08 September 2013
Redwoods & Oysters
14.09.13 06:00 Abgelegt in: California

Foto: Früstück am Pazifik, Hwy. No. 1, McKerricher SP, CA
Die Nacht war ok, heute ist es schon 6 Uhr, als der Tagebucheintrag von gestern verfasst wird. Wir skypen noch schnell mit Birgit, schauen in der Lobby vorbei und stellen fest, dass es hier im Motel 6 außer einem Kaffee im Styroporbecher nichts zum Frühstück gibt. Dafür schaut einem der weiße Hai beim Kaffeetrinken zu. Wir brechen im feinsten Sprühregen auf - Kommentar der Dame im Office: „It’s Fort Bragg!“.
Unser erster Weg führt uns ins benachbarte Safeways, wo wir Weintrauben, Pfirsiche und ein frisch gebasteltes Riesensandwich (komplettes Baguettebrot mit Truthahnbrust, Käse, Tomaten, Zwiebeln, Pickels, Pepperoni, Salat etc.) erstehen. Wir verstauen alles in unserer Icebox und nehmen uns vor, uns später einen schönen Picknickplatz fürs Frühstück zu suchen.
Der ist schneller gefunden, als wir ahnten: schon wenige Meilen nördlich von Fort Bragg kommen wir an einem Parkplatz mit unmittelbarem Strandzugang vorbei. Ein alter Baumstamm liegt da wie von uns bestellt und so genießen wir das leckere Sandwich vor tobender Wellenkulisse. Hatten wir so auch noch nicht!
So gestärkt, fahren wir weiter über den Hwy. No. 1, der sich wie gestern am Pazifik entlang durch die Berge windet. Schon hier sehen wir die ersten Redwoods, doch erst bei Legget wird es richtig spannend: Der Chandelier Tree etwas abseits der Straße kann durchfahren werden. Ich versuche mein Glück - der Jeep passt so gerade durch. Nun habe ich mal geschwitzt beim Autofahren, an den Spiegeln war rechts und links vielleicht noch 1 cm Platz. Ich hätte die ja einklappen können, aber man ist ja Sportsman …
Nun erreichen wir den Humbolt Redwoods SP mit der 31 Meilen langen „Avenue of the Giants“. Es ist ein wunderbarer Streckenabschnitt! Die Straße führt mitten durch die über 1.000 Jahre alten Redwoodbestände. Man kommt sich sehr klein vor hier. An einigen Stellen halten wir an und auch einige Kurzwanderungen stehen auf dem Programm: In der Nähe des Visitor Centers startet der „Fleishman Grove Trail“ und etwas weiter in der Dyervill Area der „Founders Loop Trail“. Tolle Wanderungen durch die Redwoods, die hier riesig sind. Einige sind umgefallen und auch die Wurzeln sind imposant. Fotografisch lässt sich das Erlebnis kaum festhalten, die Bäume beeindrucken durch ihre Größe und vor allem die enorme Höhe lässt sich nicht fotografieren. Hinzu kommen die Lichtverhältnisse im dämmrigen Wald. Das gleißende Sonnenlicht, das überall durch die Blätter bricht sorgt für Kontraste, die keine Kamera der Welt ohne weiteres einfangen kann. Hier wären HDR-Aufnahmen angezeigt, wobei mehrere unterschiedlich belichtete Fotos zu einem zusammengerechnet werden. Das ist für heute aber zu kompliziert.
Gegen 16 Uhr erreichen wir Eureka und das Townhouse Motel. Dieses ist ungewöhnlich gebaut: Die Zimmer sind alle im 1. Stock, darunter befindet sich eine Art Tiefgarage. Man kann aber vom Zimmergang oben in diese hinabschauen. Das Zimmer ist alt, aber wie bei den Bewertungen in Booking.com beschrieben wirklich sehr, sehr sauber.
Wir stellen nur kurz die Koffer ab und machen uns dann auf einen ausgiebigen Stadtrundgang. Besonders die Old Town mit ihren viktorianischen Häusern und vielen Geschäften und Restaurants hat es uns angetan. Die Fotos sagen alles.
Gegen 18 Uhr beschließen wir, noch eine Kleinigkeit zu essen und finden eine Minipizzeria, in der ein junges Paar mit ganzem Körpereinsatz Pizzen backt. Diese werden Stückweise verkauft und für insgesamt nur 8$ werden wir satt. Sehr gute Pizza! Meine Frage nach einer Empfehlung, irgendwo noch was leckeres zu trinken, führt uns in die benachbarte Tourist Information, wo wir sofort sehr nett begrüßt werden.
Die Touristeninformation ist hier nach einem ungewöhnlichen, aber sehr, sehr cleveren Konzept aufgebaut: neben der üblichen Information gibt es zunächst mal einige iPads zum surfen und stöbern. Im gleichen Raum befindet sich aber eine ansehnliche Bar und hier kann man die Spezialitäten der Region testen. Damit das gelingt, schlagen sich 5 (!) Bedienungen quasi darum, den Gästen einiges zu bieten. Wir wollten ja nur ein Gläschen trinken und nun dies:
Die Getränkekarte listet rund 10 lokale Weine auf, von denen Gabi im Laufe des Abends 3 probiert. Um das klarzustellen: hier gibt es keine Probiergläser, sondern jeweils ein richtig schönes Gläschen voll. Die Bierauswahl ist auch sehenswert und so flankiere ich Gabis Weinprobe mit einer Bierprobe. Eine Brauerei ist direkt nebenan und deren Weizenbier mit Zitrus- und Mandarinenaroma schmeckt unglaublich gut und frisch.
Wir hätten ja gar nicht so lange da gesessen, wenn sich die lieben Leutchen nicht so rührend um unser Wohl gekümmert hätten. Zudem gab es viel zu fragen und zu erzählen und auch die nette ältere Dame, das junge Pärchen und der schwarze Hühne (Jeff), der hier heute mit seiner Begleitung seinen Geburtstag in kleinster Runde feierte und dem wir zum Abschluss noch ein Ständchen brachten, taten ihres dazu.
Zunächst bekamen wir einen Ziegenkäse (Midnight Moon) zum Wein und Bier gereicht, der in Holland hergestellt wird, weil nur dort die Kapazitäten und Voraussetzungen dafür vorliegen. Das Rezept kommt aber aus Eureka und von hier aus wird er vertrieben. Sehr sahnig und mild! Meine Frage, ob es den auch bei uns nebenan (in Holland) zu kaufen gibt veranlasst den Kellner, unverzüglich den Generalmanager für die Käserei anzurufen. Antwort: nein, leider nicht, aber in England könnte man ihn kriegen.
Nun stellt die nette Kellnerin, die uns immer wieder ihr Lebensmotto „YOLO“ ans Herz legt („You only live once!) die Frage, ob wir nicht die fangfrischen Austern probieren möchten, die von ihrem Kollegen (einem der 5) in der Bucht angebaut werden (He’s the Oysterfarmer!). Es gibt 2 Sorten und das Stück kostet 2$. Also gut: wir sagen ja und so knackt sie 2 ganz frische Austern für uns: Gabi bekommt zuerst eine „Kumomoto“, ich eine „Bucksport“ Auster, die deutlich größer ist. Wir entscheiden uns für die sweet & Chili Soße und probieren unsere ersten Austern: gut! Aber die Soße überdeckt den Geschmack doch sehr. Also werden nochmal 2 geknackt und diesmal „ohne alles“ genossen - nur gewürzt von dem bisschen Meerwasser, das noch drinnen war. Interessante Erfahrung und durchaus aromatisch!
Das war mal wieder eines der unverhofften Erlebnisse, die wir nie vergessen werden. Super Idee, so das Wort Tourist Information zu interpretieren. Uns hat es 3 Stunden in dem Laden gefesselt. Danke!
Auf dem Zimmer können wir heute nur noch das Bett für die nächste Nacht buchen, dann geht nichts mehr. Gute Nacht!
Tagesetappe: 230 km
Übernachtung: Townhouse Motel, Eureka, CA
The long and winding road to Mendocino
13.09.13 04:51 Abgelegt in: California

Foto: Auf dem Hwy. No. 1, Fort Bragg, CA
Der Tag beginnt um 5 Uhr ganz ruhig: Tagebuch schreiben, ein paar Überlegungen zum Programm heute anstellen (doch einen Besuch im Charles M. Schulz Museum vorsehen?), die Klamotten ordnen und schließlich gegen 8 Uhr ins Office, um einen Kaffee zu trinken. Auch hier gibt es Saft, Toast, Frischkäse, Marmelade und Cornflakes - es tut sich was in der Frühstückskultur der Motels. Gut so!
Um 9 Uhr starten wir über den Hwy. #101 nach Santa Rosa, das wir kurz darauf erreichen. Da die Peanuts quasi auf dem Weg liegen, fahren wir kurz vom Hwy. ab und nehmen die 3 Blocks zum Museum. Uns ist klar, dass ein längerer Aufenthalt hier nicht in Frage kommt - die Türen öffnen sich eh erst um 11 Uhr. Trotzdem strolchen wir ein wenig herum, machen Fotos mit Charlie Brown, Snoopy und Woodstock und holen uns an Snoopy’s Ice Arena einen Coffee to go. Einige Eisläufer sind schon unterwegs - das sieht nach einen professionellen Eistanztraining aus. Leider ohne Snoopykostüm. Auch der Giftshop macht erst später auf. Das Museum ist bestimmt sehr nett, besonders der „Kite eating tree“ hätte mich interessiert.
So verlassen wir nach einiger Zeit das Sonoma Valley und fahren über die Berge und Sebastopol (#12) Richtung Pazifik. Unser nächstes Ziel heißt Bodega Bay, wo Alfred Hitchcock 1962 den Klassiker des Horrorfilms „Die Vögel“ gedreht hat. Noch lange bevor wir die Küste erreichen, sehen wir plötzlich die berühmte Kirche aus diesem Film am Wegesrand. Hier? Der Ort heißt beim näheren Hinschauen „Bodega“ und besteht nur aus ein paar Häusern. Offensichtlich haben die einen Großteil hier in den Bergen gedreht und den Rest am Hafen in Bodega Bay. Hätten wir bestimmt nicht gefunden, wären wir nicht von hier oben gekommen. Also: Auto abstellen und rumgucken. Das Schulhaus steht auch noch dort und wie auf Bestellung flattert ein ganzer Schwarm Vögel darüber hinweg. Die sind immer noch hier. Am General Store stehen noch einige Requisiten, wie z.B. die alte Telefonzelle. Lustig. Allein das Fire Departement sieht neu aus, das Meiste andere: ziemlich alt und in die Jahre gekommen.
Über den Hwy. No. 1 erreichen wir schließlich auch Bodega Bay, wo wir diverse Stops an der Bucht einlegen, zum ersten Mal tanken und bei einem Fischhändler ein Stück geräucherten „Albacore“ (was sich später als weißer Thunfisch entpuppt) erstehen. Essen wir später auf der Fahrt mit ein paar Crackern - sehr lecker! Der Film „Die Vögel“ ist hier sehr lebendig - gut, dass wir den vor der Abreise noch mal geguckt hatten.
Nun geht es 3 Stunden lang über den Hwy. No. 1 nordwärts. So kurvig und auf und ab kennen wir den noch nicht. Sagenhaft - die reinste Achterbahnfahrt. Dabei bieten sich immer wieder spektakuläre Blicke auf den schäumenden Pazifik. Oft ziehen gigantische Nebelschwaden herauf und hüllen uns ein - Gott sei Dank kommt aber regelmäßig auch die Sonne durch und lässt alles in hellstem Licht erstrahlen. Sehr abwechslungsreich, zum Teil mystisch und hier gilt ganz sicher: der Weg ist das Ziel!
Unerschrockene Surfer toben sich in den hohen Wellen aus, Viewpoints laden zu Stops ein - wir machen eifrig Gebrauch davon.
Schließlich erreichen wir den Fort Ross State Historic Park. Die Zufahrt ist versperrt von zwei Rollschranken - abgeschlossen ist aber nicht. Hinweisschilder, dass der Park geschlossen sein könnte, sehen wir nicht. Wir nehmen unseren Mut zusammen, rollen eine Schranke beiseite und fahren rein. Am nicht besetzten Eingangshäuschen füllen wir unser Permit aus (State Parks kosten extra), tun die verlangten 8$ in den zugehörigen Umschlag und werfen den ein (self registration). Dann fahren wir zum Parkplatz, auf dem schon einige Autos stehen - vermutlich auch von den Bauarbeitern, die am Visitor Center basteln, das nur an Wochenenden geöffnet ist.
Fort Ross ist ein richtiges altes Fort, das sehr gut erhalten ist. 1812 wurde es als der südlichste russische Stützpunkt im Westen der USA gebaut. Damit gehört es zu den ältesten Dingen, die man hier zu sehen bekommt (von Redwoods und Dinosaurierspuren etc. mal abgesehen). Wir verbringen einige Zeit hier und machen viele Fotos. Das Fort liegt als Befestigungsanlage direkt an der steil abfallenden Küstenlinie - strategisch gut ausgesucht. Es war seinerzeit Handelsstützpunkt und wurde von den Russen auch für den Schiffsbau und landwirtschaftlich genutzt. Neben der stabilen Befestigungsanlage mit Wachtürmen und Kanonen befinden sich hier noch einige Häuser und die alte orthodoxe Kapelle. Innen sind die Bauwerke z.T. entsprechend ihres damaligen Verwendungszwecks ausgestattet mit Möbeln, Werkzeugen, Waffen und Handelswaren.
Eine größere Gruppe Kinder mit Begleitern hält sich derzeit in historischen Kostümen hier auf. Das ist eine Schulklasse, die Projekttage hier veranstalten. Stolz erzählen uns die Kids, dass sie auch hier übernachten werden. Derzeit erkunden sie sehr kindgerecht das Fort mit seinen Funktionen. Da wird besprochen, an was man alles denken muss, wenn man so ein Fort plant (warum steht das genau hier?). Es wird Wasser gezapft und in Blecheimern über den Innenhof geschleppt, um dann in Zinkwannen gefüllt zu werden (bestimmt zum Waschen für heute Abend). Andere schnippeln Salat, erkunden die Trading Post oder bauen kleine Schemel aus Holz - echt gut!
Nun müssen wir aber weiter! Also: auf zum Auto und auf die Straße - geht nicht, die Tore sind nun mit Vorhängeschlössern verschlossen. Mist, das hat uns gefehlt. Hätten wir doch nicht reinfahren dürfen? Wenden, die Bauarbeiter suchen und auf einen kräftigen Anschiss gefasst sein. Die sind aber ganz relaxt: Nein, wir hätten nichts falsch gemacht, leider hätte nur irgendeiner das Tor nicht abschlossen gehabt - könnten wir ja nicht wissen. Freundlich fährt einer mit, lässt uns raus und will auf gar keinen Fall ein Trinkgeld.
Weiter kurven wir Richtung Norden, jetzt gewinnt die Sonne immer mehr die Oberhand - leider nur für eine gute Stunde, dann nebelt es wieder. Naja, es ist eigentlich mehr eine Mischung aus Gischt und Nebel. Wir nähern uns nun Mendocino, einer weiteren „Hauptstadt“ der Flower-Power-Zeit. Auch hier bummeln wir umher - kleines Nest, schön gelegen mit z.T. sehr netten Häuschen und überall Wassertürme im Garten. Kunsthandwerk wird hier heute noch groß geschrieben und überall malen Leute mit kleinen Staffeleien.
Von hier sind es nur noch ein paar Meilen bis Fort Bragg, wo das Motel 6 erwartungsgemäß an der Hauptdurchgangsstraße liegt (viel mehr gibt es hier auch nicht). Schnell einchecken und dann mit dem Auto noch einen letzten Abstecher zum „Glass Beach“ gemacht. Auch hier ist die Brandung famos. Wir klettern bis zum Wasser und finden auch gleich einige Glassteinchen. Leider passe ich nicht auf und - schwupps - stehe ich bis zu den Knien im Wasser. Na toll. Wir fahren zurück zum Motel, wurde eh Zeit dafür. Schuhe unter der Dusche ausspülen, dann einen Becher Wein und ein paar Chips. Dabei werden die Fotos gesichert und einige auf die Homepage geladen.
Um 7 Uhr gehen wir hinüber zu Angelina’s Grill. Gabi freut sich über den „Catch of the day“ (ein gigantisches, sehr leckeres Stück Fisch mit Folienkartoffel, Knoblauchbrot und Dünstgemüse aus Sellerie, Zucchini und Zwiebeln. Ich bekomme Fish Tacos - mexikanisch mit Reis und Bohnenmuß. Beides sehr gut!
Auch heute schließen wir gegen 9 die Augen, es hat doch nicht mehr gereicht, zum Karaoke-Abend in die Bar nebenan zu gehen.
Tagesetappe: 238 km
Übernachtung: Motel 6, Fort Bragg, CA
In den Weinbergen Kaliforniens
12.09.13 04:51 Abgelegt in: California

Foto: Gabi mit 2 Flaschen „Forth Wine“, Healdsburg, CA
Zum Frühstück gibt es heute Burgerpatties und Käsegefüllte Omelettes statt Rüherei und Bacon. Wir lassen es uns wieder gut schmecken - lecker!
Schnell sind die Sachen gepackt, die rush-hour ist vorbei und um 09:00 Uhr rollen wir vom Hof. Der Hwy #101 bringt uns schnurstracks über die Golden Gate Bridge zum nördlichen Viewpoint. Von hier haben wir einen schönen Blick auf die Brücke und auch einige deutsche Harleyfahrer sind schon hier. Es ist noch recht früh, die Sonne hat noch keine Kraft und so hängen Wolken über der Stadt. Das sieht auf den Fotos dramatischer aus, als es war - dennoch begreifen wir noch einmal unser Glück im letzten Jahr, als die schönste Brücke der Welt im gleißenden Sonnenlicht vor blauem Himmel lag.
Wir fahren wieder hinauf in die Marine Headlands. Dort gibt es noch einige schöne Blicke auf die Brücke. Diesmal verlängern wir die Fahrt aber über die kurvige Einbahnstraße bis zum Bonita Lighthouse. Hier dösen einige Seehunde auf Felsen in Küstennähe. Immer wieder steigen wir aus und laufen ein paar Schritte. Dabei kommen wir auch an den diversen Bunkeranlagen und Geschützstellungen vorbei, die früher eine wichtige strategische Rolle vor der SFO-Bay spielten. Kurze Zeit später erreichen wir wieder Sausalito und fahren an der Bay entlang durch diese schöne Stadt.
Dahinter verlassen wir den Hwy #1. Die Straße windet sich nun in engen Kurven bergauf. Das Ziel heißt Muir Woods NM - unsere erste Begegnung mit größeren Ansammlungen der riesigen Redwood-Bäume steht auf dem Programm. Die California Redwoods wachsen nur auf einem schmalen Streifen an der Küste auf den 500 mi zwischen Süd-Oregon und Big Sur. Bis zu 2.000 Jahre alt werden diese Bäume, bis zu 115 Meter hoch und 6,7 Meter breit. Hier im Muir Woods NM sind die ältesten 1.000 Jahre alt, 76 Meter hoch und 4,2 Meter breit. Die California Redwoods sind die höchsten Bäume der Erde. Artverwand sind die Giant Sequoias, die in den Höhenlagen der Sierra Nevada wachsen und die wir 2011 im Sequoia und Yosemite NP bewundert haben: diese werden nicht ganz so hoch (95 Meter), dafür aber bis zu 3.200 Jahre alt und über 12 Meter breit. Sie sind daher die Bäume mit dem größten Holzvolumen weltweit - und echt sehenswert!
Man merkt, dass dieser Park nahe an SFO liegt - es ist echt was los hier. Wir erstehen zunächst mal unseren „America the beautiful Anual-Pass“ (80$), der uns bis Ende September 2014 (!) freien Eintritt in allen NP, NM u.ä. in ganz Amerika gewährt. Dann schlendern wir über den Main Trail, der anfangs rollstuhlgerecht über einen Holzbohlenweg führt, mitten in die Redwoods hinein. Da wir die längere Variante wählen (3,6 km-Runde), sind wir später auch mehr allein. Man legt Wert darauf, dass man sich ruhig verhält hier und alle halten sich dran - klasse! So kann man unter den mächtigen Bäumen die Ruhe des Waldes genießen und auch die vielen kleinen Geräusche hören, die Wald und Lebewesen machen. Besonders der „Cathedral Grove“ (Kirchen Hain) hat einige Prachtexemplare in toller Atmosphäre zu bieten.
Zurück geht es auf der anderen Seite des Baches auf halber Höhe der Bäume - sehr schön, das gibt einen ganz anderen Blick. Eine Eule träumt verloren auf einem Ast und lässt sich ablichten. Danke! Nach 1,5 Stunden sind wir wieder am Auto. Schön, unser erster Trail dieses Jahr.
Über die Hwys #37, #12, #121 und #29 fahren wir nach Nappa ins „Wine Country“ - das Weinanbaugebiet der Kalifornier. In Nappa stellen wir das Auto ab und bummeln die Main Street entlang. In der Tourist Information bekommen wir eine kurze Einführung zu dieser Gegend. Das ganze Tal und ebenso das benachbarte Sonoma Valley sind klimatisch deutlich abgegrenzt zum eher rauheren Pazifikklima an der Küste. Die Berge stauen die Wärme und die Sonne gibt hier in diversen Regionen von Süd nach Nord den unterschiedlichen Rebsorten beste Bedingungen.
Die Fahrt Richtung Norden bis Calistoga ist sehr, sehr schön. Es geht mitten durch die Weinberge vorbei an den Weingütern, die hier wie Herrenhäuser imposant mit famosen Zufahrten angelegt sind - ganz nach dem Motto „my home ist my castle!“ Hinter Calistoga wechseln wir über die petrified forest road hinüber ins westliche Sonoma Valley. Unser Ziel für heute heißt Healdsburg. Ein Zimmer haben wir gestern Abend noch schnell über booking.com gebucht - wie wir es eigentlich meist machen.
Hier bei Healdsburg gibt es die „Forth Vinery“. Gabi hatte dieses vor einiger Zeit schon mal über Facebook kontaktet und auf ihren Mädchennamen „Forth“ hingewiesen. Leider haben wir auf unsere aktuelle Nachricht, heute mal vorbeischauen zu wollen, keine Rückmeldung bekommen. Eine Adresse haben wir auch nicht, nur die Angabe „Dry Creek Valley“. Die Weingüter unterwegs hatten meist bis 5 p.m. geöffnet, also sputen wir uns. Das Navi führt uns zur „Dry Creek Road“, die wir von der Abfahrt am Hwy zunächst Richtung Süden abfahren. Als es nicht mehr weiter geht, fragen wir einen jungen Mann, der mit seinem Hund spazieren geht. Von einer „Forth Vinery“ hat er noch nichts gehört, aber seine Freundin arbeitet in einer Weinhandlung und die ruft er sofort an. Treffer! Das „Forth Vineyard“ gehört zu den „Family Wineries“. Wir sollen die Straße einige Meilen zurück fahren bis zu einem großen, weißen General Store und dahinter muss es irgendwo sein. Gesagt - getan - gefunden!
Hier gibt es in den Weinbergen einen Tasting-Room der Family Wineries. Sieht verlassen aus, die Tür ist aber noch offen. Niemand zu sehen. Also sprechen wir jemanden von einem Weingut gegenüber an und der zaubert einen Herrn herbei, der sich als „Shaun, the tasting room manager“ entpuppt. Eigentlich ist schon geschlossen, aber unser Hinweis auf die lange Anreise vom Niederrhein, Germany extra (!) bis hierher öffnet uns die Tür und die Flaschen. Er präsentiert uns eine komprimierte Weinprobe der „Forth Wines“: ein weißer (Sauvignon Blanc), 2 Rose und 3 Rotweine, u.a. den „Syrah“ - aber auch eine Gemeinschaftsproduktion aller Söhne, die „All boys“ heißt, leider aber kein schönes Etikett hat.
Wir erstehen 2 Flaschen des edlen Getränkes sowie einige Mini-Souvenirs und müssen mal klären, ob wir die Weinflaschen gefüllt oder nur leer nach Germany einführen können und dürfen. In die USA darf man überhaupt keine Lebensmittel einführen, ja noch nicht einmal angeben, vorher auf einem Bauernhof gewesen zu sein. Umgekehrt könnte es aber leichter sein. Shaun hat immer mehr Spaß mit uns und unserer Begeisterung, die Schnitzeljagd heute gewonnen zu haben. Am Ende macht er noch ein Foto von uns fürs Familienalbum, dann fahren wir entspannt zum Motel.
Das America’s Best Value Inn Healdsburg ist schnell gefunden und rasch sind wir im Zimmer. Das Bad ist nicht 100% gesäubert nach dem letzten Gast - naja,
Auf dem Weg sind wir an einem McDonalds vorbeigekommen, aber da gehen wir ja nicht so gern hin. Also wird die App „around me“ nach Restaurationen in der Nähe befragt. Sie listet zuverlässig mehr als 10 Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme im Umkreis von 500 Metern auf, z.T. mit Bewertungen und Speisenkarte. Ganz in der Nähe: Das „Healdsburger“! Gefällt uns schon wegen des Namens und so machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Das machen die Amis ja nie, deshalb gibt es auch keinen Bürgersteig. Aber die 200 Meter sind schnell überbrückt.
Wir sitzen draussen und lassen uns den Bacon BBQ-Burger und den Buffallo-Cheeseburger schmecken. Dazu gibt es gemeinsam eine kleine Portion hausgeschnitzte Pommes, eine Diet Coke (free refill) und ein Becks Saphire mit 6% Alc. Klasse Abendessen!!
Wieder im Zimmer kümmern wir uns noch um die Fotos des Tages und buchen das Zimmer für die nächste Nacht. Zu mehr sind wir nicht in der Lage, uns fallen um kurz vor 21 Uhr schon die Augen zu. Tagebuch wird daher morgen sehr früh geschrieben, wir sind bestimmt um 5 Uhr wach (Vorhersage stimmte genau!).
Tagesetappe: 156 km
Übernachtung: America’s Best Value Inn, Healdsburg, CA
Golden Gate Park, Flower-Power & Downtown SFO
11.09.13 06:51 Abgelegt in: California

Foto: Gabi im Golden Gate Park am Conservatory of Flowers, San Francisco, CA
Der Tag beginnt mit einer Überraschung: Im Holiday Inn Express Pacifica gibt es nicht nur die Tageszeitung an die Zimmertür, sondern auch das allerbeste Frühstück, das wir je in einem Motel bekommen haben. Echt vom Feinsten: verschiedene Kaffeesorten, 4 verschiedene Säfte, eine automatische Pancake-Back-Maschine, frische Rühreier, knusprigen Bacon, Brote, Muffins, Marmeladen, Honig, Joghurts, verschiedene Milchsorten, Müsli u.v.m. Sensationell!
Wir machen ausgiebig vom Angebot Gebrauch, was uns später echt rettet, weil wir während der Citytour wieder mal kaum ans Essen denken. Nebenbei bekommen wir die News über Obama’s Syrienpolitik überdimensional auf Flat-TV und CNN. Das weckt gleich die Erinnerungen an Richard und den Vorabend.
Dermaßen gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, der uns zuerst zum Golden Gate Park führt. 2011 sind wir schon mal ein Stück hineingelaufen, mussten aber feststellen, dass man mindestens einen ganzen Tag benötigt, um den 5 km langen und 800 m breiten Park fußläufig zu erkunden. Also fahren wir einen Fahrradverleih am Ostrand des Parks (Lincon Cyclery, 772 Stanyan Street) an, finden gleich in der Nähe einen bezahlbaren bewachten Parkplatz und sitzen kurz nach 10 Uhr auf zwei recht guten Mountainbikes. Auf geht’s: 2 Stunden kreuz und quer durch den Park.
Am Conservatory of Flowers (nostalgisches Gewächshaus) blühen die Blumen. Eine Extrarunde drehen wir am architektonisch auffälligen De Young Museum of Fine Arts und der California Academy of Sciences (mit Aquarium, Rain Forest und Planetarium). Die beiden Bauten wären bestimmt auch mal einen Extratag wert. Wir bummeln aber lieber durch den Japanese Tea Garden, der gleich nebenan liegt (7$ Eintritt). Die Fotos sagen alles, insbesondere die steilste Brücke der Stadt ist sehr ungewöhnlich.
Nachdem wir noch eine schöne Runde durch den Park geradelt sind geben wir die Räder (16$ für 2 Stunden) wieder ab und machen uns auf nach Haight Ashbury, das gleich nebenan liegt. In den 60er-Jahren war dies hier die Hochburg der Hippiezeit und gleichzeitig der verschrieenste Stadtteil SFOs. Junge Menschen aus aller Welt kamen damals mit Blumen in den Haaren hierher. Eine ganze Reihe von ihnen sind noch hier. In den 70ern verkam der Stadtteil im Drogenrausch, heute findet sich hier ein Mix aus witzigen Läden, psychedelischen Souvenirs, Flower-Power und Fotomotiven. Wir genießen es sehr, hier herumzustrolchen, zu bummeln und wir erstehen erste Mitbringsel für die heranwachsende Flower-Power-Generation …
Quer durch die Stadt geht’s nun zur Waterfront. Die Suche nach einem Parkhaus unterhalb der Oakland-Bay-Bridge gestaltet sich schwierig, da sind einige Extrarunden und U-Turns fällig, die Gabi den Schweiß auf die Stirn zaubern. Als wir den Jeep endlich abgestellt haben, gehen wir zunächst zum Rincon Park, wo mit „Cupid’s Span“ ein interessantes Kunstwerk wartet, das sich prima eignet, die dahinter aufragenden Hochhäuser des Financial District fotografisch in Szene zu setzen. Aber auch der Brücke waren wir (von unten) noch nie so nah. Was für ein gigantisches Bauwerk! 8.300 m lang mit 2 übereinander liegenden Fahrdecks zu je 5 Fahrspuren (obere Richtung SFO, untere Richtung Oakland). Immer am Wasser entlang bummeln wir zum Ferry Building, wo die Fähren zu allen möglichen Zielen in und jenseits der Bay ablegen.
Noch einmal versetzen wir das Auto, diesmal ins Parkhaus unter dem Union Square, das wir schon aus 2012 kennen. Der Platz mitten in Downtown brummt wie eh und je - hier finden sich alle möglichen Geschäfte und Hotels. Wir haben uns den Platz aber ausgesucht, weil es von hier nur ein Katzensprung bis Chinatown ist. Hier klingt es in den Straßen überall wie zu Hause im Chinarestaurant, nur dass die Musik hier „live“ vom Katzenjammer-Straßenmusikanten kommt. Bunt ist es, viel zu entdecken gibt es und auch hier ist etwas Shopping angesagt.
Eigentlich wollen wir ja noch zu Fisherman’s Wharf und schauen, ob wir von dort noch eine (einstündige) Bootsfahrt in die Bay und zur Golden Gate Bridge buchen können. Die Anfahrt ist unglaublich - Straßen von SFO eben. So steil waren wir noch nie unterwegs! Wir kommen auch unmittelbar an der berühmten Lombard Street (croocedest road of the world) vorbei. Die hat „nur“ 16% Steigung - ist aber wirklich schön zu fahren wegen der Blumenrabatten und der vielen Windungen. Die umliegenden Straßen hat Gabi letztes Jahr schon kennen gelernt, als sie „um den Block“ fuhr, während ich Fotos machte. Nun sind wir beide hier unterwegs und es geht 30% (!) schnurgerade bergauf und bergab. Wie Achterbahn, nur im wahren Leben!!
An der Wharf sehen wir ein bekanntes Bild: strahlender Sonnenschein hier, Nebel Richtung Golden Gate. Also beschließen wir, die Bootsfahrt zu verschieben, steigen erst gar nicht aus und kurven noch ein wenig durch die Stadt - es ist auch spät genug und die Müdigkeit zieht langsam herauf.
Es ist rush-hour und so ist es etwas anstrengend, sich bis zur #101 durchzukämpfen. Gegen 18 Uhr sind wir wieder in Pacifica. Klasse: das Hotel hat mittags ein kleines Angebot im Frühstücksbereich als Aufmerksamkeit am Start: Saft, Kaffee, Wasser und einige Kekse sind jetzt genau richtig. Dann fahren wir noch kurz die 1,5 mi bis zum Einkaufszentrum mit Food-Court (2 Ampeln südlich auf dem Hwy #1).
Bei Safeways (wo wir seit 2010 „Member“ sind und deshalb die günstigen Preise bekommen) erhalten wir alles, was wir zunächst benötigen: frisches Obst, Baby-Möhrchen zum Knabbern, Müsliriegel, Studentenfutter in allen Mischungen, Kracker, unsere Icebox, 24er Palette Wasser, 5-Liter-Tetrapack Kalifornischen Chardonnay zum selber zapfen etc. Nebenan ordern wir eine gut belegte Pizza, steigen ins Auto und fahren ins Motel zurück.
Dort bekommen wir zunächst die Krise: unser kleiner Rimowa-Koffer, in dem sich derzeit u.a. der Mac, aber auch alles andere, was nicht Kleidung ist, befindet, lässt sich nicht mehr öffnen. Zahlenschloss defekt? Verstellt? Keine Ahnung, auch beim 100sten Mal Einstellen der richtigen Kombination geht das Mistding nicht auf. iPhone und Google befragen: das Problem hatten auch andere schon, z.T. hat es geholfen, alle 999 Kombinationsmöglichkeiten auszuprobieren. Also: Pizza stückchenweise aufwärmen und dabei Panzerknacker spielen. Erfolglos. Da bleibt nur eins: Leatherman raus, Säge ausgeklappt und nach einigen Bemühungen ist das Ding auf. Uff! Den Koffer werden wir reklamieren - das dürfte kein Problem sein bei der Marke und dem Preis ...
Nun sind wir aber zu nichts mehr in der Lage, der Tag war schon recht intensiv. Die Tagebucharbeit etc. verschieben wir auf den nächsten Morgen - erfahrungsgemäß ist die Nacht eh früh zu Ende (richtig: um 5 Uhr sind wir puppenlustig und wach).
Ach ja: der Wein schmeckt - wenn der morgen Abend gekühlt ist, wird’s noch besser.
Tagesetappe: 77 km
Übernachtung: Holiday Inn Express, Pacifica, CA
Als wären wir kaum weg gewesen ...

Foto: Gabi & Richard, Nick’s Bar in Pacifica, CA
Nach den guten Erfahrungen 2011 stand für uns fest: bei Abflug von Frankfurt verbringen wir die Nacht vorher wieder in einem Airporthotel. Gesagt getan: Gabi hat gestern noch gearbeitet, aber eine Stunde eher Schluss gemacht. So war sie pünktlich um 14:30 Uhr zu Hause und wir konnten die letzten Sachen klarmachen. Dabei wanderte auch der Soundtrack für die Autofahrten, den ich am Morgen zusammengestellt hatte, schnell noch auf Gabis iPhone. Kurze Verabschiedungsrunde und schon bringen Heiner & Margret uns zum Bahnhof nach Duisburg. Der ICE ist so fix, da kommt man nicht mit. 17:08 ab Duisburg - 18:34 schon am Airport in Frankfurt. Sensationell!!
Mit dem Shuttle geht’s rüber zum Terminal 2, wo Delta Airlines (wie alle amerikanischen Fluglinien!) leider keinen Vorabend-Check-In mehr anbietet. Also düsen wir mit dem Hotelshuttle zum Meininger Hotel und beziehen unser Zimmer im 7. Stock - mit Blick auf den Flughafen. 50 € fürs Zimmer: das ist mehr als fair! Sauber und gut ausgestattet, die Bar bietet kleine Mahlzeiten und Getränke für (im Vergleich zu anderen) kleines Geld. Wir entscheiden uns für Spaghetti Bolognese und eine Pizza Peperoni, die erstaunlich gut ist. Anschließend wandert eine gut gekühlte Flasche Weißwein (12 &euro

Die ist um halb 6 aber zu Ende, denn wir haben den Shuttle-Bus um 06:00 Uhr gebucht. Alles fluppt prima. Der Delta-Schalter macht um 06:30 Uhr auf und wenige Minuten später sind die Koffer weg. Wir verbringen die nächste Stunde auf extrem bequemen Liegestühlen, dösen und schauen auf dem Mac den Rest eines Trainingsvideos zur geschickten Dateiverwaltung unter Aperture. Klasse, da habe sogar ich noch was dazugelernt. 2 Cappuccino und ein kleines Frühstück, dann ist auch schon Boarding.
Pünktlich um 09:40 verlassen wir deutschen Boden und genießen den Service von Delta. Nicht nur genügend schmackhaftes für den Magen, auch großzügig Getränke sind im Angebot. Da kann man nicht meckern, wir hatten sogar 2 nette Pötte Wein. Und auch technisch hat die Fluggesellschaft aufgerüstet: nun gibt es in jeder Kopfstütze einen Monitor und Filme bis zum Abwinken zum selbstgestalteten Kinoprogramm.“Hänsel & Gretel - Die Hexenjäger!“ - was für ein Schwachsinn, die Gebrüder Grimm würden sich im Grabe rumdrehen. Der neue „Mission Impossible“ dagegen war ganz ok und selbst „Notting Hill“ auf Englisch hatte mal wieder was …
Die Einwanderungsprozedur in Detroit ging auch ruckzuck. Alles in Allem hat das nicht länger als 30 Minuten gedauert. Dafür haben die Amis jetzt wieder aktuelle Fotos von uns und wissen auch, dass wir noch alle 10 Finger haben. Der Airport ist überschaubar, kein Vergleich mit Atlanta! 12:45 Uhr war es, als wir zum dritten Mal in drei Jahren in den USA landeten (18:45 in Deutschland). Um 15:43 Uhr geht es weiter nach San Francisco - gleich ist schon wieder Boarding. Bis später …
Es geht pünktlich weg in Detroit, denken wir. Aber wir konnten ja nicht ahnen, dass der Pilot mit uns eine Flughafenrundfahrt macht. Der Airport ist doch viel größer, als ich vermutet habe. Wir kurven von Startbahn zu Startbahn und starten dann mit 50 Minuten Verspätung. Der Kapitän versichert uns aber, das Meiste wieder heraus zu holen und er soll recht behalten. Die Inlandsflüge unterscheiden sich bei Delta bezüglich des Service deutlich von den Langstrecken! Es gibt zwar wieder Softdrinks, Peanuts & Co., das Essen und auch die Spielfilme müsste man aber bezahlen. Nun ja. Hunger haben wir nicht und Filme hatten wir auch schon einige. Also: 5 Stunden dösen und Reiseführer lesen.
Gegen 18 Uhr sind wir dann endlich in San Francisco. Koffer aufnehmen, mit der „blue line“ des Skytrain zu den rental cars fahren und schon warten wir auf unser Auto. Mit uns warten noch 5 andere Paare, die kommen mit den Autos gar nicht so schnell nach. Wir sind aber die ersten, die ihren Wagen bekommen und wir kriegen, was wir bestellt haben: einen Midsize SUV: Jeep Compass in schwarz. Nunja, wir sind sehr verwöhnt aus den letzten Jahren, in denen wir immer ein kostenloses Upgrade auf die nächste Fahrzeuggröße bekamen und diese auch außerordentlich luxuriös ausgestattet waren. Der Jeep hat alles was wir benötigen und ist auch schön anzugucken. Überflüssigen Schnickschnack sehen wir auf den ersten Blick nicht. Aber der Praxistest kommt ja noch.
Die 21 Kilometer bis Pacifica sind schnell zurückgelegt. Als wir im Skytrain waren, sahen wir schon den berüchtigten Nebel über die bis dahin sonnendurchflutete Stadt ziehen. Jetzt sehen wir die Hand vor den Augen kaum. Eingecheckt ist schnell, das Mädel am Empfang ist super freundlich. Nun ist es kurz nach 7 und viel zu früh, ins Bett zu gehen. Also gehen wir schnell die paar Schritte bis zum Meer und werfen einen ersten Blick auf den schäumenden Pazifik. Da sind wir wieder - du hast dich nicht verändert.
Gleich nebenan ist „Nick’s Bar“ und dort kehren wir wieder ein. Gabi hat Lust auf einen Cocktail zum Urlaubsbeginn und bestellt sich einen „Marylin“ (Erdbeeren mit Vodka), für mich gibt’s ein gezapftes Bier. Nur zum Spaß teilen wir uns noch eine Portion „sweet & spicy chickenwings“ und schon sind wir mitten im Gespräch mit 2 Harleyfahrern, die sich gegenseitig aufziehen und „fetzen“. Sie beteuern, dass sie sich eigentlich mögen, aber „ganz normal“ anpflaumen müssen. Der eine von ihnen kommt aus Phoenix, der andere (Richard) aus Kalifornien. Richard hat mächtig getankt und ist mindestens so breit, wie seine Oberarme dick sind. Er knufft mich immer wieder in die Seite und nimmt mich bei jedem 2. Satz in den Arm (oder war es der Schwitzkasten?). Überflüssig zu erwähnen, dass beide und auch der Barmann Deutschland wie ihre Westentasche kennen. Richard war 1969 in Aurich bei der Army und hatte später einen Geschäftsfreund in München.
Als er auf amerikanischem Kauderwelsch „Eine Salzbrezel bitte“ lallt und ich ihm das richtig übersetze tanzt er durch die Bar, weil er stolz wie Bolle ist, dass wir das verstanden haben, obwohl er 15 Jahre nicht mehr in Deutschland war. Ab jetzt bin ich sein bester Freund. Wir reden über alles und schließlich muss er uns auch von seinen Waffen erzählen und davon, dass er nie eine mitnimmt, wenn er auch nur ein Glas Alkohol trinkt. Zum Beweis zeigt er das leere Holster (manchmal hat er wohl echt gute Ideen) und auch sein Weapon-Permit. Dass ich in Sachen „Sig Sauer“ und „Walther PPK“ mitreden kann lässt schließlich alle Schranken schwinden.
Nun werden wir in die Geheimnisse der Motorradgangs eingeweiht: er gehört zu den „Weasels“. Die haben eine Münze wie bei uns die Kegelclubs einen Kegel und müssen diese immer vorzeigen, wenn sie sich treffen. Ungewöhnliche Aufschrift: FYYFF (fuck you you fucking fucker). Spannend ist seine Erläuterung zu den historischen Wurzeln der „good old boys“ - auch dazu gibt es eine Münze. Sachen gibt’s. Und dann muss er auch noch über seinen Präsidenten herziehen und unsere Kanzlerin über den grünen Klee loben:
Richard: „Obama is week, he should be the leader of the free world, but what is he? A monkey! A baffoon (Blödmann, Witzbold, Clown)! He has Balls like peanuts! Angela Merkel has balls like this (zeigt die Größe einer Wassermelone). She supports Obama, she shows him, how to be big in this world. She’s a strong woman, I like her so much ….“
Nunja, er beteuert, kein Rassist zu sein (da habe ich so meine Zweifel) und ist deutlich enttäuscht, dass Obama nicht kräftig zuschlägt in Syrien. Ich habe ihm erklärt, dass ich es eher für ein Zeichen von Stärke als Schwäche halte, wenn man in so wichtigen Sachen mal nachdenkt und dann handelt. Fand er nicht - das war eher nicht sein Ding. Bei Asterix hätte er wahrscheinlich „Haudraufundschluss“ geheißen. Aber: so schnell kommt man nirgends ins Gespräch. Keine 2 Stunden hier und schon verbrüdert mit 2 harten Jungs. Wir hatten viel Spaß!
Gegen 22 Uhr fallen uns dann die Augen zu. In Deutschland ist es schon 7 Uhr morgens. Gute Nacht!
Tagesetappe: 21 km (mit dem Auto)
Übernachtung: Holiday Inn Express, Pacifica, CA