29 September 2013
Bye, bye America - see you next time ...

Foto: Stars & Stripes
Jetlag - wir kommen!
Den wake-up-call haben wir für 06:00 Uhr bestellt. Raus aus den Federn, duschen, die letzten Sachen packen - um 06:45 wollen wir los. Kurz auschecken an der Rezeption, wir liegen genau im Zeitplan. Laut Navi soll die Autofahrt bis zur Rückgabestelle für die Mietwagen am Flughafen 10 Minuten dauern. Als diese um sind, ist der Mietwagen schon weg und wir sind auf dem Weg zum Shuttle-Bus, der uns zum Terminal 1 bringt.
Es ist schon sagenhaft, wie reibungslos das hier mit den Mietwagen geht. Noch während wir unsere Koffer aus dem Kofferraum nehmen, hat ein junger Mann das Auto mit einem Barcodeleser gescannt, den Meilenzähler abgelesen, in sein Gerät eingegeben und uns einen Beleg ausgedruckt. Den drückt er uns in die Hand und das war es schon. Einfacher geht es nicht. Die Fahrt mit dem Bus dauert auch ca. 10 Minuten. Ich glaube, dass man bei Delta überhaupt nicht mehr so einchecken kann, wie das früher mal war. Letztes Jahr haben wir das auch über einen der vielen Automaten machen müssen, die hier im Check-in-Bereich herumstehen. Die sind auch heute gut belegt. Wir werden mit dem Hinweis auf mein iPhone gleich durchgewunken, geben unsere Koffer ab - das war es auch hier. 30 Minuten, nachdem wir im Tuscany aufgebrochen sind, ist alles erledigt. Gabi bestätigt: „Eine Fahrkarte von Nieukerk nach Geldern zu kaufen ist schwieriger, als das alles hier …“. Überflüssig zu erwähnen, dass auch beim boarding und der gesamten Abwicklung später nur noch der QR-Code auf dem iPhone gescannt wird. Ich beschreibe das nur deshalb so detailliert, um deutlich zu machen, wie einfach und selbstverständlich Fliegen heute geworden ist.
Nun aber erst mal zu Starbucks: leckeren Kaffee kaufen und auch ein Cranberry-Gebäck zum Frühstück. Selbst hier am Flughafen stehen überall die Daddelautomaten herum. Wir stecken noch mal 3$ hinein und vertreiben uns so die nächsten 20 Minuten.
Der Flug nach Detroit dauert 3 Stunden und ist etwas holprig, weil wir einige Schlechtwetterzonen durchfliegen. Als wir gegen 13:00 Uhr in Detroit landen, ist es hier schon 16:00 Uhr. Bis zum nächsten Gate sind es nur einige Meter über die Laufbänder, um 18:10 Uhr geht es weiter. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gleich gekommen und wir hoffen auf einen guten Weiterflug. In der Zwischenzeit habe ich diesen und den vorigen Tagesbericht fertiggeschrieben. Den von gestern habe ich heute morgen am Airport Las Vegas schon begonnen. So muss ich morgen früh zu Hause nur noch alles hochladen ...
So - angekommen. „It’s good, to be back home again,“ wie John Denver sagen würde. Die 8 Stunden Flug von Detroit nach Frankfurt waren ok. Großes Manko waren die technischen Probleme bei den Monitoren in den jeweiligen Kopfpolstern. Einen Film am Stück zu gucken war unmöglich, die Monitore stürzten alle paar Minuten ab. Ok - besser die als das Flugzeug, aber es nervte ungemein, dass man dann immer wieder von vorne beginnen musste. Vorspulen ging nur sehr langsam und so dauerte es immer 10-15 Minuten, bis es weiterging - wahrlich kein Spaß.
Die Wiedereinreise war unproblematisch und auch die Fahrt mit ICE und Niersexpress über Düsseldorf nach Nieukerk klappte gut. Das letzte Stück zieht sich immer, aber auch das kennen wir schon. Birgit und Johanna holen uns am Bahnhof ab und fahren uns nach Hause. Dort treffen wir um 12:30 Uhr ein. Anschließend gehen wir mit den beiden noch bei Happy-Mäx leckeren Fisch mit Salat essen - Hunger haben wir nämlich auch.
Nun hoffen wir, dass uns der Jetlag nicht allzu sehr plagen wird. Danke an alle, die uns in den letzten Wochen so treu begleitet und gute Rückmeldungen gegeben haben. Bis bald!
Tagesetappe: 6 km (mit dem Auto!)
Übernachtung: Delta Airlines …
Entspannter Tag in Vegas
03.10.13 07:20 Abgelegt in: Nevada

Foto: Jürgen im Apple Store, Forum Shops Caesars Palace, Las Vegas, NV
Wir haben es nicht eilig heute und gehen erst mal frühstücken. Das Tuscany hat mehrere Restaurants, in denen man erstaunlich preiswert essen kann. Wir gehen ins Marylin, das direkt ans Casino angrenzt und nur durch eine kleine Theke mit Blumenkübeln abgegrenzt ist. So kann man die Spieler, die zur frühen Morgenstunde schon ihr Glück versuchen, im Auge behalten. Wir gönnen uns ein letztes American Breakfast mit Omelette, Hashbrowns, French Toast, Eiern „sunny side up“, Bacon etc. Schmeckt klasse und bringt uns gewiss durch den Tag.
Anschließend kümmert sich Gabi auf dem Zimmer schon mal um die Koffer - ich setzte mich derweil auf die Terrasse der Lobby und überarbeite die Homepage, die anschließend auch hochgeladen werden will. Hin und wieder kommt ein guter Geist in Form einer Blondine mit Bikini in Pink vorbei und fragt, ob ich (immer noch nicht?) ein Bierchen o.ä. möchte. Nee - ist noch zu früh. Ein kurzer Skype mit Birgit, Johanna und Hott bringt die Erkenntnis, dass es wahrscheinlich gut ist, dass unsere Rundreise durch die Nationalparks beendet ist - die angespannte Haushaltslage der Amerikaner macht offensichtlich erhebliche Sparmaßnahmen erforderlich. Birgit berichtet, dass es aktuell bereits Einschränkungen in einzelnen Einrichtungen gibt. Schade - besonders für die netten Ranger/-innen!
Gegen 11:30 Uhr machen wir uns dann im heißen Wüstenklima der Stadt, die niemals schläft, auf den Weg. Als erstes steuern wir wieder den Apple-Store in den Forum-Shops des Caesars Palace an. Hier berichte ich noch einmal davon, dass mein Mac meiner Auffassung nach schneller sein könnte. Der nette junge Mann bucht mir einen Beratungstermin an der „Genius-Bar“. Die kurze Wartezeit nutze ich, um uns bei Delta-Airlines für die morgigen Flüge einzuchecken. Das dauert mit dem iPhone genau 2 Minuten. Weitere 20 Minuten später sitze ich einer Dame an der Genius-Theke gegenüber, die meinen Mac zunächst mit flotten Fingern von unnötigem Ballast befreit. Die Tatsache, dass der App-Store im Dock immer ein verfügbares Update anzeigt, obwohl gar keins da ist, wird schnell behoben. Auch mein iTunes wird kurz auf links gebürstet - damit ist der erste Schritt getan. Sie bestätigt mir, dass es sinnvoll sein könnte, den Mac nach über 5 Jahren einmal neu von einem Backup aus aufzusetzen. Das geht sehr einfach und könnte zu Hause mal gemacht werden. Sie möchte aber ausschließen, dass evtl. doch irgendein Hardwarefehler o.ä. Problematiken vorliegen. Deshalb schlägt sie vor, den Rechner ein paar Stunden dort zu lassen - sie lässt dann ein paar Tests machen und wir sind auf der sicheren Seite. Ich bekomme eine E.Mail, wenn alles erledigt ist und kann den Mac wahrscheinlich gegen 18 Uhr zurück bekommen. Geöffnet ist der Store eh bis 11 p.m. (abends).
In einem der benachbarten Geschäfte sitzt Leon Spinks, ein Boxweltmeister der älteren Generation. Der Ladenbesitzer verdient sein Geld mit den gestern schon beschriebenen Andenken der besonderen Art (teure, gerahmte und signierte Schallplatten, Kleidungsstücke, Sportgeräte, Musikinstrumente, etc.). Nur wer einen signierten Boxhandschuh des großen Meisters oder eine Boxhose der „limited Edition“ oder signierte Fotos von Spinks kauft - gerne auch in der günstigen Kombination aller 3 Teile für 199$, darf ein Foto mit dem Haudrauf vergangener Jahre machen - quasi „Faust an Faust“. Nun: wenn es Mohammed Ali wäre oder Cassius Clay - das wäre was anderes. Als ich meine Kamera hebe, um zumindest ein Erinnerungsfoto an die Situation zu schießen, zeigt Leon sein breites Boxergrinsen - das hat er bestimmt lange geübt, er beherrscht das perfekt.
Wir beschließen, den Strip nun in südliche Richtung zu bewandern. Durchs Caesars Palace geht es ins Bellagio. Am See warten wir 15 Minuten, ob vielleicht eine der grandiosen Fontänenshows beginnt. Tun sie nicht und so wandern wir weiter durch Shop-Passagen und Casinos verschiedener Hotels auf dieser Straßenseite bis das New York, New York in Sicht kommt. Die Geschäfte und Schaufensterpräsentationen sind überall unbeschreiblich. Das sollte man wirklich mal gesehen haben. Mit der Kamera lässt sich das nicht vermitteln. Zwischendurch sehen wir so nette Dinge wie Wedding-Chapels der unterschiedlichsten Machart für die schnelle Heirat zwischendurch. Es gibt verschiedene Packages mit und ohne Fotos, Blumen etc. Ringe gibt es bei Bedarf aus dem „Kaugummiautomaten“ - in bunten Farben. Wer möchte, kann seine Haustiere gleich mit verheiraten.
Im Diablo’s gibt es Discount auf Getränke - wir machen eine Pause und trinken ein Bier und eine Margarita. Tut gut und bringt weitere Möglichkeiten, Leute zu beobachten. Der freundlichen Bedienung platzt fast die kaum vorhandene Bluse - ihre Atombrüste sind nicht von dieser Welt. Sie hat offensichtlich kräftig in ihre „Grand Tetons“ investiert und möchte das Ergebnis nun allen hochgeschnallt präsentieren. Schämen muss sie sich nicht, denn sie ist nicht allein mit diesem Vorhaben. Gleichgesinnte gibt es hier mehr als genug. Als Bardame muss du hier was vorzuweisen haben. Seniorenrabatt gibt es hier an der Bar aber für mich nicht.
Im New York, New York lassen wir uns Zeit und schauen auch mal beim „rollercoaster“ vorbei. Auf eine Achterbahnfahrt haben wir derzeit aber keine Lust. Sie katapultiert einige Vergnügungssüchtige durch das Hotel und um die Skyline der Wolkenkratzer herum. Wir wechseln lieber auf die andere Straßenseite ins MGM Grand. Diesen Riesenkasten kenn wir schon etwas besser, dennoch verlaufen wir uns wieder. Das Hotel hat - wie sehr viele hier - nicht nur über 7.000 Betten, sondern neben den Casinos, Restaurants, Shoppingmalls und dem Bahnhof der Monorail auch noch die große Arena, in der regelmäßig Sportveranstaltungen (Boxen, Basketball etc.) oder Konzerte (in Kürze u.a. Fleedwood Mac, Justin Timberland, Shaina Twain, u.a.) stattfinden. In den „kleineren“ Hallen dieses Hotels gibt z.B. allabendlich David Copperfield seine Zaubershow. Der Cirque de Soleil hat auch hier seine Halle und lässt seine Artisten jeden Abend Höchstleistungen vollbringen. Insgesamt 8 verschiedene Shows bietet der Cirque de Soleil täglich in 8 Hotels in Las Vegas - unfassbar!
Nach dem MGM bummeln wir wieder nordwärts - eine ganze Zeit lang über die Straße durch die Sonnenhitze - tut nach den ganzen Klimaanlagen auch mal gut. Das Planet Hollywood kennen wir noch nicht von innen, also geht es hier wieder hinein und allein in diesem Komplex legen wir mit Sicherheit 2 km in der Einkaufspassage zurück. Sehenswert sind hier u.a. Klamotten aus den verschiedensten Hollywoodklassikern - z.B. Arnie’s Terminator 2-Kostüm. Durch das Paris, Paris wechseln wir dann ins Ballys und von dort wieder rüber auf die andere Straßenseite. Dort bekommen wir tatsächlich auch noch einen Song zu den wunderschönen „Fountains“ am See des Ballagio zu sehen.
Weiter zum Caesars Palace: Inzwischen ist es 17 Uhr und wir gönnen uns eine weitere Margarita sowie ein Bier, was zusammen hier an der Bar 22$ kostet - das ist heftig, aber nicht zu ändern. Die 12$ heute Mittag im Diablo’s waren besser investiert - was sowohl die Margarita, das Bier und die Bedienung betrifft! Die Belohnung haben wir uns jetzt aber auch verdient.
Nun trennen sich unsere Wege kurz. Gabi geht schon mal ins Hotel zurück, um die Koffer zu finishen. Ich düse den Caesars Palace entlang und treffe gegen 17:50 im Apple-Store ein. Zeitgleich erreicht mich die E-Mail, dass „MacBaetz“ abholbereit ist. Die Übergabe dauert nur Minuten - der treue Gefährte ist kerngesund. Kosten tut der ganze Service nichts und so bin ich nach einigen wehmütigen Blicken auf so manches nette Zubehörteil u.ä. auch schon wieder verschwunden.
Schnell bin ich im wieder im Tuscany und so können wir zum Abendessen schreiten. Praktischerweise wollen wir das wie das Frühstück im „Marylin’s“ am hauseigenen Casino einnehmen. Die Speisenkarte verspricht viel - die Preise sind günstig. Die nette Bedienung, die sich natürlich mit Namen vorgestellt und sich bedankt hat, dass wir den kleinen Moment auf sie gewartet haben, nennt auch 3 „Specials“ des heutigen Abends. Da müssen wir gar nicht weiter in die Karte gucken - Gabi bekommt ein Steak mit halbem Hummerschwanz, Maccaroni mit Käse überbacken und Salat (12,99$) und ich den Monsterburger mit French Fries für sagenhafte 4,99$. Das wird der letzte Burger für längere Zeit werden - jedenfalls der letzte amerikanische. Beides schmeckt super.
Dann bleiben wir noch eine gute halbe Stunde im Casino und verzocken ein paar Dollars. Am Roulettetisch hat Gabi überhaupt kein Glück - selbst auf die Zahlen in den Glückskeksen der Chinesen (von unseren 3 chinesischen Abendessen im Laufe der letzten Wochen), die wieder gesammelt und ausgewertet wurden, ist kein Verlass. An den einarmigen Banditen gewinnen wir etwas, setzen es aber wieder ein und dann ist auch das wieder weg. Obwohl ich nun Mitglied des „Players-Club Tuscany Casino“ bin und 5$ als Anfangsanreiz geschenkt bekam, bin ich sicher, nie ein Spieler zu werden. Für ein Stündchen ist das ganz lustig - mit unserem Geld machen wir aber lieber andere Sachen.
Der anschließende Besuch in der Bar z.B. ist viel mehr nach unserem Geschmack. Hier gibt die Band von gestern wieder alles und auch heute sind wieder viele wirklich gute Tänzerinnen und Tänzer auf der Fläche. Eine Frau spricht mich an und auf meine Frage hin erklärt sie mir, dass viele Tanzschüler und -kurse aus der Gegend hierher kommen, um das Gelernte zu festigen und weiter zu üben. Es ist schön anzusehen, auch wenn die Kleidchen z.T. sehr abenteuerlich sind. Liza Minelli hätte ebenfalls ihren Spaß gehabt, ihre alten Fummel noch mal fliegen zu sehen …
Nach einigen Bier und Wein treten wir den Rückzug an. Morgen ist ein langer Tag - gute Nacht!
Tagesetappe: - km
Übernachtung: Tuscany Suites & Casino, Las Vegas, NV
Willkommen in Las Vegas

Foto: Gabi mit Gewinn im Ballys, Las Vegas - The Strip, NV
Ein schöner Urlaub geht langsam zu Ende. Das Crystal Inn in Saint George ist wirklich sehr zu empfehlen und das Frühstück bestätigte diese Annahme vollends: Bratkartoffeln, Rührei, Cevapcici, Waffeln, Joghurt, Toast, Marmelade, Bagels (auch die so interessanten Blueberry-Bagels), Saft und Kaffee - wir langen kräftig zu.
Dann packen wir in Ruhe unsere 7 Sachen und machen den Wagen ein letztes Mal startklar. Der sieht inzwischen ziemlich mitgenommen aus - die gut 3 Wochen haben ihre Spuren innen und außen hinterlassen. Der rote Staub scheint überall zu sein. Um die Ecke gibt es eine professionelle Wagenwäsche. Für 12,99 $ kümmern sich dann gleich 4 gute Geister um die Innen- und Außenreinigung - das erscheint uns aber dann doch zu übertrieben.
Wir tanken gerade noch so viel, dass wir sicher nach Las Vegas kommen und noch etwas Reserve für den Notfall haben. Wir können den Wagen mit leerem Tank zurückgeben, die 1. Tankfüllung war inklusive. Über die I-15 sind es nur knapp 2 Stunden bis Las Vegas, das ist ein Klacks, denn die Interstate ist breit und es ist meist Tempo 75 erlaubt.
Da wir noch recht früh dran sind, steuern wir zunächst das "Premium Outlet Las Vegas South" an. Ein Outlet-Center haben wir noch nie besucht, da das aber immer wärmstens empfohlen wird und es nun gut ins Programm passt, machen wir das mal. Es handelt sich hierbei um ein riesiges Einkaufscenter mit hunderten von Läden unter einem Dach. Dazu gibt es vielfach saftige Rabatte. Wir schlendern gelassen durch die Hallen und finden das insgesamt sehr angenehm. Hier ist keine Hektik, man kann sich ruhig umsehen und wir geben noch ein paar Dollars aus. Außerdem lassen wir uns bei Bose mal ein paar Soundsysteme für Fernseher vorstellen. Heute haben wir auch mal Zeit für solche Sachen.
Naja - ein Ding muss ich zähneknirschend nun doch noch erzählen: bei "Jockey" gibt es Damenunterwäsche im Angebot: 4 bunte Höschen für 25$, Gabi greift zu. Beim Bezahlen weist uns die Kassiererin freundlich darauf hin, dass wir rd. 22$ gegenüber dem regulären Preis gespart haben - mit Tax liegt der Kaufpreis bei knapp 28$. Soweit - so gut. Nun kommt es: Sie schaut uns an, entschuldigt sich freundlich und sagt: "Ich muss Sie das fragen: Ist einer von Ihnen evtl. schon 50 Jahre alt?" Ich wundere mich, lache aber und weise darauf hin, dass ich im November 50 werde. Darauf meint sie, dass ich damit ja eigentlich schon 50 bin, oder? Jaja, ok, aber was hat das mit dem Einkauf zu tun? "Dann kann ich Ihnen noch den Senioren-Rabatt abziehen!!" Die Kreditkarte wird also insgesamt nur mit 24$ belastet, Gabi hat ihre Hosen und ich den ersten Seniorenrabatt meines Lebens hinter mir - für Damenunterhosen. Ich weine leise in mich hinein, das schmerzt nun doch …
Pünktlich um 15 Uhr sind wir zum Check-in am "Tuscany Suites & Casino" angekommen. Das hatte uns Bärbel vor Jahren schon empfohlen. Es liegt direkt um die Ecke zum "Super 8", wo wir letztes Jahr waren und ist ein wirklich tolles Hotel. Unser Zimmer ist riesig mit 2 Queensbetten, großem Wohnzimmer, Küche und großem Bad mit Dusche und Badewanne. Das Hotel ist kein Wolkenkratzer. Es besteht aus vielen Einzelhäusern, die sich um die zentralen Anlagen wir Lobby, Restaurants, Casino, Pool etc. gruppieren. Einziger Mangel in meinen Augen: WIFI ist im öffentlichen Bereich frei, auf dem Zimmer muss es dazugebucht werden und zwar füCaesarsr 13,99$ am Tag pro Gerät. Das empfinde ich mehr als unverschämt. In den letzten 3 Wochen hatten wir WIFI in allen Motels "for free" - das ist hier eine Selbstverständlichkeit inzwischen. Einzig in 2 oder 3 Motel 6 habe ich mal 2,99$ dafür bezahlt - das ist ok. Nunja - dann nutzen wir eben das öffentliche Netz in der Lobby.
Das Auto leeren wir komplett, denn spätestens morgen muss alles in den Koffern verstaut werden, was sich im Laufe der Zeit so angesammelt hat. Da macht sich das große Zimmer besonders gut.
Wir brechen aber erst mal auf, um dem Las Vegas Boulevard, dem uns nun schon wohlgekannten "Strip" einen ersten Besuch abzustatten. Der ist rd. 1.000 m vom Hotel entfernt und damit „close by“. Wir erreichen den Strip wie im vergangenen Jahr wieder neben dem "Ballys" - gegenüber ist der "Caesars Palace" und auf der Ecke das "Flamingo". Unser Entschluss: für den Anfang wollen wir außen am Caesars-Palace vorbeigehen und dann mal das Mirage anschauen. Hinterher soll das Venetian noch einmal genauer unter die Lupe genommen werden - das dürfte fürs Erste reichen. Gesagt - getan.
Am Ende des Caesars Palace warten aber die "Forum-Shops" dieses gigantischen Hotelkomplexes. Die kennen wir auch noch nicht. Mal eben reinschauen? Uns ist klar, was das bedeutet: "mal eben" gibt es hier nicht. Wir möchten das aber gerne auch noch sehen und so betreten wir die Eingangshalle, die natürlich wieder protzig und palastähnlich daherkommt. Gebogene Rolltreppen winden sich über einem Brunnen in die oberen Stockwerke hinauf. Auch hier: hunderte Geschäfte und Restaurants. Wir genießen die Atmosphäre und wandern durch die von einem künstlichen Himmel überspannten Gänge. Hin und wieder lockert ein "Marktplatz" das Ganze auf - natürlich mit römischen Götterbrunnen.
Hier wie auch später in anderen Shoppingareas der Casinos gibt es große Geschäfte mit fertig gerahmten "Andenken" an große Momente der Musik-, Film-, und Staatsgeschichte: Gitarren, Filmplakate, Sportgeräte etc. - jeweils mit Fotos und Autogrammkarten der Akteure - sehr sehenswert und teuer! Unglaublich, was da alles angeboten wird: Schallplatten der Beatles mit Autogrammen, Pralinenschachteln von Forrest Gump, Pistolen und Dollarsäcke aus "Für ein paar Dollar mehr", Pucks, Bälle u.a., Nerz von Marylin, Krieg der Sterne, Zurück in die Zukunft - alles da …
Und einen Apple-Store gibt es hier auch - einer mehr in meiner Sammlung. Wir schauen uns natürlich um - die neuen und bunten iPhone5c liegen sehr gut in der Hand, meint Gabi. Ich erkundige mich mal, woran es liegen kann, dass mein MacBook manchmal etwas "hängt" bzw. langsam erscheint. Vielleicht daran, dass es auf der Sicherung meines allerersten Macbook aus dem Jahre 2007 aufgebaut ist? Empfehlung des Hauses: einfach morgen nochmal reinschauen mit dem Gerät, dann machen wir mal ein paar Tests … Der Support ist hier noch viel besser als in Deutschland. Hier gibt es extra Theken, an denen Techniker Soforthilfe leisten, Erstinstallationen von Programmen vorgenommen werden oder die Geräte dem Kunden nach dem Kauf ausführlich erläutert und gemeinsam eingerichtet werden. Finde ich ganz prima!
Das Mirage ist ein Casino wie viele andere. Hier finden abends u.a. die "Beatles-Love"-Shows mit dem Cirque de Soleil statt. Deswegen gibt es hier auch eine "Beatles-Revolution-Bar". Die weißen Löwen und die Delfine im "Garden of Secrets" gucken wir uns nicht mehr an - der Einlass ist auch schon geschlossen (19$ p.P.). Außen am Venetian fahren die Gondeln - im 2. Stock derzeit leider nicht, dort werden Instandhaltungsarbeiten durchgeführt. Dennoch lohnt auch das Venetian immer einen Besuch. Besonders angetan hat es uns damals schon die Ausstellung von Peter Lik (Tipp: mal auf den Link klicken!), einem der Top-Landschaftsfotografen. Er stellt hier großformatig aus und verkauft die Bilder in allen Größen. Das Besondere neben der ausgezeichneten fotografischen Arbeit: Die Fotos sind auf speziellem Papier ausbelichtet. Dort sind Kristalle eingearbeitet, die die Bilder zum Leuchten bringen. Das muss man mal gesehen haben! Wir lassen uns hier viel Zeit und ein freundlicher Herr demonstriert uns den "Kristalleffekt", indem er das Licht dämmt - unbelievable! Das wäre was fürs Wohnzimmer. Nunja: eines der (sehr großen) Exponate hier liegt bei 11.000$ (ich glaube aber, dass die Rahmung dann dabei ist). Vielleicht gewinnen wir ja genug im Casino …
Im Ballys setzt sich Gabi dann auch mal an eine der überdimensionierten Slotmachines und gewinn mit 5$ Einsatz 25$. Die lässt sie sich natürlich bei einer der Kassiererinnen auszahlen. Ginge auch am Automaten, aber so kann man es besser genießen.
Um 20 Uhr waren wir wieder im Hotel, nachdem wir an der Tanke nebenan noch eine Flasche Sekt und Nachos gekauft haben. Wir hocken uns ins Wohnzimmer und verputzen das erst mal, stilecht amerikanisch vor laufendem Fernseher. Im Caesars-Palace hatten wir schon eine kleine Pizza, das passt.
Dann gehen wir noch in die Lobby hinüber, denn dort spielt eine Live-Band und die ist richtig gut. Außerdem wird getanzt, dass die Sohlen qualmen. Damit wir uns richtig verstehen: wir "lassen" tanzen und schauen zu. Mit Bier und Wein hocken wir wie Stattler & Waldorf an einer Theke mit Blick auf die ausgelassen, aber perfekt tanzenden Gäste. Da haben die Amerikaner uns echt was voraus: Quickstepp, Cha-Cha-Cha oder die anderen Sachen mit den tollsten Dreh- und Biegeeinlagen haben wir nicht drauf. Mutter kommt gerade über Skype aufs iPhone - reden geht nicht, dafür ist es zu laut. Also schalte ich die Rückkamera ein und lasse sie teilhaben an der Sause. Später gehe ich raus in den Garten, da können wir auch noch kurz reden.
So geht zum ersten Mal unser Ankunftstag in Vegas mit sehr gutem Gefühl und völlig entspannt zu Ende. Morgen gehen wir bestimmt noch 2 Mal zum Strip und dann heißt es Abschied nehmen.
Auch dieser Tagesbericht ist nun fertig - ich habe ihn am nächsten Morgen nach dem Aufwachen geschrieben. Gleich gehen wir erst mal frühstücken und dann lade ich den Bericht in der Lobby hoch.
Tagesetappe: 224 km
Übernachtung: Tuscany Suites & Casino, Las Vegas, NV
Wildlife im Zion NP
01.10.13 04:20 Abgelegt in: Utah

Foto: Streifenhörnchen (Squirrel) am Riverside Walk Trail, Zion NP, UT
Wir sind spät weggekommen heute morgen, weil wir noch 2 junge Deutsche beraten haben. Sie waren mit ihrer Routenplanung nicht ganz im Reinen und wir haben ihnen sicher einige wertvolle Hinweise mit auf die nächsten Tage geben können.
Heute haben sich uns viele Tiere gezeigt - daher die Überschrift. Es war ein sehr sonniger, wunderbarer Abschlusswandertag im grünen, von steilsten rostrotbraunen Klippen gesäumten Zion Canyon, der dem Zion NP seinen Namen gegeben hat. Der Virgin River hat dieses Tal geschaffen - heute sah man dem munter dahinplätschernden Fluss seine enorme Kraft nicht an.
Schon die Anfahrt über die wunderschöne UT-#9, die innerhalb des Nationalparks passend rotbraun geteert ist, lohnt sich. Es handelt sich hier um eine der Straßen, die unzweifelhaft auf jedermanns „Bucketlist“ gehört. Das ist die Liste all der Dinge, die man im Leben mal gemacht haben soll. Diese Straße bei blauem Himmel zu befahren, ist ein Genuss, den wir uns nun schon zum 3. Mal in Folge gegönnt haben. Sicher ist sicher!
Unerwartet, aber als toller Tagesauftakt liegt und äst ein ganzes Rudel „Desert-Bighorn-Sheep“ rechts und links der Straße. Anhalten, Fotos machen. Die kriegt man nicht alle Tage vor die Linse! Am Visitor-Center müssen wir unseren Jeep abstellen - ab hier geht es nur mit dem Shuttle-Bus weiter. Außerhalb der Wintermonate ist der gesamte Scenic-Drive für Privat-PKW gesperrt. Das ist sinnvoll und das Shuttle-Bus-System funktioniert einwandfrei - ist alles im Jahrespass inbegriffen.
Wir fahren zunächst bis zur Endstation und gehen dann den „Riverside-Walk-Trail“, der seinen Namen zurecht trägt. Er führt immer am Virgin-River entlang in die sich verengende Schlucht am Talausgang. Hier flitzen eine Menge Squirrels herum, die auf keinen Fall gefüttert werden dürfen (100$ Strafe!). Richtig so - Wild muss wild bleiben!
Immer wieder haben wir Zugang zum Fluss und können schöne Bilder machen. Irgendwann geht es dann für uns nicht mehr weiter. Nun benötigt man einen langen Stock und vor allem Neoprenschuhe, denn es geht für eine weitere Meile nur noch durch den Fluss weiter, wobei sich die Felswände immer weiter zusammenschieben, bis sie sich fast berühren. Das sind die berühmten „Narrows“, die wir vielleicht irgendwann mit der entsprechenden Ausrüstung auch mal besuchen.
Auf dem Weg treffen wir u.a. ein junges israelisches Pärchen, mit dem wir uns eine Weile sehr angeregt unterhalten. Auf dem Rückweg kommt uns dann noch eine Heuschrecke vor die Linse und wir können es gar nicht fassen, wettermäßig wieder so einen tollen Tag erwischt zu haben.
Der Shuttle-Bus bringt uns zur Zion Lodge, die wir uns kurz ansehen. Außerdem gibt es hier für jeden ein Sandwich zum Lunch.
Nun sind wir gestärkt für den Emerald-Pools-Trail, der uns zu den gleichnamigen Wasserfällen und „Pools“ führen soll. Es gibt einen „unteren“, „mittleren“ und „oberen“ Pool. Wieder huscht uns ein kleiner Zeitgenosse vor die Kamera: es ist ein Whiptail-Lizard - eine kleine Eidechsenart, die uns schon ganz oft unterkam in den letzten Wochen. Sonst eher sehr scheu, lässt sich dieser kleine Kamerad hier aber schön ablichten. Ich habe fast das Gefühl, dass er für uns posiert.
Wir wandern bis zu den mittleren Pools und bitten dort ein Pärchen aus Düsseldorf, ein Bild von uns zu machen. Natürlich revanchieren wir uns und schon sind wir wieder im Gespräch. Bestimmt 20 Minuten lang tauschen wir Routentipps aus. Immer wieder nett.
Auf dem Rückweg gibt es dann noch etwas spannendes: eine Tarantula kreuzt den Weg. In freier Wildbahn haben wir sowas noch nicht gesehen bislang. Ganz schön groß und eklig - ich traue mich fürs Foto dennoch ziemlich nah heran. Zuvor musste ich aber einen Japaner zur Seite bitten, was mir schnell dadurch gelang, dass ich ihn fragte, ob er wisse, dass dies Viecher springen können. Das hat ihn ziemlich beschleunigt. War zwar geflunkert, macht aber nix, oder? Der ältere amerikanische Herr, mit dem ich mich auf dem Weiterweg über das Tier unterhalte, meint, dass diese Spinnen sehr giftig sind. Sie würden einen Kerl wie uns zwar nicht töten, aber „ziemlich die nächsten Tage versauen können“. Ich stimmte ihm zu - ein weiterer guter Grund, hier Schuhe zu tragen …
Die Stunde bis zum Hotel in Saint George vergeht schnell. Wir kommen nun zum Schluss der Reise und haben uns für heute (und auch Las Vegas) mal ein Hotel ausgesucht. Der Standard ist deutlich über dem der Motels. So gibt es hier nicht nur große und sehr angenehme Zimmer, sondern auch einen ausgewachsenen Pool mit Liegen, Palmen und allem drum und dran. Den testen wir sofort, schwimmen eine Runde und lassen uns dann in der Sonne trocknen. Als die verschwindet, machen wir uns fertig fürs Abendessen und düsen kurz quer durch die Stadt zu dem Sushi-/Asiarestaurant, in dem wir vor einigen Tagen so lecker gegessen haben. Nicht zu vergleichen mit dem Chinaladen in Moab! Es ist wieder köstlich und ich wünsche mir wieder mal, dass dieses Restaurant in den Kreis Kleve zieht. Die vom Meister taufrisch auf Bestellung gefertigten Sushi sehen aus wie Kunstwerke.
Nochmal: es war ein wunderschöner Tag. Morgen haben wir es nicht eilig. Wir fahren knapp 2 Stunden bis Las Vegas und dort wartet dann für 2 Nächte das „Tuscany“ auf uns. Bis dann - wir melden uns aus der Stadt, die niemals schläft!
Tagesetappe: 135 km
Übernachtung: Crystal Inn Hotel & Suites, Saint George, UT
Sonntagnachmittag am Grand Canyon

Foto: Gabi am Rande des Abgrunds, Grand Canyon (North Rim), Bright Angel Point, AZ
Es hat gestern leider wieder nicht geklappt mit dem Hochladen der neuesten Erlebnisse - jetzt sind wir aber wieder auf Stand. Die ganze Nacht hatte der Mac gerödelt, doch das WIFI im Quality Inn Navajo Nation erlaubte offensichtlich keine größeren Aktionen, was Uploads angeht. Egal! Es ist eh alles etwas komisch im Indianerland. Eigentlich sollte es hier in Arizona jetzt wieder eine Stunde früher sein. Ist es auch - aber nicht hier, denn die Indianer machen bei der „Day-Save-Time“ (Sommerzeit) nicht mit. Ich komme da nicht mehr mit und wir beschließen, Uhrzeiten einfach zu ignorieren.
Frühstück gab es heute im Hogan-Restaurant, wo wir schon gestern gut zu Abend gegessen hatten. 6$ pro Person gab es als Gutschein des Motels - so konnten wir mit nur 2$ Zuzahlung schmausen (Eier, Bacon, Toast, Pfannkuchen, Hashbrowns, Kaffee).
Beim Frühstück haben wir noch diskutiert, was wir denn nun machen wollen: die „große Lösung“ wäre das South Rim des Grand Canyon NP gewesen (466 km, 5:49 reine Fahrtzeit). Das erschien uns dann doch zu lang. Im Rennen blieben das North Rim des Grand Canyon, was eher „auf dem Weg“ lag (376 km, 4:36 reine Fahrtzeit) oder der direkte Weg nach Page oder Kanab, um dort zu wandern. Das hätte die Fahrt um rd. 140 km und 2 Stunden verkürzt. Page blieb uns aber zu unsicher: klar hätten wir uns gerne den Lower-Antelope-Canyon mal komplett angeschaut, nachdem er 2011 z.T. überflutet war. Ob der aber derzeit wirklich ganz geöffnet ist und ob wir auch noch Karten bekommen hätten für heute Nachmittag, stand in den Sternen - und die waren beim Frühstück kaum zu sehen. Außerdem war nicht klar, was die derzeitige Behelfsstraße nach Page an Erschwernissen mit sich bringen würde - die #89 soll ja ab der Abzweigung #89A nach Kanab gesperrt sein.
Also tanken wir erst mal wieder bei, denn hier in Arizona ist der Sprit recht günstig - mit oder ohne Sommerzeit. Dann rollen wir die #160 entlang, bis sie auf die #89 North trifft. Dieser folgen wir dann. Wenn wir es nicht zufällig gestern im Internet gesehen hätten - wir hätten tatsächlich nicht mitbekommen, wie und wo die Umleitung nach Page plötzlich rechts abbiegt. Die Amis schildern sonst im Straßenverkehr sehr sparsam, aber immer sehr gut und deutlich aus - hier aus unerklärlichen Gründen nicht. Uns egal - wir malen uns aber aus, wie viele Leute zig Meilen später lange Gesichter machen werden. Die Straßen in diesem Gebiet sind nämlich extrem rar - um nicht zu sagen: es gibt keine anderen. Und tatsächlich: als wir auf die #89A Richtung Kanab abbiegen, stehen 3 Autos am Straßenrand, die kurz vor uns abgebogen waren und nun auch die Vollsperrung geradeaus gesehen haben. Ich steige auf die Bremse und aus, um den armen Leutchen zu schildern, wie die Lage ist. Die sind dankbar, aber zerknirscht. Für sie heißt es jetzt erst mal mindestens 50 km zurück zu fahren und dann die Umleitung zu nehmen …
An der Navajo-Brücke über den Colorado bei Lees Ferry machen wir wieder kurz Rast. Die neuere Autobrücke darf man nicht betreten, aber die alte, parallel verlaufende Brücke ist nun für Fußgänger frei. Und unten auf dem Brückengerüst sitzt ein Condor - der größte Vogel des amerikanischen Kontinents. Unserer hat die Nr. 54. Sie waren fast ausgestorben, aber hier in Arizona sind sie unter besonderen Schutz gestellt. Verschiedene Projekte - u.a. am Grand Canyon - haben die Zahl der Vögel wieder auf ein beachtliches Maß ansteigen lassen. Aber ehrlich: schön sind sie nicht, auch wenn sie eine Spannweite bis zu 3 Metern erreichen können.
Wir haben inzwischen beschlossen, einen Sonntagsnachmittagsspaziergang am Grand Canyon (North Rim) zu machen. Wir sind der Meinung, dass man sich diese Option nicht so einfach entgehen lassen sollte - erst recht nicht bei dem Wetterchen. Mit dem Grand Canyon ist es auch so eine Sache: der ist nun mal rd. 450 km lang (von West nach Ost), zwischen 6 und 30 km breit und mit dem Auto geht es nur „links“ oder „rechts“ vorbei. Solche Größenverhältnisse machen es nun mal absolut notwendig, sich mit den Routen zu beschäftigen und gut zu planen. Rd. 5 Mio. Menschen besuchen dieses großartige Naturwunder jährlich. Die meisten sind am Südrand, dem „South-Rim“ anzutreffen und zwar in der östlichen Ecke, die uns heute morgen noch so nahe war. 2. beliebter Anlaufpunkt, aber längst nicht so überlaufen und mit viel weniger Trails, Aussichtspunkten und Infrastruktur ist der Nord(-Ost)-Rand, das North-Rim. Da waren wir heute. Der Nordrand der rd. 1.800m tiefen Schlucht gigantischen Ausmaßes liegt auf 2.400m und damit etwa 300 Meter höher als der Südrand. Zu Fuß kann man in den Canyon hinuntersteigen - das ist aber nur mit besonderer Erlaubnis (Permit) und auf keinen Fall innerhalb eines Tages runter und rauf erlaubt. Viel zu anstrengend. Der Colorado hat sich hineingefräst im Laufe der Millionen Jahre und vor 2 Jahren haben wir am South-Rim den „Walk of Time“ am Canyonrand abgelaufen. Die Erdgeschichte lässt sich hier geologisch ablesen. 1,8 Milliarden Jahre alt ist das Gestein am Canyonboden! Und aus jeder Epoche hat man Steine oben hingelegt - zum Anfassen!
Für einen Sonntagsnachmittagsspaziergang ist das North-Rim genau richtig. Auch hier könnte man sicher eine ganze Woche und mehr wandern. Es liegt für uns auf dem Weg. Wir müssen ja nur die läppischen 70 km Abstecher über die UT-#67 machen. Nach schon 50 km wunderschöner Fahrt über das bewaldete Kaibab-Plateau kommen die Eingangshäuschen in Sicht und 20 km weiter wartet das Visitor-Center, die Grand Canyon Lodge mit Blockhütten direkt am Canyonrand etc. auf uns. Wir kaufen noch ein paar Souvenirs für die Lieben daheim, dann gegen wir zunächst zum „Bright-Angel-Point“. Von hier hat man einen tollen Blick über die Schlucht bis zum South-Rim. Außerdem kann man hier tolle Fotos schießen, denn Geländer gibt es hier - wie überall - kaum. Wie will man auch diesen Abgrund einzäunen. So gelingen nette Schnappschüsse mit Canyon. Schaut einfach mal hier ...
Dann machen wir uns auf den „Transept-Trail“ immer am Canyonrand entlang und wechseln später auf den Bridle-Trail, damit wir wieder zum Auto kommen. Wir treffen nur wenige Leute - das wäre am South-Rim mit Sicherheit ganz anders gewesen. 3 Stunden sind wir unterwegs und gut 6,5 km sind wir bergauf und -ab gewandert. Entweder in der Sonne am Canyonrand oder im Schatten durch die herrlich herbstlich leuchtenden Wälder. Schön! Neben dem Condor heute morgen haben wir auch wieder viele Großohrhirsche gesehen und natürlich die Streifenhörnchen, die überall herumhüpfen.
Die Fahrt nach Kanab ist dann mit 1,5 Stunden ein Klacks. Man muss das immer berücksichtigen: Autofahren hier hat nichts mit dem Stress in Deutschland zu tun. Heute war es so: Ab Motel in Tuba City bis zum Grand Canyon: 1x rechts, 2x links abbiegen - angekommen. Grand Canyon - Kanab: 1x links abbiegen - fertig. Dazwischen Tempomat rein und nur anhalten, wenn man aussteigen oder Fotos machen möchte. Super schön - finde ich!
Unser Zimmer hier ist riesig mit 2 Räumen. Gefreut haben wir uns schon auf das „Houston’s“, in dem wir eben (und auch letztes Jahr) essen waren. Wir konnten sogar zu Fuß dorthin laufen. Das ist ein sehr zu empfehlendes uriges amerikanisches BBQ-Restaurant mit amerikanischen Spezialitäten. Ich wollte extra nochmal wegen der Baby-Back-Rips dorthin. Dazu Salat und „Cowboy-Beans“ - ein Gedicht! Gabi hat Lust auf einen Burger. Dass die junge Chefin zu ihrem blonden Pferdeschwanz lässig ihren Revolver im Holster trägt, war auch schon letztes Jahr so. Schön, hier im wilden Westen auch schon ein Stammlokal zu haben.
Während des Essens hat sich die Homepage klaglos auf den Stand von gestern hochgeladen. Nun folgen noch die heutigen Zutaten - das Tagwerk ist getan. Schön war der Sonntag! Morgen liegt eine kurze Fahrstrecke an - dafür haben wir dann viel Zeit im Zion NP. Wir wollen wieder etwas laufen. Bis bald!!
Tagesetappe: 373 km
Übernachtung: Aikens Lodge, Kanab, UT
Indianerland

Foto: Jürgen am Muley Point Overlook, Gravel Road an der UT-#211, UT
Gut geschlafen haben wir in der kleinen, süßen Cabin. Gabi ist zuerst wach und schnappt sich den Fotoapparat. Hinter unserer Cabin grasen tatsächlich wieder die Großohrhirsche. Gefroren hat es - wussten wir es doch: kalt ist es hier oben! Die Sonne ist aber schon da und wärmt den, der sich mit Schlafanzug und Fleecejacke zum Waschraum begibt. Neue Erfahrung: Zähneputzen mit der Fleecejacke. Unter die Dusche nehme ich sie dann aber doch nicht mit. Alles Gut! Erfrischt und fertig angezogen trete ich den Rückweg zur Cabin an. Dort ist von Gabi noch keine Spur, aber Bill hat das Frühstück schon hingestellt.
Ich packe ein bisschen zusammen und später decken wir den Tisch draußen vor der Cabin. Trotz der Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt können wir hier in der Sonne sitzen und uns Kaffee, O-Saft, Toast sowie Omelettes mit Käse und Schinken schmecken lassen. Sehr, sehr gut! Dann packen wir zusammen und fahren rüber zu Bill, um uns zu verabschieden. Dabei quatschen wir noch eine geschlagene halbe Stunde mit Bill, der uns sogar sein BBQ-Spare-Rips Geheimrezept verrät.
Nun aber los - in Blanding tanken wir wieder etwas auf und besorgen uns zwei mittlere Cappuccino to go. Ich habe das gerade mal umgerechnet: 20 oz sind 591,47 ml! Zum Preis von 1,59$ kann man damit einen ganze Strecke Autofahrt überbrücken. Es geht die #191 in südliche Richtung, nach nur einigen Meilen biegen wir aber schon auf die wunderschön zu fahrende #95 in westliche und wieder einige Zeit später auf die ebenso sehenswerte #261 in südliche Richtung ab. Diese Straße führt schnurstracks zum Moki Dugway, einer unbefestigten Piste, die sich aus luftiger Höhe hinab ins Valley of the Gods windet. Unmittelbar bevor die Serpentinen beginnen biegt rechts aber noch eine weitere dirt-road zum Muley Point Overlook ab. Von hier hat man spektakuläre Tiefblicke auf die Mäander des San Juan River, der sich hier durch die Jahrmillionen der Erdgeschichte gefräst hat. In großen Schleifen windet sich der Fluss dahin - der Fernblick zeigt schon das Monument Valley am Horizont. Tipp: nachdem man den Canyonrand erreicht hat und die ersten Ausblicke genommen hat, muss man unbedingt rechts weiterfahren, denn der vermeintliche Viewpoint ist erst der Vorbote. Der eigentliche Overlook befindet sich ein ganzes Stück weiter „rechts“ - beide anzufahren lohnt unbedingt.
Den Moki Dugway haben wir ganz für uns. Lediglich ein tschechisches Paar treffen wir an einer der Kehren. Ihnen können wir noch einige Hinweise zu den Trails im Arches NP geben, wohin die beiden morgen wollen.
Über den Hwy. #163 ist dann auch bald das Monument Valley erreicht. Dieses ist zwar ein National Monument - unserer Jahrespass gilt hier aber ausnahmsweise nicht, was uns bekannt war. Das Gebiet steht unter dem Regime der Navajo-Indianer und ich habe mich zu deren Auffassung von „Revanche am weißen Mann“ schon 2011 geäußert. In allen Parks zahlt man 5-7$ fürs Auto bis zu 8 Personen. Hier beträgt der Eintritt 5$ pro Person. Die Preise im Souvenirshop und die „Angebote“ für geführte Jeeptouren ins Tal hinunter sollte man lieber erst gar nicht zur Kenntnis nehmen.
Wir haben einen Jeep und wollen uns heute mal an der 17 Meilen langen „Scenic Road“ versuchen. Das Fahrzeug ist hierfür ohne Zweifel geeignet und bewältigt bekommen wir die Strecke auch. Ich muss allerdings sagen, dass es schon erwähnenswert ist, in welchem saumäßigen Zustand die Piste ist. Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass dies Masche ist, um möglichst viele Leute abzuschrecken, selbst hier hinein zu fahren. Statt dessen sollte man denn wohl eher einige 100$ für die von den Indianern organisierte Jeeptour ausgeben? Bill erzählte uns von französischen Gästen, die mit ihrem Wagen vor einigen Tagen dort festsaßen. Es gab zunächst keinerlei Bereitschaft, den beiden zu helfen. Schließlich bot man an, sie für 200$ herauszuziehen - eine Vorgehensweise, die auch Bill die Zornesröte ins Gesicht trieb.
Wir rumpeln also langsam ins Tal und nähern uns den aus vielen Filmen und Marlboro-Werbungen bekannten roten Felsen. Nach gut 30 Minuten gucken wir uns aber an und fragen uns laut, was wir hier eigentlich machen. Unzählige Fahrzeuge quälen sich hier entlang und immer wieder heizen die Indianerjeeps mit ihren eingestaubten Insassen (hier machen die Atemschutzmasken der Japaner endlich mal Sinn) vorbei. Wenn wir ehrlich sind: ok, hier sind Filme gedreht worden und das Tal hat weltweit einen berühmten Namen. Gesehen haben wir in den letzten Wochen aber so viele Redrocks, die viel schöner sind als die hiesigen. Allein die Fahrt heute morgen den Moki Dugway hinunter war so spannend und aussichtsreich …
So beschließen wir, dem Monument Valley und dem ganzen Treiben hier eine Absage zu erteilen. Wir wenden und zwingen unseren Jeep unter Stöhnen und Ächzen aus dem Tal heraus. Nee, das ist nicht unser Ding. Tschüss - wir fahren weiter.
Schnell sind wir in Kayenta und dort biegt der Hwy. #160 nach Tuba City ab. Der ist offensichtlich so entstanden: Straßenbauingenieure bekamen einst den Auftrag, Kayenta und Tuba City in Arizona mit einem Highway zu verbinden. Sie nahmen sich eine Landkarte, Lineal und Bleistift, zogen eine 111 km lange, schnurgerade Linie zwischen den beiden Orten, schüttelten sich die Hände, kauften sich jeder ein Sixpack Budweiser und feierten den Erfolg. Einer hatte noch schnell „Straße einfach dem Geländeprofil anpassen“ an den Rand gekritzelt. Am folgenden Tage fanden 2 Mitarbeiter der Kreativabteilung den Plan. Sie fanden ihn etwas schlicht und zeichneten einige ganz wenige Schnörkel an die Linie. Dass die Straße Tuba City danach nur noch streifte, störte sie nicht. Auch sie belohnten sich mit einem kühlen Blonden - oder zwei. Wie auch immer: so wurde die Straße gebaut und ich schwöre, dass auf den gesamten 111 km kaum gelenkt werden muss. Nach Tuba City muss man aber nun wirklich abbiegen - die #160 bildet ausnahmsweise nicht die Mainstreet …
Das Quality Inn Navajo Nation ist sehr nobel. Eben haben wir sehr gut mexikanisch gegessen im benachbarten Hogan-Restaurant. Das war sogar preislich angenehm! Die Indianer können also auch anders. Wir haben beim Essen diskutiert, ob wir morgen zum Grand Canyon fahren wollen (was nochmal eine ziemliche Mehrstrecke bedeutet) oder ob wir lieber Page und Kanab unsicher machen wollen. Im Internet haben wir gerade gesehen, dass die Straße von hier nach Page vor einigen Monaten weggebrochen ist (Felsrutsch) und derzeit gesperrt ist. Der Umweg wäre beträchtlich. Daher werden wir wohl zum Grand Canyon NP fahren und von dort direkt nach Kanab. Mal sehen, was der Tag morgen bringt. Liebe Grüße aus einem sehr feudalen Zimmer. Das hat unbestreitbar auch was für sich. Das Erlebnis bei Bill werden wir aber sicher nie vergessen.
Tagesetappe: 360 km
Übernachtung: Quality Inn Navajo Nation, Tuba City, AZ