In den Weinbergen Kaliforniens
12.09.13 04:51 Abgelegt in: California

Foto: Gabi mit 2 Flaschen „Forth Wine“, Healdsburg, CA
Zum Frühstück gibt es heute Burgerpatties und Käsegefüllte Omelettes statt Rüherei und Bacon. Wir lassen es uns wieder gut schmecken - lecker!
Schnell sind die Sachen gepackt, die rush-hour ist vorbei und um 09:00 Uhr rollen wir vom Hof. Der Hwy #101 bringt uns schnurstracks über die Golden Gate Bridge zum nördlichen Viewpoint. Von hier haben wir einen schönen Blick auf die Brücke und auch einige deutsche Harleyfahrer sind schon hier. Es ist noch recht früh, die Sonne hat noch keine Kraft und so hängen Wolken über der Stadt. Das sieht auf den Fotos dramatischer aus, als es war - dennoch begreifen wir noch einmal unser Glück im letzten Jahr, als die schönste Brücke der Welt im gleißenden Sonnenlicht vor blauem Himmel lag.
Wir fahren wieder hinauf in die Marine Headlands. Dort gibt es noch einige schöne Blicke auf die Brücke. Diesmal verlängern wir die Fahrt aber über die kurvige Einbahnstraße bis zum Bonita Lighthouse. Hier dösen einige Seehunde auf Felsen in Küstennähe. Immer wieder steigen wir aus und laufen ein paar Schritte. Dabei kommen wir auch an den diversen Bunkeranlagen und Geschützstellungen vorbei, die früher eine wichtige strategische Rolle vor der SFO-Bay spielten. Kurze Zeit später erreichen wir wieder Sausalito und fahren an der Bay entlang durch diese schöne Stadt.
Dahinter verlassen wir den Hwy #1. Die Straße windet sich nun in engen Kurven bergauf. Das Ziel heißt Muir Woods NM - unsere erste Begegnung mit größeren Ansammlungen der riesigen Redwood-Bäume steht auf dem Programm. Die California Redwoods wachsen nur auf einem schmalen Streifen an der Küste auf den 500 mi zwischen Süd-Oregon und Big Sur. Bis zu 2.000 Jahre alt werden diese Bäume, bis zu 115 Meter hoch und 6,7 Meter breit. Hier im Muir Woods NM sind die ältesten 1.000 Jahre alt, 76 Meter hoch und 4,2 Meter breit. Die California Redwoods sind die höchsten Bäume der Erde. Artverwand sind die Giant Sequoias, die in den Höhenlagen der Sierra Nevada wachsen und die wir 2011 im Sequoia und Yosemite NP bewundert haben: diese werden nicht ganz so hoch (95 Meter), dafür aber bis zu 3.200 Jahre alt und über 12 Meter breit. Sie sind daher die Bäume mit dem größten Holzvolumen weltweit - und echt sehenswert!
Man merkt, dass dieser Park nahe an SFO liegt - es ist echt was los hier. Wir erstehen zunächst mal unseren „America the beautiful Anual-Pass“ (80$), der uns bis Ende September 2014 (!) freien Eintritt in allen NP, NM u.ä. in ganz Amerika gewährt. Dann schlendern wir über den Main Trail, der anfangs rollstuhlgerecht über einen Holzbohlenweg führt, mitten in die Redwoods hinein. Da wir die längere Variante wählen (3,6 km-Runde), sind wir später auch mehr allein. Man legt Wert darauf, dass man sich ruhig verhält hier und alle halten sich dran - klasse! So kann man unter den mächtigen Bäumen die Ruhe des Waldes genießen und auch die vielen kleinen Geräusche hören, die Wald und Lebewesen machen. Besonders der „Cathedral Grove“ (Kirchen Hain) hat einige Prachtexemplare in toller Atmosphäre zu bieten.
Zurück geht es auf der anderen Seite des Baches auf halber Höhe der Bäume - sehr schön, das gibt einen ganz anderen Blick. Eine Eule träumt verloren auf einem Ast und lässt sich ablichten. Danke! Nach 1,5 Stunden sind wir wieder am Auto. Schön, unser erster Trail dieses Jahr.
Über die Hwys #37, #12, #121 und #29 fahren wir nach Nappa ins „Wine Country“ - das Weinanbaugebiet der Kalifornier. In Nappa stellen wir das Auto ab und bummeln die Main Street entlang. In der Tourist Information bekommen wir eine kurze Einführung zu dieser Gegend. Das ganze Tal und ebenso das benachbarte Sonoma Valley sind klimatisch deutlich abgegrenzt zum eher rauheren Pazifikklima an der Küste. Die Berge stauen die Wärme und die Sonne gibt hier in diversen Regionen von Süd nach Nord den unterschiedlichen Rebsorten beste Bedingungen.
Die Fahrt Richtung Norden bis Calistoga ist sehr, sehr schön. Es geht mitten durch die Weinberge vorbei an den Weingütern, die hier wie Herrenhäuser imposant mit famosen Zufahrten angelegt sind - ganz nach dem Motto „my home ist my castle!“ Hinter Calistoga wechseln wir über die petrified forest road hinüber ins westliche Sonoma Valley. Unser Ziel für heute heißt Healdsburg. Ein Zimmer haben wir gestern Abend noch schnell über booking.com gebucht - wie wir es eigentlich meist machen.
Hier bei Healdsburg gibt es die „Forth Vinery“. Gabi hatte dieses vor einiger Zeit schon mal über Facebook kontaktet und auf ihren Mädchennamen „Forth“ hingewiesen. Leider haben wir auf unsere aktuelle Nachricht, heute mal vorbeischauen zu wollen, keine Rückmeldung bekommen. Eine Adresse haben wir auch nicht, nur die Angabe „Dry Creek Valley“. Die Weingüter unterwegs hatten meist bis 5 p.m. geöffnet, also sputen wir uns. Das Navi führt uns zur „Dry Creek Road“, die wir von der Abfahrt am Hwy zunächst Richtung Süden abfahren. Als es nicht mehr weiter geht, fragen wir einen jungen Mann, der mit seinem Hund spazieren geht. Von einer „Forth Vinery“ hat er noch nichts gehört, aber seine Freundin arbeitet in einer Weinhandlung und die ruft er sofort an. Treffer! Das „Forth Vineyard“ gehört zu den „Family Wineries“. Wir sollen die Straße einige Meilen zurück fahren bis zu einem großen, weißen General Store und dahinter muss es irgendwo sein. Gesagt - getan - gefunden!
Hier gibt es in den Weinbergen einen Tasting-Room der Family Wineries. Sieht verlassen aus, die Tür ist aber noch offen. Niemand zu sehen. Also sprechen wir jemanden von einem Weingut gegenüber an und der zaubert einen Herrn herbei, der sich als „Shaun, the tasting room manager“ entpuppt. Eigentlich ist schon geschlossen, aber unser Hinweis auf die lange Anreise vom Niederrhein, Germany extra (!) bis hierher öffnet uns die Tür und die Flaschen. Er präsentiert uns eine komprimierte Weinprobe der „Forth Wines“: ein weißer (Sauvignon Blanc), 2 Rose und 3 Rotweine, u.a. den „Syrah“ - aber auch eine Gemeinschaftsproduktion aller Söhne, die „All boys“ heißt, leider aber kein schönes Etikett hat.
Wir erstehen 2 Flaschen des edlen Getränkes sowie einige Mini-Souvenirs und müssen mal klären, ob wir die Weinflaschen gefüllt oder nur leer nach Germany einführen können und dürfen. In die USA darf man überhaupt keine Lebensmittel einführen, ja noch nicht einmal angeben, vorher auf einem Bauernhof gewesen zu sein. Umgekehrt könnte es aber leichter sein. Shaun hat immer mehr Spaß mit uns und unserer Begeisterung, die Schnitzeljagd heute gewonnen zu haben. Am Ende macht er noch ein Foto von uns fürs Familienalbum, dann fahren wir entspannt zum Motel.
Das America’s Best Value Inn Healdsburg ist schnell gefunden und rasch sind wir im Zimmer. Das Bad ist nicht 100% gesäubert nach dem letzten Gast - naja,
Auf dem Weg sind wir an einem McDonalds vorbeigekommen, aber da gehen wir ja nicht so gern hin. Also wird die App „around me“ nach Restaurationen in der Nähe befragt. Sie listet zuverlässig mehr als 10 Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme im Umkreis von 500 Metern auf, z.T. mit Bewertungen und Speisenkarte. Ganz in der Nähe: Das „Healdsburger“! Gefällt uns schon wegen des Namens und so machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Das machen die Amis ja nie, deshalb gibt es auch keinen Bürgersteig. Aber die 200 Meter sind schnell überbrückt.
Wir sitzen draussen und lassen uns den Bacon BBQ-Burger und den Buffallo-Cheeseburger schmecken. Dazu gibt es gemeinsam eine kleine Portion hausgeschnitzte Pommes, eine Diet Coke (free refill) und ein Becks Saphire mit 6% Alc. Klasse Abendessen!!
Wieder im Zimmer kümmern wir uns noch um die Fotos des Tages und buchen das Zimmer für die nächste Nacht. Zu mehr sind wir nicht in der Lage, uns fallen um kurz vor 21 Uhr schon die Augen zu. Tagebuch wird daher morgen sehr früh geschrieben, wir sind bestimmt um 5 Uhr wach (Vorhersage stimmte genau!).
Tagesetappe: 156 km
Übernachtung: America’s Best Value Inn, Healdsburg, CA