Trails
Redwoods & Oysters
14.09.13 06:00 Abgelegt in: California

Foto: Früstück am Pazifik, Hwy. No. 1, McKerricher SP, CA
Die Nacht war ok, heute ist es schon 6 Uhr, als der Tagebucheintrag von gestern verfasst wird. Wir skypen noch schnell mit Birgit, schauen in der Lobby vorbei und stellen fest, dass es hier im Motel 6 außer einem Kaffee im Styroporbecher nichts zum Frühstück gibt. Dafür schaut einem der weiße Hai beim Kaffeetrinken zu. Wir brechen im feinsten Sprühregen auf - Kommentar der Dame im Office: „It’s Fort Bragg!“.
Unser erster Weg führt uns ins benachbarte Safeways, wo wir Weintrauben, Pfirsiche und ein frisch gebasteltes Riesensandwich (komplettes Baguettebrot mit Truthahnbrust, Käse, Tomaten, Zwiebeln, Pickels, Pepperoni, Salat etc.) erstehen. Wir verstauen alles in unserer Icebox und nehmen uns vor, uns später einen schönen Picknickplatz fürs Frühstück zu suchen.
Der ist schneller gefunden, als wir ahnten: schon wenige Meilen nördlich von Fort Bragg kommen wir an einem Parkplatz mit unmittelbarem Strandzugang vorbei. Ein alter Baumstamm liegt da wie von uns bestellt und so genießen wir das leckere Sandwich vor tobender Wellenkulisse. Hatten wir so auch noch nicht!
So gestärkt, fahren wir weiter über den Hwy. No. 1, der sich wie gestern am Pazifik entlang durch die Berge windet. Schon hier sehen wir die ersten Redwoods, doch erst bei Legget wird es richtig spannend: Der Chandelier Tree etwas abseits der Straße kann durchfahren werden. Ich versuche mein Glück - der Jeep passt so gerade durch. Nun habe ich mal geschwitzt beim Autofahren, an den Spiegeln war rechts und links vielleicht noch 1 cm Platz. Ich hätte die ja einklappen können, aber man ist ja Sportsman …
Nun erreichen wir den Humbolt Redwoods SP mit der 31 Meilen langen „Avenue of the Giants“. Es ist ein wunderbarer Streckenabschnitt! Die Straße führt mitten durch die über 1.000 Jahre alten Redwoodbestände. Man kommt sich sehr klein vor hier. An einigen Stellen halten wir an und auch einige Kurzwanderungen stehen auf dem Programm: In der Nähe des Visitor Centers startet der „Fleishman Grove Trail“ und etwas weiter in der Dyervill Area der „Founders Loop Trail“. Tolle Wanderungen durch die Redwoods, die hier riesig sind. Einige sind umgefallen und auch die Wurzeln sind imposant. Fotografisch lässt sich das Erlebnis kaum festhalten, die Bäume beeindrucken durch ihre Größe und vor allem die enorme Höhe lässt sich nicht fotografieren. Hinzu kommen die Lichtverhältnisse im dämmrigen Wald. Das gleißende Sonnenlicht, das überall durch die Blätter bricht sorgt für Kontraste, die keine Kamera der Welt ohne weiteres einfangen kann. Hier wären HDR-Aufnahmen angezeigt, wobei mehrere unterschiedlich belichtete Fotos zu einem zusammengerechnet werden. Das ist für heute aber zu kompliziert.
Gegen 16 Uhr erreichen wir Eureka und das Townhouse Motel. Dieses ist ungewöhnlich gebaut: Die Zimmer sind alle im 1. Stock, darunter befindet sich eine Art Tiefgarage. Man kann aber vom Zimmergang oben in diese hinabschauen. Das Zimmer ist alt, aber wie bei den Bewertungen in Booking.com beschrieben wirklich sehr, sehr sauber.
Wir stellen nur kurz die Koffer ab und machen uns dann auf einen ausgiebigen Stadtrundgang. Besonders die Old Town mit ihren viktorianischen Häusern und vielen Geschäften und Restaurants hat es uns angetan. Die Fotos sagen alles.
Gegen 18 Uhr beschließen wir, noch eine Kleinigkeit zu essen und finden eine Minipizzeria, in der ein junges Paar mit ganzem Körpereinsatz Pizzen backt. Diese werden Stückweise verkauft und für insgesamt nur 8$ werden wir satt. Sehr gute Pizza! Meine Frage nach einer Empfehlung, irgendwo noch was leckeres zu trinken, führt uns in die benachbarte Tourist Information, wo wir sofort sehr nett begrüßt werden.
Die Touristeninformation ist hier nach einem ungewöhnlichen, aber sehr, sehr cleveren Konzept aufgebaut: neben der üblichen Information gibt es zunächst mal einige iPads zum surfen und stöbern. Im gleichen Raum befindet sich aber eine ansehnliche Bar und hier kann man die Spezialitäten der Region testen. Damit das gelingt, schlagen sich 5 (!) Bedienungen quasi darum, den Gästen einiges zu bieten. Wir wollten ja nur ein Gläschen trinken und nun dies:
Die Getränkekarte listet rund 10 lokale Weine auf, von denen Gabi im Laufe des Abends 3 probiert. Um das klarzustellen: hier gibt es keine Probiergläser, sondern jeweils ein richtig schönes Gläschen voll. Die Bierauswahl ist auch sehenswert und so flankiere ich Gabis Weinprobe mit einer Bierprobe. Eine Brauerei ist direkt nebenan und deren Weizenbier mit Zitrus- und Mandarinenaroma schmeckt unglaublich gut und frisch.
Wir hätten ja gar nicht so lange da gesessen, wenn sich die lieben Leutchen nicht so rührend um unser Wohl gekümmert hätten. Zudem gab es viel zu fragen und zu erzählen und auch die nette ältere Dame, das junge Pärchen und der schwarze Hühne (Jeff), der hier heute mit seiner Begleitung seinen Geburtstag in kleinster Runde feierte und dem wir zum Abschluss noch ein Ständchen brachten, taten ihres dazu.
Zunächst bekamen wir einen Ziegenkäse (Midnight Moon) zum Wein und Bier gereicht, der in Holland hergestellt wird, weil nur dort die Kapazitäten und Voraussetzungen dafür vorliegen. Das Rezept kommt aber aus Eureka und von hier aus wird er vertrieben. Sehr sahnig und mild! Meine Frage, ob es den auch bei uns nebenan (in Holland) zu kaufen gibt veranlasst den Kellner, unverzüglich den Generalmanager für die Käserei anzurufen. Antwort: nein, leider nicht, aber in England könnte man ihn kriegen.
Nun stellt die nette Kellnerin, die uns immer wieder ihr Lebensmotto „YOLO“ ans Herz legt („You only live once!) die Frage, ob wir nicht die fangfrischen Austern probieren möchten, die von ihrem Kollegen (einem der 5) in der Bucht angebaut werden (He’s the Oysterfarmer!). Es gibt 2 Sorten und das Stück kostet 2$. Also gut: wir sagen ja und so knackt sie 2 ganz frische Austern für uns: Gabi bekommt zuerst eine „Kumomoto“, ich eine „Bucksport“ Auster, die deutlich größer ist. Wir entscheiden uns für die sweet & Chili Soße und probieren unsere ersten Austern: gut! Aber die Soße überdeckt den Geschmack doch sehr. Also werden nochmal 2 geknackt und diesmal „ohne alles“ genossen - nur gewürzt von dem bisschen Meerwasser, das noch drinnen war. Interessante Erfahrung und durchaus aromatisch!
Das war mal wieder eines der unverhofften Erlebnisse, die wir nie vergessen werden. Super Idee, so das Wort Tourist Information zu interpretieren. Uns hat es 3 Stunden in dem Laden gefesselt. Danke!
Auf dem Zimmer können wir heute nur noch das Bett für die nächste Nacht buchen, dann geht nichts mehr. Gute Nacht!
Tagesetappe: 230 km
Übernachtung: Townhouse Motel, Eureka, CA
Im Nebelwald - Jurrassic Park II
15.09.13 04:44 Abgelegt in: California | Oregon

Foto: Gabi im Fern Canyon, Redwood National & State Park, CA
Und wieder ist es eine Stunde später, als wir aufwachen - 7 Uhr, jetzt sind wir im Rhythmus. Während ich mich um den Tagebucheintrag von gestern kümmere pflegt Gabi zuerst sich und dann unsere Klamotten. Sie packt auch schon das Auto und beschafft uns aus der Lobby zwei Kaffee, dazu gibt es Müsliriegel.
Um 08:30 Uhr geht es los, über den Hwy. #101 Richtung Norden. In McKinleyville tanken wir und besorgen uns erst mal vernünftigen Kaffee. Damit können wir die nächsten Meilen unter die Räder nehmen. Es ist etwas kühl, leichter Nieselregen und der unverwechselbare Küstennebel hüllen uns zunächst ein. Als wir bei Orick die Redwood National- & Stateparks erreichen, hängt immer noch frische Feuchtigkeit in der Luft - es ist aber nicht mehr ungemütlich.
Für unser erstes Ziel des Tages biegen wir von der #101 ab und fahren in langen Serpentinen rd. 400 Höhenmeter in die Berge hinauf. Das Auto wird am Trailhead abgestellt, dann machen wir uns auf den „Lady Bird Johnson Grove Trail“. Es ist sehr einsam hier oben und spannend dazu. Schließlich wissen wir nie, ob uns nicht ein Bär, Mountain Lion oder ein Rudel Elche über den Weg springen - auf alle drei Artgenossen wurde am Trailhead hingewiesen, allerdings mit unterschiedlicher Intention.
Es ist sehr leise hier unter den höchsten Bäumen der Erde, die in diesem Teil des Nationalparks über 2.000 Jahre alt sind. Hier stehen wirklich die allerhöchsten weltweit - mehr geht nicht. Das feuchte Grün der Moose, Farne und Gräser leuchtet intensiv, ab und zu tropft es von weit oben herab. Überall hängen Spinnweben und Flechten. Die riesigen Redwoods stehen majestätisch überall, ein schmaler Weg windet sich hindurch. Es ist ein wunderschöner Morgenspaziergang von gut einer Stunde - und außer ein paar Vögeln und undefinierbaren Lauten anderer Tiere lassen uns die wirklich großen Vertreter der Tierwelt unbehelligt. Ach ja: eine Bananenschnecke (Banana Slug) klebt von außen am Toilettenhäuschen - hatten wir auch noch nicht.
Als wir wieder auf dem Hwy. #101 sind, erreichen wir bald Elk Meadows, eine Lichtung, auf der sich die Namengebenden Tiere häufig aufhalten. Wir haben Glück - eine ganze Herde grast hier und der Platzhirsch passt auf, dass keine seiner Frauen verloren geht. Vor den Elchen wird hier sogar im Radio gewarnt - mit denen ist wohl nicht gut Kirschen essen. Schilder weisen auch darauf hin, dass man Abstand halten soll - machen wir.
Nun steht noch ein besonderes Abenteuer auf dem Programm: 8 Meilen ist die unbefestigte Straße zum Fern Canyon lang - und die hat es in sich. Er rappelt nicht nur gewaltig unter den Rädern, es geht auch über Stock und Stein zunächst bergauf und bergab und dann am Meer entlang. Rund 3 km vor dem Trailhead quert ein kleiner Fluss die Straße. Das ist eigentlich halb so wild, aber die kleinen „Böschungen“ sehen uns nicht geheuer aus. Also: aussteigen und schauen ob und wo wir ungefährdet hinüber kommen. Es ist ja so, dass die Mietwagen auf unbefestigten Strecken nicht versichert sind - das unterschreibt man bei der Übernahme. Ungern wollen wir uns hier rausholen lassen müssen, wenn wir aufsetzen und stecken bleiben. Glücklicherweise kommt uns ein Fahrzeug entgegen, setzt über und wir sprechen kurz mit der Fahrerin: sie gibt Entwarnung und meint, dass unser Jeep das mühelos schafft. Tut er auch - braves Auto!
Am Trailhead stellen wir den Wagen ab und machen uns auf den Weg. Nun sind wir diejenigen, die manchen Wasserlauf balancierend auf Baumstämmen etc. überwinden müssen. Das gelingt, ist aber oft ganz schön kippelig. Schnell befinden wir uns im Fern Canyon, der vor einigen Jahren als Drehort für Jurassic Park II diente. Wer erinnert sich nicht an die Anfangsszenen, in denn die Dinos hier aus dem Unterholz brachen? Über 15 Meter hoch ragen die mit Farnen bewachsenen Wände hier empor. Tolle Atmosphäre, viel Wasser - kleines Abenteuer, großer Spaß.
Nun stehen noch die 8 Meilen zurück zum befestigten Hwy. #101 auf dem Programm, aber auch die bewältigen wir gut. Der Weg führt uns ständig durch dichten Wald mit Redwoods. Später wird es noch bergiger und dann erreichen wir Crecent City. Die Stadt am Pazifik hat einen kleinen Scenic Drive am Wasser, den wir abfahren. Beim Anblick des Lighthouse (Leuchtturm) steigen wir kurz aus und besuchen auch noch kurz das nebenan befindliche „Northcoast Marine Mammal Center“, wo verwaiste Seehunde gepflegt werden. Nun wird es aber Zeit, wir haben noch 1,5 Stunden zu fahren bis zum heutigen Zielort Grants Pass in Oregon.
Schnell zapfen wir uns noch zwei große Coffee to go bei Safeways, dann schwingen wir unser Auto auf den Hwy. #199 und ab geht es durch die Berge Richtung Oregon. Kaum ist das Staatenschild in Sicht, scheint die Sonne und strahlend blauer Himmel begrüßt uns im neuen Bundesstaat. Als wir fürs Begrüßungsfoto kurz aussteigen, trifft uns fast der Schlag, so schwül und heiß ist es hier: 98 Grad Fahrenheit sind 37 Grad Celsius! Der blaue Himmel und die Temperaturen bleiben uns erhalten. Nach zügiger und schöner Fahrt erreichen wir kurz nach 16 Uhr das Motel 6 in Grants Pass.
Als die Koffer auf dem Zimmer sind, düsen wir in die Old Town. Groß ist die nicht, aber es gibt schöne Geschäfte und tolle Restaurants hier. Eine Empfehlung der Dame im Office des Motel 6 (wir fragen eigentlich immer an der Rezeption nach Tipps) war das „Circle J“, in dem es die besten Burger geben soll. Das können wir nun bestätigen. Der Lonestar Burger und auch Gabis Cheddar Bacon Burger - jeweils mit leckerem Salat - waren richtig klasse. Und die Coconut-Prawns als Vorspeise haben uns ebenfalls sehr gut geschmeckt.
Dermaßen gestärkt können wir uns auf dem Zimmer unserem Wein widmen, den es heute erstmals aus richtigen Gläsern gibt. Die 3 Verkäuferinnen in der Old Town haben sich geradezu überschlagen, um uns bei der Suche nach einfachen und stabilen Gläsern zu unterstützen. Sogar gespült haben sie die Gläser, bevor wir sie mitnehmen durften. Nun ist auch der Tagebucheintrag von heute fertig. Was noch fehlt, sind die Fotos, mal sehen, ob das jetzt noch klappt. Ein Quartier für morgen haben wir eben gebucht - es geht zum Crater Lake NP und dann nach Klamath Falls - wir werden berichten, versprochen!
Tagesetappe: 299 km
Übernachtung: Motel 6, Grants Pass, OR
Sunny Sunday @ Crater Lake NP
16.09.13 05:44 Abgelegt in: Oregon

Foto: Gabi & Jürgen auf dem Watchman Peak (2.442m), Crater Lake NP, OR
Da sitze ich nun im Maverick Motel in Klamath Falls an einem richtigen Schreibtisch in einem tollen Zimmer, neben mir steht eine kühle Dose Coors Light (710ml, großspurige Aufschrift: The Silver Bullet - When the mountains turn blue it’s as cold as the rockies) und ich schreibe Tagebuch. Es war ein wunderbarer Tag, aber fangen wir besser mal vorne an:
Da die „Büroarbeiten“ gestern Abend schon vollständig erledigt waren, sind wir heute morgen von der schnellen Truppe: ein paar Mails beantwortet und kurz mit Vater & Mutter geskypt, gesehen, dass Gladbach 1:0 hinten liegt und schon sind wir auf der Straße. Es ist kurz nach 8 Uhr, als wir Grants Pass verlassen. Das erste Wegstück führt über die I-5 North, dann wechseln wir auf die #234 und später auf den Crater Lake Scenic Hwy (#62). Die Sonne kommt raus, blauer Himmel zeigt sich und wir fahren durch die schöne Berglandschaft Oregons - Wald, so weit das Auge reicht. Es geht eine ganze Zeit an einem Fluss entlang (Rogue River) und aus den Lautsprechern singen und zupfen Johnny Cash (Ring of Fire), Santana (They all went to Mexico) und Mark Knopfler mit Emmylou Harris (This is us) - hört euch das mal an, schließt die Augen und stellt euch eine endlose lange Straße durch amerikanischen Herbstwald ohne jedweden anderen Verkehr vor. Tempomat rein, rollen lassen und mitsingen - ein Traum!
Zwischendurch halten wir am Fluss an und beobachten 2 Angler, die heute bestimmt noch Erfolg haben werden. Ich habe dort riesige Lachse komplett aus dem Wasser springen sehen, die sind so übermütig, dass sie bestimmt noch beißen …
Gegen 10:30 sind wir am Visitor Center des Crater Lake NP angekommen. Der einst 3.700 m hohe Mount Mazama stürzte nach einem Ausbruch vor 6.800 Jahren in sich zusammen und bildete einen Krater von 11 km Durchmesser. Im Laufe der Jahre füllte sich der Kessel mit Regen und Schmelzwasser: Crater Lake entstand. Der See ist bis zu 589 m tief. Die enorme Tiefe sorgt gemeinsam mit dem schwarzen Untergrund für die ungewöhnlich dunkelblaue Reflektion - ein sagenhafter Anblick! Und es gibt noch etwas besonderes: Als Folge eines jüngeren Ausbruchs innerhalb des Kraters erhob sich Wizard Island im Westen des Sees. Der heute noch sichtbare Teil der Insel ist die Spitze eines Vulkans im Vulkan. Schaut mal auf den Fotos - man kann den Krater auf Wizard Island gut erkennen!
Rund um den Kraterrand führt ein Rimdrive, der 53 km lang ist und über 30 Aussichtspunkte bietet. Wir fahren einmal um den See herum, halten aber nicht an jedem Viewpoint. Dafür machen wir einige Wanderungen: Zuerst geht es eine Stunde lang immer am Kraterrand entlang auf dem „Discovery Point Trail“ mit ersten atemberaubenden Panoramablicken. Anschließend besteigen wir den „Watchman Peak“ (2.442m) über den gleichnamigen Trail, eine ebenfalls rd. einstündige Wanderung. Zwischendurch naschen wir immer wieder Trauben, Möhrchen, Cracker und auch der über einen halben Liter große Pott „Coffee to go“ vom Vormittag hat eine lange Halbwertzeit. Wir lassen es uns gut gehen und fahren um den See, ohne zu hetzen.
Gegen 14:30 Uhr fahren wir die 7 Meilen Abstecher bis zum Pinnacles Trail, der uns weitere 30 Minuten beschäftigt. Die „Pinnacles“ sind komische Dinger: 30 Meter hoch ragen die Spitzen aus der Canyonwand: Es handelt sich um ehemalige Fumarolen (Dampfaustrittsstellen), bei denen die austretenden Gase Asche erzeugten, die später unter Druck zu solidem Fels wurden. Das umliegende Gestein erodierte und zum Vorschein kamen die lustigen Gesellen, die sich heute brav ablichten lassen. Apropos ablichten: Fotografieren macht bei dem tollen Wetter und den heutigen Lichtbedingungen natürlich noch mehr Spaß. Endlich nicht mehr mit den hohen ISO-Werten und kurzen Belichtungszeiten jonglieren, wie noch gestern in den Redwood-Wäldern …
Es sind nun noch knapp 1,5 Stunden bis Klamath Falls und die vergehen bei guter Musik und herrlicher Gegend wie im Fluge. Ehrlich: vom Crater Lake NP bis Klamath Falls habe ich nicht ein einziges Mal gebremst. Cruise Control an, 55 Meilen/Stunde eingestellt und laufen lassen. Die Straße ich teilweise über zig Kilometer so gerade, dass man das Lenkrad eigentlich festbinden und im Fond Platz nehmen könnte. Machen wir aber nicht. Statt dessen beobachten wir lieber, wie sich die Landschaft verändert: nach den Bergen kommt nun eine große, grasige Ebene, die nur am Horizont noch von Hügelketten begrenzt wird. Auf den endlosen, saftig grünen Weiden grasen unzählige glückliche Steaks. Auf den Speisekarten haben wir in den letzten Tagen häufig gelesen: „We only serve meat from gras fed Angus!“.
Unser Zimmer im Mavericks Motel ist groß, wirklich sehr schön, sauber und lila. Die Dame im Office war super nett und empfahl fürs Dinner das „Thai Orchid“ gleich um die Ecke oder den Mexikaner 7 Blocks entfernt. Thai finden wir super für heute, „um die Ecke“ auch! Vorher müssen wir aber unbedingt unter die Dusche, denn das war ein staubiger Tag heute.
Pad Thai, Red Curry und als Vorspeise Garnelen im Teigmantel schmecken prima, auch wenn es mir ob der Schärfe des (medium hot!) Curry manchmal die Schädeldecke anhebt. Alles gut! Hier ist sonst nix los und so machen wir uns an die Arbeit: Fotos sichern, sortieren, hochladen, Tagebuch schreiben und dem jungen Pärchen von heute Mittag das Foto mailen, das ich von Ihnen auf dem Watchman Peak gemacht habe (die beiden hatten tatsächlich nur eine Mini-Einwegkamera dabei, freuten sich aber sehr über mein Angebot, ihnen ein nettes Foto zu machen).
So, morgen geht es nach Sacramento, der Hauptstadt von Kalifornien, in der bis vor Kurzem Arnie Schwarzenegger noch große Politik machte. Groß ist hier im Zimmer der Flat-TV und dort läuft doch gerade Terminator 3 - wie passend. Wir hören uns morgen; gute Nacht!
Tagesetappe: 325 km
Übernachtung: Maverick Motel, Klamath Falls, OR
Bergseen & Der Scheiterhaufen des Teufels
20.09.13 05:00 Abgelegt in: California

Foto: Jürgen am Silver Lake, June Lake Loop Road, CA
Gabi hat mir freundlicherweise das Bett am geöffneten Fenster überlassen. Richtig so, dann werde ich als erstes von den Bären gefressen und sie wird über Nacht nicht gestört. Ich verspreche auch, ganz leise zu sein - wenn die Bären nicht schmatzen wird sie nicht gestört werden. Außerdem habe ich ja meinen Karl May gelesen und weiß, wie man mit Bären fertig wird. Nun habe ich weder Henrystutzen noch Bärentöter, aber Old Shatterhand hat es ja auch oft genug ohne geschafft. Also lade ich mir schnell noch die Bowie-Knife App aus dem AppStore herunter, mein iPhone liegt ja auch nachts immer griffbereit. Wie war das noch gleich? 3 cm über dem zweiten Rippenbogen? Egal …
Was ich genommen habe? Nichts! Naja, 2 Glas Wein - aber kleine!! Jedenfalls werden wir heute morgen beide wach und keiner ist gefressen worden. Zum Frühstück gibt es hier ja nichts (eigentlich unverschämt bei dem Zimmerpreis) und so sagen wir per Skype kurz auf der Freiheitsstrasse guten Mittag, verabschieden uns von unseren amerikanischen Freunden und fahren schnell gegenüber volltanken. Um 08:30 Uhr haben wir dann wieder die CA-#395 unter den Rädern und fahren gen Süden.
Eigentlich wären wir heute schon nach gut 30 Minuten am Ziel in Mammoth Lakes (jap, der Name kommt vom Mammut - weiß nicht warum). Aber wir nehmen den Umweg über den „Scenic Byway“, die June Lake Loop Road. Das ist eine Straße, die von der #395 abbiegt, einige Meilen durch die Berge führt - vorbei an traumhaften Bergseen wie z.B. dem Grant Lake, Silver Lake, Gull Lake und eben dem June Lake. Sehr, sehr empfehlenswert!! Besonders bei strahlend blauem Himmel wie heute. Draussen sind es noch nur 9 Grad Celsius - wir sind ja immer noch sehr hoch unterwegs und die Sonne hat noch (!) keine Kraft.
Am Silver Lake lockt ein Schild: „Cafe open!“. Sieht sehr nett aus und wir denken, dass wir hier mal schnell einen Coffee to go fangen. Pustekuchen! Wir warten ja schon seit Tagen auf eine gute Gelegenheit, amerikanisch zu frühstücken - hier ist sie: Wir hatten noch gar nichts und diese Mischung aus amerikanischer Frühstückseatery und Anglerheim hat es uns gleich angetan. Zeit haben wir ja auch genug heute, also ran an den Speck!
Wir nehmen an der Theke des Silver Lake Cafe Platz und bekommen natürlich sofort „bottomless Coffee“ in zwei urige Humpen gefüllt („bodenlos“ heißt in dem Zusammenhang, dass ständig nachgefüllt wird). Die Auswahl fürs Frühstück ist schwer, zu verlockend sind die Angebote. Schließlich entscheide ich mich für ein Omelette mit dem unglaublichen Namen „The Garbage“. Wörtlich übersetzt heißt das ganz einfach „Der Müll“. Die Beschreibung verspricht aber, dass es das beliebteste Omelette des Hauses ist und einfach „alles“ enthält - „our favorite and most popular - contains almost everything!“ Auf dem Teller finde ich dann ein Omelette aus drei Rancheiern vor, das gefüllt ist mit Schinken, Bacon, Würstchen, Tomaten, Möhren, Zucchini, Sellerie, Pilzen, roten Zwiebeln, Spinat, Cheddar & Jack Cheese (innendrin und obendrauf), verschiedene Gewürze, red pepper und Pepperoni. „Getoppt“ wird das Ganz noch mit Sour-Creme, Sprossen und Avocado. Dazu reicht man eine große Portion Bratkartoffeln (natürlich mit Speck), 2 große Scheiben Toast mit Butter und einen Schnitzen Honigmelone. Gabi bekommt „Silver Lake Special“: 2 special Buttermilk Flapjacks (2 fette Buttermilchpfannkuchen), dazu Ahornsirup & Butter, 2 Spiegeleier mit Bacon und ebenfalls Honigmelone. Es bleibt kein Krümel über, was ausschließlich daran liegt, dass es so unglaublich gut schmeckt. Anschließend benötige ich eigentlich einen Arzt und einen Wellnesstag mit regelmäßigen Grappaaufgüssen - beides ist aber nicht im Angebot.
So kugeln wir an den See und machen noch ein paar Aufnahmen fürs Familienalbum. Das hier wäre definitiv etwas für Christian: Mit dem Boot in dieser unglaublichen Bergkulisse bei strahlend blauem Himmel auf den Silver Lake hinausfahren, große Fische fangen und zwischendurch im Cafe Anglerlatein verzapfen und die Speisenkarte erkunden.
Vorbei an weiteren schönen Seen erreichen wir wieder die #395, die wir aber nach einigen Meilen schon wieder verlassen, um über eine (diesmal gut befahrbare) Gravel Road zum „Obsidian Dome“ zu gelangen. Das ist ein gigantischer Lava Flow, der aus riesigen schwarzen Felsbrocken - z.T. aus Glasbasalt - besteht. Viel Lava fürs Auge, aber für den Nichtgeologen eher unspektakulär. Dafür parkt unser „kleiner Schwarzer“ traumschön unter 4 großen Bäumen. Guckt mal bei den Fotos, das sah sehr nett aus.
Um 11 Uhr sind wir schon am Visitor Center in Mammoth Lakes, lassen uns kurz beraten und beziehen dann unser Nachtquartier im Motel 6 an der Mainstreet. So haben wir unsere Habseligkeiten wieder unter Dach und Fach (und zwar ALLE - auch hier ist besondere Vorsicht vor den Bären geboten, sogar die Mülltonnen draussen sind bärensicher verschlossen) und können gegen 12 Uhr aufbrechen zu unserem Wandertag in und um die Bergseen von Mammoth Lakes.
Als erstes fahren wir über die Minaret Road weiter in die Berge hinein über einen Pass (3.200 m) zum „Devils Postpiles NM“ - das ist der Scheiterhaufen des Teufels! Säulenbasalt bildet hier eine Formation, die wir so noch nicht gesehen haben. Vor sehr vielen Jahren (genauer: vor 100.000 Jahren) war hier ein Lavasee und als der erkaltete, ergaben sich durch irgendwelche Gegebenheiten (Zusammenspiel des langsamen Erkaltens der Lava mit der mineralischen Zusammensetzung des Materials) die sechseckigen Säulen. Darüber schmirgelten dann Jahre später mehrere Eiszeiten, so dass sich oben ein Fußboden wie in einer Kirche (lauter Sechsecke mit exakten 120-Grad-Winkeln) bildete. Die hier ständig auftretenden Erdbeben und Erosion sorgten dafür, dass einige der Säulen umkippten und nun den „Scheiterhaufen“ davor bilden. Auch hier hilft ein Blick auf die Fotoauswahl - dann bekommt ihr eine Vorstellung davon.
Apropos Erdbeben: Im Visitor Center wurden eben auf einem Computermonitor Graphen von Messstationen übertragen, die zeigen, dass hier täglich mehrere Erdbeben mit mindestens der Stärke 2 stattfinden.
Wir wandern also durch die wunderschöne Gegend mit Wald, Flüsschen und diesen merkwürdigen Basaltsäulen. Der Trail führt uns auch noch (japsend wegen der Höhenluft von fast 3.000 Metern) oben auf die Säulen. Wirklich sehenswert! Zurück am Auto fahren wir ein Stück weiter zum Trailhead des „Rainbow Fall Trail“. Auch hier überall Hinweise auf die Bären und dass man ihnen ihre „Wildheit“ unbedingt belassen muss. Daher: keine Sachen im Auto lassen und nicht anfüttern. Wir sehen aber nur Geschwader von Mini-Erdhörnchen, die hier über die Baumstämme flitzen. Der Wald ist z.T. ziemlich mitgenommen von einem Waldbrand, der hier vor 4 Jahren wütete. Die Brände sind im ökologischen Gleichgewicht aber wichtig, um den Boden frei zu machen und neuem Leben Platz zu geben.
Nach gut 2 Kilometern in schweißtreibender Hitze (trotz der Höhe - jetzt hat die Sonne ihre Muckis ausgepackt) erreichen wir den Wasserfall. Es rauscht kräftig, wir machen eine Pause. Dabei beobachten wir, wie 2 Ranger die Infotafeln abmontieren. Auf meine Frage erläutern sie, dass Sie die Gegend gerade „winterfertig“ machen, die Tafeln werden unter den Schneemassen nur leiden. Wann denn mit erstem Schnee zu rechnen sei, frage ich. „Maybe next weekend!“ Und wenn hier einmal Schnee liegt, geht nicht mehr viel. Spätestens im Oktober ist hier oben alles dicht.
Auf der Rückfahrt sehen wir noch einige Wildpferde und nehmen nun auch diverse Anlagen für den Skibetrieb wahr. Hier ist im Winter mit Sicherheit einiges los! Schon gestern bei unserer Kreuz- und Querfahrt durch die Sierra Nevada fielen uns die zahllosen 2 Meter-Stangen an den Straßenränden auf. Ein Mann erzählte uns, dass in der Ghosttown Bodie in einigen Jahren über 7 Meter Schnee lagen!
Zurück in Mammoth Lakes biegen wir noch auf die Lake Mary Road ab, fahren nochmal ein ganzes Stück in ein Seitental und haben dort fantastische Blicke auf Seen, die in verschiedenen Höhenlagen angeordnet sind. Wir lassen uns Zeit und kommen auch noch am Horseshoe Lake vorbei, der bekannt ist für die dort anzutreffenden Baumskelette - hervorgerufen durch die anhaltende vulkanische Aktivität mit porösem Boden und dem enorm hohen CO2-Gehalt hier. Einige Bereiche werden aufgrund der CO2-Gefahren zeitweise für den Zutritt gesperrt. Das gilt aber nicht für den Lake Mary, die Twin Lakes, den Mamies Lake, den Crystal Lake etc. Insgesamt ist das hier aber eine sehr schöne Gegend, die sich auch für einen längeren Urlaub sehr gut eignet.
Im Motel müssen wir erst mal duschen, die Trails waren schon sehr staubig. Dann schauen wir nach den Fotos und gehen nochmal um den Block. Ich habe überhaupt keinen Hunger - kein Wunder, bei dem Frühstück - Gabi benötigt auch nicht viel. Also holen wir und bei Subway ein leckeres Sandwich (fernsehen bildet doch: im September gibt es alle großen Sandwiche in den USA für 5$). Das teilen wir später auf dem Zimmer - dazu gibt es ein Glas Wein. So günstig haben wir noch nicht gespeist …
Nun kann Gabi kurz Korrektur lesen bevor wir alles hochladen, dann ist Feierabend für heute. Das war ein superschöner Tag und morgen geht es in die Alabama Hills, wo es tolle Felsformationen gibt und wo schon ganz viele Filme gedreht wurden. Wir freuen uns! Gute Nacht!
Tagesetappe: 138 km
Übernachtung: Motel 6, Mammoth Lakes, CA
Von sehr alten Bäumen und coolen Filmkulissen
21.09.13 05:50 Abgelegt in: California

Foto: Jürgen in den Alabama Hills, CA
Die Nacht war nicht gut. Ich hatte rasende Kopfschmerzen - kenne ich sonst gar nicht! Zuviel Sonne? Zu viel Höhenluft? Zu viel CO2? Keine Ahnung, die zweite Aspirin wirkt endlich und so geht die Nacht rum. Motel-6-typisch gibt es zum Kaffee nichts als Kaffee - diesmal sogar noch ohne „weißen Hai“ (s. 13.09. - Frühstück). Dafür scheint die Sonne und um halb 9 verlassen wir das sehr schöne Mammoth Lakes-Tal.
Das Navi will, dass wir einfach der #395 für rd. 180 km folgen - dann sind wir in Lone Pine. Zuerst tun wir das auch, auf der vierspurigen #395 geht das bei 65 Meilen/Std. fix. Schnurgerade geht es dahin und wir verlieren kräftig Höhe. Bei Big Pine sind wir auf knapp 1.000 m Höhe „gefallen“ - hier verlassen wir aber den geraden Weg nach Süden. Die #168 führt nach Osten und später wieder nach Norden - fast bis auf die Höhe von Bishop, das wir eben erst durchquert haben. Allerdings windet sich unsere Straße über eine Strecke von 23 Meilen wie eine Achterbahn in die Berge auf wieder über 3.000 m Höhe. So etwas gibt es auch nur hier im Wilden Westen (glaube ich). Man kann das einfach nicht beschreiben, sondern muss es mal erlebt haben. Solche Straßen kann man sich bei uns zu Hause überhaupt nicht vorstellen. Und dann noch diese Aussicht - atemberaubend. Wenn man zwischendurch vor sich - dort, wo die Straße wieder einen Buckel nach unten macht - nur den stahlblauen Himmel sieht und sich dann in einem Moment die weite Landschaft auftut während gleichzeitig der Jeep nach unten schießt, rein in die nächste Kurve: da kann mal schon mal einen Juchzer lassen …
Unser Ziel wird im Reiseführer (übrigens sehr zu empfehlen: „Reise Know How“ - 1. Der ganze Westen und 2. Kalifornien Süd und Zentral) so beschrieben: „Nur wenige Touristen wissen von den über 4.000 Jahre alten Grannenkiefern (Bristelcone Pines) im Ancient Bristlecone Pine Forest. Die Zufahrt zu diesem für Kenner sensationellen, wenn auch optisch durchaus schlichten Naturwunder erfolgt zunächst …“ „Optisch durchaus schlicht?“ Naja - uns hat der Schulman Grove Discovery Trail durch die ältesten Lebewesen dieser Erde einfach umgehauen. Auch wenn man schon viel gesehen hat: Dass diese Bäume hier lebten, bevor die Pyramiden gebaut wurden oder auch nur das erste menschliche Schriftzeichen erfunden wurde - und dass sie heute in dieser kargen Berglandschaft auf über 3.000 Metern immer noch leben - das berührt uns schon. Und wir finden, dass sie auch sehr, sehr fotogen sind, die Methusaleme unter den Bäumen. Sie sehen zum Teil aus wie abgestorben - das ist aber Teil ihrer Überlebensstrategie. Ihnen reicht ein kleiner Teil mit Borke und „Grün“, um den ganzen Baum lebendig zu halten.
In dem nach einem der hier populärsten Baumforscher „Dr. Edward Schulman“ benannten Visitor Center (niegelnagelneu, erst im September eröffnet). Führt uns der Ranger im kleinen Kino exklusiv einen 19minütigen Film zur Einführung vor. Danach sehen wir die Bäume mit ganz anderen Augen. Ich kann das alles gar nicht aufschreiben. Nur soviel: erläutert wurde u.a. die Technik zur Bestimmung des Alters der Bäume anhand der Jahresringe. Klingt unspektakulär, ist es aber nicht. Die Messungen an lebenden und toten Bäumen sind so exakt, dass sie auf das Jahr genau sind! Anhand dieser Erkenntnisse werden sogar die Geräte zur Radiokarbondatierung geeicht! Der älteste hier lebende Baum (und es ist das älteste bekannte Lebewesen weltweit) ist 4.773 Jahre alt. Da die Wissenschaftler die Baumringe lebender und auch abgestorbener Bäume durch die deutlich sichtbaren „Überlappungen“ der Jahresringe miteinander verlinken können, sind sie nun in der Lage, über 11.000 Jahre zurück in die Zeit zu gehen und die klimatischen Verhältnisse der jeweiligen Epochen abzulesen. Das ist super spannend!
Nach dem Film gehen wir den Trail ab und müssen uns wieder Zeit lassen - sehr, sehr dünne Luft, z.T. sehr steile Wege. Wir sind aber ganz begeistert und schießen viele Fotos. Anschließend führt uns die „Achterbahn“ wieder zurück zur #395 und kurze Zeit später (noch von 14 Uhr) erreichen wir Lone Pine, wo geschlagene 37 Grad Celsius und ein unglaublicher Wind herrschen. Wir sind hier unmittelbar an der Zufahrt zum Death Valley NP. Somit holen wir uns im Visitor Center schon mal die wichtigsten Infos für die morgige Durchquerung dieses riesigen Gebietes - das wird eine lange Fahrt.
Das Best Western in Lone Pine erwartet uns schon und wir bekommen ein riesiges Zimmer - das mit Abstand beste bisher. Da es noch recht früh ist, genießen wir erst mal das kühle Zimmer und ich kann mich einigen E-Mails widmen. Kurz machen wir auch die Augen zu - aber um 16 Uhr geht es wieder los. Diesmal in die Alabama Hills. Hier wurden bereits über 400 Filme, vor allem Western gedreht. Für uns aber viel interessanter: die roten Felsen. Sowas lieben wir ja und das Besondere hier ist, dass es keine festgelegten Anlaufpunkte gibt.
Jeder muss sich hier selbst seinen Weg suchen. Es gibt unzählige tolle Felsformationen, einige Arches (Bögen) - aber keine genauen Pläne. Wir hatten uns schon zu Hause im Internet orientiert. Dennoch finden wir uns hier überhaupt nicht zurecht. Man kann das Auto einfach nur parken und dann in die Wüste hineingehen und -klettern. Dabei sollte man aufpassen, denn die Felsen sind sehr rauh. Außerdem ist das hier der optimale Lebensraum für Skorpione und Klapperschlangen. Daher: „Watch your steps!“.
Wir haben erwartungsgemäß viel Spaß und machen einige nette Fotos. Gabi genießt es besonders, mit dem Jeep die unbefestigte Straße entlang zu pesen. Schade, dass wir keine bessere Orientierung haben. Wir fahren in der untergehenden Sonne noch kreuz und quer über holprige Sandpisten, landen auch noch bei einigen Aussteigern und Felskletterern, die hier in Schlafsäcken unter freiem Himmel campen und beenden dann unseren Besuch für heute - das Licht ist weg. Für uns steht aber fest, dass wir hier irgendwann auch mal viel mehr Zeit verbringen sollten. Mal sehen, vielleicht fahren wir morgen früh noch mal eine Runde dort vorbei? Könnte aber strapaziös werden, denn die Fahrt morgen ist ohnehin schon sehr lang.
Nun kaufen wir noch neue Lebensmittel ein. Das Wasser ist alle (und morgen werden wir einiges brauchen - es gibt nichts Dümmeres, als mit zu wenig Wasser durchs Death Valley fahren zu wollen) und auch Wein kaufen wir, denn in Utah weiß man ja (aus Erfahrung mit den mormonischen Ansichten dort) nie… Doch, es geht noch dümmer: Ohne vollen Tank zu starten - deshalb statten wir auch noch der Fa. Chevron einen Besuch ab - nun ist alles gerichtet.
Ein Abendessen haben wir uns nun redlich verdient. Obst, Nussmischungen etc. waren tagsüber ganz nett, jetzt benötigen wir was Handfestes. Eine typische BBQ-Kneipe zieht uns magisch an. Gabi ordert einen Chicken-Burger und ich lasse mich zum „Friday special“ überreden. Ging schnell! Ich hatte nur ganz anderes erwartet: Unter „Prime Rib“ hatte ich (fälschlicherweise) Ribbs (also Spareribbs) auf Südwest-Art verstanden. Ich bekam aber sowas wie gekochtes Rindfleich. Die Scheibe war so gigantisch - das war eine halbe Kuh! 2 Finger dick und so groß wie ein Dessertteller. Mannomann - eigentlich nicht mein Ding, aber doch ganz lecker. Interessanterweise schmeckte die Kuh an verschiedenen Ecken dieses „Ribs“ sehr unterschiedlich.
Jetzt geht es auf 22 Uhr und gerne würde ich den großen Flachbildschirm mal starten. Freitagabend - da muss es doch einen amerikanischen Film geben, den wir noch zur Hälfte angucken können, bevor uns die Augen zufallen, oder? Gute Nacht!
Tagesetappe: 285 km
Übernachtung: Best Western Plus Frontier, Lone Pine, CA
Snow Canyon SP - klein, aber oho!
23.09.13 05:50 Abgelegt in: Utah

Foto: Mini-Schildkröte im Snow Canyon SP, UT
Die Nacht war gut, wir sind noch im alten Rhythmus - deshalb ist es schon 8 Uhr, als wir die Augen aufmachen. Holger und die Kids hatten schon versucht, uns anzuskypen. Deshalb rufe ich mit noch verschlafenen Augen zurück. Auri hat jetzt nicht nur eine obere Zahnlücke, sondern gleich auch unten alles freigelegt. Und morgen hat sie Geburtstag - na dann herzlichen Glückwunsch. Hoffe, du hast bald wieder Zähne!
Schnell machen wir den Wagen klar. Das Frühstück ist ok - für den Preis von 55$ fürs Zimmer können wir echt nicht meckern. Hier kann man wieder einkehren.
Die Anfahrt zum Snow Canyon SP ist in 10 Minuten bewältigt. Hier sitzt niemand am Kassenhäuschen. Da es sich hier um einen State Park (SP) handelt, der von unserem Jahrespass für die nationalen Parks, Monumente etc. nicht abgedeckt wird, muss die Eintrittsgebühr per „self registration“ durchgeführt werden. Das ist bei allen SP so. Man nimmt einen der durchnummerierten Umschläge, beschriftet sie mit Datum, Fahrzeugangaben und Aufenthaltszweck, steckt die 6$ hinein - zukleben, einwerfen und Abrisspermit mit gleicher Nummer entsprechend ausgefüllt hinter die Windschutzscheibe legen. Dafür gibt es aber auch die Park-Map mit allen Trails, Parkplätzen und wichtigen Hinweisen zum mitnehmen.
Gleich eine Meile weiter lockt schon eine erste Wanderung. „Petrified Sand Dunes“ sind knallrote versteinerte Dünen. Ehemals sandig bestehen sie heute aus Sandstein. Schön ist, dass regelmäßige Markierungen den Weg weisen, man aber im Grunde frei darauf herumklettern kann. Das macht wirklich Spaß und kaputtmachen kann man hier nichts - ist ja alles Stein. Es eröffnen sich aus der Höhe erste schöne Ausblicke - der Hit ist hier aber ganz klar die Kletterei.
Wir versetzen den Wagen zum nächsten Parkplatz, der direkt am Ranger Headquarter liegt. Wir erkundigen uns nach der Wetterlage, denn eben hat sich ein Teil des Himmels ziemlich zugezogen. Die Rangerin meint, dass es höchstwahrscheinlich nicht viel regnen wird - ein Teil des Himmels ist immer noch blitzeblau. Dafür gibt sie uns aber ein paar Tipps zu ihren „favorite Trails“ - die wir dankbar annehmen. Außerdem macht sie uns noch mit Jake, der ziemlich beeindruckend langen Schlange bekannt, die vor ein paar Jahren mal angefahren wurde und nun ihr Zuhause bei den Rangern gefunden hat.
Trotz der von links drohenden Regenwolken machen wir uns über den „Three Pounds Trail“ auf den Weg zum „Overlook“ - von dort sollen wir einen tollen Blick auf das gesamte Tal haben. Stimmt! Das Licht ist hier nicht mehr so gut und es fallen ein paar Tropfen. Wir finden einen kleinen Überhang und hocken uns kurz drunter - hat sich aber nicht gelohnt, es tröpfelt nur. Als wir wieder am Auto sind, fällt es richtig raus. Da müssen wir mal eben 10 Minuten im Auto sitzen bleiben. Kein Problem, wir wollten ja eh weiter fahren.
Der Regen ist schnell vorbei und so gehen wir ein Stück über den „Toe Trail“. Hier ist es besonders wichtig, dass man auf dem gekennzeichneten Weg bleibt, denn hier sollen die geschützten Schildkröten Gelegenheit haben, zu überleben. Wir halten Ausschau und wissen gar nicht, nach was wir genau gucken sollen. Große? (Riesen-?)Schildkröten? Endlich sehen wir eine - und dann noch eine. Beide sind nicht größer als eine Streichholzschachtel. Klein, aber oho! Wie der State-Park, den wir hier heute genießen.
Das ist das Besondere an diesen kleinen Parks. Man ist fast alleine unterwegs. Bislang haben wir gerade mal eine Handvoll Leute getroffen den ganzen Vormittag über! Und auch auf dem nächsten Trail begegnet uns auf dem Hinweg keine einzige Menschenseele. Der „Johnson Canyon Trail“ ist wirklich ganz nach unserem Geschmack. 2 Meilen lang führt er über Stock und Stein durch roten Sand, über roten Fels, über pechschwarze Lava-Flows, entlang einer tiefen Schlucht hinein in einen immer enger werdenden Canyon, der am Ende ein kleines Wasserloch hat. Weil hier entlang das einzige oberirdische Wässerchen des Parks fließt, gibt es hier auch besonders viele Tiere. Und auch das Grün ist vielfältiger und üppiger als an den anderen Stellen im Park. Es flattert und huscht um uns herum, dass es eine wahre Freude ist. Libellen, Schmetterlinge, Streifenhörnchen, Eidechsen und die vielen Tiere, die Geräusche machen, die sich uns aber nicht zeigen wollen.
Em Ende des Canyons sind einige Kletterer zu Gange. Wir wechseln ein paar Worte und machen uns auf den Rückweg. Wir hatten während dieses ganzen Trails übrigens schon wieder blauen Himmel. Das ist was anderes als Niederrhein-Wetter hier ...
Nun ist es aber Zeit: eine knappe Stunde später erreichen wir unser Motel in Cedar City. Den Kolob Canyon, der auch eine Option für einen Besuch gewesen wäre, muss ausfallen. Als wir „seine“ Ausfahrt auf der I-15 passieren, regnet es gerade wieder.
Es ist gut, dass wir nun etwas mehr Zeit hier auf dem Zimmer haben, denn die Unterkünfte für die nächsten Tage müssen ins Auge gefasst werden. Uns war klar, dass es hier im beliebten Gebiet rund um die großen Nationalparks Utahs eng ist mit Zimmern. Daher müssen wir ganz schön recherchieren und uns mächtig ins Zeug legen, das alles passend hinzukriegen. Zuletzt hing alles an der Übernachtung morgen Abend. Echt schwierig - per Telefon habe ich dann das allerletzte Zimmer in Tropic buchen können. Glück gehabt. Der Rest ist dann nur eine Fleißaufgabe - wir sind versorgt die nächsten Nächte.
Gegenüber das Dennys hat erstaunlich gutes Essen. Gabis Steak war auf den Punkt und butterzart. Mein „Double-Cheeseburger“ war auch mit Maulsperre nicht zu knacken - da mussten Messer und Gabel ran.
Natürlich hatten wir uns hier auf dem Zimmer heute Mittag schon als erstes über die Wahlergebnisse in der Heimat informiert. Die Sonderausgabe der Tagesthemen brachte uns auf einen ersten Stand. Schön, dass die Union so toll abgeschnitten hat - besonders auch bei uns in Kerken und im Kreis Kleve. Das Ergebnis der FDP ist schockierend. Mal sehen, wie das weitergeht - ein deutlicheres Mandat für die Kanzlerin hätte es aber kaum geben können (auch wenn die kleine Differenz zur absoluten Mehrheit der Sitze schön gewesen wäre).
Nun ist aber Feierabend - schließlich ist Sonntag. Und morgen wartet der Bryce Canyon NP mit weiteren Wanderungen auf uns.
Tagesetappe: 122 km
Übernachtung: Americas Best Value Inn, Cedar City, UT
Hiking Bryce Canyon NP …
24.09.13 06:50 Abgelegt in: Utah

Foto: Gabi auf dem Peek-A-Boo-Trail, Wall of Windows, Bryce Canyon NP, UT
Tja - wegen der roten Steine sind wir nach Utah gekommen und heute haben wir sie bekommen, vor blauem Himmel und unter allerbesten Bedingungen. Danke für einen grandiosen Tag!
„Frühstück“ konnte man den Kaffee und das Gebäck im Americas Best Value Inn Cedar City wirklich nicht nennen. Im Dennys nebenan hätten wir Prozente bekommen - das dauert uns aber auch zu lange. Das Motel war sehr ok, sauber und wir hatten ein großes Zimmer. Geschlafen haben wir dennoch nur mäßig. Ich versuche noch einmal, mit Festnetz-Unterstützung der netten Rezeptionistin, ein Quartier für das nächste Wochenende im Raum Kanab zu bekommen. Das ist derzeit leider aussichtslos. Also müssen wir uns ein paar Tage gedulden, es wieder versuchen und im Zweifel umplanen.
Die UT-14 bringt uns in atemberaubender Geschwindigkeit in die Berge. Wie sind begeistert. Ohne Zweifel gehören die UT-#12 (die wir später erreichen und die uns morgen begleitet) und UT-#24 (ebenfalls morgen) zu den allerschönsten Straßen, die wir kennen. Aber die UT-#14 muss sich gemeinsam mit ihrer Schwester, dem Scernic-Drive durch das Cedar Breaks NM nicht dahinter verstecken. Manoman - gerade jetzt, wo die Birken gelb und orange werden, ist das eine traumhafte Straße. Das findet auch die große Gruppe Radfahrer, die schon hier herauf geschnauft ist. Wann mögen die gestartet sein?
Es ist frisch am Visitorcenter und den Aussichtspunkten hier oben. Gerade mal 1 Grad Celsius und ein heftiger Wind treiben uns die Tränen in die Augen und die Gänsehaut auf die Beine - wir haben Shorts an. Sobald man windgeschützt in der Sonne steht ist alles gut - am Canyonrand pfeift aber der Wind. Unsere Fotostops sind entsprechend kurz. Dennoch ist das ein super Einstieg in den Tag, weil wir hier schon einen ersten Vorgeschmack auf den uns bekannten Bryce Canyon NP bekommen.
Die wunderbare Straße führt uns vorbei am Panguitch Lake auf die UT-#12 und hier geht dann richtig die Post ab: knallroter Fels leuchtet im Red Canyon in der Sonne - allein hier könnte man den Tag schon verbringen. Wir beschaffen uns Unterlagen und Wandervorschläge (zum Träumen daheim). Unser Ziel ist nämlich der Bryce Canyon und nach einem Kurzbesuch im Vistor Center steht fest: Wir werden heute planmäßig mal mehr zu Fuß unterwegs sein.
Der Shuttle-Bus bringt uns zum Sunset Point. Hier startet unsere aus mehreren Trails kombinierte Wanderung hinein in Herz des Bryce Canyon NP. 2011 hatten wir schon einen Miniabstecher hinein in die Hoodos gemacht - heute soll es deutlich mehr werden.
Der Queens Garden Trail führt uns zunächst oben am Rim entlang zum Sunrise Point (ein knapper Kilometer). Dann geht es hinunter in den Canyon mitten hinein in die Hoodo-Landschaft. Nach 2,7 km erreichen wir die Stelle, an der wir planmäßig wieder hinauf an den Canyonrand steigen müssten. Es lockt aber auch ein Abstecher zum Peek-A-Boo-Loop-Trail. Der ist bekanntermaßen aber wirklich extrem heftig - unzweifelhaft aber auch extrem schön beschrieben. Was soll’s? Wir sind jetzt hier, die Bedingungen sind optimal und so jung kommen wir nicht mehr her.
Wir nehmen also weitere gut 5 km unter die Füße und die haben es in sich. Der Weg geht ausschließlich auf steilsten Steigen ständig auf und ab. Dafür bietet er aber auch atemberaubende Ausblicke - vor dem blauen Himmel ein echter Hit. Je später es wird, um so mehr fangen die Felsen an zu glühen. Schaut euch bitte die Fotos an, es ist nur eine Auswahl, aber wir hoffen, sie geben einen kleinen Einblick. Hier zu wandern ist der Hit!
Nach 2 Stunden ist die Runde geschafft - und wir sind es auch. Vor uns liegt aber nun noch der gut 1 km lange Aufstieg über den Navajo-Trail. Schließlich müssen wir an den Canyonrand zurück! Wir kennen den Aufstieg von 2011 und nehmen es gelassen. Gut 30 Minuten später ist die Sache erledigt. Nun sind auch unsere Wasservorräte aufgebraucht - Nachschub wartet im Auto am Visitor Center, wohin uns der Shuttle-Bus schnell bringt.
Im Visitor-Center stauben wir noch eine kleine Belohnung ab, weil wir so viel gelaufen sind. Gegen entsprechende „Beweise“ in Form von Fotos bestimmter „Benchmarks“ erhalten wir jeder eine kleine Wandermedaille, die wir uns heute auch wirklich verdient haben. Gabi hat mich den ganzen Tag mit „Möhrchen“ gefüttert. Knackig und lecker - die hätten bestimmt auch den „Eselpferden“ gut geschmeckt. So hat Ella die Mulis am Sonntag beim skypen despektierlich genannt. Uns sind welche begegnet. Wenn man nämlich nicht selber laufen möchte, kann man die Runde auch reiten …
Da wir morgen viel durch „Niemandsland“ fahren, tanken wir (für 10$) unseren Jeep schnell noch voll (war noch 3/4 gefüllt). Dann erobern wir unser Zimmer in Tropic, das ich gestern auf den letzten Drücker bekommen habe. Duschen ist dringend angeraten - es war ein staubiger Tag. Außerdem haben wir kräftig Sonne abbekommen heute.
Danach haben wir wirklich Hunger. Clark’s Restaurant hat hier ein Monopol. Tropic besteht aus 2 Motels, einer Tankstelle und Clark’s Restaurant. Das kennen wir von 2011 und wir bekommen einen Platz draussen mit Blick auf das im Licht der untergehenden Sonne grell aufleuchtende Grand Staircase. Heute ist es so weit: ich bekomme meine ersten Ribbs (South-Western-Art), die ich letztes Jahr so schätzen gelernt habe. Ein Full-Rack bezeichnet eine komplette Schweinerippe. Das füllt den Teller und den Magen. Von den (leckeren) Fries und dem gedünsteten Gemüse kann ich dabei nur naschen. Gabis Steak war „well done“ statt „medium“ - sie bekommt ein neues und das ist sehr gut. Für mich gibts heute dazu ein „Hodoo-Kolsch Golden Ale“ aus einer hiesigen Brauerei vom Fass. Gut!!
Wieder im Zimmer schauen wir nochmal nach Quartieren für nächstes Wochenende - derzeit weiterhin unklar. Dann sichten wir im Internet die Möglichkeiten für morgen an der Hole-in-the-Rock-Road. Sehr gereizt hätte uns ja der Zebra-Slot - ein Slot-Canyon der Extraklasse, der aber sehr abgelegen ist und oft im Eingangsbereich nur schwimmend zu durchqueren ist. Dafür benötigt man Neopren oder starke Nerven - von den Viechern mal ganz abgesehen, die sich im Wasser tummeln könnten. Für nähere Informationen gibt es hier einen interessanten Bericht ...
Da es hier in der vergangenen Woche heftigst geregnet hat, wird das für uns definitiv ausfallen. Leider! Seien wir aber froh, dass das Wetter derzeit so toll ist. Im Regen wäre es hier nur halb so schön. Deshalb werden wir morgen das Programm etwas entspannter gestalten. In jedem Falle werden wir eine erstklassige Fahrstrecke haben: über die UT-#12 und UT-#24 durch den Capitol Reef NP nach Green River. Das ist unser Sprungbrett für übermorgen in den Arches NP - ein weiteres Highlight wartet. Wir freuen uns.
PS: Gabi schläft schon lange. Als wir heute Mittag aus dem Bryce herauskletterten und ich sie fragte, ob alles ok sei, antwortete sie ehrlich: „Tanzen gehen wir heute nicht mehr!“ Womit sie wieder mal Recht behielt! Gute Nacht!
Tagesetappe: 154 km
Übernachtung: Americas Best Value Inn, Tropic, UT
Staubige Piste & wunderbare Erlebnisse
25.09.13 07:47 Abgelegt in: Utah

Foto: Gabi im „Devils Garden“, Hole in the rock road, Grand Staircase Escalante NM, UT
Gäste im „Americas Best Value Inn Tropic“ frühstücken kostenlos in Clark’s Restaurant. Dort kann sich jede/r von einer Speisenkarte 4 Dinge aussuchen, die dann frisch zubereitet werden, z.B. Bacon, Eier (nach Wahl), Bagels mit Frischkäse, Pancakes mit Sirup etc. Guter Start in den Tag!
Kurz vor 9 Uhr sind wir unterwegs. Direkt „um die Ecke“ liegt der Kodachrome Basin SP, den wir schon aus 2011 kennen. Damals war das Wetter aber bedeckt - heute gibt es blitzeblauen Himmel. Da wir nicht abschätzen können, ob die „hole in the rock road“ bei Escalante überhaupt befahrbar ist, machen wir zunächst einen Abstecher zum Kodachrome Basin SP. Dort fanden wir damals schon den „Angels Palace Trail“ toll. Dieser führt über einige steile Anstiege hinauf auf ein Plateau, auf dem sich prima herumklettern lässt. Nebenbei bekommt man dort auch die schönsten Aussichten auf den SP. Wir machen ein erstes Fotoshooting im Morgenlicht. Sehr schön.
Dort oben treffen wir auch ein älteres Ehepaar aus Palo Alto bei San Francisco. Wie so oft ergibt sich eine sehr nette Unterhaltung. Die beiden sind mit einem nicht zu großen Wohnmobil unterwegs - was sie uns wärmstens empfehlen.
Nun nehmen wir „unsere“ Traumstraße UT-#12 unter die Räder, die später zur nicht weniger sehenswerten UT-#24 wird. Die reine Fahrtzeit bis Green River beträgt ab jetzt (es ist 10:45 Uhr) rd. 4 Stunden. Zuerst steht aber ein Besuch im Visitor Center Escalante auf dem Programm. Die Cottonwood Canyon Road war wegen der heftigen Unwetter der letzten Woche (die wir Gott sei Dank verpasst haben) gesperrt. Die hole-in-the-rock-road ist offen. Und die Rangerin hat einen guten Tipp für uns: wir sollen eine Stunde lang über 26 Meilen weit über diese unbefestigte Piste rumpeln und dann die unwegsamen „Slot Canyons of Dry Fork Coyote Gulch“ erkunden. Machen wir!
Zur Geschichte der „hole-in-the-rock-road“ schreibt Wikipedia:
„Insbesondere seit der Mitte des 19. Jahrhunderts drangen Siedler, welche meist Angehörige der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage waren aus dem Zentrum Utahs in den Randbereich des Siedlungsgebiets der Navajo und Ute im heutigen San Juan County im Südosten dieses heutigen Bundesstaates vor. Die Kirchenführer beschlossen 1878 die Errichtung dauerhafter Siedlungen im Grenzgebiet der Four Corners, als Ansiedlungsgebiet wurde das Tal des Montezuma Creek, eines nördlichen Nebenflusses des San Juan River auserkoren. Es wurden verschiedene Routen erkundet, um Zugang zu diesem Gebiet zu schaffen, unter anderem entlang des Old Spanish Trail und auch südlich des Grand Canyon. Die Expeditionsleitung entschied sich letztlich aber für den kürzesten, jedoch weitgehend unbekannten Weg entlang des Hochplateaus oberhalb des Escalante River, die Überquerung des Colorado River und entlang der Canyons und Mesas am östlichen Ufer des Flusses in Richtung der heutigen Stadt Bluff.
Im Herbst 1879 sammelten sich die rund 230 Expeditionsteilnehmer unter der Führung von Silas S. Smith und Platte D. Lyman an einer Quelle am Beginn des Fortymile Gulch auf dem Plateau zwischen dem Canyon des Escalante River und dem Kaiparowits Plateau mit ihren Wagen und ihrem Vieh. Ein Erkundungstrupp wurde ausgesandt, um eine Route durch den Glen Canyon und über den Colorado River zu finden. Nahe dem Cottonwood Canyon entdeckte dieser einen Erfolg versprechenden Weg am gegenüberliegenden Ufer des Flusses, am Westufer bot eine schmale Kluft die Möglichkeit, das Ufer des Flusses zu erreichen. Dieser Felsspalte - von den Expeditionsteilnehmern als Hole in the Rock bezeichnet, verdankt der Trail seinen Namen. Die Arbeit mehrerer Monate war nötig, diesen Weg für das Vieh und die Planwagen der Siedler gangbar zu machen, im unteren Teil entstanden hölzerne Schienen, welche es erlaubten, die Planwagen über einen mit losem Gestein gefüllten Graben hinweg zu bewegen. Verschiedene Ankerpunkte wurden geschaffen, um die Planwagen mittels Seilzügen in das Tal zu bringen. Am 26. Januar 1880 begann der Abstieg, alle Siedler und ihre Besitztümer erreichten das Ufer, wo eine von Charles Hall erbaute hölzerne Fähre für die Überfahrt bereitstand.“
Naja - und genau diese legendäre Straße befahren wir heute mit unserem Jeep - nicht bis zum Ende, aber immerhin eine Stunde lang bis zum Trailhead des „Dry Fork“. Es ist eine ganz schön anstrengende Sache, ein Auto mit ziemlichem Tempo (bis zu 50 Meilen/Std.) über diese Piste zu manövrieren. Ich muss zugeben, dass ich zwischendurch schweißnasse Hände hatte - insbesondere immer dann, wenn es durch sandige Engstellen ging, in denen ich stecken zu bleiben befürchtete, weil es steil hinab und wieder hinauf ging (Dip).
Zuerst laufen wir in die verkehrte Richtung. Wir haben nämlich nicht den Parkplatz am Trailhead gewählt - das letzte Stück der Straße dorthin schien uns dann doch zu riskant. Versuch macht klug und zurück am Auto nehmen wir die richtige Richtung. Dabei gabeln wir ein junges Pärchen aus Augsburg auf, die sich uns gerne anschließen. Gemeinsam erreichen wir den Trailhead. Wie es so manches Fahrzeug bis hierher geschafft hat, ist uns rätselhaft. Wir steigen jedenfalls über die Sandsteinplatten hinab in den Wash. Das ist teilweise ganz schön steil und wir erfreuen uns an den Reibungskoeffizienten unserer Sohlen. Nur wenn Sand auf dem Stein liegt ist allerhöchste Vorsicht geboten. Unten angekommen erreichen wir bald einen Eingang in einen Slotcanyon. Spannende Sache, so abseits der Touristenströme. Eine ganze Zeit lang wandern wir durch den engen Canyon, dessen Felswände sich rechts und links steil auftürmen. Unter den Sohlen: Matsch von der allerfeinsten Sorte mit Klebefaktor 10. Lustige Sache!
Uns war allerdings nicht klar, welchen Canyon der hier vorhandenen 4 Slot-Canyons wir denn nun erreicht haben. Meine GPS-Auswertung über die App „Trails“ brachte heute Abend aber die Erkenntnis: es war tatsächlich der „Dry Fork Canyon“!
Nach einem anstrengenden Wiederaufstieg und 2,5 Stunden allerfeinster Kletterei in unwegsamem Gelände fahren wir zurück und machen auf der Hälfte der Strecke noch ganz kurz Halt an „Devils Garden“. Den Metate-Arch hatten wir letztes Jahr schon fotografiert - aber viel früher morgens und da lag er im Schatten. Das geplante Wiederkommen hat sich gelohnt: er zeigt sich heute gegen 16 Uhr von der allerbesten Seite. Und auch sonst gelingen hier noch einige gute Schüsse mit der NIKON.
Jetzt aber los: eine weitere halbe Stunde über die unwegsame hole-in-the-rock-road und dann können wir endlich das Traumstück zwischen Escalante und Boulder auf der UT-#12 genießen, ebenso wie die Fortführung über die UT-#24. 4 Stunden Fahrzeit ab Devils-Garden - also kommen wir gegen 20 Uhr in Green River an. Aber: der Weg ist das Ziel und wer nicht einschätzen kann, welche Wirkung Licht (der untergehenden Sonne) auf Stimmungen in der Landschaft hat, der sollte uns die Tour unbedingt mal nachmachen. Die Fahrt durch den Dixie Forest mit dem bunten Laub, den Kühen und dem Rotwild am Wegesrand sowie durch den in allen Rot-, Orange- und Gelbtönen leuchtenden Capitol-Reef-NP auf der UT-#24 ist ein unvergessliches Erlebnis. Im allerletzten Dämmerlicht erreichen wir die Interstate 70 und nach weiteren 15 Minuten kurz vor 20 Uhr das Motel 6 in Green River.
Schnell aufs Zimmer. Gabi packt aus, ich fahre nochmal die 2 km zurück - da war eine Pizzeria. Keine 30 Minuten später steht eine „Combo-Spezial“ für 15$ auf unserem Tisch, der Wein ist schon gezapft. Natürlich ist die Pizza mit 8 sehenswerten Stücken zu groß - den Rest gibts morgen zu Frühstück.
Die nächsten Tage werden bestimmt auch toll. Wir haben nun nur verhältnismäßig kurze Distanzen zu fahren - morgen und übermorgen sind wir in Moab. Für den Arches NP muss ich mir dringend die Waden eincremen - noch so einen Tag machen die nicht mehr mit. Waren gestern schon verbrannt, die Zeit am Canyon heute hat ihnen den Rest gegeben. Da ist Pflege angesagt!
Tagesetappe: 451 km
Übernachtung: Motel 6, Green River, UT
Welt der Felsbögen - Teil 1
26.09.13 07:47 Abgelegt in: Utah

Foto: Gabi am Double Arch, Windos Section, Arches NP, UT
Es ist 18:45 Uhr in Moab, Utah. Ich sitze auf dem Bett unseres Zimmers im Redstone Inn Motel und habe in der letzten guten Stunde bereits die Fotos des Tages verortet und beschriftet, die Mails gecheckt und einige wenige (dienstliche) kurz beantwortet. Außerdem ist die Homepage nun bis auf die Fotos und diesen Tagebucheintrag schon vorbereitet. Gabi war total geplättet und hat sich 1,5 Stunden weggeklinkt. Ach ja - den Staub des Tages habe ich mir eben als allererstes runtergespült. Das war eine Menge. Apropos runtergespült: meine vorerst letzte Vorratsdose Bud light ist (gut gekühlt) eben auch schon durch meine Kehle geflossen. Urlaub!
Frühstück im Motel 6 Green River kann ich überspringen: außer Kaffee, Süßstoff und Creamer gibt es in den Motel 6 regelmäßig ganz konsequent nix. Dafür sind die preislich attraktiv (um die 50$ fürs Zimmer). Wir haben aber ja noch 2 Stücke Pizza von gestern Abend. Und ich muss sagen: die Pizza war jeden Cent wert. Sehr amerikanisch: hoher Rand - das ganze eher wie eine Quiche Lorraine mit viel Belag und ganz viel weichem Käse. Gut gewürzt und echt sehr lecker - sogar in der Mikrowelle aufgewärmt zum Kaffee am Morgen. Weil wir es heute langsam angehen lassen und auch die Motels für die letzten 3 Nächte vor Vegas noch buchen (die fehlten uns noch), kommen wir erst um 09:45 Uhr los - egal: Urlaub!
Wir tanken hier noch schnell voll (bei Bezahlung in Cash gibts 8 Cent Ermäßigung - ist auch neu) und sind dann nach 50 Minuten im Arches NP angekommen. Kurze Reise heute, sehr gut, weil dann viel Zeit zum Laufen bleibt.
Der Besuch im Visitor Center fällt kurz aus, wir kennen uns ja schon aus. Dort sehen wir aber, dass um 11:30 ein Ranger Walk in der Windows-Section des Parks (die betrete ich ja schon aus Protest nur mit Apple-Basecap) stattfindet. Wir verspäten uns, weil auf der wirklich sehr schönen Scenic Road (verständlicher Weise) alle langsamer fahren als sie dürfen.
Dennoch treffen wir auf die Rangerin mit Gruppe - und zwar auf dem „primitive Trail“ zu den Windows. Der Main-Trail war uns zu überlaufen. Super! Wir haben noch nichts verpasst und so genießen wir die Erläuterungen der Rangerin (mit Traumfigur - wie GABI sagt, ich widerspreche nicht). Das ist immer wieder klasse. Man lernt so viel. Die Ranger können in der entsprechenden Umgebung ganz viel erklären. Sie hat auch interessantes Anschauungsmaterial dabei. So erfahren wir viel über die Geologie hier, die Entstehung der über 2.000 Arches, die es hier gibt und das Leben der Dinosaurier, die sich hier getummelt und ihre Spuren hinterlassen haben.
Anschließend schauen wir uns noch in Ruhe bei South- und North-Window Arch, Turret Arch und dem spektakulären Double Arch um.
Vorbei an einigen Viewpoints fahren wir zum Sand Dunes Arch; ein kurzer Trail führt uns durch hoch aufragende, enge Felsschluchten - der Boden besteht aus weichstem Sand. Auch den Skyline Arch erwandern wir uns über einen kurzen Trail. Wir klettern noch ein wenig in den Felsen herum - was uns immer gut gefällt, denn das bringt auch besondere Fotos. Wäre bei uns alles komplett verboten wegen Versicherung etc.
Den Plan, heute noch eine 3-4 stündige Wanderung durch den Devils Garden zu machen (allein hier gibt es etliche Arches zu sehen), verwerfen wir. Morgen ist auch noch ein Tag. Viel lieber wandern wir noch schweißtreibend zum Delicate Arch hinauf - dem Wahrzeichen Utahs. Dieser Trail hat es in sich, es geht ganz gut hinauf. Dabei führt der Weg überwiegend einen „Slick-Rock“ hinauf. Das ist glatter Sandstein, der aber genug Haftung hat, dass man nicht abrutscht. Einen wirklichen „Weg“ gibt es hier auch nicht - nur Steinmännchen, die die Richtung weisen. Mit uns startet eine Busladung Japaner/-innen. Die bleiben aber Gott sei Dank erst mal weit zurück.
Nach 30 Minuten sind wir schon oben. Gut - wir kannten den Weg und haben etwas dran „gezogen“. Was ich noch nicht erwähnte ist der Wind, nein: Sturm, nein: Sandsturm oder besser: Sandorkan, der uns schon den ganzen Tag immer wieder umtobt. Das ist nicht gut für die Kamera - ich sehe mich schon wieder bei NIKON in Düsseldorf zur Sensorreinigung. Es knirscht auf den Zähnen, in den Ohren und auch im Zoom-Objektiv. Weia, wenn das mal gut geht. Bislang habe ich in diesem Urlaub noch keinen Staub auf dem Sensor gehabt, vielleicht auch, weil ich die Kamera jeden Abend peinlichst säubere und entstaube …
Wir wussten dieses Mal ja (aus 2011), was uns erwartet. Dennoch: Der Anblick, wenn du oben um die Ecke biegst und sich der majestätische Delicate Arch vor dir auftürmt macht bestimmt auch beim 10. Mal noch Gänsehaut. Sagenhaft! Allerdings stürmt es hier so heftig, dass wir (ungelogen) fast wegfliegen. An Mütze, Hut, Basecap oder auch nur ein Tuch als Kopfbedeckung ist nicht zu denken.
Schön: hier ist kaum was los! Wir machen in Ruhe unsere Fotos und ich kämpfe mich (erstmals und als einziger heute) über den steilen Sandstein bis an den Arch. Gabi macht ein paar tolle Fotos aus sicherer Entfernung. Super Erfahrung, dort zu stehen. Allerdings geht es auf der anderen Seite bodenlos runter. Ich bin froh, als die Bilder im Kasten sind und ich den Rückzug antreten kann. Ungern möchte ich hier die Flanke hinunter geweht werden.
Als schließlich die Japaner um die Ecke kommen, ist Schluss mit Lustig. Sie kennen kein Halten und fotografieren sich gegenseitig wie verrückt. Dabei müssen die kleinen Persönchen aufpassen, nicht wegzufliegen. Wir reisen ab …
Schnell sind wir wieder am Auto - die ganze Aktion hat gut 1,5 Stunden gedauert. Nun sind wir wirklich platt. Ein paar Stopps noch an Viewpoints, wie z.B. dem Balanced Rock, weil die Sonne dort gerade schönes Licht macht.
Das Motel ist in gut 10 Minuten erreicht, als wir erst mal aus dem Park heraus sind. Es ist einfach, aber sehr urig im Western-Stil mit viel Holz gestaltet.
So, jetzt ist es 19:45 Uhr und wir gehen (oder fahren?) kurz Abend essen, dann schreibe ich das hier fertig und stelle die Fotos ein und anschließend ist: Feierabend! Sehr schön: wir bleiben auch morgen noch hier in Moab und werden uns weitere Felsbögen erwandern. Mal sehen, was sonst noch anliegt …
Wieder zurück im Zimmer kann ich berichten, dass wir sehr lecker (chinesisch) gegessen haben, die äußeren Umstände aber eher zweifelhaft waren. In Moab ist ja richtig was los und so gibt es hier auch eine „richtige“ Strasse zum Bummeln mit Geschäften und Restaurants. Zugegeben: es ist - wie fast immer - die Mainstreet, also die Durchgangsstrasse. Aber immerhin! Die Restaurants sind proppevoll und deshalb stehen draussen auf der Straße oder im Eingangsbereich unzählige hungrige Leute, die essen wollen, aber noch warten müssen, bis ein Platz frei wird.
Wir entschließen uns, bei Szechuan reinzuschauen, da waren wir vor 2 Jahren ganz zufrieden. Wir müssen auch hier warten, ca. 10 Minuten. Dann ist im Hauptrestaurant zwar noch nichts frei, aber im Nebenraum. Dort finden kurz nach uns auch noch 6-8 andere Gäste Platz. Das besondere: hier findet gerade eine Art Klassenparty o.ä. statt. Jede Menge Teenies, meist asiatischer Herkunft toben hier rum. Wenn ich sagen würde, dass sie „ausgelassen“ oder „ungezwungen“ waren, dann wäre das die Untertreibung des Jahres. Die Lautstärke wurde nur noch übertroffen von der Lust, sich gegenseitig in allen (aber auch wirklich allen!) rechnerisch denkbaren Kombinationsmöglichkeiten zu fotografieren und dabei verrückteste Grimassen zu schneiden. Langweilig wurde uns nicht, nervig war es schon.
Mein Vorsatz, das beim Trinkgeld zu berücksichtigen, wurde geschickt ausgekontert. Auf der Rechnung stand nämlich nicht nur der Zuschlag an Steuern (wie üblich), sondern auch gleich der Trinkgeldaufschlag. Clever gemacht. Wenn die kassierende Oberchinesin nicht schwerbehindert gewesen wäre, hätte ich vielleicht noch zu diskutieren versucht. Nun, immerhin: sehr lecker war es und nun kommen die Fotos noch auf die Homepage und dann schalte ich vielleicht noch einmal den Fernseher an. Ist ein paar Tage her und vielleicht gibts was Lustiges. Gute Nacht Germany!
Tagesetappe: 154 km
Übernachtung: Redstone Inn, Moab, UT
Welt der Felsbögen - Teil 2
27.09.13 00:35 Abgelegt in: Utah

Foto: Gabi mit „Hosenbodenhaftung“, Devils Garden Trail, Arches NP, UT
Da haben wir doch noch was Interessantes gefunden gestern Abend im Fernsehen: „naked & afraid“ (nackt und ängstlich): Eine Reality-Soap, in der ein Mann und eine Frau, die sich nicht kennen, splitterfasernackt auf einer einsamen Insel (auf der natürlich ein paar kundige Kameramänner hausen, die das alles filmen) bei Panama ausgesetzt werden. 21 Tage müssen sie dort sich und der feindlichen Umwelt trotzen, nur mit einem riesigen Messer bewaffnet. Sie müssen sich verpflegen, Wasser suchen, den Schlangen, Krokodilen, Haien etc. entgehen und lernen, wie köstlich ein gegrillter Seeigel schmeckt, wenn man tagelang nix zu futtern hatte. Ich tippe mal, dass dieses Format spätestens in einem Jahr auch bei uns angekommen ist und dass man sich dann nicht die Heidenarbeit machen wird, alle primären und sekundären Geschlechtsmerkmale der Beiden wegzupixeln. Das gucken bestimmt auch Leute, die noch nicht 75 Werbesender weggezappt haben und froh sind, überhaupt eine „Handlung“ auf dem Schirm zu haben.
Danach habe ich noch ein paar Mails bearbeitet und um 00:15 das Licht gelöscht.
Heute morgen war dann natürlich alles easy, weil wir nicht packen mussten. Nun ja - wir packen natürlich das Wichtigste in unsere Koffer und verschließen diese. Alles muss ja nicht offen rumliegen in so einem Motelzimmer.
Direkt nebenan ist ein City Market, in dem du alles kaufen kannst, was du gerne möchtest. Allerdings keinen Alkohol (dazu später mehr). Wir bekommen aber ganz schöne frische Trauben & Pflaumen, Chicken-Wraps & einen Blueberry-Bagel (fürs fürstliche Frühstück), 24 neue Wasserflaschen und beim integrierten Starbucks zwei oberköstliche „Eimer“ Coffee Latte Vanilla - die allerdings mit knapp 4,50$ das Stück auch ihren Preis haben. Schmecken aber auch wie flüssiges Gold …
Am Eingang des Arches NP liegt auch gleich das Visitor Center. Dort erkundige ich mich schnell, ob nicht doch noch jemand abgesprungen ist und 2 Plätze der Fiery-Furnace-Touren frei geworden sind. Dieses Gebiet ist nämlich gesperrt, weil es ein Irrgarten aus roten Felstürmen und -wänden ist, aus dem man ohne Guide nicht mehr raus kommen würde. Leider nein - also Programm wie geplant:
Allein die Stichstrasse (der Scenic Drive) durch den Nationalpark ist 20 Meilen (also gut 32 km) lang - ohne Nebenstraßen. Wir fahren sie wieder bis zum Ende denn hier ist der Trailhead zum „Devils Garden Trail“. Für diese Wanderung mit einer Länge von ca. 8,8 km soll man 3-4 Stunden einplanen - wir haben alle Zeit der Welt! Die Bedingungen sind wieder gut: Sonne satt, blauer Himmel - heute aber mit einigen Wolken, die sich im Laufe des Tages verdichten und auch ganz schön grau werden zwischendurch. Aber wie angesagt: wieder heftigster Wind mit Böen um Windstärke 8-9. In meiner App hieß das schlicht: „Unwetterwarnung“.
Gleich zu Beginn gibt es die Abstecher zum „Tunnel Arch“ und dann zum „Pine Tree Arch“. Schön - noch ist wenig los hier. Wir machen unsere Fotos und gehen weiter zum berühmten „Landscape Arch“. Der überspannt eine Weite von 306 Fuß, also knapp 100 Metern - das ist einer der größten Bögen der Welt. Bis hierher waren wir 2011 auch gewandert. Ab hier wird der Weg zum „steep, dangerous hiking trail“ - also einem steilen, gefährlichen Wanderweg. Deshalb gehen ab hier auch nicht mehr allzuviele Leute weiter. Die Ladung des russischen Reisebusses bleibt jedenfalls hinter uns zurück.
Ganz nüchtern: der Trail ist ab hier konditionell gut zu machen, obwohl einige recht steile Passagen drin sind. Man sollte allerdings einiges anTrittsicherheit und auch ein gewisses Maß an Schwindelfreiheit mitbringen. Weite Wegstücke gehen unproblematisch über Slickrock und Sand - die sind meist auch gut zu finden. Im Zweifel helfen Steinmännchen (Cairns), die Richtung zu finden. Es gibt aber ein paar (mindestens 3) Slickrockklettereien über den glatten Fels, die ich durchaus als „Schlüsselstellen“ bezeichnen würde. Auch die sind gut zu machen, bedürfen aber neben der gestern schon erwähnten „Sohlenhaftung“ auch ein großes Maß an Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Mut und (selten) auch einer „Hosenbodenhaftung“ - nämlich dann, wenn es für 1-3 Meter abwärts mal so steil wird, dass es nur auf dem Hintern hinunter geht.
Es ist halt z.T. recht steil und es gibt nur den glatten Fels, auf dem man munter umher klettert. Großer Spaß!! Was die Sache heute durchaus spannend macht, ist der extreme Wind auf den Graten. Man muss sich das so vorstellen, dass hier ganz viele sog. „Fins“ stehen. Das sind aufrecht stehende Felsscheiben, die oben nun mal nicht sehr breit sind. Wenn du da hinübergehst und der „Weg“ gut 1-2 m breit ist, wobei es rechts und links 10-70 (80-90?) m hinuntergeht, macht das im Grunde nix. Wenn aber immer wieder die Böen an dir zerren, dann passt du einfach doppelt auf. Gabi hat es in ihrem Tagebuch eben so beschrieben: „Ein falscher Schritt und das Haus am Außenwall darf sich eine neue Köchin suchen!“. Damit ist alles gesagt. Keine Sorge - wir waren nicht übermütig. An einer Stelle, wo es auf diesem Grat auch noch einen kleinen Spalt zu „überschreiten“ galt, war das Reisekomitee kurz unentschlossen. Die Abstimmung ging dann 1,01 zu 0,99 für „Weitergehen“ aus. Mit vereinten Kräften gar kein Problem (jetzt hätte ich gerne einen Smiley gemacht).
Zwischendurch statten wir dem „Partition Arch“ und dem „Navajo Arch“ einen Besuch ab.
Der „Double O Arch“ ist dann auch sehr sehenswert - besonders das „große O“ oben gestattet großartige Ausblicke, wenn man erst mal durch das kleinere (untere) durchgeklettert ist und den Hang auf der anderen Seite wieder erklettert hat. Alles in allem ist das eine Wanderung, die zu den schönsten gehört, die wir gemacht haben. Ohne den Wind wäre das auch gar nicht so erwähnenswert - mit den Sturmböen hatte es für uns heute was von einer echten Abenteuertour - viel besser als „naked & afraid“!
Nach 3,5 Stunden sind wir heil unten angekommen. Für Gabi war es so spannend und abwechslungsreich, dass sie überhaupt nicht erschöpft ist. Ich bin ja ein paar Jahre älter. Quatsch: Super Tour!! Der Himmel sieht nun aber sogar nach Regen aus. Den Reisebus, der unseren Jeep zugeparkt hat, winkt Gabi kurz nach vorne und wir fahren zurück zum Visitor Center. Dort schauen wir uns noch den „Park Orientation Movie“ an, der in knapp 20 Minuten erläutert, wie der liebe Gott das hier so gemacht hat mit den Felsbögen im Arches NP und den Canyons im Canyonland NP. Stichwort: Wasser - im Arches immer wenig an den richtigen Stellen, in den Canyonlands reißende Flüsse. Beide Male hat es länger gedauert als 7 Tage. Aber wir wollen ja nicht pingelig sein, wir haben ja Urlaub.
Gegen 15 Uhr verlassen wir den Park. Jetzt noch in die Canyonlands zu fahren würde gehen, aber diesen Teil hier oben haben wir schon 2011 besucht und wir entscheiden uns für was anderes:
Wir fahren nämlich zunächst mal wieder nach Moab zurück und kehren dort bei „Lonestar Boots“ ein. Hier kann man die original Westernstiefel kaufen (keine Angst, so weit ist es noch nicht mit uns). Dort bekommt Gabi aber tatsächlich auch ihr Wunschsouvenir: einen tollen Ledergürtel - noch sowas, wofür die grasenden Steaks am Wegesrand gut sind (Vegetarier überlesen diesen Absatz bitte).
Dann steuern wir den „Liquor Store“ an. Dies ist hier in Utah der einzige Ort, wo unter den Augen der „Utah Department of Alcoholic Beverage Control“ Bier, Wein und Schnappes verkauft wird. Wir entscheiden uns für den Rest unserer Reise diesmal für den Kalifornischen „Pinot Grigio“ aus dem 5-Liter-Sack. Weil es noch so früh ist und ich gleich am BBQ-Platz des Motels Tagebuch schreiben möchte (tue ich jetzt schon inkl. der Fotobeschriftung seit 2 Stunden), kommen noch eine Dose „Bud ice“ für mich und ein „Smirnov on ice“ für Gabi dazu. Beides wird - wie hier üblich - verschämt in braune Papiertüten verpackt. „Draussen“ soll ja niemand sehen, dass wir Drogen gekauft haben. Den „Peacemaker“ dürften wir dafür hier ganz locker im Holster spazieren tragen.
Wie auch immer: Der Staub des Tages ist runter vom Körper, das Bier ist weg, der neue Wein schmeckt und ich sitze immer noch draussen in kurzer Hose, Hemd und Sandalen am Mac. Das geht in Germany derzeit wohl nicht mehr (da ist es ja auch dunkel im Moment). Da wir heute jede Begegnung mit Warteschlangen vor Restaurants oder johlenden Asiaten vermeiden wollen, werden wir das Auto stehen lassen und jetzt gleich nebenan im bekannten City Market irgendwelche Salatzutaten, gegrillte Köstlichkeiten und vielleicht etwas Brot kaufen. Das machen die Amis nämlich ganz pflegeleicht. Kochen muss hier niemand, der nicht will. Wir haben hier ein lauschiges Plätzchen am BBQ-Grill und genügend Wein, um heute mal ohne „Tip“ satt zu werden.
Bis morgen - da geht es in den uns noch unbekannten „Needles-District“ des Canyonlands NP. Was das ist? Erzähle ich euch morgen! Freut euch! Liebe Grüße!
Tagesetappe: 50 km
Übernachtung: Redstone Inn, Moab, UT
BBQ & Campfire
28.09.13 06:00 Abgelegt in: Utah

Foto: Jürgen & Little Bear an ihrer Cabin, Abajo Haven Guest Cabin, Blanding, UT
So, heute Abend haben wir zum ersten Mal kein WLAN und deswegen kann ich diesen Tagebucheintrag auch erst morgen veröffentlichen. Das liegt allein an der Guest Ranch, auf der wir heute übernachten. Aber fangen wir wie immer vorne an:
Von gestern Abend gibt es noch einen Nachtrag: Wir hatten ja beschlossen, uns etwas zu essen zu kaufen und das am Grillplatz genüsslich zu verspeisen. Dieses Vorhaben hat mehr als gut funktioniert! Auf dem Weg zum City Market stellten wir gemeinsam fest, das wir schon ein wenig "tipsy" sind, Bier & Wein auf Obst hat seine Wirkung. Gut gelaunt kaufen wir ein: 2 Chicken-Drumsticks BBQ-Art, 4 weitere "fried", 2 Pizza-Rolls, 6 fried Orion-Rings (allesamt warm), 2 Fertigsalate mit Käse, Schinken, Croutons etc., 1 Bagel Jalapeno-Art, 1 Zwiebelbrötchen - dazu Saucen fertig verpackt.
Das alles schleppen wir zum Grillplatz, richten es schön an, stellen unseren Wein dazu und schmausen. Klasse! Am Nebentisch sitzen 2 Cowboys und beschäftigen sich mit einem Sixpack Bier. Sofort sind wir im Gespräch und es entwickelt sich einer dieser schönen Abende mit wildfremden Menschen. Wir reden über Gott und die Welt. Natürlich waren beide (best friends) schon in Germany. Heidelberg und "gambling" in Baden-Baden. Wir waren da noch nicht, dafür spielten wir in Vegas - das kennen die Beiden noch nicht. Verrückte Welt!
Einer erzählt von seiner Tochter, die professionell "Rollerball" spielt und zeigt uns per iPad auf Youtube ein Video, in dem Sie mit ihrem Verein aus Denver gegen London spielt. Er war auch schon am Nürburgring - ist mitgefahren in einem 5er BMW über die Nordschleife. Begeisterung! Wir tauschen uns aus über die Trails in den Nationalparks des Südwestens und schließlich wollen die beiden noch Einzelheiten über Deutschland wissen. Vor allem über den Unterschied (?) zwischen Ost und West. Und wie das so ist mit Netto- und Bruttoverdiensten, Rentenansprüchen, Krankenversicherung, Arbeitslosengeld, sozialer Absicherung und welche von den Deutschen denn nun näher an den Russen waren - die im Osten oder Westen.
Also berichte ich über das Kriegsende, die Spaltung Deutschlands, den Einfluss der Russen in der DDR, die dortige Planwirtschaft, den Trabbi, die Stasi, die freie Marktwirtschaft, Reisebeschränkungen, die Wiedervereinigung, die Idee des "Deutschen Volks einer Nation", den Solidaritätsbeitrag und seine Verwendung und schließlich auch den politischen Wandel in Deutschland bis hin zu den jüngsten Erfolgen der "Linken" bei der Wahl am letzten Wochenende. Als drittstärkste Partei können sie nun den Rückschluss ziehen, dass die Idee der DDR-Oberen auch heute noch aktuell ist? Offenes Kopfschütteln bei den beiden - inneres Kopfschütteln bei mir schon seit Sonntagabend. Das Sozialversicherungssystem zu erklären ist nicht ganz so schwierig, das habe ich hier schon mehrfach getan. Interessant ist, welche hohe Meinung auch diese beiden von Angela Merkel haben. Für sie - wie einige andere Amerikaner, die wir gesprochen haben - ist unsere Kanzlerin als Mittlerin und Lenkerin in Europa die absolute Nr. 1. Extrem hohes Ansehen, höchste Kompetenzzuweisung, Beliebtheit hier offensichtlich deutlich vor Obama. Finde ich gut!
Wir verabschieden uns später wie sehr gute Freunde - ich finde das sehr sympathisch und die Amis überhaupt nicht so oberflächlich, wie sie immer beschrieben werden. Die beiden waren sehr nett und äußerst interessiert.
Wieder im Zimmer gibt es noch einen kleinen "Zap" durch die amerikanische Werbeindustrie - einen Film finde ich keinen. Also: schlafen.
Heute morgen skypen wir mit Vater und Mutter, dann packen wir unsere Sachen, stellen fest, dass noch 30 Leute vor uns einen Kaffee bei Starbucks wollen (schön in einer Reihe wartend) und reisen ohne zusätzlichen Coffee to go ab. Soviel Zeit haben wir nun auch nicht. Unser nächstes Nachtquartier können wir in 90 Minuten erreichen. Wir rollen die schnurgerade UT-#191-South entlang und biegen kurz vor Monticello Richtung Westen ab. Der Canyonlands NP ist unser Ziel. Genauer: der "Needles-District" dieses gigantisch großen Parks.
Die Canyonlands nehmen einen Großteil des sog. Colorado-Plateaus ein. Sie bilden ein unüberwindbares Hindernis zwischen dem Bereich Grand Staircase Escalante und der UT-#191, die von Green River über Moab bis hinter Blanding führt. Das ist einfach eine riesige Schluchtenlandschaft, bei der es nur ein "obenrum" oder "untenrum" gibt. Dabei werden 3 Bereiche des NP unterschieden:
Der am besten zugängliche Bereich ist der "Island in the Sky"-District. Dieser ist gut ab Moab erreichbar und man benötigt ca. einen halben Tag, um die wichtigsten Dinge zu entdecken. Im Wesentlichen sind dies Ausblicke vom oberen Rand der Schlucht (die eher ein Abgrund mit einer Länge von weit über 100 km ist). Wir haben das großartige Erlebnis, immer auf dem Rand des unvorstellbaren Abgrundes entlang zu fahren und zu wandern, 2011 genossen. Wer Lust hat, schaut nochmal bei den Fotos von damals vorbei …
Südlich davon schließt sich der "Needles"-District an. Da waren wir heute. Allein von der UT-#191 bis zum Visitor-Center fährt man 55 km. Dort beginnt dann aber erst der lange Scenic-Drive durch den Park. Auf dem Weg dorthin passieren wir den "Newspaper-Rock" (State Historic Monument). Das ist ein Felsen, der Petroglyphen (also alte Steinzeichnungen) der Ureinwohner enthält. Ich habe einige Fotos gemacht. Die Zeichnungen werden auf die Zeit vor der Zeitenwende datiert. Die ältesten sind also über 2.000 Jahre alt. Es ist noch nicht gelungen zu bestimmen, ob es sich hier um eine tatsächliche "Geschichte" handelt, die erzählt wird oder ob die Zeichnungen eher "Graffiti" oder vielleicht auch Jagd-Geister-Beschwörung waren. Schön anzusehen sind sie allemal!
Im Visitor-Center lassen wir uns beraten. Danach fahren wir den Scenic-Drive ab. Dabei machen wir einen kurzen Stop am "Wooden Shoe Arch Overlook" und biegen dann zunächst zum "Elephant-Hill-Trail" ab. Eine dirt-road bringt uns dorthin. Gut befestigt, aber z.T. steil und mit vielen "Blind-Curves" versehen. Dort sieht man nicht, ob jemand von vorne kommt und deswegen ist besondere Vorsicht angesagt. Bei der kurvigen, steilen, engen, unbefestigten Straße ist das immer spannend. Der Elephant-Trail ist 18 km lang. Das passt nicht in unsere Planung und so gehen wir nur 2 Meilen über den Slickrock-Trail bergan. Es eröffnen sich tolle Ausblicke auf die "Needles" - hohe Steinnadeln, denen man nur hier so nahe kommen kann. Wir machen viele Fotos und haben wieder mächtig Spaß an der Felskletterei.
Dann fahren wir zum Endpunkt des Scenic-Drive, dem "Big-Spring-Canyon-Overlook". Auch dort turnen wir ein wenig herum. Weitere kurze Trails auf dem Rückweg sind der "Pothole-Point-Trail" mit Aussichten auf die Needles und die Canyons sowie der "Cave-Spring-Trail" mit einem historischen Cowboy-Camp und 2 Leitern: eine nette Slickrockwanderung. Meist kann man wieder frei herumklettern, zum Teil muss man aber auf die „belebte Bodenzone“ achten. Die Erde hier lebt - sie sieht bei genauer Betrachtung aus, wie eine eigene kleine Berglandschaft. Mikroorganismen sorgen im Zusammenspiel mit der Erde dafür, dass Wasser und Pflanzensamen gespeichert und im richtigen Moment zum Keimen gebracht werden. Das darf man nicht kaputttreten. Ich habe eine Nahaufnahme ins heutige Fotoalbum gestellt ...
Schön, auch diesen Teil der Canyonlands so intensiv kennen zu lernen. Hier benötigt man aber allein wegen der langen An- und Abfahrt einen ganzen Tag.
Der dritte District der Canyonlands heißt "The Maze" und ist mit normalen Fahrzeugen kaum zu erreichen. Der ist eher geführten Touren oder Mountain-Bikern mit ganz viel Energie vorbehalten. Touren dorthin sind oft auch mit Übernachtungen verbunden, da dieser District am schlechtesten erschlossen ist.
1,5 Stunden trennen uns nun noch von unserer nächsten Unterkunft. Die ist über die #191 und einen finalen Abstecher in die Berge von über 8 km Länge schnell erreicht. Die "Abajo Haven Guest Ranch" liegt tatsächlich 9 km von Blanding entfernt mitten in den Bergen. Die Einfahrt war zu finden (ohne Navi undenkbar), dann ging es aber über eine Schotterpiste zur Ranch. Dort ist ein Corral mit 2 Pferden und ein Wohnhaus. Ein Mann sprintet heraus, sobald wir vorfahren. Er stellt sich als "Bill" vor und will mit seinem Pickup vorfahren zu unserer "Cabin", die wir für heute gemietet haben. Er ist gut vorbereitet, kennt unseren Namen und sagt, dass wir den Fotoapparat bereit halten sollen, denn derzeit könnten einige "Mule Deer" (Großohrhirsche) vor unserer Cabin grasen - das würden die derzeit schon mal tun. Tatsächlich: Unmittelbar vor unserer kleinen Blockhütte grast eine Mutter mit ihren Kitzen. Wir machen einige Fotos und als wir aus dem Wagen aussteigen, verziehen sie sich in den nahen Wald. Bill zeigt uns alles und wir sind völlig aus dem Häuschen.
Die Cabin ist total schnuckelig eingerichtet. Zum Waschraum (Toilette, Dusche, Waschbecken - privat, nur für uns) geht es über einen Weg, der nachts etwas beleuchtet ist (kleine Solarlämpchen) - ohne Taschenlampe (mit eingebautem Radio und Wecker) geht das aber nicht. Nebenan ist der Grillplatz und die Feuerstelle. Bill fragt, ob wir BBQ mögen, empfiehlt uns einen Store in Blanding, wo wir das Nötige bekommen und sagt zu, schon mal das Holz aufzuschichten und den Grill zu richten. Wir können unser Glück noch gar nicht fassen, da sagt er uns, dass er morgen auch gerne ein Frühstück für uns macht. Klar - gerne!
Also fahren wir zu Clark's Market in Blanding und kaufen ein: Holzkohle (Match it - die kann man anzünden ohne weitere Brandbeschleuniger), 2 Sirloin-Steaks, 1 Rib-Eye-Steak, Maccaronisalat, Salatmischung, Zwiebelbagel. Dipps, Salz & Pfeffer kann man da so mitnehmen.
Zurück an der kleinen Hütte ist alles gerichtet: Grillwerkzeug liegt bereit, Teller und Besteck hat uns Bill auch hingestellt. An das Anmachholz in der Feuerstelle müssen wir nur noch das Streichholz halten, der Grill ist nach 15 Minuten startklar. Ganz allein hocken wir nun hier in der Einsamkeit, das Feuer prasselt, die Steaks bruzzeln auf dem Grill, der Wein ist bereit und wir lassen es uns schmecken. Anschließend sitzen wir noch bis ca. 20 Uhr draussen, dann geht es nicht mehr. Die Temperatur ist lange schon einstellig. Wir löschen das Feuer und gehen in unsere Hütte, um Tagebuch zu schreiben etc.
Gerade haben wir noch mal nach dem unglaublichen Sternenhimmel geschaut, der sich eben hier auftat. Sowas haben wir zuletzt vor vielen Jahren auf den Malediven gesehen. Auch den "Restroom" haben wir nochmal besucht, bevor wir jetzt einschlafen. Im Gänsemarsch mit Supertaschenlampe die 40 Meter über den Weg - bei ziemlicher Kälte mit Schlafanzug und Fleecejacke. Auch an der Feuerstelle ist alles ok- Feuer aus. Wer heute Nacht raus muss, darf über die Wiese tapsen. Ob da morgen früh wieder die Hirsche mit den großen Ohren grasen? Wir sind sehr gespannt!! Was für eine Unterkunft - so etwas hatten wir noch nicht. Gefällt uns aber grandios! Gute Nacht!
Tagesetappe: 298 km
Übernachtung: Abajo Haven Guest Cabins, Blanding, UT
Sonntagnachmittag am Grand Canyon

Foto: Gabi am Rande des Abgrunds, Grand Canyon (North Rim), Bright Angel Point, AZ
Es hat gestern leider wieder nicht geklappt mit dem Hochladen der neuesten Erlebnisse - jetzt sind wir aber wieder auf Stand. Die ganze Nacht hatte der Mac gerödelt, doch das WIFI im Quality Inn Navajo Nation erlaubte offensichtlich keine größeren Aktionen, was Uploads angeht. Egal! Es ist eh alles etwas komisch im Indianerland. Eigentlich sollte es hier in Arizona jetzt wieder eine Stunde früher sein. Ist es auch - aber nicht hier, denn die Indianer machen bei der „Day-Save-Time“ (Sommerzeit) nicht mit. Ich komme da nicht mehr mit und wir beschließen, Uhrzeiten einfach zu ignorieren.
Frühstück gab es heute im Hogan-Restaurant, wo wir schon gestern gut zu Abend gegessen hatten. 6$ pro Person gab es als Gutschein des Motels - so konnten wir mit nur 2$ Zuzahlung schmausen (Eier, Bacon, Toast, Pfannkuchen, Hashbrowns, Kaffee).
Beim Frühstück haben wir noch diskutiert, was wir denn nun machen wollen: die „große Lösung“ wäre das South Rim des Grand Canyon NP gewesen (466 km, 5:49 reine Fahrtzeit). Das erschien uns dann doch zu lang. Im Rennen blieben das North Rim des Grand Canyon, was eher „auf dem Weg“ lag (376 km, 4:36 reine Fahrtzeit) oder der direkte Weg nach Page oder Kanab, um dort zu wandern. Das hätte die Fahrt um rd. 140 km und 2 Stunden verkürzt. Page blieb uns aber zu unsicher: klar hätten wir uns gerne den Lower-Antelope-Canyon mal komplett angeschaut, nachdem er 2011 z.T. überflutet war. Ob der aber derzeit wirklich ganz geöffnet ist und ob wir auch noch Karten bekommen hätten für heute Nachmittag, stand in den Sternen - und die waren beim Frühstück kaum zu sehen. Außerdem war nicht klar, was die derzeitige Behelfsstraße nach Page an Erschwernissen mit sich bringen würde - die #89 soll ja ab der Abzweigung #89A nach Kanab gesperrt sein.
Also tanken wir erst mal wieder bei, denn hier in Arizona ist der Sprit recht günstig - mit oder ohne Sommerzeit. Dann rollen wir die #160 entlang, bis sie auf die #89 North trifft. Dieser folgen wir dann. Wenn wir es nicht zufällig gestern im Internet gesehen hätten - wir hätten tatsächlich nicht mitbekommen, wie und wo die Umleitung nach Page plötzlich rechts abbiegt. Die Amis schildern sonst im Straßenverkehr sehr sparsam, aber immer sehr gut und deutlich aus - hier aus unerklärlichen Gründen nicht. Uns egal - wir malen uns aber aus, wie viele Leute zig Meilen später lange Gesichter machen werden. Die Straßen in diesem Gebiet sind nämlich extrem rar - um nicht zu sagen: es gibt keine anderen. Und tatsächlich: als wir auf die #89A Richtung Kanab abbiegen, stehen 3 Autos am Straßenrand, die kurz vor uns abgebogen waren und nun auch die Vollsperrung geradeaus gesehen haben. Ich steige auf die Bremse und aus, um den armen Leutchen zu schildern, wie die Lage ist. Die sind dankbar, aber zerknirscht. Für sie heißt es jetzt erst mal mindestens 50 km zurück zu fahren und dann die Umleitung zu nehmen …
An der Navajo-Brücke über den Colorado bei Lees Ferry machen wir wieder kurz Rast. Die neuere Autobrücke darf man nicht betreten, aber die alte, parallel verlaufende Brücke ist nun für Fußgänger frei. Und unten auf dem Brückengerüst sitzt ein Condor - der größte Vogel des amerikanischen Kontinents. Unserer hat die Nr. 54. Sie waren fast ausgestorben, aber hier in Arizona sind sie unter besonderen Schutz gestellt. Verschiedene Projekte - u.a. am Grand Canyon - haben die Zahl der Vögel wieder auf ein beachtliches Maß ansteigen lassen. Aber ehrlich: schön sind sie nicht, auch wenn sie eine Spannweite bis zu 3 Metern erreichen können.
Wir haben inzwischen beschlossen, einen Sonntagsnachmittagsspaziergang am Grand Canyon (North Rim) zu machen. Wir sind der Meinung, dass man sich diese Option nicht so einfach entgehen lassen sollte - erst recht nicht bei dem Wetterchen. Mit dem Grand Canyon ist es auch so eine Sache: der ist nun mal rd. 450 km lang (von West nach Ost), zwischen 6 und 30 km breit und mit dem Auto geht es nur „links“ oder „rechts“ vorbei. Solche Größenverhältnisse machen es nun mal absolut notwendig, sich mit den Routen zu beschäftigen und gut zu planen. Rd. 5 Mio. Menschen besuchen dieses großartige Naturwunder jährlich. Die meisten sind am Südrand, dem „South-Rim“ anzutreffen und zwar in der östlichen Ecke, die uns heute morgen noch so nahe war. 2. beliebter Anlaufpunkt, aber längst nicht so überlaufen und mit viel weniger Trails, Aussichtspunkten und Infrastruktur ist der Nord(-Ost)-Rand, das North-Rim. Da waren wir heute. Der Nordrand der rd. 1.800m tiefen Schlucht gigantischen Ausmaßes liegt auf 2.400m und damit etwa 300 Meter höher als der Südrand. Zu Fuß kann man in den Canyon hinuntersteigen - das ist aber nur mit besonderer Erlaubnis (Permit) und auf keinen Fall innerhalb eines Tages runter und rauf erlaubt. Viel zu anstrengend. Der Colorado hat sich hineingefräst im Laufe der Millionen Jahre und vor 2 Jahren haben wir am South-Rim den „Walk of Time“ am Canyonrand abgelaufen. Die Erdgeschichte lässt sich hier geologisch ablesen. 1,8 Milliarden Jahre alt ist das Gestein am Canyonboden! Und aus jeder Epoche hat man Steine oben hingelegt - zum Anfassen!
Für einen Sonntagsnachmittagsspaziergang ist das North-Rim genau richtig. Auch hier könnte man sicher eine ganze Woche und mehr wandern. Es liegt für uns auf dem Weg. Wir müssen ja nur die läppischen 70 km Abstecher über die UT-#67 machen. Nach schon 50 km wunderschöner Fahrt über das bewaldete Kaibab-Plateau kommen die Eingangshäuschen in Sicht und 20 km weiter wartet das Visitor-Center, die Grand Canyon Lodge mit Blockhütten direkt am Canyonrand etc. auf uns. Wir kaufen noch ein paar Souvenirs für die Lieben daheim, dann gegen wir zunächst zum „Bright-Angel-Point“. Von hier hat man einen tollen Blick über die Schlucht bis zum South-Rim. Außerdem kann man hier tolle Fotos schießen, denn Geländer gibt es hier - wie überall - kaum. Wie will man auch diesen Abgrund einzäunen. So gelingen nette Schnappschüsse mit Canyon. Schaut einfach mal hier ...
Dann machen wir uns auf den „Transept-Trail“ immer am Canyonrand entlang und wechseln später auf den Bridle-Trail, damit wir wieder zum Auto kommen. Wir treffen nur wenige Leute - das wäre am South-Rim mit Sicherheit ganz anders gewesen. 3 Stunden sind wir unterwegs und gut 6,5 km sind wir bergauf und -ab gewandert. Entweder in der Sonne am Canyonrand oder im Schatten durch die herrlich herbstlich leuchtenden Wälder. Schön! Neben dem Condor heute morgen haben wir auch wieder viele Großohrhirsche gesehen und natürlich die Streifenhörnchen, die überall herumhüpfen.
Die Fahrt nach Kanab ist dann mit 1,5 Stunden ein Klacks. Man muss das immer berücksichtigen: Autofahren hier hat nichts mit dem Stress in Deutschland zu tun. Heute war es so: Ab Motel in Tuba City bis zum Grand Canyon: 1x rechts, 2x links abbiegen - angekommen. Grand Canyon - Kanab: 1x links abbiegen - fertig. Dazwischen Tempomat rein und nur anhalten, wenn man aussteigen oder Fotos machen möchte. Super schön - finde ich!
Unser Zimmer hier ist riesig mit 2 Räumen. Gefreut haben wir uns schon auf das „Houston’s“, in dem wir eben (und auch letztes Jahr) essen waren. Wir konnten sogar zu Fuß dorthin laufen. Das ist ein sehr zu empfehlendes uriges amerikanisches BBQ-Restaurant mit amerikanischen Spezialitäten. Ich wollte extra nochmal wegen der Baby-Back-Rips dorthin. Dazu Salat und „Cowboy-Beans“ - ein Gedicht! Gabi hat Lust auf einen Burger. Dass die junge Chefin zu ihrem blonden Pferdeschwanz lässig ihren Revolver im Holster trägt, war auch schon letztes Jahr so. Schön, hier im wilden Westen auch schon ein Stammlokal zu haben.
Während des Essens hat sich die Homepage klaglos auf den Stand von gestern hochgeladen. Nun folgen noch die heutigen Zutaten - das Tagwerk ist getan. Schön war der Sonntag! Morgen liegt eine kurze Fahrstrecke an - dafür haben wir dann viel Zeit im Zion NP. Wir wollen wieder etwas laufen. Bis bald!!
Tagesetappe: 373 km
Übernachtung: Aikens Lodge, Kanab, UT
Wildlife im Zion NP
01.10.13 04:20 Abgelegt in: Utah

Foto: Streifenhörnchen (Squirrel) am Riverside Walk Trail, Zion NP, UT
Wir sind spät weggekommen heute morgen, weil wir noch 2 junge Deutsche beraten haben. Sie waren mit ihrer Routenplanung nicht ganz im Reinen und wir haben ihnen sicher einige wertvolle Hinweise mit auf die nächsten Tage geben können.
Heute haben sich uns viele Tiere gezeigt - daher die Überschrift. Es war ein sehr sonniger, wunderbarer Abschlusswandertag im grünen, von steilsten rostrotbraunen Klippen gesäumten Zion Canyon, der dem Zion NP seinen Namen gegeben hat. Der Virgin River hat dieses Tal geschaffen - heute sah man dem munter dahinplätschernden Fluss seine enorme Kraft nicht an.
Schon die Anfahrt über die wunderschöne UT-#9, die innerhalb des Nationalparks passend rotbraun geteert ist, lohnt sich. Es handelt sich hier um eine der Straßen, die unzweifelhaft auf jedermanns „Bucketlist“ gehört. Das ist die Liste all der Dinge, die man im Leben mal gemacht haben soll. Diese Straße bei blauem Himmel zu befahren, ist ein Genuss, den wir uns nun schon zum 3. Mal in Folge gegönnt haben. Sicher ist sicher!
Unerwartet, aber als toller Tagesauftakt liegt und äst ein ganzes Rudel „Desert-Bighorn-Sheep“ rechts und links der Straße. Anhalten, Fotos machen. Die kriegt man nicht alle Tage vor die Linse! Am Visitor-Center müssen wir unseren Jeep abstellen - ab hier geht es nur mit dem Shuttle-Bus weiter. Außerhalb der Wintermonate ist der gesamte Scenic-Drive für Privat-PKW gesperrt. Das ist sinnvoll und das Shuttle-Bus-System funktioniert einwandfrei - ist alles im Jahrespass inbegriffen.
Wir fahren zunächst bis zur Endstation und gehen dann den „Riverside-Walk-Trail“, der seinen Namen zurecht trägt. Er führt immer am Virgin-River entlang in die sich verengende Schlucht am Talausgang. Hier flitzen eine Menge Squirrels herum, die auf keinen Fall gefüttert werden dürfen (100$ Strafe!). Richtig so - Wild muss wild bleiben!
Immer wieder haben wir Zugang zum Fluss und können schöne Bilder machen. Irgendwann geht es dann für uns nicht mehr weiter. Nun benötigt man einen langen Stock und vor allem Neoprenschuhe, denn es geht für eine weitere Meile nur noch durch den Fluss weiter, wobei sich die Felswände immer weiter zusammenschieben, bis sie sich fast berühren. Das sind die berühmten „Narrows“, die wir vielleicht irgendwann mit der entsprechenden Ausrüstung auch mal besuchen.
Auf dem Weg treffen wir u.a. ein junges israelisches Pärchen, mit dem wir uns eine Weile sehr angeregt unterhalten. Auf dem Rückweg kommt uns dann noch eine Heuschrecke vor die Linse und wir können es gar nicht fassen, wettermäßig wieder so einen tollen Tag erwischt zu haben.
Der Shuttle-Bus bringt uns zur Zion Lodge, die wir uns kurz ansehen. Außerdem gibt es hier für jeden ein Sandwich zum Lunch.
Nun sind wir gestärkt für den Emerald-Pools-Trail, der uns zu den gleichnamigen Wasserfällen und „Pools“ führen soll. Es gibt einen „unteren“, „mittleren“ und „oberen“ Pool. Wieder huscht uns ein kleiner Zeitgenosse vor die Kamera: es ist ein Whiptail-Lizard - eine kleine Eidechsenart, die uns schon ganz oft unterkam in den letzten Wochen. Sonst eher sehr scheu, lässt sich dieser kleine Kamerad hier aber schön ablichten. Ich habe fast das Gefühl, dass er für uns posiert.
Wir wandern bis zu den mittleren Pools und bitten dort ein Pärchen aus Düsseldorf, ein Bild von uns zu machen. Natürlich revanchieren wir uns und schon sind wir wieder im Gespräch. Bestimmt 20 Minuten lang tauschen wir Routentipps aus. Immer wieder nett.
Auf dem Rückweg gibt es dann noch etwas spannendes: eine Tarantula kreuzt den Weg. In freier Wildbahn haben wir sowas noch nicht gesehen bislang. Ganz schön groß und eklig - ich traue mich fürs Foto dennoch ziemlich nah heran. Zuvor musste ich aber einen Japaner zur Seite bitten, was mir schnell dadurch gelang, dass ich ihn fragte, ob er wisse, dass dies Viecher springen können. Das hat ihn ziemlich beschleunigt. War zwar geflunkert, macht aber nix, oder? Der ältere amerikanische Herr, mit dem ich mich auf dem Weiterweg über das Tier unterhalte, meint, dass diese Spinnen sehr giftig sind. Sie würden einen Kerl wie uns zwar nicht töten, aber „ziemlich die nächsten Tage versauen können“. Ich stimmte ihm zu - ein weiterer guter Grund, hier Schuhe zu tragen …
Die Stunde bis zum Hotel in Saint George vergeht schnell. Wir kommen nun zum Schluss der Reise und haben uns für heute (und auch Las Vegas) mal ein Hotel ausgesucht. Der Standard ist deutlich über dem der Motels. So gibt es hier nicht nur große und sehr angenehme Zimmer, sondern auch einen ausgewachsenen Pool mit Liegen, Palmen und allem drum und dran. Den testen wir sofort, schwimmen eine Runde und lassen uns dann in der Sonne trocknen. Als die verschwindet, machen wir uns fertig fürs Abendessen und düsen kurz quer durch die Stadt zu dem Sushi-/Asiarestaurant, in dem wir vor einigen Tagen so lecker gegessen haben. Nicht zu vergleichen mit dem Chinaladen in Moab! Es ist wieder köstlich und ich wünsche mir wieder mal, dass dieses Restaurant in den Kreis Kleve zieht. Die vom Meister taufrisch auf Bestellung gefertigten Sushi sehen aus wie Kunstwerke.
Nochmal: es war ein wunderschöner Tag. Morgen haben wir es nicht eilig. Wir fahren knapp 2 Stunden bis Las Vegas und dort wartet dann für 2 Nächte das „Tuscany“ auf uns. Bis dann - wir melden uns aus der Stadt, die niemals schläft!
Tagesetappe: 135 km
Übernachtung: Crystal Inn Hotel & Suites, Saint George, UT