Dirt Road to Ghosttown Bodie ...
19.09.13 05:00 Abgelegt in: California | Nevada

Foto: Ghosttown Bodie SHP, Bodie, CA
Heute Abend muss ich mich dringend kürzer fassen, also los:
Die letzte Nacht war sehr, sehr gut und wir schlafen bis deutlich nach 7 Uhr. Vielleicht liegt es an der frischen Luft? Oder an der Höhe? Wir wunderten uns ja, wie frisch es gestern Abend wurde. Eine kleine Erkundigung zur Höhenlage an der Rezeption bringt die Erleuchtung: der Lake Tahoe liegt auf über 2.000 Metern! Hier ist alles auch auf Wintersport ausgerichtet - der Name „Squaw Valley“ ist auch heute noch mit den olympischen Winterspielen 1960 verknüpft. Das Frühstück ist ok, wir genehmigen uns frisch aufgetoastete Bagels mit Butter und Marmelade, frisch gepressten O-Saft und natürlich Kaffee. Es ist 08:50 Uhr, als wir losfahren. Hier waren wir bestimmt nicht zum letzten Mal!
Das Motel lag so nah an der Staatengrenze zu Nevada, dass wir heute überlegen, ob wir gestern Abend vielleicht in Nevada zu Abend gegessen haben. Auf der Straße #207 geht es hinauf in die Berge und nach wenigen 100 Metern haben wir Kalifornien hinter uns gelassen - allerdings nur für ein paar Meilen, dann sind wir wieder zurück im Land des Goldrausches. Es geht ganz schön bergauf und dann auf der anderen Seite wieder hinunter auf den Hwy. #395, der uns heute bis Lee Vining am Mono Lake begleitet.
In der Ebene kommen wir an vielen Ranchen vorbei und überall grasen Kühe. Unterwegs fangen wir einen sehr guten Coffee to go im verschlafenen Nest „Walker“. Später biegen wir dann auf die Straße #270 Richtung Osten ab - es sind noch 8 Meilen bis Bodie, unserem ersten Ziel für heute. Die letzten 3 Meilen ist die Straße nicht mehr geteert und sie ist dort in einem wirklich hundsmiserablen Zustand. Wir müssen wirklich höllisch aufpassen, den tiefen Löchern auszuweichen und über Stock und vor allem Stein werden wir kräftig durchgeschüttelt.
Bodie ist klasse und hier verbringen wir fast 1,5 Stunden damit, uns die alte Geisterstadt anzuschauen und Fotos zu machen. Es handelt sich hier um einen State Historic Park im Grenzgebiet zu Nevada. Die einstige Boomtown entstand aus einem Goldrausch um 1870, verlor aber seine Bevölkerung von über 10.000 nach und nach ganz und wurde in den 1930er Jahren ganz verlassen. Allein hier wurde Gold im Wert von 100 Millionen Dollar geschürft (allein von 1877-1888 insgesamt 35 Millionen!). Dank geringer Luftfeuchtigkeit blieben viele Gebäude und Gerätschaften relativ gut erhalten. Seit 1962 wird Bodie nun im vorgefundenen Zustand konserviert und ist so eine Art Mittelding zwischen echter Geisterstadt und einem „Living Museum“. Uns gefällt es echt gut. Auffällig ist nur, dass wir ganz schön schnaufen beim herumgeistern - aber wir wissen diesmal auch, warum: Rund 2.700 Meter hoch sind wir hier in den Bergen, dünne Luft …
Zurück geht es über die holprige Straße und schon bald liegt der Mono Lake unter uns. Wieder ein toller Anblick! Der Mono Lake im gleichnamigen Basin ist mit 150 qkm der weltgrößte Kratersee. Umstritten ist die exzessive Entnahme von Wasser für die Metropole Los Angeles, die den Wasserspiegel von 1941 bis 1982 um 15 Meter gesenkt hat. Heute liegt der Wasserspiegel wieder 3 Meter über dem historischen Tiefststand von 1982 - ein Erfolg des Mono Lake Committee. Bekannt ist der See für seine „Skulpturen“ aus Tuffstein, die in einigen Uferregionen sehr ausgeprägt sind. Gleich bei Ankunft am See erkunden wir den County Park auf einem Boardwalk bis ans Wasser.
Ein Besuch beim Visitor Center in Lee Vining verschafft uns bereits Informationen für den morgigen Tag in Mammoth Lakes (die nächsten Seen rufen!). Außerdem sind alle Informationen rund um den See hier sehr gut aufbereitet - interessant!
Wir erreichen die Lake View Lodge und beziehen unser riesiges Zimmer im Obergeschoss. Das Motel ist super schön gelegen und hat einen sehr netten Garten. Hier können wir auch draussen sitzen. Schnell machen wir aber noch einen kleinen Ausflug zur sog. „South Tufa Area“. Hier kann man ganz nah ran an die Kalksteingebilde - die Fotoauswahl sagt m.E. alles (gilt auch für Bodie!).
Wieder am Motel unterhalten wir uns noch mit einem älteren amerikanischen Paar, lernen das neue Wort „dicy“ (heißt in etwa >mulmig<) und tauschen uns über unsere bisherigen Erlebnisse aus. Dann setzen wir uns vor die Zimmertür, öffnen eine Dose Bier und beginnen mit den Arbeiten an Fotos und Tagebucheinträgen. Gegen 19 Uhr schwingen wir uns ins benachbarte BBQ-Restaurant, verputzen 2 super leckere Burger mit Salat, Riesenpommes und allem, was dazugehört (der Grillmeister packt hier sicherheitshalber je 250 g bestes Rinderhackfleisch in seine Burger) und kugeln dann zurück zum Zimmer.
Frühstück wird es morgen hier nicht geben. In der Rezeption gibt es einen Zettel, der alle Gäste verbindlich verpflichtet, sämtliche (!!) Lebensmittel aus den Autos zu nehmen und im Zimmer zu verstauen. Hier sind aktuell 2 Bären unterwegs, die nicht davon zurückschrecken, Autos für Leckerbissen zu knacken. Was das mit unserem Frühstück zu tun hat? Nun: den Frühstücksraum der Lake View Lodge haben die beiden Bären aufgebrochen und komplett zerlegt. Der ist übrigens schräg gegenüber unseres Zimmers. Ob wir nach den beiden Bären vom Lake Tahoe nochmal welche zu sehen bekommen? Wer weiß! Gute Nacht!!
Tagesetappe: 251 km
Übernachtung: Lake View Lodge, Lee Vining, CA