist. Der Capitol Park ist groß, sehr schön, luftig mit viel Platz und schönen Bäumen. Am Westende steht das California Capitol State Building und ich muss sagen: Arnold - Respekt! Einen schöneren Regierungssitz hättest du dir nicht aussuchen können. Dem Weißen Haus in Washington nachempfunden gehört dieses Gebäude zu den schönsten der Vereinigten Staaten, das können wir nur bestätigen.
Unseren Jeep bekommen wir unversehrt zurück. Nun geht es zu Sutter’s Fort, einem State Historical Park gut 20 Blocks weiter östlich. Die Orientierung ist extrem einfach, weil man hier - wie so oft - alle Straßen von Nord nach Süd alphabetisch (A-Street, B-Street, C-Street etc.) und von West nach Ost durchnummeriert (1st-Street, 2nd-Street, etc.) hat. Man muss daher nur mitzählen und schon ist man da. Wir sehen uns das Fort in Ruhe an und machen einige Fotos. Der Schweizer John (Johann) Sutter errichtete hier 1839 dieses Fort und gründete damit Sacramento. Schon häufiger in den vergangenen Tagen haben wir uns gefragt, wie sich die Siedler damals wohl gefühlt haben auf ihrem beschwerlichen Marsch - hier wird die Geschichte lebendig.
Noch einmal geht es für uns westwärts über die „J-Street“ bis ins (gigantische) Parkhaus der „Downtown Plaza“ an der Ecke zur „6th-Street“. Von hier aus spazieren wir bis zur Sacramento Old Town und tatsächlich: hier sieht es noch aus wie im Wilden Westen. Sogar ein Schaufelraddampfer liegt auf dem Sacramento River. Wir shoppen ein wenig und schießen Fotos, auch von der sehenswerten Tower-Bridge. Da hier um 17 Uhr alle Museen schließen (auch eines der besten Eisenbahnmuseen der USA) leert sich dieser Stadtteil aber nach 18 Uhr merklich. So wechseln wir hinüber in die Downtown Plaza, einen Einkaufskomplex der besonderen Art. So große Passagen findet man bei uns kaum - da ist selbst das Centro noch keine Konkurrenz. Entsprechend ist das Angebot an Essbarem: wir können uns dem aufdringlich freundlichen Winken von 3 Chinesen ohne Kontrabass, dafür mit Teriyaki-Häppchen zum „Anfüttern“ nicht entziehen.
Daher ordern wir „Mango-Chicken“ und „Teriyaki-Prawns“ im Pan Pazific und werden nicht enttäuscht. Gabi ist inzwischen offensichtlich dem amerikanischen way of life so nahe getreten, dass sie - ich kann nur staunen mit offenem Mund - auch noch 2 „diet Coke LARGE“ bestellt. Sie muss doch wissen, dass das Wort „large“ hier in Verbindung mit Essen und/oder Trinken absolut tödlich ist! Gut, sie hat sich davon leiten lassen, dass das Essen mit großem Getränk nur 1,79$ Aufschlag kostet - mit „mittlerem“ Getränk nur 1,59$. Der Unterschied ist nicht groß - aber was, bitte schön, soll ich mit einer Badewanne Cola light anfangen? Als ich schon ganz vollgeplunscht bin mit dem Zeug ist immer noch erst weniger als ein Viertel raus aus dem Styropormonstrum. Na gut, für den Rest der Reise benötigen wir keine Getränke mehr ...
Gar nicht so einfach, das Auto wieder zu finden - erst recht, wenn man durch einen der anderen zahlreichen Eingänge der Parallelstraße ins Parkhaus steigt. Um 19 Uhr sind wir aber wieder auf dem Zimmer und machen uns über Wein, Fotos, Tagebuch etc. her. Nun ist es 21:27 Uhr und wir sind fertig. Fix und fertig, um genau zu sein.
Morgen geht es gemütlich über einige Gold-Rush-Spuren zum Lake Tahoe. Ich hatte gestern ganz vergessen zu erwähnen, dass mit dem Crater Lake und dem Klamath Lake unsere „Seenreise“ begonnen hat: in den nächsten Tagen folgen noch der Lake Tahoe (morgen), der Mono-Lake (übermorgen) und June-Lake sowie Mamoth Lakes (danach) - ihr dürft also gespannt bleiben. Wir sind es und freuen uns schon ...
Bei Interesse: auch heute unbedingt wieder ein paar Fotos unserer Auswahl gucken ...
Tagesetappe: 481 km
Übernachtung: Days Inn Motel, Sacramento, CA
Sunny Sunday @ Crater Lake NP
16.09.13 05:44 Abgelegt in: Oregon

Foto: Gabi & Jürgen auf dem Watchman Peak (2.442m), Crater Lake NP, OR
Da sitze ich nun im Maverick Motel in Klamath Falls an einem richtigen Schreibtisch in einem tollen Zimmer, neben mir steht eine kühle Dose Coors Light (710ml, großspurige Aufschrift: The Silver Bullet - When the mountains turn blue it’s as cold as the rockies) und ich schreibe Tagebuch. Es war ein wunderbarer Tag, aber fangen wir besser mal vorne an:
Da die „Büroarbeiten“ gestern Abend schon vollständig erledigt waren, sind wir heute morgen von der schnellen Truppe: ein paar Mails beantwortet und kurz mit Vater & Mutter geskypt, gesehen, dass Gladbach 1:0 hinten liegt und schon sind wir auf der Straße. Es ist kurz nach 8 Uhr, als wir Grants Pass verlassen. Das erste Wegstück führt über die I-5 North, dann wechseln wir auf die #234 und später auf den Crater Lake Scenic Hwy (#62). Die Sonne kommt raus, blauer Himmel zeigt sich und wir fahren durch die schöne Berglandschaft Oregons - Wald, so weit das Auge reicht. Es geht eine ganze Zeit an einem Fluss entlang (Rogue River) und aus den Lautsprechern singen und zupfen Johnny Cash (Ring of Fire), Santana (They all went to Mexico) und Mark Knopfler mit Emmylou Harris (This is us) - hört euch das mal an, schließt die Augen und stellt euch eine endlose lange Straße durch amerikanischen Herbstwald ohne jedweden anderen Verkehr vor. Tempomat rein, rollen lassen und mitsingen - ein Traum!
Zwischendurch halten wir am Fluss an und beobachten 2 Angler, die heute bestimmt noch Erfolg haben werden. Ich habe dort riesige Lachse komplett aus dem Wasser springen sehen, die sind so übermütig, dass sie bestimmt noch beißen …
Gegen 10:30 sind wir am Visitor Center des Crater Lake NP angekommen. Der einst 3.700 m hohe Mount Mazama stürzte nach einem Ausbruch vor 6.800 Jahren in sich zusammen und bildete einen Krater von 11 km Durchmesser. Im Laufe der Jahre füllte sich der Kessel mit Regen und Schmelzwasser: Crater Lake entstand. Der See ist bis zu 589 m tief. Die enorme Tiefe sorgt gemeinsam mit dem schwarzen Untergrund für die ungewöhnlich dunkelblaue Reflektion - ein sagenhafter Anblick! Und es gibt noch etwas besonderes: Als Folge eines jüngeren Ausbruchs innerhalb des Kraters erhob sich Wizard Island im Westen des Sees. Der heute noch sichtbare Teil der Insel ist die Spitze eines Vulkans im Vulkan. Schaut mal auf den Fotos - man kann den Krater auf Wizard Island gut erkennen!
Rund um den Kraterrand führt ein Rimdrive, der 53 km lang ist und über 30 Aussichtspunkte bietet. Wir fahren einmal um den See herum, halten aber nicht an jedem Viewpoint. Dafür machen wir einige Wanderungen: Zuerst geht es eine Stunde lang immer am Kraterrand entlang auf dem „Discovery Point Trail“ mit ersten atemberaubenden Panoramablicken. Anschließend besteigen wir den „Watchman Peak“ (2.442m) über den gleichnamigen Trail, eine ebenfalls rd. einstündige Wanderung. Zwischendurch naschen wir immer wieder Trauben, Möhrchen, Cracker und auch der über einen halben Liter große Pott „Coffee to go“ vom Vormittag hat eine lange Halbwertzeit. Wir lassen es uns gut gehen und fahren um den See, ohne zu hetzen.
Gegen 14:30 Uhr fahren wir die 7 Meilen Abstecher bis zum Pinnacles Trail, der uns weitere 30 Minuten beschäftigt. Die „Pinnacles“ sind komische Dinger: 30 Meter hoch ragen die Spitzen aus der Canyonwand: Es handelt sich um ehemalige Fumarolen (Dampfaustrittsstellen), bei denen die austretenden Gase Asche erzeugten, die später unter Druck zu solidem Fels wurden. Das umliegende Gestein erodierte und zum Vorschein kamen die lustigen Gesellen, die sich heute brav ablichten lassen. Apropos ablichten: Fotografieren macht bei dem tollen Wetter und den heutigen Lichtbedingungen natürlich noch mehr Spaß. Endlich nicht mehr mit den hohen ISO-Werten und kurzen Belichtungszeiten jonglieren, wie noch gestern in den Redwood-Wäldern …
Es sind nun noch knapp 1,5 Stunden bis Klamath Falls und die vergehen bei guter Musik und herrlicher Gegend wie im Fluge. Ehrlich: vom Crater Lake NP bis Klamath Falls habe ich nicht ein einziges Mal gebremst. Cruise Control an, 55 Meilen/Stunde eingestellt und laufen lassen. Die Straße ich teilweise über zig Kilometer so gerade, dass man das Lenkrad eigentlich festbinden und im Fond Platz nehmen könnte. Machen wir aber nicht. Statt dessen beobachten wir lieber, wie sich die Landschaft verändert: nach den Bergen kommt nun eine große, grasige Ebene, die nur am Horizont noch von Hügelketten begrenzt wird. Auf den endlosen, saftig grünen Weiden grasen unzählige glückliche Steaks. Auf den Speisekarten haben wir in den letzten Tagen häufig gelesen: „We only serve meat from gras fed Angus!“.
Unser Zimmer im Mavericks Motel ist groß, wirklich sehr schön, sauber und lila. Die Dame im Office war super nett und empfahl fürs Dinner das „Thai Orchid“ gleich um die Ecke oder den Mexikaner 7 Blocks entfernt. Thai finden wir super für heute, „um die Ecke“ auch! Vorher müssen wir aber unbedingt unter die Dusche, denn das war ein staubiger Tag heute.
Pad Thai, Red Curry und als Vorspeise Garnelen im Teigmantel schmecken prima, auch wenn es mir ob der Schärfe des (medium hot!) Curry manchmal die Schädeldecke anhebt. Alles gut! Hier ist sonst nix los und so machen wir uns an die Arbeit: Fotos sichern, sortieren, hochladen, Tagebuch schreiben und dem jungen Pärchen von heute Mittag das Foto mailen, das ich von Ihnen auf dem Watchman Peak gemacht habe (die beiden hatten tatsächlich nur eine Mini-Einwegkamera dabei, freuten sich aber sehr über mein Angebot, ihnen ein nettes Foto zu machen).
So, morgen geht es nach Sacramento, der Hauptstadt von Kalifornien, in der bis vor Kurzem Arnie Schwarzenegger noch große Politik machte. Groß ist hier im Zimmer der Flat-TV und dort läuft doch gerade Terminator 3 - wie passend. Wir hören uns morgen; gute Nacht!
Tagesetappe: 325 km
Übernachtung: Maverick Motel, Klamath Falls, OR
Im Nebelwald - Jurrassic Park II
15.09.13 04:44 Abgelegt in: California | Oregon

Foto: Gabi im Fern Canyon, Redwood National & State Park, CA
Und wieder ist es eine Stunde später, als wir aufwachen - 7 Uhr, jetzt sind wir im Rhythmus. Während ich mich um den Tagebucheintrag von gestern kümmere pflegt Gabi zuerst sich und dann unsere Klamotten. Sie packt auch schon das Auto und beschafft uns aus der Lobby zwei Kaffee, dazu gibt es Müsliriegel.
Um 08:30 Uhr geht es los, über den Hwy. #101 Richtung Norden. In McKinleyville tanken wir und besorgen uns erst mal vernünftigen Kaffee. Damit können wir die nächsten Meilen unter die Räder nehmen. Es ist etwas kühl, leichter Nieselregen und der unverwechselbare Küstennebel hüllen uns zunächst ein. Als wir bei Orick die Redwood National- & Stateparks erreichen, hängt immer noch frische Feuchtigkeit in der Luft - es ist aber nicht mehr ungemütlich.
Für unser erstes Ziel des Tages biegen wir von der #101 ab und fahren in langen Serpentinen rd. 400 Höhenmeter in die Berge hinauf. Das Auto wird am Trailhead abgestellt, dann machen wir uns auf den „Lady Bird Johnson Grove Trail“. Es ist sehr einsam hier oben und spannend dazu. Schließlich wissen wir nie, ob uns nicht ein Bär, Mountain Lion oder ein Rudel Elche über den Weg springen - auf alle drei Artgenossen wurde am Trailhead hingewiesen, allerdings mit unterschiedlicher Intention.
Es ist sehr leise hier unter den höchsten Bäumen der Erde, die in diesem Teil des Nationalparks über 2.000 Jahre alt sind. Hier stehen wirklich die allerhöchsten weltweit - mehr geht nicht. Das feuchte Grün der Moose, Farne und Gräser leuchtet intensiv, ab und zu tropft es von weit oben herab. Überall hängen Spinnweben und Flechten. Die riesigen Redwoods stehen majestätisch überall, ein schmaler Weg windet sich hindurch. Es ist ein wunderschöner Morgenspaziergang von gut einer Stunde - und außer ein paar Vögeln und undefinierbaren Lauten anderer Tiere lassen uns die wirklich großen Vertreter der Tierwelt unbehelligt. Ach ja: eine Bananenschnecke (Banana Slug) klebt von außen am Toilettenhäuschen - hatten wir auch noch nicht.
Als wir wieder auf dem Hwy. #101 sind, erreichen wir bald Elk Meadows, eine Lichtung, auf der sich die Namengebenden Tiere häufig aufhalten. Wir haben Glück - eine ganze Herde grast hier und der Platzhirsch passt auf, dass keine seiner Frauen verloren geht. Vor den Elchen wird hier sogar im Radio gewarnt - mit denen ist wohl nicht gut Kirschen essen. Schilder weisen auch darauf hin, dass man Abstand halten soll - machen wir.
Nun steht noch ein besonderes Abenteuer auf dem Programm: 8 Meilen ist die unbefestigte Straße zum Fern Canyon lang - und die hat es in sich. Er rappelt nicht nur gewaltig unter den Rädern, es geht auch über Stock und Stein zunächst bergauf und bergab und dann am Meer entlang. Rund 3 km vor dem Trailhead quert ein kleiner Fluss die Straße. Das ist eigentlich halb so wild, aber die kleinen „Böschungen“ sehen uns nicht geheuer aus. Also: aussteigen und schauen ob und wo wir ungefährdet hinüber kommen. Es ist ja so, dass die Mietwagen auf unbefestigten Strecken nicht versichert sind - das unterschreibt man bei der Übernahme. Ungern wollen wir uns hier rausholen lassen müssen, wenn wir aufsetzen und stecken bleiben. Glücklicherweise kommt uns ein Fahrzeug entgegen, setzt über und wir sprechen kurz mit der Fahrerin: sie gibt Entwarnung und meint, dass unser Jeep das mühelos schafft. Tut er auch - braves Auto!
Am Trailhead stellen wir den Wagen ab und machen uns auf den Weg. Nun sind wir diejenigen, die manchen Wasserlauf balancierend auf Baumstämmen etc. überwinden müssen. Das gelingt, ist aber oft ganz schön kippelig. Schnell befinden wir uns im Fern Canyon, der vor einigen Jahren als Drehort für Jurassic Park II diente. Wer erinnert sich nicht an die Anfangsszenen, in denn die Dinos hier aus dem Unterholz brachen? Über 15 Meter hoch ragen die mit Farnen bewachsenen Wände hier empor. Tolle Atmosphäre, viel Wasser - kleines Abenteuer, großer Spaß.
Nun stehen noch die 8 Meilen zurück zum befestigten Hwy. #101 auf dem Programm, aber auch die bewältigen wir gut. Der Weg führt uns ständig durch dichten Wald mit Redwoods. Später wird es noch bergiger und dann erreichen wir Crecent City. Die Stadt am Pazifik hat einen kleinen Scenic Drive am Wasser, den wir abfahren. Beim Anblick des Lighthouse (Leuchtturm) steigen wir kurz aus und besuchen auch noch kurz das nebenan befindliche „Northcoast Marine Mammal Center“, wo verwaiste Seehunde gepflegt werden. Nun wird es aber Zeit, wir haben noch 1,5 Stunden zu fahren bis zum heutigen Zielort Grants Pass in Oregon.
Schnell zapfen wir uns noch zwei große Coffee to go bei Safeways, dann schwingen wir unser Auto auf den Hwy. #199 und ab geht es durch die Berge Richtung Oregon. Kaum ist das Staatenschild in Sicht, scheint die Sonne und strahlend blauer Himmel begrüßt uns im neuen Bundesstaat. Als wir fürs Begrüßungsfoto kurz aussteigen, trifft uns fast der Schlag, so schwül und heiß ist es hier: 98 Grad Fahrenheit sind 37 Grad Celsius! Der blaue Himmel und die Temperaturen bleiben uns erhalten. Nach zügiger und schöner Fahrt erreichen wir kurz nach 16 Uhr das Motel 6 in Grants Pass.
Als die Koffer auf dem Zimmer sind, düsen wir in die Old Town. Groß ist die nicht, aber es gibt schöne Geschäfte und tolle Restaurants hier. Eine Empfehlung der Dame im Office des Motel 6 (wir fragen eigentlich immer an der Rezeption nach Tipps) war das „Circle J“, in dem es die besten Burger geben soll. Das können wir nun bestätigen. Der Lonestar Burger und auch Gabis Cheddar Bacon Burger - jeweils mit leckerem Salat - waren richtig klasse. Und die Coconut-Prawns als Vorspeise haben uns ebenfalls sehr gut geschmeckt.
Dermaßen gestärkt können wir uns auf dem Zimmer unserem Wein widmen, den es heute erstmals aus richtigen Gläsern gibt. Die 3 Verkäuferinnen in der Old Town haben sich geradezu überschlagen, um uns bei der Suche nach einfachen und stabilen Gläsern zu unterstützen. Sogar gespült haben sie die Gläser, bevor wir sie mitnehmen durften. Nun ist auch der Tagebucheintrag von heute fertig. Was noch fehlt, sind die Fotos, mal sehen, ob das jetzt noch klappt. Ein Quartier für morgen haben wir eben gebucht - es geht zum Crater Lake NP und dann nach Klamath Falls - wir werden berichten, versprochen!
Tagesetappe: 299 km
Übernachtung: Motel 6, Grants Pass, OR