Als wären wir kaum weg gewesen ...

Foto: Gabi & Richard, Nick’s Bar in Pacifica, CA
Nach den guten Erfahrungen 2011 stand für uns fest: bei Abflug von Frankfurt verbringen wir die Nacht vorher wieder in einem Airporthotel. Gesagt getan: Gabi hat gestern noch gearbeitet, aber eine Stunde eher Schluss gemacht. So war sie pünktlich um 14:30 Uhr zu Hause und wir konnten die letzten Sachen klarmachen. Dabei wanderte auch der Soundtrack für die Autofahrten, den ich am Morgen zusammengestellt hatte, schnell noch auf Gabis iPhone. Kurze Verabschiedungsrunde und schon bringen Heiner & Margret uns zum Bahnhof nach Duisburg. Der ICE ist so fix, da kommt man nicht mit. 17:08 ab Duisburg - 18:34 schon am Airport in Frankfurt. Sensationell!!
Mit dem Shuttle geht’s rüber zum Terminal 2, wo Delta Airlines (wie alle amerikanischen Fluglinien!) leider keinen Vorabend-Check-In mehr anbietet. Also düsen wir mit dem Hotelshuttle zum Meininger Hotel und beziehen unser Zimmer im 7. Stock - mit Blick auf den Flughafen. 50 € fürs Zimmer: das ist mehr als fair! Sauber und gut ausgestattet, die Bar bietet kleine Mahlzeiten und Getränke für (im Vergleich zu anderen) kleines Geld. Wir entscheiden uns für Spaghetti Bolognese und eine Pizza Peperoni, die erstaunlich gut ist. Anschließend wandert eine gut gekühlte Flasche Weißwein (12 &euro

Die ist um halb 6 aber zu Ende, denn wir haben den Shuttle-Bus um 06:00 Uhr gebucht. Alles fluppt prima. Der Delta-Schalter macht um 06:30 Uhr auf und wenige Minuten später sind die Koffer weg. Wir verbringen die nächste Stunde auf extrem bequemen Liegestühlen, dösen und schauen auf dem Mac den Rest eines Trainingsvideos zur geschickten Dateiverwaltung unter Aperture. Klasse, da habe sogar ich noch was dazugelernt. 2 Cappuccino und ein kleines Frühstück, dann ist auch schon Boarding.
Pünktlich um 09:40 verlassen wir deutschen Boden und genießen den Service von Delta. Nicht nur genügend schmackhaftes für den Magen, auch großzügig Getränke sind im Angebot. Da kann man nicht meckern, wir hatten sogar 2 nette Pötte Wein. Und auch technisch hat die Fluggesellschaft aufgerüstet: nun gibt es in jeder Kopfstütze einen Monitor und Filme bis zum Abwinken zum selbstgestalteten Kinoprogramm.“Hänsel & Gretel - Die Hexenjäger!“ - was für ein Schwachsinn, die Gebrüder Grimm würden sich im Grabe rumdrehen. Der neue „Mission Impossible“ dagegen war ganz ok und selbst „Notting Hill“ auf Englisch hatte mal wieder was …
Die Einwanderungsprozedur in Detroit ging auch ruckzuck. Alles in Allem hat das nicht länger als 30 Minuten gedauert. Dafür haben die Amis jetzt wieder aktuelle Fotos von uns und wissen auch, dass wir noch alle 10 Finger haben. Der Airport ist überschaubar, kein Vergleich mit Atlanta! 12:45 Uhr war es, als wir zum dritten Mal in drei Jahren in den USA landeten (18:45 in Deutschland). Um 15:43 Uhr geht es weiter nach San Francisco - gleich ist schon wieder Boarding. Bis später …
Es geht pünktlich weg in Detroit, denken wir. Aber wir konnten ja nicht ahnen, dass der Pilot mit uns eine Flughafenrundfahrt macht. Der Airport ist doch viel größer, als ich vermutet habe. Wir kurven von Startbahn zu Startbahn und starten dann mit 50 Minuten Verspätung. Der Kapitän versichert uns aber, das Meiste wieder heraus zu holen und er soll recht behalten. Die Inlandsflüge unterscheiden sich bei Delta bezüglich des Service deutlich von den Langstrecken! Es gibt zwar wieder Softdrinks, Peanuts & Co., das Essen und auch die Spielfilme müsste man aber bezahlen. Nun ja. Hunger haben wir nicht und Filme hatten wir auch schon einige. Also: 5 Stunden dösen und Reiseführer lesen.
Gegen 18 Uhr sind wir dann endlich in San Francisco. Koffer aufnehmen, mit der „blue line“ des Skytrain zu den rental cars fahren und schon warten wir auf unser Auto. Mit uns warten noch 5 andere Paare, die kommen mit den Autos gar nicht so schnell nach. Wir sind aber die ersten, die ihren Wagen bekommen und wir kriegen, was wir bestellt haben: einen Midsize SUV: Jeep Compass in schwarz. Nunja, wir sind sehr verwöhnt aus den letzten Jahren, in denen wir immer ein kostenloses Upgrade auf die nächste Fahrzeuggröße bekamen und diese auch außerordentlich luxuriös ausgestattet waren. Der Jeep hat alles was wir benötigen und ist auch schön anzugucken. Überflüssigen Schnickschnack sehen wir auf den ersten Blick nicht. Aber der Praxistest kommt ja noch.
Die 21 Kilometer bis Pacifica sind schnell zurückgelegt. Als wir im Skytrain waren, sahen wir schon den berüchtigten Nebel über die bis dahin sonnendurchflutete Stadt ziehen. Jetzt sehen wir die Hand vor den Augen kaum. Eingecheckt ist schnell, das Mädel am Empfang ist super freundlich. Nun ist es kurz nach 7 und viel zu früh, ins Bett zu gehen. Also gehen wir schnell die paar Schritte bis zum Meer und werfen einen ersten Blick auf den schäumenden Pazifik. Da sind wir wieder - du hast dich nicht verändert.
Gleich nebenan ist „Nick’s Bar“ und dort kehren wir wieder ein. Gabi hat Lust auf einen Cocktail zum Urlaubsbeginn und bestellt sich einen „Marylin“ (Erdbeeren mit Vodka), für mich gibt’s ein gezapftes Bier. Nur zum Spaß teilen wir uns noch eine Portion „sweet & spicy chickenwings“ und schon sind wir mitten im Gespräch mit 2 Harleyfahrern, die sich gegenseitig aufziehen und „fetzen“. Sie beteuern, dass sie sich eigentlich mögen, aber „ganz normal“ anpflaumen müssen. Der eine von ihnen kommt aus Phoenix, der andere (Richard) aus Kalifornien. Richard hat mächtig getankt und ist mindestens so breit, wie seine Oberarme dick sind. Er knufft mich immer wieder in die Seite und nimmt mich bei jedem 2. Satz in den Arm (oder war es der Schwitzkasten?). Überflüssig zu erwähnen, dass beide und auch der Barmann Deutschland wie ihre Westentasche kennen. Richard war 1969 in Aurich bei der Army und hatte später einen Geschäftsfreund in München.
Als er auf amerikanischem Kauderwelsch „Eine Salzbrezel bitte“ lallt und ich ihm das richtig übersetze tanzt er durch die Bar, weil er stolz wie Bolle ist, dass wir das verstanden haben, obwohl er 15 Jahre nicht mehr in Deutschland war. Ab jetzt bin ich sein bester Freund. Wir reden über alles und schließlich muss er uns auch von seinen Waffen erzählen und davon, dass er nie eine mitnimmt, wenn er auch nur ein Glas Alkohol trinkt. Zum Beweis zeigt er das leere Holster (manchmal hat er wohl echt gute Ideen) und auch sein Weapon-Permit. Dass ich in Sachen „Sig Sauer“ und „Walther PPK“ mitreden kann lässt schließlich alle Schranken schwinden.
Nun werden wir in die Geheimnisse der Motorradgangs eingeweiht: er gehört zu den „Weasels“. Die haben eine Münze wie bei uns die Kegelclubs einen Kegel und müssen diese immer vorzeigen, wenn sie sich treffen. Ungewöhnliche Aufschrift: FYYFF (fuck you you fucking fucker). Spannend ist seine Erläuterung zu den historischen Wurzeln der „good old boys“ - auch dazu gibt es eine Münze. Sachen gibt’s. Und dann muss er auch noch über seinen Präsidenten herziehen und unsere Kanzlerin über den grünen Klee loben:
Richard: „Obama is week, he should be the leader of the free world, but what is he? A monkey! A baffoon (Blödmann, Witzbold, Clown)! He has Balls like peanuts! Angela Merkel has balls like this (zeigt die Größe einer Wassermelone). She supports Obama, she shows him, how to be big in this world. She’s a strong woman, I like her so much ….“
Nunja, er beteuert, kein Rassist zu sein (da habe ich so meine Zweifel) und ist deutlich enttäuscht, dass Obama nicht kräftig zuschlägt in Syrien. Ich habe ihm erklärt, dass ich es eher für ein Zeichen von Stärke als Schwäche halte, wenn man in so wichtigen Sachen mal nachdenkt und dann handelt. Fand er nicht - das war eher nicht sein Ding. Bei Asterix hätte er wahrscheinlich „Haudraufundschluss“ geheißen. Aber: so schnell kommt man nirgends ins Gespräch. Keine 2 Stunden hier und schon verbrüdert mit 2 harten Jungs. Wir hatten viel Spaß!
Gegen 22 Uhr fallen uns dann die Augen zu. In Deutschland ist es schon 7 Uhr morgens. Gute Nacht!
Tagesetappe: 21 km (mit dem Auto)
Übernachtung: Holiday Inn Express, Pacifica, CA