Bridge
Mt. Shasta, eine Brücke und Arnie's Sacramento
17.09.13 05:44 Abgelegt in: Oregon | California

Foto: Mt. Shasta (4.322m), Anblick auf dem Hwy. #96, CA
Mensch, heute war es richtig schwer, ein Foto für diesen Tagebucheintrag zu finden. Begonnen hat aber alles heute morgen mit den imposanten Ansichten des Mount Shasta auf unserer Fahrt von Klamath Falls nach Redding. Kurz vor 7 Uhr waren wir bereits wach, obwohl die Betten im sehr empfehlenswerten Mavericks Motel mit Tempur-Matrazen ausgestattet sind. Arnorld Schwarzenegger hat gestern Abend noch in Terminator 3 die Welt gerettet (lustigen Akzent hat er auf Englisch) und musste dann auf einem anderen Programm noch als „Eraser“ ran - das haben wir aber nicht mehr geschafft, da musste er halt alleine radieren …
Vom Frühstücksangebot nehmen wir einen Kaffee und Keks. Joghurt und Äpfel packen wir in die Ice-Box. Da unsere Vorräte schrumpfen, kaufen wir gegen 8 Uhr bei Safeways schnell noch frisches Obst und Nussmischungen ein, und - ja, ich gestehe: der Wein war auch alle …
Kaum sind wir raus aus Klamath Falls, ragt er schon vor uns auf: der 4.322 m hohe, schneebedeckte Mount Shasta nebst (rechts daneben) seiner kleinen Schwester Mount Shastina. Beide sind Teil der vulkanischen Cascadenkette, die sich von Mexico bis Kanada erstreckt. Auf unserem Weg heute nach Sacramento sehen wir viele Vulkane mit ihrer grauen Asche. Der Mt. Shasta ist schon aus einer Entfernung von 180 km zu sehen. Wirklich ein toller Anblick. Ansonsten heißt die Gegend hier „National Grasland“ und Gabi bemerkt nebenbei, dass hier nicht nur so mancher Hund, sondern auch noch alle Katzen begraben sind. Dafür poussiert das Squirrel mit seiner Halmsammlung ganz putzig.
Um 11:30 Uhr herum ist es Zeit für eine Rast - und die machen wir in Redding. Heute haben wir ja einen langen Fahrtweg, weil wir die Strecke, die wir in den vergangenen Tagen nordwärts gefahren sind, nun in „einem Rutsch“ wieder zurück fahren. Das wäre nicht zu machen, wenn es nicht schnurgerade über Hwy. #97 und Interstate 5 gehen würde. Tempomat auf 65 Meilen/Stunde (später in Kalifornien sogar auf 70) und rollen lassen … Wir hätten noch den Lassen Volcanic NP und das Lava Beds NM ins Programm einbauen können. Das hätte aber mindestens 2 weitere Übernachtungen auf dem Weg „gekostet“. Wir waren ja 2011 2,5 Tage im Yellowstone NP, der in Sachen Geysire und vulkanischer Aktivitäten weitaus aktiver ist. Außerdem ist der Lassen Volcanic NP nicht so gut zugänglich.
Wo war ich? Ach ja: in Redding: hier gibt es eine architektonisch sehenswerte Fußgängerbrücke „Sundial Bridge“ in der Turtle Bay über den Sacramento River, die nächstes Jahr 10jähriges feiert. Die liegt nur 5 Minuten von der I-5 entfernt und ist somit prima geeignet für einen 30-Minuten-Stopp. Beine vertreten, Fotos machen, wundern, dass hier auch Klapperschlangen durchs Gras schleichen (hätte ich hier gar nicht erwartet) - da bleiben wir mit unseren Sandalen und nackten Füßen lieber auf der Brücke. 24 Millionen $ hat das gute Stück gekostet. Der Glasboden ist was Besonderes. das Gewicht von 6.000 Leuten könnte sie halten - muss sie heute aber nicht. Mehr als 10 haben wir nicht gesehen, ein gemütlicher Tag für die Brücke! Was wir leider erst in Sacramento über Facebook erfahren: Sarah aus Nieukerk, die derzeit auch hier rumtourt, war exakt um diese Zeit auch in Redding (und ist da immer noch). Das wäre ein Ding gewesen, wenn wir uns da getroffen hätten - die Welt ist (für Nieukerker) wirklich zu klein.
Um 14:30 Uhr erreichen wir Sacramento, beziehen unser Zimmer und machen uns gleich wieder auf den Weg zur Stadtbesichtigung. Wir hatten ja schon einiges gelesen, sind aber doch sehr angenehm überrascht. Es handelt sich hier immerhin um die Hauptstadt von Kalifornien, das solche Metropolen wie San Francisco und Los Angeles zu bieten hat. Und wie ist Sacramento? Schnuckelig - und extrem übersichtlich!
Als erstes fahren wir den Capitol Park an. Nebenan ist ein Parkhaus. Nur 2$ für die halbe Stunde, dafür gibt man seinen Autoschlüssel einem freundlichen Helferlein, der das Auto irgendwo ins Parkhaus stellt. „Valet Parking“ heißt das und gehört hatte ich das bisher nur in Las Vegas. Mal sehen, ob der Jeep gleich wieder da ist. Der Capitol Park ist groß, sehr schön, luftig mit viel Platz und schönen Bäumen. Am Westende steht das California Capitol State Building und ich muss sagen: Arnold - Respekt! Einen schöneren Regierungssitz hättest du dir nicht aussuchen können. Dem Weißen Haus in Washington nachempfunden gehört dieses Gebäude zu den schönsten der Vereinigten Staaten, das können wir nur bestätigen.
Unseren Jeep bekommen wir unversehrt zurück. Nun geht es zu Sutter’s Fort, einem State Historical Park gut 20 Blocks weiter östlich. Die Orientierung ist extrem einfach, weil man hier - wie so oft - alle Straßen von Nord nach Süd alphabetisch (A-Street, B-Street, C-Street etc.) und von West nach Ost durchnummeriert (1st-Street, 2nd-Street, etc.) hat. Man muss daher nur mitzählen und schon ist man da. Wir sehen uns das Fort in Ruhe an und machen einige Fotos. Der Schweizer John (Johann) Sutter errichtete hier 1839 dieses Fort und gründete damit Sacramento. Schon häufiger in den vergangenen Tagen haben wir uns gefragt, wie sich die Siedler damals wohl gefühlt haben auf ihrem beschwerlichen Marsch - hier wird die Geschichte lebendig.
Noch einmal geht es für uns westwärts über die „J-Street“ bis ins (gigantische) Parkhaus der „Downtown Plaza“ an der Ecke zur „6th-Street“. Von hier aus spazieren wir bis zur Sacramento Old Town und tatsächlich: hier sieht es noch aus wie im Wilden Westen. Sogar ein Schaufelraddampfer liegt auf dem Sacramento River. Wir shoppen ein wenig und schießen Fotos, auch von der sehenswerten Tower-Bridge. Da hier um 17 Uhr alle Museen schließen (auch eines der besten Eisenbahnmuseen der USA) leert sich dieser Stadtteil aber nach 18 Uhr merklich. So wechseln wir hinüber in die Downtown Plaza, einen Einkaufskomplex der besonderen Art. So große Passagen findet man bei uns kaum - da ist selbst das Centro noch keine Konkurrenz. Entsprechend ist das Angebot an Essbarem: wir können uns dem aufdringlich freundlichen Winken von 3 Chinesen ohne Kontrabass, dafür mit Teriyaki-Häppchen zum „Anfüttern“ nicht entziehen.
Daher ordern wir „Mango-Chicken“ und „Teriyaki-Prawns“ im Pan Pazific und werden nicht enttäuscht. Gabi ist inzwischen offensichtlich dem amerikanischen way of life so nahe getreten, dass sie - ich kann nur staunen mit offenem Mund - auch noch 2 „diet Coke LARGE“ bestellt. Sie muss doch wissen, dass das Wort „large“ hier in Verbindung mit Essen und/oder Trinken absolut tödlich ist! Gut, sie hat sich davon leiten lassen, dass das Essen mit großem Getränk nur 1,79$ Aufschlag kostet - mit „mittlerem“ Getränk nur 1,59$. Der Unterschied ist nicht groß - aber was, bitte schön, soll ich mit einer Badewanne Cola light anfangen? Als ich schon ganz vollgeplunscht bin mit dem Zeug ist immer noch erst weniger als ein Viertel raus aus dem Styropormonstrum. Na gut, für den Rest der Reise benötigen wir keine Getränke mehr ...
Gar nicht so einfach, das Auto wieder zu finden - erst recht, wenn man durch einen der anderen zahlreichen Eingänge der Parallelstraße ins Parkhaus steigt. Um 19 Uhr sind wir aber wieder auf dem Zimmer und machen uns über Wein, Fotos, Tagebuch etc. her. Nun ist es 21:27 Uhr und wir sind fertig. Fix und fertig, um genau zu sein.
Morgen geht es gemütlich über einige Gold-Rush-Spuren zum Lake Tahoe. Ich hatte gestern ganz vergessen zu erwähnen, dass mit dem Crater Lake und dem Klamath Lake unsere „Seenreise“ begonnen hat: in den nächsten Tagen folgen noch der Lake Tahoe (morgen), der Mono-Lake (übermorgen) und June-Lake sowie Mamoth Lakes (danach) - ihr dürft also gespannt bleiben. Wir sind es und freuen uns schon ...
Bei Interesse: auch heute unbedingt wieder ein paar Fotos unserer Auswahl gucken ...
Tagesetappe: 481 km
Übernachtung: Days Inn Motel, Sacramento, CA
Golden Gate Park, Flower-Power & Downtown SFO
11.09.13 06:51 Abgelegt in: California

Foto: Gabi im Golden Gate Park am Conservatory of Flowers, San Francisco, CA
Der Tag beginnt mit einer Überraschung: Im Holiday Inn Express Pacifica gibt es nicht nur die Tageszeitung an die Zimmertür, sondern auch das allerbeste Frühstück, das wir je in einem Motel bekommen haben. Echt vom Feinsten: verschiedene Kaffeesorten, 4 verschiedene Säfte, eine automatische Pancake-Back-Maschine, frische Rühreier, knusprigen Bacon, Brote, Muffins, Marmeladen, Honig, Joghurts, verschiedene Milchsorten, Müsli u.v.m. Sensationell!
Wir machen ausgiebig vom Angebot Gebrauch, was uns später echt rettet, weil wir während der Citytour wieder mal kaum ans Essen denken. Nebenbei bekommen wir die News über Obama’s Syrienpolitik überdimensional auf Flat-TV und CNN. Das weckt gleich die Erinnerungen an Richard und den Vorabend.
Dermaßen gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, der uns zuerst zum Golden Gate Park führt. 2011 sind wir schon mal ein Stück hineingelaufen, mussten aber feststellen, dass man mindestens einen ganzen Tag benötigt, um den 5 km langen und 800 m breiten Park fußläufig zu erkunden. Also fahren wir einen Fahrradverleih am Ostrand des Parks (Lincon Cyclery, 772 Stanyan Street) an, finden gleich in der Nähe einen bezahlbaren bewachten Parkplatz und sitzen kurz nach 10 Uhr auf zwei recht guten Mountainbikes. Auf geht’s: 2 Stunden kreuz und quer durch den Park.
Am Conservatory of Flowers (nostalgisches Gewächshaus) blühen die Blumen. Eine Extrarunde drehen wir am architektonisch auffälligen De Young Museum of Fine Arts und der California Academy of Sciences (mit Aquarium, Rain Forest und Planetarium). Die beiden Bauten wären bestimmt auch mal einen Extratag wert. Wir bummeln aber lieber durch den Japanese Tea Garden, der gleich nebenan liegt (7$ Eintritt). Die Fotos sagen alles, insbesondere die steilste Brücke der Stadt ist sehr ungewöhnlich.
Nachdem wir noch eine schöne Runde durch den Park geradelt sind geben wir die Räder (16$ für 2 Stunden) wieder ab und machen uns auf nach Haight Ashbury, das gleich nebenan liegt. In den 60er-Jahren war dies hier die Hochburg der Hippiezeit und gleichzeitig der verschrieenste Stadtteil SFOs. Junge Menschen aus aller Welt kamen damals mit Blumen in den Haaren hierher. Eine ganze Reihe von ihnen sind noch hier. In den 70ern verkam der Stadtteil im Drogenrausch, heute findet sich hier ein Mix aus witzigen Läden, psychedelischen Souvenirs, Flower-Power und Fotomotiven. Wir genießen es sehr, hier herumzustrolchen, zu bummeln und wir erstehen erste Mitbringsel für die heranwachsende Flower-Power-Generation …
Quer durch die Stadt geht’s nun zur Waterfront. Die Suche nach einem Parkhaus unterhalb der Oakland-Bay-Bridge gestaltet sich schwierig, da sind einige Extrarunden und U-Turns fällig, die Gabi den Schweiß auf die Stirn zaubern. Als wir den Jeep endlich abgestellt haben, gehen wir zunächst zum Rincon Park, wo mit „Cupid’s Span“ ein interessantes Kunstwerk wartet, das sich prima eignet, die dahinter aufragenden Hochhäuser des Financial District fotografisch in Szene zu setzen. Aber auch der Brücke waren wir (von unten) noch nie so nah. Was für ein gigantisches Bauwerk! 8.300 m lang mit 2 übereinander liegenden Fahrdecks zu je 5 Fahrspuren (obere Richtung SFO, untere Richtung Oakland). Immer am Wasser entlang bummeln wir zum Ferry Building, wo die Fähren zu allen möglichen Zielen in und jenseits der Bay ablegen.
Noch einmal versetzen wir das Auto, diesmal ins Parkhaus unter dem Union Square, das wir schon aus 2012 kennen. Der Platz mitten in Downtown brummt wie eh und je - hier finden sich alle möglichen Geschäfte und Hotels. Wir haben uns den Platz aber ausgesucht, weil es von hier nur ein Katzensprung bis Chinatown ist. Hier klingt es in den Straßen überall wie zu Hause im Chinarestaurant, nur dass die Musik hier „live“ vom Katzenjammer-Straßenmusikanten kommt. Bunt ist es, viel zu entdecken gibt es und auch hier ist etwas Shopping angesagt.
Eigentlich wollen wir ja noch zu Fisherman’s Wharf und schauen, ob wir von dort noch eine (einstündige) Bootsfahrt in die Bay und zur Golden Gate Bridge buchen können. Die Anfahrt ist unglaublich - Straßen von SFO eben. So steil waren wir noch nie unterwegs! Wir kommen auch unmittelbar an der berühmten Lombard Street (croocedest road of the world) vorbei. Die hat „nur“ 16% Steigung - ist aber wirklich schön zu fahren wegen der Blumenrabatten und der vielen Windungen. Die umliegenden Straßen hat Gabi letztes Jahr schon kennen gelernt, als sie „um den Block“ fuhr, während ich Fotos machte. Nun sind wir beide hier unterwegs und es geht 30% (!) schnurgerade bergauf und bergab. Wie Achterbahn, nur im wahren Leben!!
An der Wharf sehen wir ein bekanntes Bild: strahlender Sonnenschein hier, Nebel Richtung Golden Gate. Also beschließen wir, die Bootsfahrt zu verschieben, steigen erst gar nicht aus und kurven noch ein wenig durch die Stadt - es ist auch spät genug und die Müdigkeit zieht langsam herauf.
Es ist rush-hour und so ist es etwas anstrengend, sich bis zur #101 durchzukämpfen. Gegen 18 Uhr sind wir wieder in Pacifica. Klasse: das Hotel hat mittags ein kleines Angebot im Frühstücksbereich als Aufmerksamkeit am Start: Saft, Kaffee, Wasser und einige Kekse sind jetzt genau richtig. Dann fahren wir noch kurz die 1,5 mi bis zum Einkaufszentrum mit Food-Court (2 Ampeln südlich auf dem Hwy #1).
Bei Safeways (wo wir seit 2010 „Member“ sind und deshalb die günstigen Preise bekommen) erhalten wir alles, was wir zunächst benötigen: frisches Obst, Baby-Möhrchen zum Knabbern, Müsliriegel, Studentenfutter in allen Mischungen, Kracker, unsere Icebox, 24er Palette Wasser, 5-Liter-Tetrapack Kalifornischen Chardonnay zum selber zapfen etc. Nebenan ordern wir eine gut belegte Pizza, steigen ins Auto und fahren ins Motel zurück.
Dort bekommen wir zunächst die Krise: unser kleiner Rimowa-Koffer, in dem sich derzeit u.a. der Mac, aber auch alles andere, was nicht Kleidung ist, befindet, lässt sich nicht mehr öffnen. Zahlenschloss defekt? Verstellt? Keine Ahnung, auch beim 100sten Mal Einstellen der richtigen Kombination geht das Mistding nicht auf. iPhone und Google befragen: das Problem hatten auch andere schon, z.T. hat es geholfen, alle 999 Kombinationsmöglichkeiten auszuprobieren. Also: Pizza stückchenweise aufwärmen und dabei Panzerknacker spielen. Erfolglos. Da bleibt nur eins: Leatherman raus, Säge ausgeklappt und nach einigen Bemühungen ist das Ding auf. Uff! Den Koffer werden wir reklamieren - das dürfte kein Problem sein bei der Marke und dem Preis ...
Nun sind wir aber zu nichts mehr in der Lage, der Tag war schon recht intensiv. Die Tagebucharbeit etc. verschieben wir auf den nächsten Morgen - erfahrungsgemäß ist die Nacht eh früh zu Ende (richtig: um 5 Uhr sind wir puppenlustig und wach).
Ach ja: der Wein schmeckt - wenn der morgen Abend gekühlt ist, wird’s noch besser.
Tagesetappe: 77 km
Übernachtung: Holiday Inn Express, Pacifica, CA
In den Weinbergen Kaliforniens
12.09.13 04:51 Abgelegt in: California

Foto: Gabi mit 2 Flaschen „Forth Wine“, Healdsburg, CA
Zum Frühstück gibt es heute Burgerpatties und Käsegefüllte Omelettes statt Rüherei und Bacon. Wir lassen es uns wieder gut schmecken - lecker!
Schnell sind die Sachen gepackt, die rush-hour ist vorbei und um 09:00 Uhr rollen wir vom Hof. Der Hwy #101 bringt uns schnurstracks über die Golden Gate Bridge zum nördlichen Viewpoint. Von hier haben wir einen schönen Blick auf die Brücke und auch einige deutsche Harleyfahrer sind schon hier. Es ist noch recht früh, die Sonne hat noch keine Kraft und so hängen Wolken über der Stadt. Das sieht auf den Fotos dramatischer aus, als es war - dennoch begreifen wir noch einmal unser Glück im letzten Jahr, als die schönste Brücke der Welt im gleißenden Sonnenlicht vor blauem Himmel lag.
Wir fahren wieder hinauf in die Marine Headlands. Dort gibt es noch einige schöne Blicke auf die Brücke. Diesmal verlängern wir die Fahrt aber über die kurvige Einbahnstraße bis zum Bonita Lighthouse. Hier dösen einige Seehunde auf Felsen in Küstennähe. Immer wieder steigen wir aus und laufen ein paar Schritte. Dabei kommen wir auch an den diversen Bunkeranlagen und Geschützstellungen vorbei, die früher eine wichtige strategische Rolle vor der SFO-Bay spielten. Kurze Zeit später erreichen wir wieder Sausalito und fahren an der Bay entlang durch diese schöne Stadt.
Dahinter verlassen wir den Hwy #1. Die Straße windet sich nun in engen Kurven bergauf. Das Ziel heißt Muir Woods NM - unsere erste Begegnung mit größeren Ansammlungen der riesigen Redwood-Bäume steht auf dem Programm. Die California Redwoods wachsen nur auf einem schmalen Streifen an der Küste auf den 500 mi zwischen Süd-Oregon und Big Sur. Bis zu 2.000 Jahre alt werden diese Bäume, bis zu 115 Meter hoch und 6,7 Meter breit. Hier im Muir Woods NM sind die ältesten 1.000 Jahre alt, 76 Meter hoch und 4,2 Meter breit. Die California Redwoods sind die höchsten Bäume der Erde. Artverwand sind die Giant Sequoias, die in den Höhenlagen der Sierra Nevada wachsen und die wir 2011 im Sequoia und Yosemite NP bewundert haben: diese werden nicht ganz so hoch (95 Meter), dafür aber bis zu 3.200 Jahre alt und über 12 Meter breit. Sie sind daher die Bäume mit dem größten Holzvolumen weltweit - und echt sehenswert!
Man merkt, dass dieser Park nahe an SFO liegt - es ist echt was los hier. Wir erstehen zunächst mal unseren „America the beautiful Anual-Pass“ (80$), der uns bis Ende September 2014 (!) freien Eintritt in allen NP, NM u.ä. in ganz Amerika gewährt. Dann schlendern wir über den Main Trail, der anfangs rollstuhlgerecht über einen Holzbohlenweg führt, mitten in die Redwoods hinein. Da wir die längere Variante wählen (3,6 km-Runde), sind wir später auch mehr allein. Man legt Wert darauf, dass man sich ruhig verhält hier und alle halten sich dran - klasse! So kann man unter den mächtigen Bäumen die Ruhe des Waldes genießen und auch die vielen kleinen Geräusche hören, die Wald und Lebewesen machen. Besonders der „Cathedral Grove“ (Kirchen Hain) hat einige Prachtexemplare in toller Atmosphäre zu bieten.
Zurück geht es auf der anderen Seite des Baches auf halber Höhe der Bäume - sehr schön, das gibt einen ganz anderen Blick. Eine Eule träumt verloren auf einem Ast und lässt sich ablichten. Danke! Nach 1,5 Stunden sind wir wieder am Auto. Schön, unser erster Trail dieses Jahr.
Über die Hwys #37, #12, #121 und #29 fahren wir nach Nappa ins „Wine Country“ - das Weinanbaugebiet der Kalifornier. In Nappa stellen wir das Auto ab und bummeln die Main Street entlang. In der Tourist Information bekommen wir eine kurze Einführung zu dieser Gegend. Das ganze Tal und ebenso das benachbarte Sonoma Valley sind klimatisch deutlich abgegrenzt zum eher rauheren Pazifikklima an der Küste. Die Berge stauen die Wärme und die Sonne gibt hier in diversen Regionen von Süd nach Nord den unterschiedlichen Rebsorten beste Bedingungen.
Die Fahrt Richtung Norden bis Calistoga ist sehr, sehr schön. Es geht mitten durch die Weinberge vorbei an den Weingütern, die hier wie Herrenhäuser imposant mit famosen Zufahrten angelegt sind - ganz nach dem Motto „my home ist my castle!“ Hinter Calistoga wechseln wir über die petrified forest road hinüber ins westliche Sonoma Valley. Unser Ziel für heute heißt Healdsburg. Ein Zimmer haben wir gestern Abend noch schnell über booking.com gebucht - wie wir es eigentlich meist machen.
Hier bei Healdsburg gibt es die „Forth Vinery“. Gabi hatte dieses vor einiger Zeit schon mal über Facebook kontaktet und auf ihren Mädchennamen „Forth“ hingewiesen. Leider haben wir auf unsere aktuelle Nachricht, heute mal vorbeischauen zu wollen, keine Rückmeldung bekommen. Eine Adresse haben wir auch nicht, nur die Angabe „Dry Creek Valley“. Die Weingüter unterwegs hatten meist bis 5 p.m. geöffnet, also sputen wir uns. Das Navi führt uns zur „Dry Creek Road“, die wir von der Abfahrt am Hwy zunächst Richtung Süden abfahren. Als es nicht mehr weiter geht, fragen wir einen jungen Mann, der mit seinem Hund spazieren geht. Von einer „Forth Vinery“ hat er noch nichts gehört, aber seine Freundin arbeitet in einer Weinhandlung und die ruft er sofort an. Treffer! Das „Forth Vineyard“ gehört zu den „Family Wineries“. Wir sollen die Straße einige Meilen zurück fahren bis zu einem großen, weißen General Store und dahinter muss es irgendwo sein. Gesagt - getan - gefunden!
Hier gibt es in den Weinbergen einen Tasting-Room der Family Wineries. Sieht verlassen aus, die Tür ist aber noch offen. Niemand zu sehen. Also sprechen wir jemanden von einem Weingut gegenüber an und der zaubert einen Herrn herbei, der sich als „Shaun, the tasting room manager“ entpuppt. Eigentlich ist schon geschlossen, aber unser Hinweis auf die lange Anreise vom Niederrhein, Germany extra (!) bis hierher öffnet uns die Tür und die Flaschen. Er präsentiert uns eine komprimierte Weinprobe der „Forth Wines“: ein weißer (Sauvignon Blanc), 2 Rose und 3 Rotweine, u.a. den „Syrah“ - aber auch eine Gemeinschaftsproduktion aller Söhne, die „All boys“ heißt, leider aber kein schönes Etikett hat.
Wir erstehen 2 Flaschen des edlen Getränkes sowie einige Mini-Souvenirs und müssen mal klären, ob wir die Weinflaschen gefüllt oder nur leer nach Germany einführen können und dürfen. In die USA darf man überhaupt keine Lebensmittel einführen, ja noch nicht einmal angeben, vorher auf einem Bauernhof gewesen zu sein. Umgekehrt könnte es aber leichter sein. Shaun hat immer mehr Spaß mit uns und unserer Begeisterung, die Schnitzeljagd heute gewonnen zu haben. Am Ende macht er noch ein Foto von uns fürs Familienalbum, dann fahren wir entspannt zum Motel.
Das America’s Best Value Inn Healdsburg ist schnell gefunden und rasch sind wir im Zimmer. Das Bad ist nicht 100% gesäubert nach dem letzten Gast - naja,
Auf dem Weg sind wir an einem McDonalds vorbeigekommen, aber da gehen wir ja nicht so gern hin. Also wird die App „around me“ nach Restaurationen in der Nähe befragt. Sie listet zuverlässig mehr als 10 Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme im Umkreis von 500 Metern auf, z.T. mit Bewertungen und Speisenkarte. Ganz in der Nähe: Das „Healdsburger“! Gefällt uns schon wegen des Namens und so machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Das machen die Amis ja nie, deshalb gibt es auch keinen Bürgersteig. Aber die 200 Meter sind schnell überbrückt.
Wir sitzen draussen und lassen uns den Bacon BBQ-Burger und den Buffallo-Cheeseburger schmecken. Dazu gibt es gemeinsam eine kleine Portion hausgeschnitzte Pommes, eine Diet Coke (free refill) und ein Becks Saphire mit 6% Alc. Klasse Abendessen!!
Wieder im Zimmer kümmern wir uns noch um die Fotos des Tages und buchen das Zimmer für die nächste Nacht. Zu mehr sind wir nicht in der Lage, uns fallen um kurz vor 21 Uhr schon die Augen zu. Tagebuch wird daher morgen sehr früh geschrieben, wir sind bestimmt um 5 Uhr wach (Vorhersage stimmte genau!).
Tagesetappe: 156 km
Übernachtung: America’s Best Value Inn, Healdsburg, CA
Sonntagnachmittag am Grand Canyon

Foto: Gabi am Rande des Abgrunds, Grand Canyon (North Rim), Bright Angel Point, AZ
Es hat gestern leider wieder nicht geklappt mit dem Hochladen der neuesten Erlebnisse - jetzt sind wir aber wieder auf Stand. Die ganze Nacht hatte der Mac gerödelt, doch das WIFI im Quality Inn Navajo Nation erlaubte offensichtlich keine größeren Aktionen, was Uploads angeht. Egal! Es ist eh alles etwas komisch im Indianerland. Eigentlich sollte es hier in Arizona jetzt wieder eine Stunde früher sein. Ist es auch - aber nicht hier, denn die Indianer machen bei der „Day-Save-Time“ (Sommerzeit) nicht mit. Ich komme da nicht mehr mit und wir beschließen, Uhrzeiten einfach zu ignorieren.
Frühstück gab es heute im Hogan-Restaurant, wo wir schon gestern gut zu Abend gegessen hatten. 6$ pro Person gab es als Gutschein des Motels - so konnten wir mit nur 2$ Zuzahlung schmausen (Eier, Bacon, Toast, Pfannkuchen, Hashbrowns, Kaffee).
Beim Frühstück haben wir noch diskutiert, was wir denn nun machen wollen: die „große Lösung“ wäre das South Rim des Grand Canyon NP gewesen (466 km, 5:49 reine Fahrtzeit). Das erschien uns dann doch zu lang. Im Rennen blieben das North Rim des Grand Canyon, was eher „auf dem Weg“ lag (376 km, 4:36 reine Fahrtzeit) oder der direkte Weg nach Page oder Kanab, um dort zu wandern. Das hätte die Fahrt um rd. 140 km und 2 Stunden verkürzt. Page blieb uns aber zu unsicher: klar hätten wir uns gerne den Lower-Antelope-Canyon mal komplett angeschaut, nachdem er 2011 z.T. überflutet war. Ob der aber derzeit wirklich ganz geöffnet ist und ob wir auch noch Karten bekommen hätten für heute Nachmittag, stand in den Sternen - und die waren beim Frühstück kaum zu sehen. Außerdem war nicht klar, was die derzeitige Behelfsstraße nach Page an Erschwernissen mit sich bringen würde - die #89 soll ja ab der Abzweigung #89A nach Kanab gesperrt sein.
Also tanken wir erst mal wieder bei, denn hier in Arizona ist der Sprit recht günstig - mit oder ohne Sommerzeit. Dann rollen wir die #160 entlang, bis sie auf die #89 North trifft. Dieser folgen wir dann. Wenn wir es nicht zufällig gestern im Internet gesehen hätten - wir hätten tatsächlich nicht mitbekommen, wie und wo die Umleitung nach Page plötzlich rechts abbiegt. Die Amis schildern sonst im Straßenverkehr sehr sparsam, aber immer sehr gut und deutlich aus - hier aus unerklärlichen Gründen nicht. Uns egal - wir malen uns aber aus, wie viele Leute zig Meilen später lange Gesichter machen werden. Die Straßen in diesem Gebiet sind nämlich extrem rar - um nicht zu sagen: es gibt keine anderen. Und tatsächlich: als wir auf die #89A Richtung Kanab abbiegen, stehen 3 Autos am Straßenrand, die kurz vor uns abgebogen waren und nun auch die Vollsperrung geradeaus gesehen haben. Ich steige auf die Bremse und aus, um den armen Leutchen zu schildern, wie die Lage ist. Die sind dankbar, aber zerknirscht. Für sie heißt es jetzt erst mal mindestens 50 km zurück zu fahren und dann die Umleitung zu nehmen …
An der Navajo-Brücke über den Colorado bei Lees Ferry machen wir wieder kurz Rast. Die neuere Autobrücke darf man nicht betreten, aber die alte, parallel verlaufende Brücke ist nun für Fußgänger frei. Und unten auf dem Brückengerüst sitzt ein Condor - der größte Vogel des amerikanischen Kontinents. Unserer hat die Nr. 54. Sie waren fast ausgestorben, aber hier in Arizona sind sie unter besonderen Schutz gestellt. Verschiedene Projekte - u.a. am Grand Canyon - haben die Zahl der Vögel wieder auf ein beachtliches Maß ansteigen lassen. Aber ehrlich: schön sind sie nicht, auch wenn sie eine Spannweite bis zu 3 Metern erreichen können.
Wir haben inzwischen beschlossen, einen Sonntagsnachmittagsspaziergang am Grand Canyon (North Rim) zu machen. Wir sind der Meinung, dass man sich diese Option nicht so einfach entgehen lassen sollte - erst recht nicht bei dem Wetterchen. Mit dem Grand Canyon ist es auch so eine Sache: der ist nun mal rd. 450 km lang (von West nach Ost), zwischen 6 und 30 km breit und mit dem Auto geht es nur „links“ oder „rechts“ vorbei. Solche Größenverhältnisse machen es nun mal absolut notwendig, sich mit den Routen zu beschäftigen und gut zu planen. Rd. 5 Mio. Menschen besuchen dieses großartige Naturwunder jährlich. Die meisten sind am Südrand, dem „South-Rim“ anzutreffen und zwar in der östlichen Ecke, die uns heute morgen noch so nahe war. 2. beliebter Anlaufpunkt, aber längst nicht so überlaufen und mit viel weniger Trails, Aussichtspunkten und Infrastruktur ist der Nord(-Ost)-Rand, das North-Rim. Da waren wir heute. Der Nordrand der rd. 1.800m tiefen Schlucht gigantischen Ausmaßes liegt auf 2.400m und damit etwa 300 Meter höher als der Südrand. Zu Fuß kann man in den Canyon hinuntersteigen - das ist aber nur mit besonderer Erlaubnis (Permit) und auf keinen Fall innerhalb eines Tages runter und rauf erlaubt. Viel zu anstrengend. Der Colorado hat sich hineingefräst im Laufe der Millionen Jahre und vor 2 Jahren haben wir am South-Rim den „Walk of Time“ am Canyonrand abgelaufen. Die Erdgeschichte lässt sich hier geologisch ablesen. 1,8 Milliarden Jahre alt ist das Gestein am Canyonboden! Und aus jeder Epoche hat man Steine oben hingelegt - zum Anfassen!
Für einen Sonntagsnachmittagsspaziergang ist das North-Rim genau richtig. Auch hier könnte man sicher eine ganze Woche und mehr wandern. Es liegt für uns auf dem Weg. Wir müssen ja nur die läppischen 70 km Abstecher über die UT-#67 machen. Nach schon 50 km wunderschöner Fahrt über das bewaldete Kaibab-Plateau kommen die Eingangshäuschen in Sicht und 20 km weiter wartet das Visitor-Center, die Grand Canyon Lodge mit Blockhütten direkt am Canyonrand etc. auf uns. Wir kaufen noch ein paar Souvenirs für die Lieben daheim, dann gegen wir zunächst zum „Bright-Angel-Point“. Von hier hat man einen tollen Blick über die Schlucht bis zum South-Rim. Außerdem kann man hier tolle Fotos schießen, denn Geländer gibt es hier - wie überall - kaum. Wie will man auch diesen Abgrund einzäunen. So gelingen nette Schnappschüsse mit Canyon. Schaut einfach mal hier ...
Dann machen wir uns auf den „Transept-Trail“ immer am Canyonrand entlang und wechseln später auf den Bridle-Trail, damit wir wieder zum Auto kommen. Wir treffen nur wenige Leute - das wäre am South-Rim mit Sicherheit ganz anders gewesen. 3 Stunden sind wir unterwegs und gut 6,5 km sind wir bergauf und -ab gewandert. Entweder in der Sonne am Canyonrand oder im Schatten durch die herrlich herbstlich leuchtenden Wälder. Schön! Neben dem Condor heute morgen haben wir auch wieder viele Großohrhirsche gesehen und natürlich die Streifenhörnchen, die überall herumhüpfen.
Die Fahrt nach Kanab ist dann mit 1,5 Stunden ein Klacks. Man muss das immer berücksichtigen: Autofahren hier hat nichts mit dem Stress in Deutschland zu tun. Heute war es so: Ab Motel in Tuba City bis zum Grand Canyon: 1x rechts, 2x links abbiegen - angekommen. Grand Canyon - Kanab: 1x links abbiegen - fertig. Dazwischen Tempomat rein und nur anhalten, wenn man aussteigen oder Fotos machen möchte. Super schön - finde ich!
Unser Zimmer hier ist riesig mit 2 Räumen. Gefreut haben wir uns schon auf das „Houston’s“, in dem wir eben (und auch letztes Jahr) essen waren. Wir konnten sogar zu Fuß dorthin laufen. Das ist ein sehr zu empfehlendes uriges amerikanisches BBQ-Restaurant mit amerikanischen Spezialitäten. Ich wollte extra nochmal wegen der Baby-Back-Rips dorthin. Dazu Salat und „Cowboy-Beans“ - ein Gedicht! Gabi hat Lust auf einen Burger. Dass die junge Chefin zu ihrem blonden Pferdeschwanz lässig ihren Revolver im Holster trägt, war auch schon letztes Jahr so. Schön, hier im wilden Westen auch schon ein Stammlokal zu haben.
Während des Essens hat sich die Homepage klaglos auf den Stand von gestern hochgeladen. Nun folgen noch die heutigen Zutaten - das Tagwerk ist getan. Schön war der Sonntag! Morgen liegt eine kurze Fahrstrecke an - dafür haben wir dann viel Zeit im Zion NP. Wir wollen wieder etwas laufen. Bis bald!!
Tagesetappe: 373 km
Übernachtung: Aikens Lodge, Kanab, UT