Vulkan
Mt. Shasta, eine Brücke und Arnie's Sacramento
17.09.13 05:44 Abgelegt in: Oregon | California

Foto: Mt. Shasta (4.322m), Anblick auf dem Hwy. #96, CA
Mensch, heute war es richtig schwer, ein Foto für diesen Tagebucheintrag zu finden. Begonnen hat aber alles heute morgen mit den imposanten Ansichten des Mount Shasta auf unserer Fahrt von Klamath Falls nach Redding. Kurz vor 7 Uhr waren wir bereits wach, obwohl die Betten im sehr empfehlenswerten Mavericks Motel mit Tempur-Matrazen ausgestattet sind. Arnorld Schwarzenegger hat gestern Abend noch in Terminator 3 die Welt gerettet (lustigen Akzent hat er auf Englisch) und musste dann auf einem anderen Programm noch als „Eraser“ ran - das haben wir aber nicht mehr geschafft, da musste er halt alleine radieren …
Vom Frühstücksangebot nehmen wir einen Kaffee und Keks. Joghurt und Äpfel packen wir in die Ice-Box. Da unsere Vorräte schrumpfen, kaufen wir gegen 8 Uhr bei Safeways schnell noch frisches Obst und Nussmischungen ein, und - ja, ich gestehe: der Wein war auch alle …
Kaum sind wir raus aus Klamath Falls, ragt er schon vor uns auf: der 4.322 m hohe, schneebedeckte Mount Shasta nebst (rechts daneben) seiner kleinen Schwester Mount Shastina. Beide sind Teil der vulkanischen Cascadenkette, die sich von Mexico bis Kanada erstreckt. Auf unserem Weg heute nach Sacramento sehen wir viele Vulkane mit ihrer grauen Asche. Der Mt. Shasta ist schon aus einer Entfernung von 180 km zu sehen. Wirklich ein toller Anblick. Ansonsten heißt die Gegend hier „National Grasland“ und Gabi bemerkt nebenbei, dass hier nicht nur so mancher Hund, sondern auch noch alle Katzen begraben sind. Dafür poussiert das Squirrel mit seiner Halmsammlung ganz putzig.
Um 11:30 Uhr herum ist es Zeit für eine Rast - und die machen wir in Redding. Heute haben wir ja einen langen Fahrtweg, weil wir die Strecke, die wir in den vergangenen Tagen nordwärts gefahren sind, nun in „einem Rutsch“ wieder zurück fahren. Das wäre nicht zu machen, wenn es nicht schnurgerade über Hwy. #97 und Interstate 5 gehen würde. Tempomat auf 65 Meilen/Stunde (später in Kalifornien sogar auf 70) und rollen lassen … Wir hätten noch den Lassen Volcanic NP und das Lava Beds NM ins Programm einbauen können. Das hätte aber mindestens 2 weitere Übernachtungen auf dem Weg „gekostet“. Wir waren ja 2011 2,5 Tage im Yellowstone NP, der in Sachen Geysire und vulkanischer Aktivitäten weitaus aktiver ist. Außerdem ist der Lassen Volcanic NP nicht so gut zugänglich.
Wo war ich? Ach ja: in Redding: hier gibt es eine architektonisch sehenswerte Fußgängerbrücke „Sundial Bridge“ in der Turtle Bay über den Sacramento River, die nächstes Jahr 10jähriges feiert. Die liegt nur 5 Minuten von der I-5 entfernt und ist somit prima geeignet für einen 30-Minuten-Stopp. Beine vertreten, Fotos machen, wundern, dass hier auch Klapperschlangen durchs Gras schleichen (hätte ich hier gar nicht erwartet) - da bleiben wir mit unseren Sandalen und nackten Füßen lieber auf der Brücke. 24 Millionen $ hat das gute Stück gekostet. Der Glasboden ist was Besonderes. das Gewicht von 6.000 Leuten könnte sie halten - muss sie heute aber nicht. Mehr als 10 haben wir nicht gesehen, ein gemütlicher Tag für die Brücke! Was wir leider erst in Sacramento über Facebook erfahren: Sarah aus Nieukerk, die derzeit auch hier rumtourt, war exakt um diese Zeit auch in Redding (und ist da immer noch). Das wäre ein Ding gewesen, wenn wir uns da getroffen hätten - die Welt ist (für Nieukerker) wirklich zu klein.
Um 14:30 Uhr erreichen wir Sacramento, beziehen unser Zimmer und machen uns gleich wieder auf den Weg zur Stadtbesichtigung. Wir hatten ja schon einiges gelesen, sind aber doch sehr angenehm überrascht. Es handelt sich hier immerhin um die Hauptstadt von Kalifornien, das solche Metropolen wie San Francisco und Los Angeles zu bieten hat. Und wie ist Sacramento? Schnuckelig - und extrem übersichtlich!
Als erstes fahren wir den Capitol Park an. Nebenan ist ein Parkhaus. Nur 2$ für die halbe Stunde, dafür gibt man seinen Autoschlüssel einem freundlichen Helferlein, der das Auto irgendwo ins Parkhaus stellt. „Valet Parking“ heißt das und gehört hatte ich das bisher nur in Las Vegas. Mal sehen, ob der Jeep gleich wieder da ist. Der Capitol Park ist groß, sehr schön, luftig mit viel Platz und schönen Bäumen. Am Westende steht das California Capitol State Building und ich muss sagen: Arnold - Respekt! Einen schöneren Regierungssitz hättest du dir nicht aussuchen können. Dem Weißen Haus in Washington nachempfunden gehört dieses Gebäude zu den schönsten der Vereinigten Staaten, das können wir nur bestätigen.
Unseren Jeep bekommen wir unversehrt zurück. Nun geht es zu Sutter’s Fort, einem State Historical Park gut 20 Blocks weiter östlich. Die Orientierung ist extrem einfach, weil man hier - wie so oft - alle Straßen von Nord nach Süd alphabetisch (A-Street, B-Street, C-Street etc.) und von West nach Ost durchnummeriert (1st-Street, 2nd-Street, etc.) hat. Man muss daher nur mitzählen und schon ist man da. Wir sehen uns das Fort in Ruhe an und machen einige Fotos. Der Schweizer John (Johann) Sutter errichtete hier 1839 dieses Fort und gründete damit Sacramento. Schon häufiger in den vergangenen Tagen haben wir uns gefragt, wie sich die Siedler damals wohl gefühlt haben auf ihrem beschwerlichen Marsch - hier wird die Geschichte lebendig.
Noch einmal geht es für uns westwärts über die „J-Street“ bis ins (gigantische) Parkhaus der „Downtown Plaza“ an der Ecke zur „6th-Street“. Von hier aus spazieren wir bis zur Sacramento Old Town und tatsächlich: hier sieht es noch aus wie im Wilden Westen. Sogar ein Schaufelraddampfer liegt auf dem Sacramento River. Wir shoppen ein wenig und schießen Fotos, auch von der sehenswerten Tower-Bridge. Da hier um 17 Uhr alle Museen schließen (auch eines der besten Eisenbahnmuseen der USA) leert sich dieser Stadtteil aber nach 18 Uhr merklich. So wechseln wir hinüber in die Downtown Plaza, einen Einkaufskomplex der besonderen Art. So große Passagen findet man bei uns kaum - da ist selbst das Centro noch keine Konkurrenz. Entsprechend ist das Angebot an Essbarem: wir können uns dem aufdringlich freundlichen Winken von 3 Chinesen ohne Kontrabass, dafür mit Teriyaki-Häppchen zum „Anfüttern“ nicht entziehen.
Daher ordern wir „Mango-Chicken“ und „Teriyaki-Prawns“ im Pan Pazific und werden nicht enttäuscht. Gabi ist inzwischen offensichtlich dem amerikanischen way of life so nahe getreten, dass sie - ich kann nur staunen mit offenem Mund - auch noch 2 „diet Coke LARGE“ bestellt. Sie muss doch wissen, dass das Wort „large“ hier in Verbindung mit Essen und/oder Trinken absolut tödlich ist! Gut, sie hat sich davon leiten lassen, dass das Essen mit großem Getränk nur 1,79$ Aufschlag kostet - mit „mittlerem“ Getränk nur 1,59$. Der Unterschied ist nicht groß - aber was, bitte schön, soll ich mit einer Badewanne Cola light anfangen? Als ich schon ganz vollgeplunscht bin mit dem Zeug ist immer noch erst weniger als ein Viertel raus aus dem Styropormonstrum. Na gut, für den Rest der Reise benötigen wir keine Getränke mehr ...
Gar nicht so einfach, das Auto wieder zu finden - erst recht, wenn man durch einen der anderen zahlreichen Eingänge der Parallelstraße ins Parkhaus steigt. Um 19 Uhr sind wir aber wieder auf dem Zimmer und machen uns über Wein, Fotos, Tagebuch etc. her. Nun ist es 21:27 Uhr und wir sind fertig. Fix und fertig, um genau zu sein.
Morgen geht es gemütlich über einige Gold-Rush-Spuren zum Lake Tahoe. Ich hatte gestern ganz vergessen zu erwähnen, dass mit dem Crater Lake und dem Klamath Lake unsere „Seenreise“ begonnen hat: in den nächsten Tagen folgen noch der Lake Tahoe (morgen), der Mono-Lake (übermorgen) und June-Lake sowie Mamoth Lakes (danach) - ihr dürft also gespannt bleiben. Wir sind es und freuen uns schon ...
Bei Interesse: auch heute unbedingt wieder ein paar Fotos unserer Auswahl gucken ...
Tagesetappe: 481 km
Übernachtung: Days Inn Motel, Sacramento, CA
Sunny Sunday @ Crater Lake NP
16.09.13 05:44 Abgelegt in: Oregon

Foto: Gabi & Jürgen auf dem Watchman Peak (2.442m), Crater Lake NP, OR
Da sitze ich nun im Maverick Motel in Klamath Falls an einem richtigen Schreibtisch in einem tollen Zimmer, neben mir steht eine kühle Dose Coors Light (710ml, großspurige Aufschrift: The Silver Bullet - When the mountains turn blue it’s as cold as the rockies) und ich schreibe Tagebuch. Es war ein wunderbarer Tag, aber fangen wir besser mal vorne an:
Da die „Büroarbeiten“ gestern Abend schon vollständig erledigt waren, sind wir heute morgen von der schnellen Truppe: ein paar Mails beantwortet und kurz mit Vater & Mutter geskypt, gesehen, dass Gladbach 1:0 hinten liegt und schon sind wir auf der Straße. Es ist kurz nach 8 Uhr, als wir Grants Pass verlassen. Das erste Wegstück führt über die I-5 North, dann wechseln wir auf die #234 und später auf den Crater Lake Scenic Hwy (#62). Die Sonne kommt raus, blauer Himmel zeigt sich und wir fahren durch die schöne Berglandschaft Oregons - Wald, so weit das Auge reicht. Es geht eine ganze Zeit an einem Fluss entlang (Rogue River) und aus den Lautsprechern singen und zupfen Johnny Cash (Ring of Fire), Santana (They all went to Mexico) und Mark Knopfler mit Emmylou Harris (This is us) - hört euch das mal an, schließt die Augen und stellt euch eine endlose lange Straße durch amerikanischen Herbstwald ohne jedweden anderen Verkehr vor. Tempomat rein, rollen lassen und mitsingen - ein Traum!
Zwischendurch halten wir am Fluss an und beobachten 2 Angler, die heute bestimmt noch Erfolg haben werden. Ich habe dort riesige Lachse komplett aus dem Wasser springen sehen, die sind so übermütig, dass sie bestimmt noch beißen …
Gegen 10:30 sind wir am Visitor Center des Crater Lake NP angekommen. Der einst 3.700 m hohe Mount Mazama stürzte nach einem Ausbruch vor 6.800 Jahren in sich zusammen und bildete einen Krater von 11 km Durchmesser. Im Laufe der Jahre füllte sich der Kessel mit Regen und Schmelzwasser: Crater Lake entstand. Der See ist bis zu 589 m tief. Die enorme Tiefe sorgt gemeinsam mit dem schwarzen Untergrund für die ungewöhnlich dunkelblaue Reflektion - ein sagenhafter Anblick! Und es gibt noch etwas besonderes: Als Folge eines jüngeren Ausbruchs innerhalb des Kraters erhob sich Wizard Island im Westen des Sees. Der heute noch sichtbare Teil der Insel ist die Spitze eines Vulkans im Vulkan. Schaut mal auf den Fotos - man kann den Krater auf Wizard Island gut erkennen!
Rund um den Kraterrand führt ein Rimdrive, der 53 km lang ist und über 30 Aussichtspunkte bietet. Wir fahren einmal um den See herum, halten aber nicht an jedem Viewpoint. Dafür machen wir einige Wanderungen: Zuerst geht es eine Stunde lang immer am Kraterrand entlang auf dem „Discovery Point Trail“ mit ersten atemberaubenden Panoramablicken. Anschließend besteigen wir den „Watchman Peak“ (2.442m) über den gleichnamigen Trail, eine ebenfalls rd. einstündige Wanderung. Zwischendurch naschen wir immer wieder Trauben, Möhrchen, Cracker und auch der über einen halben Liter große Pott „Coffee to go“ vom Vormittag hat eine lange Halbwertzeit. Wir lassen es uns gut gehen und fahren um den See, ohne zu hetzen.
Gegen 14:30 Uhr fahren wir die 7 Meilen Abstecher bis zum Pinnacles Trail, der uns weitere 30 Minuten beschäftigt. Die „Pinnacles“ sind komische Dinger: 30 Meter hoch ragen die Spitzen aus der Canyonwand: Es handelt sich um ehemalige Fumarolen (Dampfaustrittsstellen), bei denen die austretenden Gase Asche erzeugten, die später unter Druck zu solidem Fels wurden. Das umliegende Gestein erodierte und zum Vorschein kamen die lustigen Gesellen, die sich heute brav ablichten lassen. Apropos ablichten: Fotografieren macht bei dem tollen Wetter und den heutigen Lichtbedingungen natürlich noch mehr Spaß. Endlich nicht mehr mit den hohen ISO-Werten und kurzen Belichtungszeiten jonglieren, wie noch gestern in den Redwood-Wäldern …
Es sind nun noch knapp 1,5 Stunden bis Klamath Falls und die vergehen bei guter Musik und herrlicher Gegend wie im Fluge. Ehrlich: vom Crater Lake NP bis Klamath Falls habe ich nicht ein einziges Mal gebremst. Cruise Control an, 55 Meilen/Stunde eingestellt und laufen lassen. Die Straße ich teilweise über zig Kilometer so gerade, dass man das Lenkrad eigentlich festbinden und im Fond Platz nehmen könnte. Machen wir aber nicht. Statt dessen beobachten wir lieber, wie sich die Landschaft verändert: nach den Bergen kommt nun eine große, grasige Ebene, die nur am Horizont noch von Hügelketten begrenzt wird. Auf den endlosen, saftig grünen Weiden grasen unzählige glückliche Steaks. Auf den Speisekarten haben wir in den letzten Tagen häufig gelesen: „We only serve meat from gras fed Angus!“.
Unser Zimmer im Mavericks Motel ist groß, wirklich sehr schön, sauber und lila. Die Dame im Office war super nett und empfahl fürs Dinner das „Thai Orchid“ gleich um die Ecke oder den Mexikaner 7 Blocks entfernt. Thai finden wir super für heute, „um die Ecke“ auch! Vorher müssen wir aber unbedingt unter die Dusche, denn das war ein staubiger Tag heute.
Pad Thai, Red Curry und als Vorspeise Garnelen im Teigmantel schmecken prima, auch wenn es mir ob der Schärfe des (medium hot!) Curry manchmal die Schädeldecke anhebt. Alles gut! Hier ist sonst nix los und so machen wir uns an die Arbeit: Fotos sichern, sortieren, hochladen, Tagebuch schreiben und dem jungen Pärchen von heute Mittag das Foto mailen, das ich von Ihnen auf dem Watchman Peak gemacht habe (die beiden hatten tatsächlich nur eine Mini-Einwegkamera dabei, freuten sich aber sehr über mein Angebot, ihnen ein nettes Foto zu machen).
So, morgen geht es nach Sacramento, der Hauptstadt von Kalifornien, in der bis vor Kurzem Arnie Schwarzenegger noch große Politik machte. Groß ist hier im Zimmer der Flat-TV und dort läuft doch gerade Terminator 3 - wie passend. Wir hören uns morgen; gute Nacht!
Tagesetappe: 325 km
Übernachtung: Maverick Motel, Klamath Falls, OR
Bergseen & Der Scheiterhaufen des Teufels
20.09.13 05:00 Abgelegt in: California

Foto: Jürgen am Silver Lake, June Lake Loop Road, CA
Gabi hat mir freundlicherweise das Bett am geöffneten Fenster überlassen. Richtig so, dann werde ich als erstes von den Bären gefressen und sie wird über Nacht nicht gestört. Ich verspreche auch, ganz leise zu sein - wenn die Bären nicht schmatzen wird sie nicht gestört werden. Außerdem habe ich ja meinen Karl May gelesen und weiß, wie man mit Bären fertig wird. Nun habe ich weder Henrystutzen noch Bärentöter, aber Old Shatterhand hat es ja auch oft genug ohne geschafft. Also lade ich mir schnell noch die Bowie-Knife App aus dem AppStore herunter, mein iPhone liegt ja auch nachts immer griffbereit. Wie war das noch gleich? 3 cm über dem zweiten Rippenbogen? Egal …
Was ich genommen habe? Nichts! Naja, 2 Glas Wein - aber kleine!! Jedenfalls werden wir heute morgen beide wach und keiner ist gefressen worden. Zum Frühstück gibt es hier ja nichts (eigentlich unverschämt bei dem Zimmerpreis) und so sagen wir per Skype kurz auf der Freiheitsstrasse guten Mittag, verabschieden uns von unseren amerikanischen Freunden und fahren schnell gegenüber volltanken. Um 08:30 Uhr haben wir dann wieder die CA-#395 unter den Rädern und fahren gen Süden.
Eigentlich wären wir heute schon nach gut 30 Minuten am Ziel in Mammoth Lakes (jap, der Name kommt vom Mammut - weiß nicht warum). Aber wir nehmen den Umweg über den „Scenic Byway“, die June Lake Loop Road. Das ist eine Straße, die von der #395 abbiegt, einige Meilen durch die Berge führt - vorbei an traumhaften Bergseen wie z.B. dem Grant Lake, Silver Lake, Gull Lake und eben dem June Lake. Sehr, sehr empfehlenswert!! Besonders bei strahlend blauem Himmel wie heute. Draussen sind es noch nur 9 Grad Celsius - wir sind ja immer noch sehr hoch unterwegs und die Sonne hat noch (!) keine Kraft.
Am Silver Lake lockt ein Schild: „Cafe open!“. Sieht sehr nett aus und wir denken, dass wir hier mal schnell einen Coffee to go fangen. Pustekuchen! Wir warten ja schon seit Tagen auf eine gute Gelegenheit, amerikanisch zu frühstücken - hier ist sie: Wir hatten noch gar nichts und diese Mischung aus amerikanischer Frühstückseatery und Anglerheim hat es uns gleich angetan. Zeit haben wir ja auch genug heute, also ran an den Speck!
Wir nehmen an der Theke des Silver Lake Cafe Platz und bekommen natürlich sofort „bottomless Coffee“ in zwei urige Humpen gefüllt („bodenlos“ heißt in dem Zusammenhang, dass ständig nachgefüllt wird). Die Auswahl fürs Frühstück ist schwer, zu verlockend sind die Angebote. Schließlich entscheide ich mich für ein Omelette mit dem unglaublichen Namen „The Garbage“. Wörtlich übersetzt heißt das ganz einfach „Der Müll“. Die Beschreibung verspricht aber, dass es das beliebteste Omelette des Hauses ist und einfach „alles“ enthält - „our favorite and most popular - contains almost everything!“ Auf dem Teller finde ich dann ein Omelette aus drei Rancheiern vor, das gefüllt ist mit Schinken, Bacon, Würstchen, Tomaten, Möhren, Zucchini, Sellerie, Pilzen, roten Zwiebeln, Spinat, Cheddar & Jack Cheese (innendrin und obendrauf), verschiedene Gewürze, red pepper und Pepperoni. „Getoppt“ wird das Ganz noch mit Sour-Creme, Sprossen und Avocado. Dazu reicht man eine große Portion Bratkartoffeln (natürlich mit Speck), 2 große Scheiben Toast mit Butter und einen Schnitzen Honigmelone. Gabi bekommt „Silver Lake Special“: 2 special Buttermilk Flapjacks (2 fette Buttermilchpfannkuchen), dazu Ahornsirup & Butter, 2 Spiegeleier mit Bacon und ebenfalls Honigmelone. Es bleibt kein Krümel über, was ausschließlich daran liegt, dass es so unglaublich gut schmeckt. Anschließend benötige ich eigentlich einen Arzt und einen Wellnesstag mit regelmäßigen Grappaaufgüssen - beides ist aber nicht im Angebot.
So kugeln wir an den See und machen noch ein paar Aufnahmen fürs Familienalbum. Das hier wäre definitiv etwas für Christian: Mit dem Boot in dieser unglaublichen Bergkulisse bei strahlend blauem Himmel auf den Silver Lake hinausfahren, große Fische fangen und zwischendurch im Cafe Anglerlatein verzapfen und die Speisenkarte erkunden.
Vorbei an weiteren schönen Seen erreichen wir wieder die #395, die wir aber nach einigen Meilen schon wieder verlassen, um über eine (diesmal gut befahrbare) Gravel Road zum „Obsidian Dome“ zu gelangen. Das ist ein gigantischer Lava Flow, der aus riesigen schwarzen Felsbrocken - z.T. aus Glasbasalt - besteht. Viel Lava fürs Auge, aber für den Nichtgeologen eher unspektakulär. Dafür parkt unser „kleiner Schwarzer“ traumschön unter 4 großen Bäumen. Guckt mal bei den Fotos, das sah sehr nett aus.
Um 11 Uhr sind wir schon am Visitor Center in Mammoth Lakes, lassen uns kurz beraten und beziehen dann unser Nachtquartier im Motel 6 an der Mainstreet. So haben wir unsere Habseligkeiten wieder unter Dach und Fach (und zwar ALLE - auch hier ist besondere Vorsicht vor den Bären geboten, sogar die Mülltonnen draussen sind bärensicher verschlossen) und können gegen 12 Uhr aufbrechen zu unserem Wandertag in und um die Bergseen von Mammoth Lakes.
Als erstes fahren wir über die Minaret Road weiter in die Berge hinein über einen Pass (3.200 m) zum „Devils Postpiles NM“ - das ist der Scheiterhaufen des Teufels! Säulenbasalt bildet hier eine Formation, die wir so noch nicht gesehen haben. Vor sehr vielen Jahren (genauer: vor 100.000 Jahren) war hier ein Lavasee und als der erkaltete, ergaben sich durch irgendwelche Gegebenheiten (Zusammenspiel des langsamen Erkaltens der Lava mit der mineralischen Zusammensetzung des Materials) die sechseckigen Säulen. Darüber schmirgelten dann Jahre später mehrere Eiszeiten, so dass sich oben ein Fußboden wie in einer Kirche (lauter Sechsecke mit exakten 120-Grad-Winkeln) bildete. Die hier ständig auftretenden Erdbeben und Erosion sorgten dafür, dass einige der Säulen umkippten und nun den „Scheiterhaufen“ davor bilden. Auch hier hilft ein Blick auf die Fotoauswahl - dann bekommt ihr eine Vorstellung davon.
Apropos Erdbeben: Im Visitor Center wurden eben auf einem Computermonitor Graphen von Messstationen übertragen, die zeigen, dass hier täglich mehrere Erdbeben mit mindestens der Stärke 2 stattfinden.
Wir wandern also durch die wunderschöne Gegend mit Wald, Flüsschen und diesen merkwürdigen Basaltsäulen. Der Trail führt uns auch noch (japsend wegen der Höhenluft von fast 3.000 Metern) oben auf die Säulen. Wirklich sehenswert! Zurück am Auto fahren wir ein Stück weiter zum Trailhead des „Rainbow Fall Trail“. Auch hier überall Hinweise auf die Bären und dass man ihnen ihre „Wildheit“ unbedingt belassen muss. Daher: keine Sachen im Auto lassen und nicht anfüttern. Wir sehen aber nur Geschwader von Mini-Erdhörnchen, die hier über die Baumstämme flitzen. Der Wald ist z.T. ziemlich mitgenommen von einem Waldbrand, der hier vor 4 Jahren wütete. Die Brände sind im ökologischen Gleichgewicht aber wichtig, um den Boden frei zu machen und neuem Leben Platz zu geben.
Nach gut 2 Kilometern in schweißtreibender Hitze (trotz der Höhe - jetzt hat die Sonne ihre Muckis ausgepackt) erreichen wir den Wasserfall. Es rauscht kräftig, wir machen eine Pause. Dabei beobachten wir, wie 2 Ranger die Infotafeln abmontieren. Auf meine Frage erläutern sie, dass Sie die Gegend gerade „winterfertig“ machen, die Tafeln werden unter den Schneemassen nur leiden. Wann denn mit erstem Schnee zu rechnen sei, frage ich. „Maybe next weekend!“ Und wenn hier einmal Schnee liegt, geht nicht mehr viel. Spätestens im Oktober ist hier oben alles dicht.
Auf der Rückfahrt sehen wir noch einige Wildpferde und nehmen nun auch diverse Anlagen für den Skibetrieb wahr. Hier ist im Winter mit Sicherheit einiges los! Schon gestern bei unserer Kreuz- und Querfahrt durch die Sierra Nevada fielen uns die zahllosen 2 Meter-Stangen an den Straßenränden auf. Ein Mann erzählte uns, dass in der Ghosttown Bodie in einigen Jahren über 7 Meter Schnee lagen!
Zurück in Mammoth Lakes biegen wir noch auf die Lake Mary Road ab, fahren nochmal ein ganzes Stück in ein Seitental und haben dort fantastische Blicke auf Seen, die in verschiedenen Höhenlagen angeordnet sind. Wir lassen uns Zeit und kommen auch noch am Horseshoe Lake vorbei, der bekannt ist für die dort anzutreffenden Baumskelette - hervorgerufen durch die anhaltende vulkanische Aktivität mit porösem Boden und dem enorm hohen CO2-Gehalt hier. Einige Bereiche werden aufgrund der CO2-Gefahren zeitweise für den Zutritt gesperrt. Das gilt aber nicht für den Lake Mary, die Twin Lakes, den Mamies Lake, den Crystal Lake etc. Insgesamt ist das hier aber eine sehr schöne Gegend, die sich auch für einen längeren Urlaub sehr gut eignet.
Im Motel müssen wir erst mal duschen, die Trails waren schon sehr staubig. Dann schauen wir nach den Fotos und gehen nochmal um den Block. Ich habe überhaupt keinen Hunger - kein Wunder, bei dem Frühstück - Gabi benötigt auch nicht viel. Also holen wir und bei Subway ein leckeres Sandwich (fernsehen bildet doch: im September gibt es alle großen Sandwiche in den USA für 5$). Das teilen wir später auf dem Zimmer - dazu gibt es ein Glas Wein. So günstig haben wir noch nicht gespeist …
Nun kann Gabi kurz Korrektur lesen bevor wir alles hochladen, dann ist Feierabend für heute. Das war ein superschöner Tag und morgen geht es in die Alabama Hills, wo es tolle Felsformationen gibt und wo schon ganz viele Filme gedreht wurden. Wir freuen uns! Gute Nacht!
Tagesetappe: 138 km
Übernachtung: Motel 6, Mammoth Lakes, CA
Snow Canyon SP - klein, aber oho!
23.09.13 05:50 Abgelegt in: Utah

Foto: Mini-Schildkröte im Snow Canyon SP, UT
Die Nacht war gut, wir sind noch im alten Rhythmus - deshalb ist es schon 8 Uhr, als wir die Augen aufmachen. Holger und die Kids hatten schon versucht, uns anzuskypen. Deshalb rufe ich mit noch verschlafenen Augen zurück. Auri hat jetzt nicht nur eine obere Zahnlücke, sondern gleich auch unten alles freigelegt. Und morgen hat sie Geburtstag - na dann herzlichen Glückwunsch. Hoffe, du hast bald wieder Zähne!
Schnell machen wir den Wagen klar. Das Frühstück ist ok - für den Preis von 55$ fürs Zimmer können wir echt nicht meckern. Hier kann man wieder einkehren.
Die Anfahrt zum Snow Canyon SP ist in 10 Minuten bewältigt. Hier sitzt niemand am Kassenhäuschen. Da es sich hier um einen State Park (SP) handelt, der von unserem Jahrespass für die nationalen Parks, Monumente etc. nicht abgedeckt wird, muss die Eintrittsgebühr per „self registration“ durchgeführt werden. Das ist bei allen SP so. Man nimmt einen der durchnummerierten Umschläge, beschriftet sie mit Datum, Fahrzeugangaben und Aufenthaltszweck, steckt die 6$ hinein - zukleben, einwerfen und Abrisspermit mit gleicher Nummer entsprechend ausgefüllt hinter die Windschutzscheibe legen. Dafür gibt es aber auch die Park-Map mit allen Trails, Parkplätzen und wichtigen Hinweisen zum mitnehmen.
Gleich eine Meile weiter lockt schon eine erste Wanderung. „Petrified Sand Dunes“ sind knallrote versteinerte Dünen. Ehemals sandig bestehen sie heute aus Sandstein. Schön ist, dass regelmäßige Markierungen den Weg weisen, man aber im Grunde frei darauf herumklettern kann. Das macht wirklich Spaß und kaputtmachen kann man hier nichts - ist ja alles Stein. Es eröffnen sich aus der Höhe erste schöne Ausblicke - der Hit ist hier aber ganz klar die Kletterei.
Wir versetzen den Wagen zum nächsten Parkplatz, der direkt am Ranger Headquarter liegt. Wir erkundigen uns nach der Wetterlage, denn eben hat sich ein Teil des Himmels ziemlich zugezogen. Die Rangerin meint, dass es höchstwahrscheinlich nicht viel regnen wird - ein Teil des Himmels ist immer noch blitzeblau. Dafür gibt sie uns aber ein paar Tipps zu ihren „favorite Trails“ - die wir dankbar annehmen. Außerdem macht sie uns noch mit Jake, der ziemlich beeindruckend langen Schlange bekannt, die vor ein paar Jahren mal angefahren wurde und nun ihr Zuhause bei den Rangern gefunden hat.
Trotz der von links drohenden Regenwolken machen wir uns über den „Three Pounds Trail“ auf den Weg zum „Overlook“ - von dort sollen wir einen tollen Blick auf das gesamte Tal haben. Stimmt! Das Licht ist hier nicht mehr so gut und es fallen ein paar Tropfen. Wir finden einen kleinen Überhang und hocken uns kurz drunter - hat sich aber nicht gelohnt, es tröpfelt nur. Als wir wieder am Auto sind, fällt es richtig raus. Da müssen wir mal eben 10 Minuten im Auto sitzen bleiben. Kein Problem, wir wollten ja eh weiter fahren.
Der Regen ist schnell vorbei und so gehen wir ein Stück über den „Toe Trail“. Hier ist es besonders wichtig, dass man auf dem gekennzeichneten Weg bleibt, denn hier sollen die geschützten Schildkröten Gelegenheit haben, zu überleben. Wir halten Ausschau und wissen gar nicht, nach was wir genau gucken sollen. Große? (Riesen-?)Schildkröten? Endlich sehen wir eine - und dann noch eine. Beide sind nicht größer als eine Streichholzschachtel. Klein, aber oho! Wie der State-Park, den wir hier heute genießen.
Das ist das Besondere an diesen kleinen Parks. Man ist fast alleine unterwegs. Bislang haben wir gerade mal eine Handvoll Leute getroffen den ganzen Vormittag über! Und auch auf dem nächsten Trail begegnet uns auf dem Hinweg keine einzige Menschenseele. Der „Johnson Canyon Trail“ ist wirklich ganz nach unserem Geschmack. 2 Meilen lang führt er über Stock und Stein durch roten Sand, über roten Fels, über pechschwarze Lava-Flows, entlang einer tiefen Schlucht hinein in einen immer enger werdenden Canyon, der am Ende ein kleines Wasserloch hat. Weil hier entlang das einzige oberirdische Wässerchen des Parks fließt, gibt es hier auch besonders viele Tiere. Und auch das Grün ist vielfältiger und üppiger als an den anderen Stellen im Park. Es flattert und huscht um uns herum, dass es eine wahre Freude ist. Libellen, Schmetterlinge, Streifenhörnchen, Eidechsen und die vielen Tiere, die Geräusche machen, die sich uns aber nicht zeigen wollen.
Em Ende des Canyons sind einige Kletterer zu Gange. Wir wechseln ein paar Worte und machen uns auf den Rückweg. Wir hatten während dieses ganzen Trails übrigens schon wieder blauen Himmel. Das ist was anderes als Niederrhein-Wetter hier ...
Nun ist es aber Zeit: eine knappe Stunde später erreichen wir unser Motel in Cedar City. Den Kolob Canyon, der auch eine Option für einen Besuch gewesen wäre, muss ausfallen. Als wir „seine“ Ausfahrt auf der I-15 passieren, regnet es gerade wieder.
Es ist gut, dass wir nun etwas mehr Zeit hier auf dem Zimmer haben, denn die Unterkünfte für die nächsten Tage müssen ins Auge gefasst werden. Uns war klar, dass es hier im beliebten Gebiet rund um die großen Nationalparks Utahs eng ist mit Zimmern. Daher müssen wir ganz schön recherchieren und uns mächtig ins Zeug legen, das alles passend hinzukriegen. Zuletzt hing alles an der Übernachtung morgen Abend. Echt schwierig - per Telefon habe ich dann das allerletzte Zimmer in Tropic buchen können. Glück gehabt. Der Rest ist dann nur eine Fleißaufgabe - wir sind versorgt die nächsten Nächte.
Gegenüber das Dennys hat erstaunlich gutes Essen. Gabis Steak war auf den Punkt und butterzart. Mein „Double-Cheeseburger“ war auch mit Maulsperre nicht zu knacken - da mussten Messer und Gabel ran.
Natürlich hatten wir uns hier auf dem Zimmer heute Mittag schon als erstes über die Wahlergebnisse in der Heimat informiert. Die Sonderausgabe der Tagesthemen brachte uns auf einen ersten Stand. Schön, dass die Union so toll abgeschnitten hat - besonders auch bei uns in Kerken und im Kreis Kleve. Das Ergebnis der FDP ist schockierend. Mal sehen, wie das weitergeht - ein deutlicheres Mandat für die Kanzlerin hätte es aber kaum geben können (auch wenn die kleine Differenz zur absoluten Mehrheit der Sitze schön gewesen wäre).
Nun ist aber Feierabend - schließlich ist Sonntag. Und morgen wartet der Bryce Canyon NP mit weiteren Wanderungen auf uns.
Tagesetappe: 122 km
Übernachtung: Americas Best Value Inn, Cedar City, UT
Hiking Bryce Canyon NP …
24.09.13 06:50 Abgelegt in: Utah

Foto: Gabi auf dem Peek-A-Boo-Trail, Wall of Windows, Bryce Canyon NP, UT
Tja - wegen der roten Steine sind wir nach Utah gekommen und heute haben wir sie bekommen, vor blauem Himmel und unter allerbesten Bedingungen. Danke für einen grandiosen Tag!
„Frühstück“ konnte man den Kaffee und das Gebäck im Americas Best Value Inn Cedar City wirklich nicht nennen. Im Dennys nebenan hätten wir Prozente bekommen - das dauert uns aber auch zu lange. Das Motel war sehr ok, sauber und wir hatten ein großes Zimmer. Geschlafen haben wir dennoch nur mäßig. Ich versuche noch einmal, mit Festnetz-Unterstützung der netten Rezeptionistin, ein Quartier für das nächste Wochenende im Raum Kanab zu bekommen. Das ist derzeit leider aussichtslos. Also müssen wir uns ein paar Tage gedulden, es wieder versuchen und im Zweifel umplanen.
Die UT-14 bringt uns in atemberaubender Geschwindigkeit in die Berge. Wie sind begeistert. Ohne Zweifel gehören die UT-#12 (die wir später erreichen und die uns morgen begleitet) und UT-#24 (ebenfalls morgen) zu den allerschönsten Straßen, die wir kennen. Aber die UT-#14 muss sich gemeinsam mit ihrer Schwester, dem Scernic-Drive durch das Cedar Breaks NM nicht dahinter verstecken. Manoman - gerade jetzt, wo die Birken gelb und orange werden, ist das eine traumhafte Straße. Das findet auch die große Gruppe Radfahrer, die schon hier herauf geschnauft ist. Wann mögen die gestartet sein?
Es ist frisch am Visitorcenter und den Aussichtspunkten hier oben. Gerade mal 1 Grad Celsius und ein heftiger Wind treiben uns die Tränen in die Augen und die Gänsehaut auf die Beine - wir haben Shorts an. Sobald man windgeschützt in der Sonne steht ist alles gut - am Canyonrand pfeift aber der Wind. Unsere Fotostops sind entsprechend kurz. Dennoch ist das ein super Einstieg in den Tag, weil wir hier schon einen ersten Vorgeschmack auf den uns bekannten Bryce Canyon NP bekommen.
Die wunderbare Straße führt uns vorbei am Panguitch Lake auf die UT-#12 und hier geht dann richtig die Post ab: knallroter Fels leuchtet im Red Canyon in der Sonne - allein hier könnte man den Tag schon verbringen. Wir beschaffen uns Unterlagen und Wandervorschläge (zum Träumen daheim). Unser Ziel ist nämlich der Bryce Canyon und nach einem Kurzbesuch im Vistor Center steht fest: Wir werden heute planmäßig mal mehr zu Fuß unterwegs sein.
Der Shuttle-Bus bringt uns zum Sunset Point. Hier startet unsere aus mehreren Trails kombinierte Wanderung hinein in Herz des Bryce Canyon NP. 2011 hatten wir schon einen Miniabstecher hinein in die Hoodos gemacht - heute soll es deutlich mehr werden.
Der Queens Garden Trail führt uns zunächst oben am Rim entlang zum Sunrise Point (ein knapper Kilometer). Dann geht es hinunter in den Canyon mitten hinein in die Hoodo-Landschaft. Nach 2,7 km erreichen wir die Stelle, an der wir planmäßig wieder hinauf an den Canyonrand steigen müssten. Es lockt aber auch ein Abstecher zum Peek-A-Boo-Loop-Trail. Der ist bekanntermaßen aber wirklich extrem heftig - unzweifelhaft aber auch extrem schön beschrieben. Was soll’s? Wir sind jetzt hier, die Bedingungen sind optimal und so jung kommen wir nicht mehr her.
Wir nehmen also weitere gut 5 km unter die Füße und die haben es in sich. Der Weg geht ausschließlich auf steilsten Steigen ständig auf und ab. Dafür bietet er aber auch atemberaubende Ausblicke - vor dem blauen Himmel ein echter Hit. Je später es wird, um so mehr fangen die Felsen an zu glühen. Schaut euch bitte die Fotos an, es ist nur eine Auswahl, aber wir hoffen, sie geben einen kleinen Einblick. Hier zu wandern ist der Hit!
Nach 2 Stunden ist die Runde geschafft - und wir sind es auch. Vor uns liegt aber nun noch der gut 1 km lange Aufstieg über den Navajo-Trail. Schließlich müssen wir an den Canyonrand zurück! Wir kennen den Aufstieg von 2011 und nehmen es gelassen. Gut 30 Minuten später ist die Sache erledigt. Nun sind auch unsere Wasservorräte aufgebraucht - Nachschub wartet im Auto am Visitor Center, wohin uns der Shuttle-Bus schnell bringt.
Im Visitor-Center stauben wir noch eine kleine Belohnung ab, weil wir so viel gelaufen sind. Gegen entsprechende „Beweise“ in Form von Fotos bestimmter „Benchmarks“ erhalten wir jeder eine kleine Wandermedaille, die wir uns heute auch wirklich verdient haben. Gabi hat mich den ganzen Tag mit „Möhrchen“ gefüttert. Knackig und lecker - die hätten bestimmt auch den „Eselpferden“ gut geschmeckt. So hat Ella die Mulis am Sonntag beim skypen despektierlich genannt. Uns sind welche begegnet. Wenn man nämlich nicht selber laufen möchte, kann man die Runde auch reiten …
Da wir morgen viel durch „Niemandsland“ fahren, tanken wir (für 10$) unseren Jeep schnell noch voll (war noch 3/4 gefüllt). Dann erobern wir unser Zimmer in Tropic, das ich gestern auf den letzten Drücker bekommen habe. Duschen ist dringend angeraten - es war ein staubiger Tag. Außerdem haben wir kräftig Sonne abbekommen heute.
Danach haben wir wirklich Hunger. Clark’s Restaurant hat hier ein Monopol. Tropic besteht aus 2 Motels, einer Tankstelle und Clark’s Restaurant. Das kennen wir von 2011 und wir bekommen einen Platz draussen mit Blick auf das im Licht der untergehenden Sonne grell aufleuchtende Grand Staircase. Heute ist es so weit: ich bekomme meine ersten Ribbs (South-Western-Art), die ich letztes Jahr so schätzen gelernt habe. Ein Full-Rack bezeichnet eine komplette Schweinerippe. Das füllt den Teller und den Magen. Von den (leckeren) Fries und dem gedünsteten Gemüse kann ich dabei nur naschen. Gabis Steak war „well done“ statt „medium“ - sie bekommt ein neues und das ist sehr gut. Für mich gibts heute dazu ein „Hodoo-Kolsch Golden Ale“ aus einer hiesigen Brauerei vom Fass. Gut!!
Wieder im Zimmer schauen wir nochmal nach Quartieren für nächstes Wochenende - derzeit weiterhin unklar. Dann sichten wir im Internet die Möglichkeiten für morgen an der Hole-in-the-Rock-Road. Sehr gereizt hätte uns ja der Zebra-Slot - ein Slot-Canyon der Extraklasse, der aber sehr abgelegen ist und oft im Eingangsbereich nur schwimmend zu durchqueren ist. Dafür benötigt man Neopren oder starke Nerven - von den Viechern mal ganz abgesehen, die sich im Wasser tummeln könnten. Für nähere Informationen gibt es hier einen interessanten Bericht ...
Da es hier in der vergangenen Woche heftigst geregnet hat, wird das für uns definitiv ausfallen. Leider! Seien wir aber froh, dass das Wetter derzeit so toll ist. Im Regen wäre es hier nur halb so schön. Deshalb werden wir morgen das Programm etwas entspannter gestalten. In jedem Falle werden wir eine erstklassige Fahrstrecke haben: über die UT-#12 und UT-#24 durch den Capitol Reef NP nach Green River. Das ist unser Sprungbrett für übermorgen in den Arches NP - ein weiteres Highlight wartet. Wir freuen uns.
PS: Gabi schläft schon lange. Als wir heute Mittag aus dem Bryce herauskletterten und ich sie fragte, ob alles ok sei, antwortete sie ehrlich: „Tanzen gehen wir heute nicht mehr!“ Womit sie wieder mal Recht behielt! Gute Nacht!
Tagesetappe: 154 km
Übernachtung: Americas Best Value Inn, Tropic, UT